Weiß-gelbes Potpourri

Hallo allerseits!

Angeregt durch eine Besprechung von octopussy, in der er zwei Albarinos vorstellt, und diese ihn in der Stilistik an Aligote erinnern, eröffne ich hier einen Thread über weißen oder gelben Wein. Dabei soll es sich um nicht so bekannte Rebsorten oder Gegenden, sowie seltene Arten der Herstellung handeln. Falls es gewünscht wird, kann ich in der jeweiligen Region einen Hinweis geben.
Selbstverständlich würde ich mich freuen, wenn auch andere ihre Verkostungsnotizen hier einstellen.

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Menu Pineau / Noëlla Moratin 2008, Loire, Loir-et-Cher
ökologisch, spontan vergoren, geringer Schwefel

Es gibt Menschen, denen schickt der Weingott einen Blitz und die haben dann den unbedingten Willen zum Wein Noëlle Moratin ist so eine Person.
Nach dem sie Jahre bei Les Bois Lucas (Touraine) gearbeitet hatte, war sie auf der Suche nach geeigneten Gelände. Man bot ihr zur Pacht Rebland vom Weingut Clos Roche Blanche, das sich verkleinern wollte. Noch bevor sie die eigene Ernte im folgenden Jahr einfahren konnte, kaufte sie Trauben, um endlich den ersten eigenen Wein zu machen. Wenn man Fotos von ihr sieht, kann man das verstehen.
Die weiße Rebsorte Menu Pineau ( Arbois / Petit Pineau) wird vorwiegend an der Loire angebaut.
Es gibt weiße Weine, die sollte man an einem Abend trinken, zum Essen oder nicht. Es gibt weiße Weine, mit denen sollte man ein kleine Zeitreise über ein paar Tage machen, nicht zum Essen oder doch.
Dieser Wein gehört zu den letzteren.
Im Glas strohgelb mit dem Duft von Pfirsich und Apfel, Sommer und Sonnenblume. Im Geschmack dann gelbfleischiger Apfel, Pfirsich, Kürbis, Fülle, sehr klar, perlt leicht auf der Zunge, entwickelt eine angenehme Säure zum Essen, zum Abschluss Grapefruit.
Am zweiten Tag schwächelt der Wein, zeigt nur Säure mit etwas Stachelbeere, kein Geruch.
Am dritten Tag dreht er überraschend wieder auf: Wie am ersten Tag, aber dann Stachelbeere, Gras, frisches Heu, Fülle...
Ein spannender Wein, den auch gern noch einen weiteren Tag gehabt hätte, aber nun war die Flasche leer. Es wird eine Wiederholung geben.

Gruß

Alas

Hárslevelü 2007 trocken, Tokaji, Ungarn, LILKI Ltd
Rebsorte Hárslevelü → Lindenblättriger, 2 Jahre im Holzfass gereift.

Der Wein zeigt sich im Glas goldgelb.
Im Geruch erkenne ich Apfel, Gras, sehr reife helle Stachelbeere, später gelbe Schwertlilie
Beim Geschmack ergibt sich Apfel mit Maiglöckchen und ein heller Holzton, wie von Stengeln. Später Rhabarber, Stachelbeere, grüne Nüsse.
Kein Spitzenwein, aber ein guter Begleiter zum Essen. Ohne die lange Fassreife ergäbe sich vermutlich etwas mehr Pepp. Mit Sicherheit eine interessante Rebsorte. Der Hersteller scheint nicht mehr zu existieren.

Die dritte Themenwoche sucht Gestaltung. Wer möchte? Bitte PN an mich.

Hallo Alas,

der Erzeugername sagt mir auch rein gar nichts. Was Hárslevelü betrifft würde ich auch sagen, dass da sehr viel Spannendes und Interessantes noch auf uns warten könnte. Mir hat meine letzte Erfahrung
viewtopic.php?f=88&t=107&start=10
sehr viel unerwartete Freude bereitet.

Reinsortig und in trockener Form wird er immer beliebter wie mir scheint. Wenn es auch immer noch nicht die große Verbreitung gibt.

Das ist bestimmt was mit Zukunft.

Gruss

Chris

Hallo allerseits!

Da in Israel dummerweise keine autochthone Rebsorten angebaut werden, blieb mir nichts anderes übrig als beim 'Feind' zu kaufen. Dort wird behauptet, daß die weiße Rebsorte Dabouki in Palastine autochthon sei. In Ernesto Pauli's Weinlexikon steht jedoch etwas anderes:
'Die weisse Rebsorte stammt aus Frankreich und wird vorwiegend als Tafeltraube verwendet. Nebst Europa wird sie auch in Argentinien, Australien, Israel, Indien und vielen andern Ländern angebaut. '



Chris hatte den Wein auch schon verkostet, kam jedoch zu einem anderem Ergebnis.

http://www.wine-zeit.blogspot.co.il/201 ... bouky.html

Auch hat die hiesige Flasche ein anderes Etikett:

Eine veraltete Webseite gibt es hier: http://www.cremisan.org/
Für rund 11,- € kann man den Wein in Deutschland kaufen:
http://www.israelwein.de/israelwein_cremisan.html

Mit bestem Gruß

Alas

Hallo Alas,

schön, dass du den vermeintlichen Auto Dabouki auch probieren konntest.

In der Nase kann ich mich schon ein wenig wiederfinden. Da fand ich den Wein doch ganz nett. Beim Geschmack leider nicht. Bei mir war der doch ein wenig müde, vielleicht etwas bitterlich und ausgezehrt. Es könnte durchaus auch ein Korkproblem bei mir gewesen sein. Wenn ich mich richtig erinnere war es einer dieser wundervollen Presskorken. Mein "Favorit" gleich nach dem Plastestopfen

Warst du vorort im Kloster, falls ja - wie war das denn dort, oder hast du ihn auf dem erwähnten Markt gefunden?

Beste Grüße nach Israel

Chris

Grüß dich Chris!

So einen Presskorken hat die Flasche hier auch.
Kann es sein, daß der Wein in einer Verschlussphase bei dir war? Ich kenne mich damit nicht aus. Erst am dritten Tag schien er noch mehr Frische zu gewinnen und zeigte das Aroma von Grapefruit.
Ich werde das im Auge behalten.
Den Wein habe ich bei einem Chinesen am Carmel-Markt gefunden. Der hat manchmal etwas von Cremisan.
Im Kloster waren wir noch nicht, da wir herausgefunden haben, daß es absolut in der Walachei liegt und schon um 17.00 Uhr schließt. Das passt mit den drei Zügen, die am Tag nach Bet Shemesh fahren, nicht zusammen. So werden Frau O. und ich mal frei machen müssen und das Taxi nehmen. Mehr als eine Ladung Wein hierher zu schicken kostet das auch nicht. Außerdem ist es dort für hiesige Bedingungen sehr billig, wie du selbst sehen kannst:

http://www.geolocation.ws/v/P/21397444/ ... -israel/en

( 5 Shekel = 1 € )
Wenn du runter scrollst kannst noch ein Bild mit der Bedienung anklicken.

Mit liebem Gruß

Alas

Hallo Alas,

keine Ahnung ob er in ner Verschlussphase war. Ich hab ihm leider keine 3 Tage gegeben. Am zweiten Tag hat der Rest seine letzte lang Reise Richtung Nordsee angetreten .

Bin mal gespannt auf dein Bericht, falls du das Weingut irgendwann mal besuchen kannst

Grüße "Hinter das Meer"

Chris

Hallo allerseits!

Mein erster Weißwein aus dem Trentino:



Derzeit dekantiere ich Weißweine nicht, auch wenn ich meine, man sollte es, einfach aus Neugier. Diesem Wein sollte man etwas Luft geben.
Da mir klar war hier einen zarten Wein zu haben, gab es milde Frittatas dazu: Eine wunderbare gegenseitige Ergänzung!!

So long

Alas

Hallo allerseits!

Ein anderer Aspekt bei der Eröffnung dieses Threads war der Gedanke zusammen gefasst ein Rebsorte angebaut in verschiedenen Gegenden, nach verschiedenen Methoden, sowie Ausbau und Alter in einer Reihe zu haben. Ich habe mich für Chardonnay entschieden, wegen der großen Verbreitung. Hier nun der erste Teil.

Als erstes ein Wein von meinem derzeitigen Wohnort. Das erwies sich mal wieder als Schuss in den Ofen.



Sodann ein Wein vom Brunnenhof an der südlichen Mosel. Von dem Weingut probiere ich das ganze Sortiment und natürlich gibt es auch einen Chardonnay, der sich als eine sehr erfreuliche Begegnung entpuppte.



Nun etwas zum Aspekt der Ausbaumethoden. Immer wieder liest man, daß Schwefel nicht nur zur Konservierung zugesetzt wird, sondern in weit höherem Maße, als es dafür notwendig wäre, um den Geschmack in Richtung Fruchtaromen zu verändern.
Gesundheitlich habe ich bei Schwefel keine Bedenken, da die Dosen insgesamt sehr niedrig sind. Auch ästhetisch habe rührt sich bei mir nichts im Gegensatz zu Hausenblase (von der Fischblase ) oder Aktivkohle aus verbrannten Tierkadavern.
Es hat sich jedoch ein anderer Gedankengang entwickelt: Schwefel wird wird zur geschmacklichen Konditionierung umfassend eingesetzt und getrunken. Daraufhin wird der Konsument konditioniert auf diesen Geschmack, schmeckt also immer das veränderte Produkt. Bekommt er dann einen Chardonnay ohne diese Veränderung, erkennt er den Wein, so wie er eigentlich aus der Rebsorte kommt, nicht mehr und findet ihn schlecht, o.ä..

( Verkostungsnozizen von zwei Weinen ohne /wenig Zugabe von Schwefel habe ich hier schon eingestellt, von Noëlla Moratin (siehe oben) und hier:
viewtopic.php?f=23&t=555&p=40528#p40528 )


Wie schmeckt also Chardonnay ohne oder mit sehr wenig Schwefel?

In diesem Teil nun ein Chardonnay vom Weingut Pierre Overnoy ganz ohne Zugabe von Schwefel, einem Altmeister im natürlichen Weinbau aus dem Jura. Er hat sich inzwischen zur Ruhe gesetzt und den Betrieb an Emmanuel Houillon abgegeben, der den Weinbau in seinem Sinne weiter betreibt. Die Weine von dem Weingut sind sehr langlebig.



Octopussy hatte den Wein vor rund 1 1/2 Jahren schon einmal verkostet: http://www.verkostungsnotizen.net/vkn_d ... p?ID=32772


Ebenfalls auf lange Zeit sind die Weine von Tauss aus der Steiermark angelegt. Mir gefällt der Winzer sehr, da er sehr genau ist und bis ins Detail auf Qualität achtet, z.B. beim Korken:

Also ein biodynamischer Chardonnay vom Opok, dem nur 20 mg/l Schwefel gegeben wurden:



Soweit für heute zum Chardonnay.

Immer einen guten...

Alas

Hallo Alas,

wie der Zufall es so will, hatte ich vor 4 Tagen auch einen Chardonnay aus Israel der glücklicherweise nicht so fies war. Preislichwar er wohl in der gleichen Kategorie angesiedelt. Ich fand ihn absolut okay, wenn auch ein wenig zu alkoholisch (nicht penetrant!) und zu breit im Stil. Vielleicht ein wenig zu sehr an vermeintlichen kalifornischen Chardonnay angelehnt. Die 92 Punkte bei Rogov find ich ein wenig übertrieben. Wenn ich es auch nicht so mit Punkten hab würde ich zu leicht unter 90 tendieren. Es war ein Chardonnay vom Wein Establishment :

Golan Heights Winery Yarden Chardonnay 2009, Galiläa

http://wine-zeit.blogspot.de/2012/07/ca ... ights.html

(Sorry, heute leider nicht genügend Zeit für ne Extra Post im Israel Thread)

Beste Grüsse

Chris