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Re: Slowenien

BeitragVerfasst: Di 20. Nov 2012, 21:25
von Weinzelmännchen
Im Auguust vorigen Jahres habe ich über einen Besuch am Weingut von Branko Cotar, der mit seinem Sohn Vasja das Weingut führt, berichtet. Das Weingut befindet sich nahe der Grenze zum friulaner Karst und wird biodynamisch bewirtschaftet. Jetzt hatte ich einen Vitovska im Glas, eine autochthone weiße Rebsorte aus dem Kast. Cotar läßt seine Weine lange auf der Maische, schönt unf filtriert nicht; neu-deutsch wird so etwas dann als Orange Wine bezeichnet.

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Den Wein hatte ich über einige Tage "beobachtet". Das anfänglich noch etwas hervorstechende Holz hat sich nobel zurück genommen; am Ende verblieb ein vielschichtiger, absolut verwobener Eindruck eines handwerklich gemachten lokalen Weines, der rein überhaupt nichts mit Frucht am Hut hat. Eine wunderbare Abwechslung im Einheitsbrei moderner Weinproduktion. Für mich (hervorragende) 93P :geek: .

P.S.:
Ja, der Wein ist nicht brilliant; ja, er ist sogar trüb. Kein Herstellungsfehler, sondern vom Winzer so gewollt. Soll das beim klassischen Bewertungsschema mit einem Punkteabzug geahndet werden? Ich bin klar dagegen!

P.P.S.:
Der Wein gehört nicht so kühl getrunken wie "normaler" Weißwein. 14 Grad sind perfekt.

Re: Slowenien

BeitragVerfasst: Mo 28. Jan 2013, 13:41
von Weinzelmännchen
Ich hatte am Wochenende einen angenehmen slowenischen Merlot mit einem 10%-igen Anteil Refosk (Refosco dal penducolo rosso), der dem Wein durch seine höhere Säure etwas mehr Frische verleiht. Obwohl ich mir einbilde, dass nach EU-Recht ein 10%-iger Fremdweinanteil nicht zu deklarieren ist, ist dieser Wein als Cuvee bezeichnet worden.

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Der Wein stammt aus dem Weinbaugebiet Vipavska dolina (Wippach Tal) in Westslowenien und zwar aus Sankt Veit (Podnanos) genauer gesagt aus dem Ortteil Podraga. Der (Red) Burja war mir 88P wert, für mehr hat es ihm etwas an Individualität gefehlt.

Re: Slowenien

BeitragVerfasst: Mi 3. Apr 2013, 19:56
von la bottiglia
hallo. cotar ist grossartig, ich hatte die vitovska 2007 vor kurzem in einer orange/bio-wein-verkostung. ein traum.
hier habe ich ein paar bilder:
http://www.facebook.com/media/set/?set= ... 872&type=1

schöne grüsse

mike / la bottiglia

Re: Slowenien

BeitragVerfasst: Mi 3. Apr 2013, 22:12
von Weinzelmännchen
la bottiglia hat geschrieben:hallo. cotar ist grossartig, ich hatte die vitovska 2007 vor kurzem in einer orange/bio-wein-verkostung. ein traum.
hier habe ich ein paar bilder:
http://www.facebook.com/media/set/?set= ... 872&type=1

schöne grüsse

mike / la bottiglia


Chapeau! Echt super Bilder, die die Weine perfekt in den Vordergrund rücken.

Re: Slowenien

BeitragVerfasst: Do 4. Apr 2013, 17:27
von la bottiglia
danke! ich werde auf dieser seite regelmäßig meine erfahrungen posten und der karst, aber auch andere interessante vertreter natürlicher weine (wie zum beispiel eugenio rosi mit seinem anisos oder dem roten poiema, aber auch österreicher wie sepp muster mit dem orangewein "erde") werden stammgäste sein. salute! mike

Re: Slowenien

BeitragVerfasst: Do 4. Apr 2013, 18:35
von Alas
Hey Mike!

Das finde ich ganz prima. Ich trinke auch manchmal 'solche Sachen'. :D

Gruß

Alas

Re: Slowenien

BeitragVerfasst: Sa 26. Okt 2013, 15:59
von Oh Dae-Su
Hallo zusammen,

Nach meinem ersten lehrreichen Ausflug in das pinot’ige Kroatien, soll es mich heute in ein nördliches Nachbarland verschlagen: Slowenien! Die bisher besprochenen slowenischen Weine konnten mich größtenteils von ihrer Qualität und frischen Charakteristik mehrheitlich durchweg überzeugen. Heute gibt es weder Riesling, noch Sipon oder gar Sauvignon. Heute soll es mit ExTo etwas lingualistisch exzentrischer werden. ExTo ist die bei Movia hausübliche Abkürzung für den veralteten Begriff: Tokajer. Demnach also Ex Tokajer! Bei besagtem ExTo handelt es sich um einen reinsortigen Wein aus dier Rebsorte Sauvignonnasse oder Friulano oder Sauvignon Vert uvm. - kurz und vollkommen oberflächlich formuliert - je nach Lingua und Örtlichkeit ein anderer Name. Genug dieser erbärmlichen Namensheranführungsversuche! Was gibt es sonst noch über diesen bis jetzt immer noch unbenannten Wein – nun aber (!) ExTo Gredic 2009 von Movia – zu berichten? Zum 1en, der Produzent! Wahrscheinlich eines der berühmtesten und zum Teil berüchtigtsten Weingüter Sloweniens: 22 ha groß, biodynamische Bewirtschaftung seit 1989, grenzübergreifende Weinberge in Brda und dem Collio und stark auf klassische slowenische Rebsorten konzentriert. Zum 2ten, die Rebsorte! Sauvignonnasse wird im Gegensatz zum benachbarten Friaul nur in der Region um Brda angbaut. Diese spätreifende und sehr „farbig“ wirkende Sorte neigt zu kräftigen, reichhaltigen, oft sehr komplexen, und leider auch manchmal zu ziemlich alkoholischen Weinen. Die beiden letzten Merkmale und seine "Farbigkeit" konnte man auch im heutigen Wein nachvollziehen. Durchaus sehr viel Komplexität und nicht wirklich erkläglich viel, aber dennoch etwas zu viel für meinen zarten Gaumen, Alkohol. Mehr dazu, nach dem „Mehr dazu“...


Movia Gredic Exto 2009, Goriška Brda

http://wine-zeit.blogspot.de/2013/10/mo ... -brda.html

Die Farbe des ExTo Gredic 2009 war goldgelb, erstaunlich satt fabig und zeigte eine Menge an Schwebeteilchen. Schon bei den visuellen Eindrücken verrät der Wein, dass Sauvignon Vert, oder wie man ihn auch immer nennen möchte, genetisch mit Sauvignon Blanc oder Sauvignon Gris sehr wenig zu tun hat. Die Nase des ExTo präsentierte sich sehr vielseitig und veränderungsfreudig. Nasale Aromen von Kakteen, Stachelbeeren, einem Hauch von Guacamole, Strohblumen, sehr reifer Zitronenfrucht inkl. Schale und tonnenweise sehr expressive und lebendige dunkle Johannisbeeren. Mit den Stunden wurden die johannisbeerischen Eindrücke immer stärker und ausgefeilter. Strukturell neigte die Nase zur Frische und Gradlinigkeit. Die mikroskopisch klein anmutenden ätherischen Züge, die mir im Gesamtbild nichts ausmachten, möchte ich nicht unerwähnt lassen. Wie die Nase, verstand es auch der Geschmack mit seiner Komplexität, Vielseitigkeit und Wandlungsfähigkeit, ohne es zu übertreiben, anzugeben. Zunächst war eine präsente Cremigkeit am Gaumen zu spüren. Für mich ein wenig überraschend präsent, da der Wein in 3000l Eichenfässern vergoren und ausgebaut wurde. Mag vielleicht etwas mit der Dicke der verwendeten Dauben zu tun haben!?! Oder auch nicht! Wie dem auch sein, neben der mit der Zeit schwächer werdenden Cremigkeit zeigten sich bestechende und teilweise gewöhnungsbedürftige, aber dennoch spannende, Aromen von reifen Zitronen, Kaktussaft, einer leicht freak’ig grünlich wirkenden Würze sowie sehr lebendige und reife dunkle Johannisbeeren. Auch nach Stunden verweilten die genannten Aromen. Einmal mehr, einmal weniger! Nach ca. fünf Stunden gesellten sich weitere Aromen von unreifen Orangenschalen und eine vermeintliche mineralische Feuersteinlastigkeit hinzu. Letzteres mag etwas anzweiflungswürdig sein. Da war ich womöglich schon zu "lustig". Weniger anzweiflungswürdig war die Klarheit des Gredic. Trotz aller Wandlungsfähigkeit wirkten die Aromen stets klar und sauber. Für mich, neben seiner zurückgefahrenen und unprätentiösen Charakteristik ein ganz großes Plus des ExTo Gredic! Die Säure erschien mir im Gesamtbild ein wenig zu magenfreundlich oder vielleicht schüchtern. Die Textur des Gredic war wiederum sehr erstaunlich und im Kontext etwas verwirrend. Am besten mag ein Vergleich mit Tee, eher weißem Tee, passend zu sein. Der Abgang zeigte sich den ganzen Abend hinweg als überdurchschnittlich lang und ganz leicht schmelzig-winziglich-süß und herb zugleich. Leider war hier der leicht erhöhte Alkohol etwas schmeckbar. Für mich der einzige wirklich erwähnenswerte, aber nicht überbetonenswerte, Minuspunkt des ExTo. Aber wie schon am Anfang angeführt handelt es sich dabei um eine nicht so selten vorkommende Tendenz von Sauvignon Vert. Mein Fazit: sehr spannender, wandlungsfähiger, teilweise ungewöhnlicher, erschreckend günstiger und qualitativ sehr guten (++) Weißwein der vermutlich auch noch so einige Jahre im Keller hätte liegenbleiben dürfen. Ich war nur mal wieder zu neugierig …


Besten Gruss

Chris

Re: Slowenien

BeitragVerfasst: Di 28. Jan 2014, 19:35
von blumentopferde
Verus Vinogradi. Ormoz, Stajerska.Slovenija: Sipon 2012, Rebsorte: Furmint, 13% Alc, ca. 8€ Kaufpreis:

Auch der Jahrgang 2012 überzeugt. Schöner, spritziger, trinkiger Wein mit blumiger Nase, jedoch eher neutral am Gaumen. Ich gebe 4 von 5 Sternen.

Re: Slowenien

BeitragVerfasst: Di 11. Mär 2014, 01:45
von blumentopferde
Črni kos, Maribor, Štajerska-Slovenija: Sauvignon Izbor 2010; 15% Alc, ca. 10€

Ein Orange Wine aus Slowenien und gleichzeitig mein erste Begegnung mit Orange Wine. Von der Aufmachung her sehr unspektakulär, keine Tonflasche, er wurde auch ganz normal im Stahltank vergoren, und ein billiger Plastikstöpsel.

Im Glas dann die Überraschung: der Wein ist tatsächlich orange, sehr viskos und er duftet intensiv nach reifen Früchten und Kräutern, man könnte schwören, es handelte sich dabei um eine Trockenbeerenauslese.

Am Gaumen die nächste Überraschung: Der Wein ist trocken, und die 15% Alkohol fallen nicht negativ auf. Auch Geschmacklich erinnert er an Trockenbeerenauslesen, wenn man sich die Süße wegdenkt. Trotz der Schwere gut trinkbar, macht Lust auf mehr, ich gebe 4,5 von 5 Sternen.

Re: Slowenien

BeitragVerfasst: Fr 13. Feb 2015, 22:46
von 82er Steirer
Dober dan!

Ich hatte nun zwei durchaus interessante Weine aus Slowenien im Glas:

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Im Moment präsentiert sich der Ribolla von Edi Simcic deutlich zugänglicher, langfristig dürfte aber der Selekcija von Marjan Simcic noch aufholen bzw vielleicht sogar überholen. Beide Weine sind vom Stil her vergleichbar mit jenen von Sepp Muster oder Ewald Tscheppe aus der Südsteiermark, da die Weine auch auf die gleiche oder fast die gleiche Weise vinifiziert werden. Man sollte sich für beide Weine Zeit nehmen.

lg Hans Peter