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Griechenland

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mixalhs

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Re: Griechenland

BeitragSo 6. Nov 2016, 21:26

Hallo Karsten,

Chatzivaritis ist, soweit ich weiß, derjenige, der das Tannin des Xinomavro am besten bändigen kann, allerdings in einer Cuvée mit 30% Negoska. Dalamaras schafft das in einigen Jahren, z.B. 2011, auch bei reinem Xinomavro sehr gut. Thymiopoulos macht generell Weine, die weniger tanninlastig sind, die mir aber zu wenig Ecken und Kanten haben. Beim Xinomavro "Averoff" 2011 von Katogi & Strofilia habe ich mir auch sanftes Tannin notiert. Dieser Wein spielt in der 10 Euro-Liga und das richtig gut. Vielleicht ist auch nur 2011 ein besonderes Jahr für weiche Tannine. Auch mein erster Himmel-und-Erde-Wein, den ich vor zwei Jahren in Griechenland getrunken habe und bei dem ich "ein wenig zu glatt" notierte, war aus dem Jahrgang 2011.

Und dann gibt es noch einen ganz besonderen Wein von Dalamaras, Vignes Franches. Eine Notiz findest Du hier:

http://www.winecommanders.com/reviews/dalamara-vignes-franches-2009-naoussa

Ob und wo man diesen Wein erwerben kann, habe ich bisher noch nicht herausbekommen.

Herzlichst,

Michael
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mixalhs

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Re: Griechenland

BeitragMo 13. Feb 2017, 08:49

Ein interessanter Beitrag zum griechischen Wein in Deutschland. Im Gegensatz zu den USA ist in Deutschland die griechische Gastronomie dominiert von Restaurants, die mehr auf Quantität (vor allem viel Fleisch für wenig Geld) als auf Qualität setzen, nicht nur beim Essen, sondern auch beim Wein. Das scheint in den USA anders zu sein, wo die Gastronomie auch Botschafterin des guten griechischen Weins ist.

http://www.ilovegreekwine.com/trends-greek-wine-exports-germany-vs-us/
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urbi@orbi

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Re: Griechenland

BeitragMo 13. Feb 2017, 09:39

Sehr gut auf den Punkt gebracht, finde ich. Markus kennt beide Märkte gut und in den USA ist man weniger kritisch gegenüber dem griechischen Wein und auch ob der Qualitätseinschätzungen. Griechischer Wein hat es auch daher leichter. Wobei es von Haus aus schwieriger ist in Deutschland Fuß zu fassen, sind Aufbrüche doch deutlicher zu spüren, als es der kritische Bericht erahnen lässt. Der Ruf der Weine aus Hellas hat unter griechischen Einwanderern gelitten, die – ohne eine abgeschlossene Gastronomie-Ausbildung – Restaurants betrieben. Auch einige Großhändler sind daran Schuld, weil Sie die Gastronomen im Weinbereich mangels Wissens nicht richtig aufklären konnten. Sie haben die Tavernas in Deutschland mit Billigweinen quasi überschwemmt und durch sogenannte „Creditlines“ bis in die heutige Zeit ab- und anhängig gemacht. Damit kann sich ein ungelernter Gastronom kaum weiterentwickeln. Der richtig gute Wein aus Griechenland hatte ein „Stiefmütterchen-Dasein“ und daher kaum Chancen sich zu zeigen. Der griechische Wein gehört in jeden weltoffenen, modernen Weinladen, denn das vielfältige griechische Terroir ist einzigartig, wie man schon von alters her weiß. Der Verbraucher darf Aufklärung und Vielfalt erwarten. Dies ist nicht nur die Pflicht und Aufgabe der Großhändler, sondern auch die der jeweiligen Weinhändler mit internationaler Weinauswahl. In diesem Punkt bedarf es dringend des Umdenkens, da bisher leider viel zu wenig proaktiv gehandelt wird. Kompetente Weinhändler sollten griechische Weine repräsentieren und endlich richtig promoten. Nein, nicht aus Mitleid, sondern weil sie einfach dazu gehören und ohne diese – in einer Auswahl mit den besten Weinnationen – etwas fehlt.
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mixalhs

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Re: Griechenland

BeitragMo 20. Feb 2017, 14:27

Wild und schön:

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mixalhs

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Re: Griechenland

BeitragMo 24. Apr 2017, 11:26

Mal wieder getrunken: Idaia Gi (gesprochen Idhäa Ji) aus kretischen Vilana-Trauben ....

Den 2013er hatte ich vor zwei Jahren in einem Restaurant in Chania, als ich nach einem kretischen Wein mit mehr Mineralik als Frucht fragte: großes WOW-Erlebnis. Der 2014er war oxidativ ausgebaut (Haselnuss, Mirabelle, salzige Mineralität, großartig), der 2015er dagegen mit Blütenaromen, aber auch mit knackiger Säure und sehr mineralisch, wenn auch etwas massenkompatibler als der 2014er. Den hatte ich gestern und heute wieder im Glas, einer der schönsten und eigenständigsten Weine in der 7-8-Euro-Klasse, die ich kenne:

Bild

Gespannt bin ich auf den 2016er, der jetzt - anders als seine Vorgänger - auch in Deutschland erhältlich ist.
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urbi@orbi

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Re: Griechenland

BeitragMo 24. Apr 2017, 13:05

Hallo Michael,
interessante Bewertung. Bei dem Vilana 2016 von Idaia solltest du dem Wein Luft geben. Wir haben festgestellt, dass uns der Wein einen Tag später nach Öffnung besser gefiel.

LG
Ralph
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mixalhs

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Re: Griechenland

BeitragMo 24. Apr 2017, 13:23

Der 2015er war von Anfang an gut und auch am zweiten Tag noch voll da -- anders als manch anderer Wein, der zunächst mit schönster Primärfrucht betört dann mit zunehmendem Luftkontakt deutlich nachlässt.

Ich bin sehr gespannt auf den 2016er und auf andere Weine von Idaia.
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mixalhs

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Re: Griechenland

BeitragDi 2. Mai 2017, 09:37

Weingut Idaia, Kreta:

Vilana 2016, jetzt also der 2016er, der in der Stilistik an den ebenfalls eher reduktiv ausgebauten 2015er erinnert: Zitrus, weiße Blüten, schöne Mineralität und am Anfang ein minimaler Kohlesäureschleier, der aber schnell verschwindet. Ist auf dem Niveau sehr guter deutscher Gutsrieslinge, kostet aber deutlich weniger und ist ganz eigenständig.

Vidiano 2016: Säurearm, etwas mollig und breit wirkend und nicht mein Ding. Wahrscheinlich muss der Wein zwei/drei Jahre liegen, um seine Qualitäten zu zeigen. Ich habe sie jetzt nicht gesehen (auch im Vergleich mit dem, allerdings deutlich teureren, Aspros Lagos 2015 von Douloufakis, dem ich im letzten Jahr 91 Punkte gab).

Ocean Red 2011: Wie kann man einem Wein nur so einen austauschbaren Namen geben, den man auch in Südafrika, Australien und Neuseeland verorten könnte? Besser als der Name ist der Wein, nämlich richtig gut: eine Cuvée aus 70% Mandilaria und 30% Syrah. Mandilaria hat oft krachende Tannine, die solche Weine manchmal genauso unzugänglich machen wie die härtesten Oldstyle-Xinomavra. Hier fügt sich jedoch alles bestens zusammen. Das Tannin ist deutlich, aber dominiert nicht. Außerdem haben wir etwas süße Kirschen, die sich ebenfalls nicht in den Vordergrund drängen, ein wenig Teer und dann noch deutlich schwarze Oliven. Im Laufe mehrerer Stunden treten Teer und Tannin in den Hintergrund, und das Ganze geht eher in Richtung Mandeln und ein wenig Rumtopf (vielleicht wie ein Amarone, aber mit deutlich weniger Alkohol). Mir gefiel der Wein aus der frisch geöffneten Flasche besser, aber das mögen andere anders sehen.
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urbi@orbi

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Re: Griechenland

BeitragDi 2. Mai 2017, 11:33

das mit dem Vidiano kann ich nachvollziehen. Der ist einfach noch zu jung ... der Vergleich aber mit einem im Holz ausgebauten Vidiano ist aber nicht passend. Besser ist der Vergleich mit den Dafnios Weiß zu machen. Dafniso Weiß ist zwar von Anfang an zugänglicher, hält aber auch keine 3 Jahre durch. Ich denke, der Vorteil des Vidianos von Idaia ist, dass dieser sich noch deutlich verbessern wird und wohl das eine oder andere Jahr mehr schafft.
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mixalhs

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Re: Griechenland

BeitragSo 28. Mai 2017, 22:12

Besuch bei Yannis Papergyriou im Mai 2017

Eigentlich wollte ich das Weingut Papargyriou irgendwann später im Jahr besuchen. Geplant war für heute eigentlich Wandern am und um den Parnithia, den Hausberg Athens. Was macht man, wenn das Mietauto reserviert und abgeholt ist, wenn es in Strömen gießt und die Wanderung ins Wasser fällt? Wein trinken.

Nach etwas über 100 km von Athen, kurz hinter Korinth, verlässt man die Autobahn und hat dann noch etwa 10 Minuten zum Haus von Yannis Papargyriou. Yannis spricht perfekt deutsch (als Kind als erste Fremdsprache gelernt,später Studium in Geisenheim). Man könnte interessante Geschichten aus seiner Biographie berichten; wir haben uns angeregt über alle möglichen Themen unterhalten. Aber kommen wir zu den Weinen.

Zunächst gab es einen Rosé 2016, der gut gekühlt ganz angenehm ist, aber nicht mein Ding war. Dieser Wein verkauft sich eigentlich nicht schlecht (obwohl er knochentrocken ist und die Griechen mehrheitlich etwas Restsüße im Rosé erwarten), aber der Winzer hat verschiedene ambitionierte Rotweinprojekte, für die er dringend die Trauben braucht, die bisher in den Rosé geflossen sind. Daher wird es demnächst wohl keinen Rosé mehr geben. Ich glaube, dass das eine gute Entscheidung ist, auch wenn viele griechische Kunden das bedauern werden.

Wunderbare Weißweine, alle schlank und mineralisch, von hoch gelegenen Weingärten mehr als 800m über dem Meer.Zuerst Blanc 2016 Wild Ferment aus einem Drittel Assyrtiko und zwei Dritteln Moschoudi, einer regionalen Muskatellervariation. Deutliche Muskatellernase (weiße Blüten, vor allen Dingen Jasmin), Muskatellernoten auch am Gaumen, dann etwas Zitrus und Gerbstoffe, die am Gaumen haften bleiben. Auch die Säure ist ausgeprägt und schön, beim dritten Schluck vielleicht noch ein wenig spitz. Der Wein ist noch etwas jung, passt momentan gut als Aperitiv, aber auch zum vegetarischen Gerichten und gegrilltem oder gebratenem hellen Fleisch. Eigenständig und spannend. Ebenso spannend ist Unfiltered 2015, knochentrocken, Zitrus, etwas Holz (aber weniger als beim 2014er), auch hier Gerbsäure, auch dieser Wein ist noch sehr jung, wird aber sehr gut zu Fischgerichten und besonders zu Schalentieren gehen. Dann kam Vigneron Grec 2015, ein auf Moschoudi-Trestern vergorener Assyrtiko, für mich einer de spannendsten Weine, die In Griechenland derzeit gemacht werden. Leicht trüb fließt der Wein ins Glas. Auch hier die Muskatelleraromatik in der Nase, allerdings verhaltener als beim ersten Wein. Dann deutliche Gerbsäure, Zitrus, Orangenschale, etwas Aprikose, sehr komplex. Braucht noch mehrere Jahre, um sich zu entwickeln. Dann kam der Chardonnay Ca, c'est correct 2016, schlank mit 12,3% Alkohol, aber intensiver Säure, verhaltene Frucht, aber typisch für die Rebsorte, dann auch eine leichte Vanillenote, aber sonst kein dominantes Holz, auch weniger als bei vielen Burgundern aus Frankreich. Ganz eigene Stilistik, weder Burgund noch Deutschland, und Kalifornien/Australien schon gar nicht. Der Wein kommt aus besonders kühlen Lagen, und das merkt man: ausgeprägte Säure, nichts was in die Breite geht. Yannis Papargyriou arbeitet viel im Weinberg, bei ihm wird nicht im Keller nachgebessert. Das ergibt eigenständige Weine mit viel Charakter, die nicht jedem oder jeder gefallen werden. Zum Schluss gab es noch eine Fassprobe des neuen 2016er Assyrtiko, der noch gärte bzw. nach einer Pause im Winter wieder angefangen hatte zu gären. Für mich schwer zu beurteilen: Der Wein bizzelte leicht und hatte noch etwas Restsüße. Ein Urteil möchte ich mir da nicht anmaßen.

Der Bericht über die Roten folgt morgen ....
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