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Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

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Neuppy

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Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

BeitragDo 10. Mai 2012, 12:57

Hallo,
wollte mal einen entsprechenden Thread eröffnen.
Nun, mittlerweile macht der Chardonnay in Deutschland mehr als 1 Prozent der Rebfläche aus. Zugelassen ist er seit 1991, wenngleich es viele ältere Bestände gibt, die fälschlicher Weise jahrelang für Weissburgunder gehalten wurden.
Richtig Tradition hatte der Chardonnay also nie in Deutschland. Und doch wächst sein Anteil langsam aber stetig an.
Die für mich wahrnehmbaren Unterschiede sind enorm. Ausbau und Anbau variieren, Standorte müssen gesucht und gefeunden werden.
Aber wie schlägt er sich denn nun im Vergleich mit anderen in Deutschland angebauten Rebsorten? Wie schlägt er sich mit der internationalen Konkurrenz? Wird er vor dem drohenden Klimawandel mal mehr als nur eine Nischenrebsorte?

Was meint Ihr?

Grüße Peter
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Wolfgang

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Re: Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

BeitragDo 10. Mai 2012, 13:19

Habe zur Zeit Chardonnay aus D vom Weingut Milch, Rheinhessen und Weingut von Winning , Pfalz im Bestand. Jeweils 2009 und. 2010. Weine die mir viel Freude bereiten.
Warum jetzt akademisch mit auch vorhandenen Chard. aus Burgund (Original ?) oder irgendwelchen anderen Herkünftenwie Übersee, Steiermark oder Burgenland vergleichen?

Gruß
Wolfgang
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Heri

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Re: Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

BeitragDo 10. Mai 2012, 14:26

Wenn man die Nachfrage nach Chardonnay anhand der gezahlten Fassweinpreise ableitet, dann sind sowohl Grau- als auch Weissburgunder gesuchter als Chardonnay. Vom Riesling ganz zu schweigen.
Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, wird kein Chardonnay in D einen Riesling aus einer Spitzenlage verdrängen.
Nach meinem Geschmacksempfinden kann ein Chardonnay dem Weissburgunder "überlegen" sein, wenn er Barriqueausbau erfahren hat; im klassischen Ausbau finde ich Weissburgunder feiner und eleganter.

Gruss
Heri
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Markus Vahlefeld

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Re: Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

BeitragDo 10. Mai 2012, 18:47

Wolfgang hat geschrieben:Habe zur Zeit Chardonnay aus D vom Weingut Milch, Rheinhessen


Apropos Milch: als Fast-Nachbar verfolge ich Milch schon seit Jahren und auch wenn sein Stil wahrhaftig mit Burgund nichts zu tun hat, so halte ich ihn doch für einen begnadeten Chardonnay-Winzer. In der Preisklasse schmecken sie mir allemal besser als die meisten Burgunder, die ich kenne.

Habe gerade den Blauarsch 2011 im Glas und finde den Wein einfach wunderbar: dreckig, trotzdem fokussiert, leichter Holzeinsatz, mit schöner Dichte. Ganz klar kein Leisetreter sondern eher ein Kraftprotz, aber wer Chardonnay eher schlank möchte, kann ja zum äußerst präzisen Valentin greifen. Nach 2010ern, die durch die Spontangärung etwas Restzucker trugen, ist Milch mit 2011 wieder voll auf der Höhe.

Ist das jetzt Deutsch? Leider sind die wirklich guten Chardonnay-Winzer in Deutschland sehr rar (mir fällt da nur noch der Huber ein), so dass ich gar kein Futter habe, um über einen deutschen Stil zu philosophieren.
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Allegro

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Re: Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

BeitragDo 10. Mai 2012, 20:09

Also ich liebe Chardonnay - allerdings eher den voluminösen Stil (Holz kann, muss aber nicht).
Und ich bin bei meinem Bioladen fündig geworden :shock: ; und zwar mit einer Chardonnay Spätlese vom http://bestebioweine.de/bruehler-hof/ (Nahe/ Rheinhessen).
Leider sind die Hinweise auf der HP etwas dürftig; aber viel Rebfläche haben sie nicht; und der 2010 Chardonnay war auch vor Fertigstellung des 2011-Jahrganges schon ausverkauft (auch ab Hof); daher dürfte die Anbaufläche dafür recht winzig sein.
Der Wein selbst jedoch ist herrlich voluminös und fruchtig und trägt schon ein deutliches Süßschwänzchen; einziger Minuspunkt ist der enorme und leider auch deutlich schmeckbare Alkoholgehalt von 14,5 % :roll: (haben wir da vielleicht schon den Klimawandel ?)

Einen vergleichbaren Chardonnay meiner Geschmacksrichtung habe ich auch noch nicht von Übersee oder sonst wo her gefunden.

Viele Grüße - Allegro
Viele Grüße - Allegro
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Neuppy

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Re: Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

BeitragFr 11. Mai 2012, 09:55

Hallo,
habe gestern abend direkt mal wieder einen Kandidaten aufgemacht. Zierreisen Hard 2009.
Nach Angaben auf der Flasche 10% neue und 90% alte Barriques, 20 Monate Hefelager und dann unfiltriert abgefüllt.
Das kann man im Glas gleich an einer leichten Trübung erkennen. Ansonsten noch ein helles goldgelb.
In der Nase schöne florale Noten und Duft von Banane und auch etwas Birne. Das Holz ist sehr präsent, wirkt aber nicht störend.
Im Mund stellt sich dann sehr schnell heraus, daß dieser Wein wohl noch ein bis zwei Jährchen gebraucht hätte um sich zu beruhigen. Momentan sticht die Säure sehr hervor. Ansonsten wirkt der Wein sehr schlank.
Habe die Hälfte der Flasche mal aufgehoben und werde die morgen Abend zum Pokalfinale trinken. Mal sehen wie er sich entwickelt.
Zur Zeit leider ein nicht ganz harmonischer, dennoch erkennbar guter Wein. Meines Erachtens aber weniger burgundisch als nach Übersee/Kalifornien anmutend. Das war sicher nicht das Ziel von Herrn Zierreisen....

Grüße Peter
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Don Miguel

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Re: Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

BeitragFr 11. Mai 2012, 11:45

Chardonnay aus Deutschland? Braucht im Prinzip kein Mensch!

Im Anbau dieser Rebsorte sehe ich in vielen Fällen eine Marketingstrategie der Weingüter: Man kann etwas anbieten, dass der Kollege nicht hat. Und es ist eine Rebsorte, die der eher unbedarfte Weinkäufer kennt und was er kennt, kauft er auch eher.

Auch ein gewisser Neugiereffekt der Kunden entsteht („Aha, deutscher Chardonnay, muss ich mal probieren“). Das funktioniert ja auch, auch ich probiere immer wieder eine Flasche (ohne allerdings jemals nachgekauft zu haben!), zur Zeit wartet ein „Huber“ auf seine Stunde.

Grüße
Don
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Jürgen

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Re: Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

BeitragFr 11. Mai 2012, 12:52

Allen Ketzern ;) empfehle ich - wenn irgendwie möglich - irgendwann mal einen Chardonnay R 1999 von Philippi zu trinken. Der ist richtig gut :!:
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Dilbert

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Re: Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

BeitragFr 11. Mai 2012, 13:02

Also wenn schon Chardonnay, dann mag ich den burgundischen Typ am liebsten (Holzeinsatz, längere Reife).

Hier fand ich bisher die Chardonnays **** von Knipser recht gut. Den 2003er und 2004er gab's für gerade noch akzeptable 22 EUR. Habe aber gehört, dass hier die Preise auch hochgegangen sind. Dann doch lieber einen Saint Aubin von Marc Morey ö.ä.!! ;)

Gruß,
Jochen
„Eine Magnum-Flasche? Genau die richtige Größe für einen schönen Abend. Vorausgesetzt, man beginnt mit einem Champagner, man endet das Menu mit einem Sauternes, und man ist allein daheim…“
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Weinbertl

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Re: Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

BeitragFr 11. Mai 2012, 13:06

@don miguel
bundesweit gesehen sind wir fast Nachbarn: wohne im südlichen Landkreis ED ;)

zum Thema: ich sehe es ähnlich wie Don Miguel, der deutsche Chardonnay ist und bleibt wohl ein Nischenprodukt, das vereinzelt bestimmt gute Ergebnisse bringen kann. Die Frage ist nur: wieso Nischenweine suchen, wenn man weiß, wo die besten Vertreter dieser hochwertigen Rebsorte herkommen?
Ich für meinen Fall werde zunächst meine viel zu geringen Burgund-Erfahrungen ausweiten und dort die Referenzen ausloten. Und danach fallen mir noch zig andere Anbaugebiete dieser Welt ein, bevor ich mich mit dt. Chardonnay näher beschäftigen werde.

Gruß
Robert
Grüße
Robert
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