Do 2. Feb 2012, 18:37
Hallo alle zusammen,
der heutige „Pinot weit weg“ ist sicher etwas mit dem man sich in der kalten Jahreszeit ein wenig selbst verwöhnen kann. Ein ganz anderer Typ als der Slowene von letzter Woche.
Belle Glos Wines Clarke & Telephone Vineyard Pinot Noir 2005, Santa Maria Valleyhttp://www.wine-zeit.blogspot.com/2012/ ... -glos.htmlKalifornischer Pinot wie er meiner Ansicht nach öfters sein dürfte. Produziert wurde er von Bell Glos, ein Central Coast Ableger vom Caymus Wein Imperium in Napa. Die Trauben wurden im Weinberg der Kreuzung Clarke and Telephone Road angebaut und haben mittlerweile fast 40 Jahre auf dem Buckel. Die Böden dort sind recht sandig und mit Lehm durchsetzt. Die Ausbauphase bei diesem Wein erscheint mir mit nur 9 Monaten in französischem Holz etwas sehr ungewöhnlich kurz.
Die Farbe des Pinots ist sehr dunkel, dickflüssig und zeigt die ersten leicht braunen Reflexe im sonst sehr dunklen Rot. Der Duft erscheint mir sehr komplex und hoch entwickelt zu sein. Riechen kann ich viele dunkle Kirschen, gut gealterte Walderdbeeren, milde Röstaromen, Erde, ganz wenig Thymian, schwarzen Pfeffer und Basilikum, sowie Gerüche von Veilchen und anderen Blumen. Meines Erachtens eine äußerst betörende und elegante, fast schon aristokratische, Pinot Nase. Alles andere als süßlich, hitzig oder alkoholisch. Der Geschmack ist sehr dicht, etwas scharf und ganz schön fleischig (weniger als noch vor 6 Monaten). Die Gesamtstruktur des Weines ist sehr kraftvoll, der Eicheneinfluss sehr mild, die Säure erstaunlich gut balanciert und lebendig. Die Fruchtsüße ist sehr präzise und sehr trocken (keinerlei Anzeichen von Überreife, Kitschigkeit, Marmelade oder übermäßigen RZ). Die möglicherweise problematischen 14,1 % Alkohol verweilen im Hintergrund und stören somit das Gesamtbild keineswegs. Die eigentlichen Aromen werden dominiert von dunklen Krischen, den schon erwähnten Walderdbeeren, schwarzer Erde, etwas Cappuccino, Spuren von sehr dunkler Schokolade, einer Brise schwarzem Pfeffer, Herbstlaub und vermutlicherweise einigen kalifornischen Wintergewächsen. Als Krönung oben drauf meine ich auch einige blumige Aromen einfangen zu können, die dem Geschmack des Pinots eine wunderbare Eleganz und eine gewisse Portion erhabener Leichtigkeit liefern. Der Abgang ist sehr lange, geschmeidig und dennoch ganz schön spannend. Als Fazit: ein sehr feiner, durchaus kraftbetonter, alles andere als langweiliger, reich an komplexen Aromen und zupackender Pinot!
Ach ja, ich sollte noch die außergewöhnliche Wachskapsel erwähnen. Sie verleiht der Flasche einen sehr nachhaltigen und kleidsamen Eindruck. An Praktikabilität wurde in diesem Fall auch nicht gespart, da die eingearbeitete Abziehlasche sehr gut funktionierte.
Viele Grüße
Chris
PS: Wie sieht es bei euch aus? Auch eine "speziellen" oder "weiten" Pinot in letzter Zeit getrunken?