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Pinot weit weg

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olifant

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Re: Pinot weit weg

BeitragDi 15. Sep 2015, 08:40

Hallo Chris,
hier einer für dich:

Barthenau Vigna S. Urbano Blauburgunder Riserva 1995, Hofstätter - Tramin

transparentes dunkles Granatrot mit noch dichtem Kern und beginnenden ziegelroten Reflexen; gereifte würzige Kirschfrucht, feuchtes Laub, balsamische Eindrücke; am Gaumen noch kräftig mit dichter aromatischer gereifter würziger Kirschkonfit-Frucht, Noten von welken Laub / feuchter Waldboden, schwarzer Tee, balsamisch-würzige Anklänge, 'alte' Fassnoten, recht seidiges Tannin, stimmige, kräftige Säure, sehr guter Trinkfluss,baut mit Belüftung nochmals stark aus; langer - sehr langer Abgang korrespondierend zum Gaumen, endend auf feines Tannin und Säure - 17,5+/20 op

Sehr gut gereifter Blauburgunder Riserva, der mit Belüftung seine zunächst etwas 'ältliche' Erscheinung nahezu ablegt und deutlich Ausbaut. Tolle Struktur, vorallem auf reifer Säure basierend, Tannine schon recht seidig, aber noch present. Ich denke die Aromenkomplexität dürfte nocht etwas zulegen - noch lange nicht am Ende.
Nicht umsonst Hofstätters Topp-Gewächs.
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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Oh Dae-Su

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Re: Pinot weit weg

BeitragDi 15. Sep 2015, 15:57

Hallo Ralf,

und gleich noch ein Holla hinterdrein ;) ! So einen gealterten St. Urbano habe ich noch nie getrunken. Hört sich sehr sehr spannend an! Da fällt mir gleich zu dem Jahr 1995 eine Frage an dich ein: Wie war denn das Jahr so in Norditalien? Insbesondere hinsichtlich Pinot Noir. Das ist etwas vor meiner Trinkerzeit! Ich stelle die Frage mit einem Hintergurnd. Ich habe vor zwei, drei Monaten in einer Weinhandlung einen Ca' del Bosco Pinero 1995 (semi-gut gelagert) entdeckt. Nur der stattliche Preis hat mich davor bewahrt - bis jetzt - ihn mir zu kaufen. War 1995 eher ein warmes Jahr? Von dem "zurückgesetzten" 1996er Sebino (glaub nicht im Forum erwähnt, http://wine-zeit.blogspot.de/2014/07/ha ... bosco.html ) war ich sehr positiv angetan.

Besten Gruss

Chris

PS: Den vor wenigen Monaten erwähnten Pinot Nero von Elisabetta Dalzocchio 2009 werde ich in den kommenden Tagen trinken. Einfach zu neugierig! Auf den bin ich schon seit Wochen gespannt :-). Ich werde davon berichten.
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olifant

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Re: Pinot weit weg

BeitragMi 16. Sep 2015, 07:52

Hallo Chris,

Anfang und Mitte der 90er waren meine weintechnische Sozialisierungszeit, sodass ich dir lediglich allg. etwas zu 1995 in Italien berichten kann. Damals war ich vorallem in Mittelitalien unterwegs und im Norden lediglich punktuell.
Dennoch gilt 1995 in der Mitte und im Norden Italiens als sehr guter bis exzellenter Jahrgang, mit guter Struktur und Lagerfähigkeit. Im Eigentlichen kann ich dies bestätigen, wobei m.M. grundsätzlich eine starke Säure den Weinen Stabilität verleiht, die natürlich auch im Alter die Weine prägt. So wäre meine Prognose, dass sich hochklassige Weine auch jetzt noch mehr als ordentlich zeigen können, wobei diese von Säure und einer gewissen Strenge getragen werden, die weiteren Komponenten aber auch zu einer dem Jahrgang innewohnenden Homogenität beitragen.
Will sagen, ein 95er Pinero könnte durchaus reizvoll sein, wird von der Flasche abhängen.

Aus 09 hatte ich inzwischen öfters die Blauburgunder von Niedrist (Girlan) und auch von Carlotto Ferruccio (Auer) im Glas. Auch wenn diese noch nicht das volle Potential zeigten, ließen sich beide durchaus mit viel Genuss trinken. Im Zweifel wird ein wenig Belüftung den Wein wohl schon aufblühen lassen.
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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Re: Pinot weit weg

BeitragMi 16. Sep 2015, 15:04

Hallo Ralf,

vielen Dank für die ausführliche Antwort! Ich werde mir die Flasche nochmal genau anschauen und entscheide dann spontan. Ich bin bei dem Händler immer etwas vorsichtig, da ich ab und an mal voll daneben gegriffen habe, aber auch ein paar wirklich interessante gealterte Italiener (z. B. alte Antinori oder Di Ama Pinots) erstanden habe. Ich werde im Forum berichten falls ich sie kaufe.

Besten Gruss

Chris
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mixalhs

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Re: Pinot weit weg

BeitragMi 16. Sep 2015, 19:57

Wenn ich geahnt hätte, dass "weit weg" schon Südtirol sein kann, hätte ich hier schon mal was geschrieben
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Oh Dae-Su

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Re: Pinot weit weg

BeitragMi 16. Sep 2015, 21:01

Hallo mixahls,

sehr gerne kannst du hier mal was schreiben. Die Grenzen sind hier individuell. Es freut mich immer wenn nicht nur ich mich opfere.... äähh - was schreibe meine ich natürlich ;-).
Für mich selber habe ich schon geografische Grenzen gesetzt, aber die sind sicherlich recht willkürlich ...

Da ich öfters mit Interesse deine VKNs zu griechischen Weinen einsehe kannst du auch gerne mal über ein griechischen Pinot schreiben falls dir mal einer über den weg laufen sollte. Bei mir schlummert noch einer im Keller. Den sollte ich diesen Herbst auch mal angehen.

Besten Gruss

Chris
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Re: Pinot weit weg

BeitragDo 17. Sep 2015, 13:34

Hallo zusammen,

da schiebe ich am besten gleich noch einen etwas weiteren Pinot hinterher:

Nach ungesund langer Abwesenheit führt mich meine Zunge heute endlich mal wieder in das Willamette Valley! Da es sich beim heutigen Wein um einen Pinot Noir aus dem ungewöhnlichen Jahr 2011 handelt, möchte ich heute auch etwas ungewohnt mit einem Zitat beginnen:

„In 2011 we experienced the coolest growing season since the birth of Oregon’s wine industry in the 1960s. Fortunately, autumn rain held off allowing us to harvest dry fruit from mid - October into early November – our latest harvest ever. Long, slow flavor development is what winemakers hope for, and we got it in spades. Cool - vintage wines retain lots of acidity. That’s a good thing. Acidity makes the wine bright, food friendly and long - lived in the cellar. Our 2011 wines are full of elegant, old world complexity and character.“

Meiner – zugegeben kaum anhand erwähnenswerten Zungenerfahrungen belegbarer – Meinung nach, gibt diese Einschätzung von Shea Wine Cellars die Verhältnisse im Jahr 2011 ziemlich gut wieder. Wobei die Aussage des letzten Satzes sich gleich noch zeigen dürfte.

Aber jetzt nochmal von vorne! Wie gewohnt: Bei meinem heutigen „Pinot weit weg“ handelt es sich um den Estate Pinot 2011 von dem eben schon erwähnten Produzenten Shea Wine Cellars. Hergestellt wurde dieser aus zwölf unterschiedlichen Blocks des mittlerweile in Oregon sehr berühmten ca. 55 ha großen Shea Vineyard nahe Newberg zwischen den AVAs Dundee Hills und Yamhill-Carlton. Doch nur in etwa 25 % der Ernte werden von Shea Wine Cellars selber in meist fünf unterschiedlichen Pinots verwertet. Wie in den USA nicht unüblich wird der große Teil der Trauben an andere Weinproduzenten in Oregon und sogar in Kalifornien verkauft (bzw. nach spezifischen Kundenvorgaben auch kultiviert). Jetzt aber wirklich zurück zu meinem Pino! Geerntet wurde das Traubenmaterial zwischen dem 23. Oktober und 2. November 2011. Sogar für oregonesischen Verhältnisse eine recht späte Ernte würde ich meinen. Bei den geernteten Klonen handelte es sich hauptsächlich um Wädenswil- (was man meiner nicht ganz so unerfahrenen Meinung nach klar spürte) und Pommardklone. Aber auch einige eher jüngere Dijon Klone 777, 114 und 115 haben den Weg für den Estate in die Presse gefunden. Ausgebaut wurde er in 48 % neuem französischem Holz. Genug der Informationen! Nach so langer Oregon Pinot Durststrecke sollte ich es mit meiner zielfreien Info-Ansammlung nicht übertreiben:

Shea Wine Cellars Shea Vineyard Pinot Noir 2011, Willamette Valley

http://wine-zeit.blogspot.de/2015/09/sh ... pinot.html

Die mittleren rubinroten Reflexe die mir aus meinem Glas entgegenblinzelten erwiesen sich als sehr glänzend, farbbeständig und von angenehm leichtflüssiger Viskosität geprägt.

In der Nase erwies sich der Shea Vineyard Pinot in den ersten beiden Stunden als ziemlich verschüchtert und nicht sonderlich duftwillig. Vom wohnten „Oregon Funk“ war in dieser Phase eher wenig zu spüren. Die sich entwickelnden, mehrheitlich vermeintlichen Kirscharomen waren eher eisern und kühl, der Rauch minimal, sowohl der Wacholder als auch der Wermut eher ideebedingt und die anfänglich vernommene Schuhcreme glücklicherweise kontinuierlich abbauend. Nach einigen Stunden der Luftzufuhr zeigten sich weich anmutende Aromen die hauptsächlich an saftige Pflaumen erinnerten. Diese wurden von einem zurückhaltenden Potpourri an Waldbeeren unterstützt. Auch das eine oder andere eleganzversprühende Veilchen zeigte was für eine schüchterne Kraft in ihm steckte.

Am Gaumen war der Oregonese „typischer“ und sicherlich wesentlich mitteilungsfreudiger. Sehr saftige und fruchtbetonte, mir bisweilen etwas zu saftige und vielleicht auch zu fruchtsüße, Aromen die an dunkle Kirschen und Pflaumen(eiscreme) erinnerten, prägten das Geschmacksbild in den ersten beiden Stunden. Eine intensive Fruchtkraft die möglicherweise von einem Überhang an zur Fruchtigkeit neigenden Wädenswilklonen hergerührt haben dürfte. Neben dieser anfänglichen Fruchtkraft zeigten sich auch Aromen die nicht fern von Pfeffergewürzmischungen, feuchtem Waldboden, etwas Milchschokolade, recht flacher Bodenprägung und einer Spur Vanille angesiedelt waren. Glücklicherweise entwickelte sich dieses eher jugendlich-fruchtkraft-nervöse Geschmacksbild mit den Stunden zu einer etwas unaufgeregteren, sehr gut balancierten und schon fast erhabeneren Pinotigkeit. Frisch, wunderbar trinkig und hervorstechend sympathisch zeigte er sich von Beginn an. Sein Tannin kam mir leider für sein jugendliches Alter ein wenig semi-spannungsbefreit vor. Auch die Spannung am Mittelgaumen hätte meiner Meinung nach bei einem Wein dieser Preisklasse etwas ausgeprägter sein dürfen. Das leicht spürbare Holz machte mir in diesem Fall weniger Probleme.

Ob dieser Pinot Noir nun wie im Eingangszitat angeführt: „ ... full of elegant, old world complexity and character“ war, würde ich so nicht unterstreichen wollen. Dafür habe ich schon viel zu viele Oregon Pinots probiert die einer solchen Beschreibung wesentlich näher kamen. Naja, dieses Statement mag auch damit zusammenhängen das Shea in „besseren“ Jahrgängen gerne wesentlich reichhaltigere und alkoholstärkere Pinots (dieser hatte nur 13 %) produziert als es mir persönlich lieb ist. Gefallen habe ich an ihm dennoch gefunden. Insbesondere am zweiten Tag konnte mich seine schmeichelnde Unaufgeregtheit überzeugen. Daher lasse ich mich gerade noch zu einem sehr gut (+)-(++) hinreißen.

Bester Gruss

Chris
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Re: Pinot weit weg

BeitragSa 31. Okt 2015, 14:16

Hallo zusammen,

zu vorgreifenden Ehren des alten und neuen Rugby Union Weltmeisters gibt es bei mir heute nach längerem einen Kiwi Pinot. Dieser ist zwar mangels spontaner Verfügbarkeit viel zu jung, aber dennoch zeigt was er jetzt schon drauf hat:

Neudorf Vineyards Tom's Block Pinot Noir 2012, Nelson

http://wine-zeit.blogspot.de/2015/10/ne ... -noir.html

.......

Die visuellen Ausstrahlungen des Tom's Block Pinot Noir 2012 von Neudorf Vineyards erinnerten mich stark an jugendlich wirkendes chatoyance'iges Rubinrot das sich bis hin zum äußersten Rand der Korona erstreckte.

In der Nase verspürte ich zunächst eine ganze Ansammlung von Kräutern und eine zurückgefahren prägnanten zedrig wirkenden Holzigkeit. Die Kräuter erinnerten mich sehr stark an getrockneten Salbei, Hagebutte, etwas Tannenreisig und mit fortschreitender Erschnüffelungsdauer mehr und mehr an korsisch garrigue'eske Würzigkeit. Der sehr markante holzige, aber nicht so wirklich störende, Eindruck vermochte es, sich mit den Stunden dem gesamte Geruchsbild unterzuordnen und nicht mehr so sehr ins Gewicht zu fallen wie er es in den ersten 30 Minuten tat. Nach einer guten halben Stunde entfalteten sich die Fruchtaromen immer mehr. Insbesondere saftige, reife rote Kirschen und ein Hauch herber Orangenmarmelade prägten meinen nasalen Fruchteindruck. Alles in allem machte der Tom's Block für einen Pinot von der Südinsel Neuseeland's einen sehr kühlen, alkoholfernen und bestechend herb-würzigen Eindruck auf mich.

Am Gaumen zeigten sich von Beginn kräftige Aromen die mich an tonhaltige braune Erde, einem Hauch hochprozentiger Milchschokolade und ein Potpourri an getrocknete sehr herb wirkende Kräuter, wie Salbei, Thymian, einer Spur Eukalyptus und Hagebutte respektive vielleicht maulbeeriger Hagebutte, erinnerten. Auch ein schwacher Unterton an Karamell, welcher mir nicht ganz so zusagte, hielt sich von Beginn an die ersten beiden Stunden. Dann verflüchtigte er sich glücklicherweise immer mehr. Von Seiten der Frucht steuerte der Gaumen von meinem nasalen Kirscheindruck weg hin in Richtung wunderbar ernsthaft reifer und saftiger Himbeeren welche mit etwas Pflaumesmoothie-Eindrücken untermalt wurden. Das zedrig wirkende Holz war und ist auch am Gaumen spürbar. Bis jetzt, ca. vier Stunden inkl. kurzzeitiger Karaffierung nach Aufdrehung der Flasche, konnte es sich noch nicht in dem Maße unterordnen, wie es mir sicherlich mehr gefallen würde. Doch die Kraft seines Körpers lässt mich sehr gerne vermuten, dass in wenigen Jahren das Holz wesentlich besser ein-balanciert sein dürfte. Ein weiterer Eindruck, der in Verbindung mit „Tom's“ Jugend stehen dürfte, ist sein sehr feinsandiges, aber dennoch sehr griffiges, Tannin, das ein ungewöhnliches und weiter nicht abträgliches Mundgefühl bei mir hinterließ. Sandstrahliges Tannin könnte eine verständlichere Umschreibung sein. Vielleicht auch nicht!? Bezüglich seiner Länge und seiner Druckhaftigkeit hatte und habe ich keinerlei Grund mich beklagen zu müssen. Auch Attribute wie dralle Überfruchtung und ätherisierender Alkohol (13,5 %), wie ich es leider bei nicht wenigen Pinots von der Südinsel schon durchleiden durfte, waren beim Pinot von Neudorf überhaupt kein Thema. Soweit handelte es sich beim Tom's Block 2012 für mich um einen mir sehr gefallenden, ernsthaft wirkenden, sicherlich noch sehr herb jugendlichen Pinot Noir mit zweifelsohne sehr guten (++) Qualitäten der noch eine Weile auf entsprechende Flaschenruhe bestehen sollte.

Besten Gruss

Chris
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Oh Dae-Su

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Re: Pinot weit weg

BeitragSa 14. Nov 2015, 21:22

Hallo zusammen,

vor einigen Tagen hatte ich meinen ersten hellenischen Pinot Noir im Glas:

Alpha Estate Pinot Noir 2010, Amynteon

http://wine-zeit.blogspot.de/2015/11/al ... nteon.html

...

Die Farbe des Alpha Estate Pinot Noir 2010 zeigte immer noch sehr viel von jugendlich wirkendem purpurnem Rubinrot. In der Nase zeigt sich ein interessant aromatisches Parfüm von roten Johannisbeeren, getrockneten dunklen Kirschen, Würze die mich ein wenig an Thymian und Lakritze erinnert, karamelliges Mandelgebäck und mir etwas zu viel Rauch und Holz. Am Gaumen wirkte der hellenische Pinot Noir die ersten zwei Stunden überraschend kühl, zurückhaltend was seine Fruchtaromen betrifft (später, zeigten sich die Aromen von Johannisbeeren – zunächst heller, dann dunkler – wesentlich fülliger), recht rauchig, ziemlich vordergründig holzig und eine Spur zu sehr von der Säure geprägt. Ich würde fast meinen, dass die Säure ziemlich neben sich stand. Dies zeigte sich auch in den darauf folgenden Stunden und Tagen. Insbesondere am Folgetag wirkte die Säure leicht nervig. Auch das krude und zu voluminöse Gesamtbild des Weines entwickelte sich mit der Zeit nicht zu seinem Vorteil. Vorteilhaferweise kam der etwas hohe Alkohol (14,5%) über die ganze Verkostung hinweg nicht sonderlich zum tragen. Blind hätte ich kaum auf einen Pinot Noir getippt! Was seine Nase betraf, konnte er mich trotz nicht all zu eindeutigen Rebsortentypizität durchaus überzeugen. Mit einigen palatalen Attributen des Makedoniers tat ich mir leider etwas schwer. Solide so la-la (o)-(-) Qualitäten zeigte er für mich trotz gewisser Schwächen auf der Zunge.

Besten Gruss

Chris
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olifant

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Re: Pinot weit weg

BeitragMo 16. Nov 2015, 10:32

Hallom Chris,

die letzten Wochen habe ich mich am 2009er Jahrgang der Südtiroler Blauburgunder / Pinot Nero ein wenig "abgearbeitet". Wie man weis ist Südtrol nicht so weit weg, aber im Sinne akademischer Studien liegt auch nördliches Norditalien etwas weiter weg ...

den kennst Du glaube ich schon:

Pinot Nero Filari di Mazzon 2009, Viticoltore Carlotto Ferruccio - Auer
mittleres transparentes Rubinrot mit breiter Randaufhellung und granatroten Reflexen; Wildkirsche, Tabak, würzige Noten; am Gaumen mittelgewichtig, würzig-fruchtige Wildkirschnoten, Anklänge an 'mon cherie', wiederum viel unaufdringliche wald- und laubwürzige Noten und Tabak, reifes, annähernd samtiges, leicht sandiges Tannin, sehr schöne Säure, angenehm tief mit sehr guter Balance; annähernd langer Abgang auf würzige Frucht und animierender Säure - 16,5/20 op


und in den letzten Wochen kamen noch folgende Exemplare neu, bzw. wieder dazu:
Blauburgunder 2009, Ignaz Niedrist - Girlan
transparentes dunkles Kirschrot mit leichter Randaufhellung; würzige Kirschfrucht, dezent Rauch und Unterholz; am Gaumen noch recht Kompakt, saubere würzige rotfruchtige Kirsch-/Preiselbeernoten, im Hintergrund gewisse Waldboden-/ Unterholznoten, darüber schwebt noch nicht ganz eingebunden eine kalt-rauchige Kaminnote, feinsandige Tannine, harmonische Säure, kompakte leicht sehnige Struktur, gewisse Komplexität und Tiefe; langer Abgang auf Frucht und ausbalanzierten Tannin/Säure-Komplex - 16,5-17/20 op

Pinot Nero 2009, Franz Haas - Montan, Schraubverschluss
glänzendes Kirsch-Mittelrot; aromatische Nase mit Kirsche, Walderdbeere, Hagebuttenmuss, dazu gesellen sich ersten feine balsamische Tertiärnoten mit Gewürzanklängen und Laub / welken Blüten; am Gaumen mittelgewichtig, aromatisch von Anfang an da, mit zusätzlichen Qualitäten bei Belüftung, fein sauber rotfruchtig korrespondierend zur Nase, verwoben mit welken Blüten / feuchtem Laub, dazu eine feine Weihnachtsgewürz-/Weihrauchnote, rundes schmeichlerisches Tannin, schön eingebundene Säure, gut balanziert, 'runder Aromenstrauss', sanfter Trinkfluss, sehr gefällig; langer komplex-schmeichlerischer Abgang korrespondierend zu den Gaumeneindrücken 16,5-17/20 op

Pinot Nero Riserva Montigl 2009, KG Terlan - Terlan
rel. dunkles Kirschrot mit leichter Randaufhellung; würzige gereifte Rotfrucht (Kirsche, Preiselbeeren), feuchte Laub- und welke Blütennoten, dezent kalter Kamin; am Gaumen schönes Mittelgewicht, zunächst noch recht verschlossen, blüht mit Belüftung innerhalb einer halben Stunde auf, gereifte leicht balsamische Rotfrucht, feucht-welke Laub- und Blütennoten, die kalt-rauchigen Toast-Noten liegen anfangs noch etwas schwebend über den anderen Aromen, binden sich dann aber sehr schön ein, reifes sehr feinsandiges Tannine, harmonische Säure, zunächst noch etwas sehnig entwickelt sich eine schöne Harmonie basierend auf gewisser Komplexität und Tiefe, sehr angenehmer Trinkfluss; langer Abgang auf balsamische Frucht und welken Tertiäraromen 17/20 op


Die Riserva Montigl der KG Terlan und den Pinot Nero von Haas sehe ich als nahezu entwickelt. Die Pinot Nero von Carlotto und Niedrist haben ebi aller Unterschiedlichkeit nocht Entwicklungspotential. Alles in allem ein leicht verständlicher, guter bis sehr guter Jahrgang für Südtiroler Blauburgunder.
Grüsse

Ralf

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