Mi 16. Nov 2011, 19:30
Hallo Hendrik,
auch wenn Pinot Noir nicht Dein Ding ist
, hast du mich gestern daran erinnert, dass ich viel zu wenig neuseeländischen Pinot probiere. Obwohl es da doch so viele interessante Dinge gibt. Daher, als ich heute Mittag in einer Filiale einer allseits bekannten österreichischen Weinhandelskette gestanden bin, musste ich sofort zuschlagen. Die 20%ige Reduzierung hat mich gleich noch mal etwas schneller ins Regal greifen lassen. Demnach gibt es heute gleich noch mal „Pinot weit weg“, wenn auch nicht gerade aus einem sonderlich außergewöhnlichem Weinanbaugebiet.
2006 Nautilus Estate Pinot Noir Marlborough Neuseeland
Wie mir das Rückenetikett und die Webseite der besagten österreichischen Weinhandelskette vermitteln, wurde dieser Pinot aus 6 verschiedenen Klonen die in 5 verschiedenen Weinbergen, wobei für Marlborough Weinacker eher stimmen mag, wenn ich mich richtig erinnere, angebaut. Ausgebaut wurde er wohl in neuen und etwas älteren französischen Barriques.
Die Farbe des Weins erscheint immer noch ziemlich vital und jugendlich, obwohl dieser auch schon 5 Jahre und eine lange Reise auf dem Buckel hat. Sehr klare und ziemlich dunkle rubinrote Reflexe. Da darf man wahrscheinlich auch ein wenig der Stelvin Cap danken, die sich in NZ schon ziemlich früh durchgesetzt hat.
Der Duft erscheint im Moment leicht gemüsig zu sein. Des Weiteren kann ich angebrannte Haselnüsse, etwas Instand Kaffee (?), abgelagertes Heu, ganz wenig Lakritz, aber auch schöne dunkle Kirschen und ein wenig Himbeeren riechen. Ich merke aber schon, dass die gemüsige Note allmählich am verschwinden ist.
Der Geschmack kommt sehr rund und ein wenig gefällig daher. Keine harten Tannine mehr. Hat viel Körper und leider auch nicht gerade wenig Alkohol (auf der Flasche 14%, auf der Webseite von Nautilus 13,5%, mich würde es nicht wundern wenn es 14,5% wären). Doch der Alkohol ist nicht all zu sehr im Vordergrund. In diesem stehen eindeutig schöne dunkle Kirscharomen. Daneben zeigen sich auch angenehme, wenn auch nicht für Pinot ganz so typische, Pflaumengeschmäcker. Ein wenig Erdigkeit und leichte Pilzenoten (vielleicht frische braune Champignons) sind ganz sicher auch vorhanden. Eine wichtige Komponente, die Säure, ist bei diesem Pinot außerordentlich gut proportioniert. Das einigste was ich an diesem Wein wirklich auszusetzen habe, ist der etwas zu starke Allohools
. Ein gewisses Problem bei nicht so wenigen neuseeländischen Pinots. Die vom werten Wine Spectator vergebenen 91 Punkte scheinen mir ein wenig hoch, doch auch nicht total vorbei. Erstaunliche Treffergenauigkeit
.
Als Fazit würde ich jetzt einmal vorwegnehmen, da noch gut 0,4l in der Flasche sind, ein schöner und sehr trinkfreudiger, doch ziemlich „moderner“, Pinot für einen akzeptablen Preis. Ohne 20%ige Reduzierung finde ich ihn doch etwas teuer für das was man bekommt.
Kurzer Nachtrag: Am späten Abend wurde die alkoholische Prägung des Pinots leider sehr dominant. Heute, ein Abend später, erscheint der Wein wieder angenehmer und nicht mehr ganz so starkt vom Alkohol geprägt. Dennoch merkt man ihn im Geschmack Demnach sind 91 Punkte doch sehr hochgegriffen.
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Oh Dae-Su am Do 17. Nov 2011, 23:44, insgesamt 2-mal geändert.