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Riesling trocken vs. restüß - die Sicht von außen

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Bernd Schulz

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Re: Riesling trocken vs. restüß - die Sicht von außen

BeitragDo 14. Jul 2011, 13:57

Wenn ich das also richtig verstanden habe, sollte man von restsüßen Rieslingen mindestens 15 Jahre ab Abfüllung die Finger lassen, korrekt?


Nein, so pauschal ist das natürlich nicht korrekt, siehe Stephans Erklärung. Neben meinen alten Schätzchen trinke ich auch viele restsüße Babys. Aber ich suche sehr gezielt nach solchen, die sich dazu eignen. In richtig fetten Jahren findet man so etwas kaum (weshalb ich jede Menge 08er eingekauft habe).

...einen Sekundärmarkt in größerem Ausmaß (wie bei Bdx) gibt es ja nicht...


Weine von hochrenommierten Erzeugern (Prüm, Dönnhoff, Weil, Haag etc...) kann man oft schon nach wenigen Jahren mit Gewinn über Ebay verkaufen. Das ist durchaus eine Option, wenn man nicht auf die Trinkreife warten will; für die zweite Liga gilt das allerdings bereits nicht mehr.

Beste Grüße

Bernd
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Markus Vahlefeld

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Re: Riesling trocken vs. restüß - die Sicht von außen

BeitragDo 14. Jul 2011, 14:02

octopussy hat geschrieben:Markus, ich glaube, ich weiß, was du meinst mit Unverbundenheit und fehlender Verzahnung. Aber für mich persönlich macht dieses manchmal eher kontrastreiche Süße-Säure-Spiel (um mal einen etwas abgenutzten, aber passenden Begriff zu benutzen) häufig gerade den Reiz dieses Weinstils aus.


Für mich ebenfalls. Ich persönlich mag die richtig reschen frischen Moselkabinette am liebsten jung (kann aber alten auch etwas abgewinnen). Mein Statement wandte sich eher an Gerald, der die Süße als aufgesetzt erlebt. Das ist eben die Gefahr junger Kabinette. Von rechts trifft einen der Strahl Säure und von links der Strahl Fruchtsüße. Dieses Bombardement muss man halt mögen. So richtig aus der Mitte heraus werden die Weine erst im Alter.
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octopussy

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Re: Riesling trocken vs. restüß - die Sicht von außen

BeitragDi 1. Nov 2011, 09:43

"Can American Fans Save German Riesling?" fragt Mike Steinberger in einem aktuellen Artikel des Slate Magazines. Nichts neues, aber immer wieder interessant.

http://www.slate.com/articles/life/drin ... singl.html
Beste Grüße, Stephan
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Ollie

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Re: Riesling trocken vs. restüß - die Sicht von außen

BeitragDo 26. Okt 2017, 13:47

https://www.jancisrobinson.com/articles/von-schubert-maximin-grnhauser-monopol-riesling-2016-mosel

Richard Hemming MW hat geschrieben:Hugh Johnson (...) made a point (...): that Riesling is better and more worthy as wine with sweetness than as one without. He argued that because Riesling is one of the few varieties that can achieve exquisite harmony between modest alcohol, high acidity and residual sugar, there is a duty among the wine world to honour this style.

But the pendulum of taste has been swinging further and further towards dry whites, and all the excitement about German Riesling tends to be focused on the annual Grosses Gewächs releases, as evidenced by our coverage this week. But the world is awash with top-quality dry white wine, and gushing over GG Rieslings at the expense of their poorer, sweeter cousins is to miss the USP of the variety.


(Hervorhebung von mir.)

Hier sind wir also, sechs Jahre spaeter, und es gibt immer noch solche Statements zu lesen. Ist Hemming reaktionaer oder traege - oder hat trockener deutscher Riesling es immer noch nicht geschafft, die Weinkritik in ihrer Breite zu begeistern..?

Cheers,
Ollie
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
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UlliB

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Re: Riesling trocken vs. restüß - die Sicht von außen

BeitragDo 26. Okt 2017, 19:15

Ollie hat geschrieben:Hier sind wir also, sechs Jahre spaeter, und es gibt immer noch solche Statements zu lesen. Ist Hemming reaktionaer oder traege - oder hat trockener deutscher Riesling es immer noch nicht geschafft, die Weinkritik in ihrer Breite zu begeistern..?

Ollie,

was die Kritiker meinen, ist das eine; viel interessanter ist aber, was die Konsumenten am Ende tatsächlich kaufen. Und da bemühe ich immer wieder die Zahlen, die der VDP selber liefert:

Die Exportquote bei den GGs liegt von Anbeginn an immer um die 20%; d.h. ziemlich konstant 80% werden in Deutschland abgesetzt. Die Menge an produzierten GGs ist über die Jahre moderat angestiegen, von knapp 1 Million Flaschen 2002 auf 1,7 Millionen Flaschen im Jahrgang 2016 (incl. Rot aus 2015). Somit werden vom aktuellen Jahrgang etwa 340.000 Flaschen exportiert - wohlgemerkt alle GGs zusammengenommmen.

Das ist und bleibt für den Weltmarkt eine verschwindend kleine Menge. Etliche Güter im Médoc exportieren im Alleingang mehr Flaschen, und man kann getrost davon ausgehen, dass alleine die VDP-Güter von der Mosel schon ein Vielfaches dieser Menge an restsüßen Weinen exportieren (und dort gibt es auch noch eine Reihe extrem exportstarker Nicht-VDP-Betriebe). GGs als Speerspitze des trockenen deutschen Weins bleiben im globalen Weinmarkt eine Randerscheinung, ein Nischenprodukt.

Aus Sicht der deutschen GG-Fans ist das wohl auch gut so. Zwar könnte der VDP angesichts großzügiger Ausstattung mit selbst klassifizierten "Großen Lagen" die Produktion an GGs ziemlich mühelos verdoppeln oder verdreifachen; bei einer wirklich ernsthaften internationalen Nachfrage würden aber die Preise dennoch durch die Decke gehen. Man schaue sich nur an, was mit den Preisen für Burgunder passiert ist - aber um die gab es auch einen Hype; um trockene Rieslinge eben nicht.

Seit einer halben Ewigkeit wird über einen unmittelbar bevorstehenden globalen Boom von trockenem deutschen Riesling schwadroniert. Passiert ist bislang nichts dergleichen. Und ich extrapoliere jetzt mal die Erfahrung der letzten 15 Jahre: es wird auch in absehbarer Zeit nichts passieren.

Insofern kannst du dir schon mal im Kalender vormerken, diesen Thread in 6 Jahren wieder aus der Versenkung hervorzuziehen ;)

Gruß
Ulli
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