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Restsüßer Kabinett

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Pointless

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Re: Restsüßer Kabinett

BeitragDi 24. Mär 2015, 18:46

Erst mal vielen Dank für Eure Tipps und Beiträge! Es stimmt, dass an anderen Stellen, gerade im Nachbarthread auch einiges steht, aber es ist sehr verstreut.

Noch eine Frage zu den Jahrgängen: Warum sind 2010 (und 2012) denn nur bedingt gute Jahrgänge? Gerade bei 2010 sind die höheren Mostgewichte an der Mosel oft grandios, jedenfalls nach meiner beschränkten Erfahrung.
Gerade hab ich mir "dummerweise" einige Prüms und Grünhäuser aus 2010 geordert. :D
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Bernd Schulz

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Re: Restsüßer Kabinett

BeitragDi 24. Mär 2015, 18:58

Pointless hat geschrieben:Erst mal vielen Dank für Eure Tipps und Beiträge! Es stimmt, dass an anderen Stellen, gerade im Nachbarthread auch einiges steht, aber es ist sehr verstreut.

Noch eine Frage zu den Jahrgängen: Warum sind 2010 (und 2012) denn nur bedingt gute Jahrgänge? Gerade bei 2010 sind die höheren Mostgewichte an der Mosel oft grandios, jedenfalls nach meiner beschränkten Erfahrung.
Gerade hab ich mir "dummerweise" einige Prüms und Grünhäuser aus 2010 geordert. :D


Du fragtest ja nach guten Kabinettjahrgängen. Und Kabinette zählen nun mal nicht zu den "höheren Mostgewichten" oder sollten es zumindest nicht tun. Bei nicht so hohen Oechslegraden kann die Säure in 2010 schon mal ziemlich unbalanciert (um es mal vorsichtig zu formulieren :mrgreen: ) ausfallen.

Aber die Prüms und die Grünhäuser werden schon etwas taugen!

Im Falle von 2012 lasse ich mit mir verhandeln: Vielleicht war das ein uneingeschränkt gutes Jahr für Kabinette. Ich habe aber noch nicht so viele Erfahrungen mit den 2012ern, da ich die Weine zwar ab und an, aber beileibe nicht immer jung trinke....

Herzliche Grüße

Bernd
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UlliB

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Re: Restsüßer Kabinett

BeitragDi 24. Mär 2015, 22:31

Pointless hat geschrieben: Warum sind 2010 (und 2012) denn nur bedingt gute Jahrgänge? Gerade bei 2010 sind die höheren Mostgewichte an der Mosel oft grandios, jedenfalls nach meiner beschränkten Erfahrung.
Gerade hab ich mir "dummerweise" einige Prüms und Grünhäuser aus 2010 geordert. :D

Wie Bernd schon gesagt hat: im Kabinettbereich kann bei 2010 die Säure schon außerordentlich dominant ausfallen. Ich hatte von Grünhaus und Prüm aus 2010 zwar noch keine Kabinette im Glas, aber z.B. von Schloss Lieser, Fritz Haag, Müllen... wer da nicht wirklich "säureresistent" ist, wird schon einige Schwierigkeiten mit den Weinen haben. Auf der anderen Seite stehen durch Entsäuerung kastrierte und merkwürdig seifig-flache und leblos schmeckende Exemplare.

Man muss nicht den berühmten Klimek-Vergleich ziehen, aber 2010 ist unterhalb der teilweise grandiosen edelsüßen Weine in den nördlichen Anbaugebieten wirklich ein problematischer Jahrgang. Außer für echte Säurefreaks und die Hersteller von Antazida natürlich ;)

Gruß
Ulli
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bordeauxlover

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Re: Restsüßer Kabinett

BeitragDi 24. Mär 2015, 23:36

Pointless hat geschrieben: Gerade hab ich mir "dummerweise" einige Prüms und Grünhäuser aus 2010 geordert. :D


Den 2010er Abtsberg Kabinett von Grünhäuser finde ich großartig :D - einer meiner absoluten Lieblingskabinette im restsüßen Bereich, dem die gut eingebundene Säure eine wunderbare Frische verleiht (ist leider inzwischen ab Weingut ausverkauft, wie ich gerade feststellen musste :( ). Und ich bin generell, insbesondere im Bereich trockener Rieslinge, kein Fan des Jahrgangs 2010 in Deutschland. Aber im restsüßen Bereich kann gerade die jahrgangsbedingte Säure bei guten Winzern den Weinen den besonderen Kick geben. Also viel Spaß beim Genuss Deiner Schätze!

Liebe Grüße
Armin
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Bernd Schulz

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Re: Restsüßer Kabinett

BeitragMi 25. Mär 2015, 01:19

Zum 2010er Abtsberg findet sich etwas in meinen Verkostungsnotizen:

Bild

Es gab schon Grünhäuser Kabis, die ich höher bewertet habe. Aber als schwach habe ich den Wein keineswegs empfunden, und zu aggressiv in der Säure wirkte er auf mich auch nicht. Zwei Flaschen davon habe ich noch - und ich denke, dass er sich jetzt und in den nächsten Jahren eher besser präsentieren dürfte als seinerzeit in 2013. Solche Rieslinge brauchen Zeit.

Herzliche Grüße

Bernd
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AH.

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Re: Restsüßer Kabinett

BeitragSa 28. Mär 2015, 23:59

Hmm, zu Weins-Prüm kann ich aktuell nichts sagen. Ich habe dort schon länger nichts mehr bestellt, weil mir die Weine tendenziell in eine zu glatte Richtung gingen.

Hallo Bernd

ich mag die Weine, weil sie sehr arteigen, lagentypisch und reintönig sind. Glatt finde ich zu Unrecht abwertend. Ein Wein kann schon sehr sauber sein. Meist verlange ich das auch von einem Wein, absolut sauber und reintönig - alles andere (Böckser, Kaltgäraromen, zu lange Mazeration -> Bitterkeit z.B. Schloß Lieser) sind Störungen und Fehler. Die Weine trinken sich dann nicht so leicht.

Der einzige "fehlerhaft" komplexe Wein ("Böckser - Weinfehler oder Aromaergänzung?"), den ich mochte, war der von Hans-Leo Christoffel bis zum Jahrgang 2000. Der hatte einen komplexitätssteigernden, nicht unangenehmen, den Sorten- und Lagencharakter nicht überdeckenden Spontangär?-Böckser. Der Schwefelwasserstoffböckser von KaJo Christoffel und Molitor ist oft nur ekelhaft für mich....aber in 20 Jahren kann der Wein fein sein.

Böckser etc. sind für mich ein wenig wie das Barrique - sehr selten kann es passen. Normalerweise lieber ohne!

Würzgärten und Treppchen von Hans-Leo Christoffel (bis 2000) und Wehlener Sonnenuhren, Erdener Prälaten und Graacher Himmelreiche von Dr. F. Weins-Prüm, damit war ich an der Mosel zufrieden. Leider scheint er kein Himmelreich mehr zu haben - sehr traurig. Seins war ähnlich "neutral" wie Brauneberger Juffer Sonnenuhr.
Die Wehlener Sonnenuhren von Willi Schäfer sind allerdings auch excellent! Graacher Domprobst ist nicht meine Lage, es dauert lange, bis der Geruch verschwindet und besonders fein wird er nicht, so meine Erfahrung. Treppchen, Prälaten und W. Sonnenuhren werden sehr fein, Ü. Würzgärten trinke ich inzwischen lieber jünger.
Ich sollte mich auch mal mehr um das Piesporter Goldtröpfchen kümmern, auch eine feine Lage (habe nur Kesselstatt probiert), weißt Du, wie er altert?

Liebe Grüße

Andreas
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Bernd Schulz

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Re: Restsüßer Kabinett

BeitragSo 29. Mär 2015, 16:54

AH. hat geschrieben:ich mag die Weine, weil sie sehr arteigen, lagentypisch und reintönig sind. Glatt finde ich zu Unrecht abwertend. Ein Wein kann schon sehr sauber sein. Meist verlange ich das auch von einem Wein, absolut sauber und reintönig - alles andere (Böckser, Kaltgäraromen, zu lange Mazeration -> Bitterkeit z.B. Schloß Lieser) sind Störungen und Fehler.


Lieber Andreas, du siehst das so, ich sehe es anders. Weine, die mich in ihrer Anmutung immer wieder an Fanta erinnern, weil ihrer Frucht und Süße kaum etwas anderes entgegensteht, trinke ich weniger gerne.

AH. hat geschrieben:Die Weine trinken sich dann nicht so leicht.


Für dich!
AH. hat geschrieben:Treppchen, Prälaten und W. Sonnenuhren werden sehr fein, Ü. Würzgärten trinke ich inzwischen lieber jünger.


Ich habe bei den genannten Lagen keine grundsätzlichen Unterschiede in der Reifefähigkeit feststellen können. Zahlreiche von mir bislang getrunkene alte Rieslinge aus dem Würzgarten präsentierten sich hervorragend.

AH. hat geschrieben:Ich sollte mich auch mal mehr um das Piesporter Goldtröpfchen kümmern, auch eine feine Lage (habe nur Kesselstatt probiert)
weißt Du, wie er altert?


Das Goldtröpfchen ist sicherlich eine erstklassige Lage, zu meinen persönlichen Lieblingen zählt es jedoch nicht. Die Charakteristik geht mir tendenziell zu sehr in die üppige Richtung - und wie die Weine aus dem Goldtröpfchen altern, dürfte wohl stark vom Erzeuger und vom Jahrgang abhängen. Gestern hatte ich bei Darius eine 05er Auslese von Reinhold Haart im Glas, und der Wein präsentierte sich gemessen am Ruf des Winzers eher enttäuschend. Er wirkte zu breit, zu eindimensional und ging schon in eine etwas mostige Richtung. Ich vermute, dass er in seiner absoluten Jugend eher schöner war.

Herzliche Grüße

Bernd
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AH.

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Re: Restsüßer Kabinett

BeitragSo 29. Mär 2015, 20:27

Lieber Andreas, du siehst das so, ich sehe es anders. Weine, die mich in ihrer Anmutung immer wieder an Fanta erinnern, weil ihrer Frucht und Süße kaum etwas anderes entgegensteht, trinke ich weniger gerne.

Hallo Bernd,

ich finde die Weine von Dr. F. Weins-Prüm absolut korrekt und blitzsauber. Sie sind nicht negativ "geglättet" oder unnatürlich. Ich finde dort keine Weinfehler!

Was soll der Frucht und der Süße (und dem ausgeprägten Lagencharakter bei diesem Weingut) denn "entgegenstehen"?

Ich stehe dazu, daß ich absoluten Wohlgeschmack suche.

Das "entgegenstehen" sind nach meiner Beobachtung oft ekelhafte Komponenten (Bitterkeit, Schwefelwasserstoffböckser, ....).

Dem absoluten Wohlgeschmack des sauber vergorenen Traubensaftes sollte für mich nichts "entgegenstehen". Die "feine Dosis Ekel" (wird dann als "Charakter", "Ecken und Kanten" oder "gesteigerte Komplexität" o.ä.) bezeichnet, die viele Weintrinker im Wein suchen, brauche ich jedenfalls nicht.

Was ich an Deiner Ausführung kritikwürdig finde, ist eine Kritik am "blitzsauberen, arteigenen, reintönigen, fehlerfreien" Stil von Hubert Selbach, der dennoch ganz natürlich wirkt - denn "glatt" wirkt abwertend. Nur schwefelt er recht hoch ein, was die Weine aber auch haltbar macht.

Deine Ausführungen erinnern mich ein wenig an meinen Freund Alan Winkleman, der die Hypothese mir gegenüber vertreten hat, Bordeaux-Weine seien so fruchtig, daß sie "Rückrat" durch neue Barriques benötigen - was ich ganz und gar nicht teile. Barrique ist fast immer Ekel für mich.

Liebe Grüße

Andreas
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Einzelflaschenfreund

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Re: Restsüßer Kabinett

BeitragSo 29. Mär 2015, 22:32

"Glatt" ist also abwertend, aber "ekelhaft" ist neutral-beschreibende Weinsprache oder wie?

Keine weiteren Fragen ...
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AH.

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Re: Restsüßer Kabinett

BeitragSo 29. Mär 2015, 22:54

Hallo,

"Ekelhaft" gilt nur für mich, aber ich darf das schreiben - denn es ist so. Andere können - müssen aber nicht - so ähnlich empfinden. Ich empfinde den bitteren Geschmack grundsätzlich als ekelhaft oder auch den Schwefelwasserstoffböckser einiger Moselrieslinge. Andere können das mögen.

Es bleibt: Ästhetik ist relativ oder de gustibus non est disputandum.

Liebe Grüße

Andreas
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