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Re: Cahors und Côteaux du Quercy

BeitragVerfasst: Sa 4. Jul 2020, 18:28
von stollinger
Mit den präsenten, leicht aggressiven Gerbstoffen wäre ich schon zurecht gekommen. Zur selbstgeholten Pizza passte das eigentlich gar nicht so schlecht. Als Solist dann doch zu rustikal und rüpelhaft.

Chateau Combel La Serre - Au Cerisier - AOP Cahors 2014 :

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Was mich dann aber doch stört, sind die deutlichen Aromen von Brettanomycen. Schnuppern ist nicht schön, auch im Mund die Aromatik wenig komplex, eigentlich nur Kirsche, die wirkt dann aber auch noch unsauber. Von den Gerbstoffen und der Säure hätte der noch länger liegen können, dass sich das mit den Aromen noch fangen würde, wage ich zu bezweifeln, der Korken in meiner Flasche war auch schon komplett durchweicht, daraus hätte dann das nächste Problem erwachsen können.

Grüße, Josef

Re: Cahors und Côteaux du Quercy

BeitragVerfasst: Sa 9. Jan 2021, 10:45
von Gerald
Die letzten Tage im Glas: der "schwefelfreie" Cahors von Château du Cèdre (genau genommen natürlich ohne Sulfitzusatz, schwefelfrei im wörtlichen Sinn geht klarerweise gar nicht):

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Für einen Wein ohne Sulfitzusatz ziemlich bemerkenswert, ganz besonders auch, dass er sich offen in der Flasche auch über 2 Tage gut gehalten hat. Man merkt aber am Gaumen schon, dass der Wein irgendwie ein bisschen "anders" ist, es fehlt die typische "Strenge" (sorry, kann es nicht besser beschreiben) eines normalen Rotweins. Das ist aber kein Makel, sondern höchstens eine Frage der Gewohnheit. Trotzdem, der normale - ziemlich gleich bepreiste - Malbec des Weinguts war aus meiner Sicht meistens noch ansprechender, ich kenne da aber nur frühere Jahrgänge.

Insgesamt jedenfalls eines sehr interessante und erfreuliche Erweiterung des Weinhorizonts.

Grüße
Gerald

Re: Cahors und Côteaux du Quercy

BeitragVerfasst: Sa 9. Jan 2021, 11:57
von EThC
Gerald hat geschrieben:Für einen Wein ohne Sulfitzusatz ziemlich bemerkenswert, ganz besonders auch, dass er sich offen in der Flasche auch über 2 Tage gut gehalten hat.

...viele "meiner" bemerkenswertesten Weine waren / sind ohne Schwefelzusatz. Das sind häufig auch die, die offen am längsten durchhalten bzw. bei denen teils über Wochen am meisten Positives passiert (Z.B. bei den Werlitsch Ex Veros). Dein Zitat liest sich für mich ein bißchen so, als ob Weine ohne Schwefelzusatz per se erst mal was Minderwertiges sind, es sei denn, sie beweisen das Gegenteil. Meine Erfahrung ist da eher anders herum, natürlich gibt es da auch ganz furchtbare Sachen (wie überall), aber die waren bei mir bis dato sehr klar in der Minderheit...

Re: Cahors und Côteaux du Quercy

BeitragVerfasst: Sa 9. Jan 2021, 12:05
von Gerald
Hallo Erich,

nein, ich wollte keineswegs Weine ohne Sulfitzusatz abwerten, ganz im Gegenteil. Es ist nur einfach etwas "Anderes" als gewohnt. Und der Vergleich mit dem Ex Vero (ich kenne allerdings nur Jahrgänge bis ca. 2010, habe seither nicht mehr probiert, hat sich da etwas geändert?) ist meiner Ansicht nach auch nicht wirklich passend - denn dieser und die anderen Naturweine "im engeren Sinn" sind ja prinzipiell schon eine ganz andere Sache. Ich habe mich mit diesen noch nie wirklich anfreunden können, sie waren eine interessante Bereicherung des Horizonts, aber haben für mich abgesehen vom Alkohol geschmacklich sehr wenig mit "normalem" Wein zu tun, eher mit nicht ganz durchgegorgenem Apfelmost mit eingestreuten überraschenden Aromakomponenten. Spannend zweifellos, Genussfaktor aber gering.

Der hier beschriebene Cahors hingegen ist eigentlich ein ganz "klassischer" Wein, der sich nur am Gaumen ein bisschen anders - ungewohnt, aber sicher nicht schlechter - präsentiert.

Grüße
Gerald

Re: Cahors und Côteaux du Quercy

BeitragVerfasst: Sa 9. Jan 2021, 12:37
von EThC
Hallo Gerald,
i.O., verstanden! :D

Die älteren Werlitsch-Sachen haben tatsächlich bis zu einer Woche in der offenen Flasche gebraucht, bis sie zu wirklicher Größe aufgelaufen sind. Die jüngeren Sachen haben sich deutlich in eine weinigere Richtung entwickelt, vor allem auch gleich nach dem Öffnen, der Naturweincharakter incl. der mostigen Noten bleibt aber generell. Ich schätze diese Sachen halt wegen ihrer teils schon absurden Aromenvielfalt. Aber: muß man natürlich mögen...

Aber gerade in Frankreich gibt es mittlerweile eine ganze Menge relativ normaler Weine bis hin zum Champagner ohne oder nur mit minimalstem Schwefelgehalt, die ich auch nicht in die Naturweinecke stecken würde...

Re: Cahors und Côteaux du Quercy

BeitragVerfasst: Mo 11. Jan 2021, 13:44
von Dilbert
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Hallo Gerald,

ich kenne den Extra Libre aus ein/zwei älteren Jahrgängen, die ich aber auch eher jung getrunken habe. Ich finde den Wein sehr trinkig. Heidelbeere und Gewürznelken kann ich sehr gut nachvollziehen. Fruchtsaft kann ich eigentlich nicht sagen, obwohl der Wein natürlich sehr fruchtbetont ist. Habe ihn immer gerne getrunken - passt sehr gut zu Pizza, roten Tomatensaucen oder im Sommer zu Gegrilltem.

Gruß,
Jochen

Re: Cahors und Côteaux du Quercy

BeitragVerfasst: So 4. Jul 2021, 20:33
von Moselaner
Hallo!

Zuletzt im Glas:
Château du Cèdre: Château du Cèdre 2014

90% Malbec, ergänzt durch je 5% Tannat und Merlot, biozertifiziert.
Tiefe Frucht mit Pflaumen, Brombeeren, Schwarzkirschen und auch Blüten. Der Wein besitzt eine spürbare Kraft und Tiefe bei angenehmen 13 Prozent. Im Abgang Kräuter der Provence, die Tannine sind abgeschmolzen aber immer noch präsent. Ordentliche Säure und schön integriertes Holz. Befindet sich jetzt in einem sehr schönen Trinkfenster, 91 Punkte.

Wer es etwas kräftiger und fruchtbetonter mag findet hier einen qualitativ hochwertigen Wein, der im Verhältnis immer noch sehr fair bepreist ist. Etwas Geduld sollte man jedoch mitbringen oder zu älteren Jahrgängen greifen, da der Wein frisch dann doch präsente Tannine besitzt. Hier ist eine gewisse Reife für eine entsprechende Harmonisierung empfehlenswert.

Viele Grüße
Patrick

Re: Cahors und Côteaux du Quercy

BeitragVerfasst: Do 29. Jul 2021, 00:43
von stefane
Habe gerade die Titelgeschichte zum Cahors von Rolf Bichsel im Vinum 3/2021 (ich weiß, bin etwas hinterher) gelesen.
Sehr schön bebildert, der Informationsgehalt ist jedoch aus meiner Sicht eher beschränkt.
In diesem Thread wurde da schon eine größere Menge an brauchbaren Informationen zusammengetragen.

Habe die Möglichkeit, bei einem bekannten Stuttgarter Weinhändler den Clos de Gamot 2018 zu erwerben.
Wie ist denn die Trinkreife dieses Cahors, der ja eher dem gehobenen Basissegment entstammt, einzuschätzen? Muß man da auch 10+ Jahre warten, bis der Wein anfängt, Spaß zu machen?
Habe bisher leider nur wenig Erfahrung mit Weinen aus diesem Anbaugebiet.

Re: Cahors und Côteaux du Quercy

BeitragVerfasst: Fr 24. Sep 2021, 09:23
von thvins
Clos de Gamot habe ich auch immer gern gekauft, wenn er mir über den Weg lief. Aber auch hier lohnt sich das Warten, denn im Stil ist das ein klassischer Cahors. Da er preislich nicht zu abgehoben ist, würde ich dir, wenn du diese Weine generell magst, zu einer 6er Kiste raten, die erste jung aufmachen, wenn du mit Tannin klar kommst und dann so ab 2025 - 27 beginnend jedes Jahr ein Fläschchen... Wahrscheinlich wird dir dann das Letzte am Besten gefallen.

Es gibt auch noch als Spitzenwein die Cuvée de Centenaires, davon liegt noch der 2000er bei mir im Keller. Die SUche danach lohnt in großen Jahren.

Re: Cahors und Côteaux du Quercy

BeitragVerfasst: Fr 24. Sep 2021, 21:54
von stefane
Danke für Deine Hinweise.

thvins hat geschrieben:Da er preislich nicht zu abgehoben ist, würde ich dir, wenn du diese Weine generell magst, zu einer 6er Kiste raten, die erste jung aufmachen, wenn du mit Tannin klar kommst und dann so ab 2025 - 27 beginnend jedes Jahr ein Fläschchen...

Habe mir einen 6er-Karton gekauft. Jahrgang 2018, wobei ich mich mit den Jahrgangsunterschieden im Sud-Ouest jetzt eher weniger auskenne.
Will die erste Flasche vielleicht mal in zwei Jahren öffnen. Mal sehen, ob ich so lange widerstehen kann.

thvins hat geschrieben:Es gibt auch noch als Spitzenwein die Cuvée de Centenaires, davon liegt noch der 2000er bei mir im Keller. Die Suche danach lohnt in großen Jahren.

Preislich dürften wir da ja irgendwo knapp über € 30 liegen.
Wie würdest Du den Unterschied zur Basiscuvée beschreiben?