octopussy hat geschrieben:Erst einmal vielen Dank an alle und v.a. Torsten für die vielen Tipps für die Pyrenäen und das Baskenland. Bis zu den Gorges de Holcarté und den Gorges de Kakouetta haben wir es leider nicht geschafft, man fährt dann doch immer eine ganze Weile bis in die Täler rein. Gewandert sind wir nur eine recht beliebte Tour (es war voll!) zu den Lacs d'Aysus. Die tolle Aussicht ist das allemal wert und der Ort Laruns, auf dem man auf dem Weg zu den Lacs vorbeikommt, hat es mir echt angetan. Torsten, meintest du den Käsehändler, der direkt am Place de la Mairie sein Geschäft hat? Dort habe ich ein bisschen was gekauft, vom Ossau-Iraty gab es aber "nur" eine stark gereifte Variante, die zwar ungemein faszinierend im Geschmack aber auch ganz schön heftig war. Den kann ich nur in kleinen Dosen genießen. An Käse hätte ich mich insgesamt echt sattkaufen können. Sich da zurückzuhalten, fällt echt verdammt schwer. Sehr empfehlenswert ist auch in Oloron Sainte-Marie das Maison du Vin et du Fromage, wo es guten Pur Brebis, Pur Vache und Mixte, alles natürlich fermier, und eine gute Auswahl an Madiran, Jurancon, Irouléguy und anderen Weinen gibt.
Dort habe ich auch zwei Flaschen Irouléguy gekauft. Mit dieser AOC möchte ich die Berichte aus Frankreichs Südwesten beginnen. Die AOC Irouléguy ist eine der kleineren in Frankreich, sie umfasst nur knapp 210 ha Rebfläche (Quelle: Wikipedia), die sich auf letztlich nur drei bedeutende Gemeinden verteilen: Irouléguy im Zentrum, St.-Etienne de Baigorry westlich davon und Ispoure bei St. Jean Pied de Port östlich von Irouléguy.
Hier ist eine Karte der Gemeinden und wichtigsten Weingüter.
Produziert wird vornehmlich Rotwein aus Tannat, Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon (ca. 70% der Gesamtproduktion), gefolgt von Rosé aus den gleichen Rebsorten (ca. 20%) und etwas Weißwein aus den Jurancon Rebsorten Gros und Petit Manseng sowie Courbu (ca. 10% der Gesamtproduktion). Die Weinberge sind überwiegend ziemlich steil (bis 60% Gefälle) und oft terrassiert, was beim Rumfahren natürlich besonders schön aussieht. Die Böden sind stark eisenhaltig und von einer rötlichen Färbung.
Ganz ehrlich, wenn ich gekonnt hätte, hätte ich hier die gesamte Palette aller Produzenten durchprobiert, so gut haben mir die wenigen probierten Weine gefallen. Die Roten haben - soweit ich das sehen konnte - etwas weniger Tannat und dafür mehr Cabernet Franc in der Cuvée als im Madiran. Das lässt die Weine auch etwas weniger ungestüm und etwas vegetaler erscheinen als bei Madirans. Sie sind zudem sehr mineralisch. Getrunken habe ich zwei Rote von der recht bekannten Domaine Etienne Brana und - der hat mir extrem gut gefallen - von der Bio-zertifizierten Domaine Ilarria. Letzerer ist für mich ein wirklich tolles Beispiel für einen
Terroir-Wein. Ja, ich sage es ganz offen, auch wenn keiner das Wort mag - Terroir, Terroir, Terroir. Die Kirschkonfitüre, die man zum Pur Brebis bekommt, findet sich hier genauso wieder wie der eisenhaltige Boden. Das ist ein tief gewurzelter Wein, der nur aus der Gegend dort kommen kann.
Einen Rosé hatten wir noch, der mich - als Rosé-Verächter - voll und ganz überzeugen konnte, es war ein Rosé von der Domaine Etxegarraya. Er hatte trotz seiner Himbeersaftfarbe eher eine Weißweincharakteristik und passte ganz hervorragend zu Crévettes roses a la plancha und zum Pur Brebis aus dem Baskenland.
Schließlich haben wir auch noch einen Weißwein von der Domaine Arretxea, den es ausnahmsweise sogar in Deutschland gibt, nämlich bei K&U. Interessant ist, dass der Wein trotz der gleichen Trauben wie im Jurancon wirklich völlig anders schmeckt als viele Jurancons Secs. Trotz des stolzen Preises kaufe ich hiervon noch etwas nach. Der war jetzt einfach völlig zugenagelt, aber ich habe ganz stark das Gefühl, dass der mal richtig, richtig groß wird und der Preis dann eher niedrig erscheint.
Hier noch ein Foto der Weinberge in der AOC Irouléguy, fotografiert vom Eingangstor zum Ort Saint-Jean-Pied de Port, der ein beliebter Übernachtungsort für Jakobswegpilger ist, weil hier gleich mehrere Wege zusammenführen, u.a. von Le-Puy en Velay, der ein beliebter Startort ist.
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