Hallo!
Tja, Spanien also.
Weniges habe ich aus dem Land getrunken, so Nebensachen. Und noch keinen Wein aus der roten Hauptrebe:
Tempranillo. Aber nun hat mich das interessiert und ich habe zwei Flaschen geordert, nicht so teuer, zum kennenlernen eben, von so größeren, neuen Betrieben, die meistens aus mehreren Weingütern bestehen und die Tradition herausstreichen.
Eine Flasche kommt aus dem Gebiet Toro, Zentralspanien, uraltes Rebland.
(Ich schreibe nicht so laut, damit in dieser Ecke niemand aufwacht.)Der Wein kommt von
Frutos Vilar, heißt
Muruve Roble 2008 und sieht so lala aus, vier Monate hat er in amerikanischen Eichenfässern verbringen müssen und es sind 14,9 % Alkohol. (Oha!)
Als ich die Flasche öffnete, ploppte es, wie bei anderen auch, kein speziell spanischer Sound, aber im Glas dann: Was für ein dunkles Rot!
Gespannt näherten Frau O. und ich die Nasen dem Glas, zogen Luft ein und wichen erschrocken zurück: Holz, Holzgeruch wie er noch nie unsere Nasen erreichte, intensiv, und als ob ein paar Krschen über das Brett gerollt wären, das im Wein geschwommen sein muß, oder haben die Eichenfässer das bewirkt? Außerdem ist da etwas von Drogerieartikeln.
Im Mund dann das Gleiche, etwas streng, etwas süß, naja, nich so doll.
Frau O.'s Nase wirkt hölzern.
Das ist Tempranillo? 'Nein', sagte ich zu Frau O., ' Ich habe da so eine Ahnung. Wir lassen ihn einen Tag stehen und nehmen morgen größere Glaser. Ich kann mir nicht vorstellen, daß dies so alles ist.'
Später fiel mir noch ein, daß diese Flüßigkeit doch ideal zur Bekämpfung von Holzwürmern sein müsste. Man stellt ein Schälchen damit vor das befallene Möbelstück, die Holzwürmer nehmen die Witterung auf, sind fasziniert von dieser Brise, fressen sich im Wettlauf auf die Quelle zu, erreichen die Oberfläche, und plumps, sind sie ertrunken. Der Möbelbesitzer reibt sich die Hände, denn die Würmer kann er gut zum Angeln gebrauchen.
Am nächsten Tag setzten wir uns erwartungsvoll vor die Glaser. Ich hatte größere, aber dämpfende, ausgleichende genommen. Vom Vortag vorbereitet, schnupperten wir: Ziemlich das Gleiche. Mutig nahm ich einen Schluck. Frau O. beobachtete mich und als sie die Veränderung in meinem Gesicht sah, probierte sie ebenfalls. Der Wein schmeckte nun nicht schlecht nach dunklen Johannisbeeren, Kirsche, samtig, fruchtig ausdrucksstark, etwas Stein, ausgewogen mit angenehmen Tanninen, im Abgang Kakao.
Aha! Beim Rest war am dritten Tag der Holzgeruch sehr gering, aber der Geschmack auch irgendwie eingeebnet.
Fazit: Interessante Erfahrung, bin gespannt auf mehr.
Es bleibt die Frage, ob man Weine dieser Art dekantieren sollte?
Eine zweite Flasche von der gleichen Rebsorte und Preisniveau, aber aus einer anderen Gegend, gibt es demnächst in diesem Theater.
Es grüßt
Alas