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Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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Moselfan

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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

BeitragMo 10. Jun 2013, 18:25

Es gibt eine genauere Version, in der sieht du das relativ gut. Wobei den Ausschnitt den du hast mit Wehlen und Graach nun mal sehr gut und dem entsprechen sehr rot ist. Aber in der genauen version hast du noch die Einzelnen Parzellen bzw. Flurnamen dabei stehen womit die Sache relativ einfach wird.
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Blaufränkisch

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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

BeitragMo 10. Jun 2013, 20:36

Hallo Charlie,

offenbar ist man sich bei Dr. Loosen des bezeichnungsrechtlichen Spannungsfeldes durchaus bewußt und beugt ein wenig vor:

Please Note: The vineyard classification used at Dr. Loosen is based on historical records, but is an unofficial, internal rating not recognized by German wine law.


So steht´s unter dem Text links von deiner Karte.
Hier gibts mehr von mir zu lesen: www.bernhard-fiedler.at
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Bernd Schulz

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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

BeitragMo 10. Jun 2013, 21:41

Also die Karte ist meiner Meinung nach SEHR genau, zumindest was die Mosel angeht, da sind teilweise wirklich einzelne Parzellen herausgestellt bzw. abgestuft. Wenn man sich intensiv damit befassen würde man da ohne Probleme eine gescheite Klassifikation herausbekommen.


Auf die Gefahr hin, dass ich mich permanent wiederhole: Wer hätte etwas von dieser Klassifikation?

Die absoluten Toplagen kennen du und ich auch ohne Klassifikation. Über lange Zeit kaum bekannte, aber offenkundig doch erstaunlich gute Lagen (Beispiel: Schodener Herrenberg) blieben immer noch außen vor. Und in etlichen klassifizierten Lagen würden von weniger ambitionierten Winzern nach wie vor sehr mäßige Weine erzeugt.

Was also soll die Klassifikation zusätzlich zur Karte, die ja nun mal da ist, angeschaut und marketingmäßig genutzt werden kann, bringen?

Mir fehlt da irgendwie der tiefere Sinn.

Beste Grüße

Bernd
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Charlie

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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

BeitragMo 10. Jun 2013, 22:06

Bernd Schulz hat geschrieben: Auf die Gefahr hin, dass ich mich permanent wiederhole: Wer hätte etwas von dieser Klassifikation?

Die absoluten Toplagen kennen du und ich auch ohne Klassifikation. Über lange Zeit kaum bekannte, aber offenkundig doch erstaunlich gute Lagen (Beispiel: Schodener Herrenberg) blieben immer noch außen vor. Und in etlichen klassifizierten Lagen würden von weniger ambitionierten Winzern nach wie vor sehr mäßige Weine erzeugt.

Was also soll die Klassifikation zusätzlich zur Karte, die ja nun mal da ist, angeschaut und marketingmäßig genutzt werden kann, bringen?

Die Frage stelle ich mir schon lange. Habe mich inzwischen daran gewöhnt, dass viele eine Klassifikation wollen. Die Elsässer tun es, die Piemontesen, die Steiermärker, sogar die Spanier ein bisschen. Deshalb läuft die Diskussion eher unter der Prämisse "mal angenommen, man macht in D eine Lagenklassifikation"
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Bernd Schulz

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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

BeitragMo 10. Jun 2013, 22:29

Ansätze einer Klassifikation finden sich ja bei Pigott/Johnson ("Rhein und Mosel", Hallwag-Verlag). Wenn ich mir meine Ausgabe von 1997 anschaue, bietet dieser Versuch genug Anlass zum Kopfschütteln: Der Trarbacher Hühnerberg fällt in die unterste Kategorie "Sonstige Rebflächen", der Kröver Steffensberg hingegen rangiert eine Etage höher als "Lage Klasse I", den hervorragenden Enkircher Lagen ergeht es nicht besser als dem Hühnerberg, der Graacher Domprobst hat es ebenso wenig wie der Lieser Niederberg Helden in die Spitzenkategorie geschafft, kurzum: Das ist alles in allem ein ziemlicher Käse, der zu nichts gut ist.

In einem gewissen Sinne klassifizieren sich die Lagen unter den wirklich interessierten Weinfreunden von selber - und zwar über die Jahre hinweg immer wieder etwas anders. Und das reicht auch völlig aus; eine vom VDP oder von Pigott oder von Scheuermann (der hat sich meines Wissens auch schon mal ziemlich fruchtlos mit dem Thema beschäftigt) oder vom Staat vorgenommene Klassifikation, der stets etwas ebenso Willkürliches wie Zeitbedingtes anhaften muss, braucht kein Mensch!

Beste Grüße

Bernd
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MichaelWagner

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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

BeitragMo 10. Jun 2013, 22:55

na Bernd, dann nur mal um Dir einen Eindruck von der alten Karte zu verschaffen: Trarbacher Hühnerberg ist in der alten Karte parzellengenau absolut erstklassig klassifiziert. Der Ungsberg direkt daneben übrigens auch. Im Umkreis dann wieder viel Schatten und wenig Schiefer bis ins Tal... Denkst Du Martin führt die alte Karte völlig sinnlos ins Feld?
Was die eingezeichneten Abgrenzungen angeht: Die Karte ist handgezeichnet, natürlich ist das ungenau eingezeichnet - 1897, Hallo?!?
Die zu den dort vermerkten Einzellagen gehörenden Parzellen sind haargenau bis auf den QM im Kataster hinterlegt und auch heute noch in der weinbaukartei so geführt. Und zwar nicht als Orts- oder Großlagen, sondern mit den althergebrachten Namen. Ist manchmal erstaunlich was da so alles an Bezeichnungen auftaucht...Und die Realität gibt der Karte im Herbst mehr als recht.
Das Problem ist nur, dass man versucht hat immer mehr zusammenzufassen um "Marken" zu schaffen, die unter einem Namen ne ordentliche Menge bringen unter der sich Marketinginvestitionen auch rechnen. Bis hin zur Großlage...oder eben Großen Lage...

Zuwegung: naja, ob ich die Trauben jetzt mit der Hotte ins Dorf trage, oder nen Gaul vorspanne - das Problem haben die "Abfüller" auch damals schon dem Winzer freigestellt ohne es beim Preis zu hinterlegen;)
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Bernd Schulz

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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

BeitragMo 10. Jun 2013, 23:25

na Bernd, dann nur mal um Dir einen Eindruck von der alten Karte zu verschaffen: Trarbacher Hühnerberg ist in der alten Karte parzellengenau absolut erstklassig klassifiziert. Der Ungsberg direkt daneben übrigens auch.


Weiß ich doch, Michael! Aber mir reicht dann auch, dass ich das weiß. Eine zusätzliche, darauf mehr oder minder exakt fußende "Klassifikation" brauche ich nicht.

Und eine andere, speziell auf die Interessen der Mitglieder eines Vereins Rücksicht nehmende erst recht nicht!

Beste Grüße

Bernd
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Dirk Würtz

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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

BeitragDi 11. Jun 2013, 09:44

Moselfan hat geschrieben:
Dirk Würtz hat geschrieben:@Michael Wagner
Doch, doch die Zuwegung war ganz entscheidend, nämlich zu der Zeit, als noch mit dem Gaul die Trauben aus den Weinbergen geholt werden mußten


Bist du dir da 100% sicher Dirk ? Zumindest bei der Moselkarte sind da Sachen dunkelrot (oberste Kategorie), wo du damals und teilweise auch noch heute erstmal gefühlte 4 Stunden hinklettern musstest und der nächste Weg vielleicht grade so am Horizont sichtbar war ;)


An der Mosel weiss ich es nicht genau. Rheingau, Rheinhessen ganz sicher
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MichaelWagner

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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

BeitragDi 11. Jun 2013, 10:17

klar Bernd. Eine auf privaten Interessen basierende Klassifikation braucht kein Mensch, weil einfach nonsens. Doch da unterscheidet sich die Weinbaukarte (Mosel) eben von den JohnsonsPiPigottVdPs dieser Welt und der VdP wäre besser dabei geblieben. Ich frage mich ja auch wer diese neue Klassifikation eigentlich braucht und als Verbraucher wärs mir auch herzlich egal, aber wenn Du mit der Konfusion der Verbraucher (nicht alle sind so tief im Thema wie die Beteiligten hier) konfrontiert wirst a la "Ich hab bei Johnson gelesen", "Pigott hat gesagt" und "dieser VdP schreibt", dann biste irgendwann einfach nur noch genervt was alles fürn Dünnpfiff verbreitet wird :lol:

Zuwegung: an der Mosel war die Situation zu der Zeit recht simpel geregelt. Ein Weg entlang der Mosel und von dort aus ohne Zwischenwege hoch bis zur Waldgrenze. In den besten Lagen noch ein paar Schieferterrassen die man kurz mit 50 kg auf dem Rücken umschiffen musste und schwupps war man schon am Ziel seiner Träume. In Ortslage direkt zur "Presse", ausserhalb der Orte in die Holzbütte und wenn die voll war meist sogar von der Kuh (die war eh da wegen der Milch, also sollte sie auch arbeiten :lol: ) gezogen zur "Presse".
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octopussy

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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

BeitragDi 11. Jun 2013, 10:40

Bernd Schulz hat geschrieben:Ansätze einer Klassifikation finden sich ja bei Pigott/Johnson ("Rhein und Mosel", Hallwag-Verlag). Wenn ich mir meine Ausgabe von 1997 anschaue, bietet dieser Versuch genug Anlass zum Kopfschütteln: Der Trarbacher Hühnerberg fällt in die unterste Kategorie "Sonstige Rebflächen", der Kröver Steffensberg hingegen rangiert eine Etage höher als "Lage Klasse I", den hervorragenden Enkircher Lagen ergeht es nicht besser als dem Hühnerberg, der Graacher Domprobst hat es ebenso wenig wie der Lieser Niederberg Helden in die Spitzenkategorie geschafft, kurzum: Das ist alles in allem ein ziemlicher Käse, der zu nichts gut ist.

M.E. braucht man auch nicht zwingend eine Lagenklassifikation. Aber hilfreich kann sie m.E. schon sein. Sie kann dem Kunden ein gewisses Qualitätsversprechen geben, ihm ein solches aber zugegenermaßen auch nur vorgaukeln.

Das vorgenannte Qualitätsversprechen ist m.E. aber nur potenziell stichhaltig, wenn die Lagenklassifikation anhand objektiver Kriterien erfolgt. Ulli wird jetzt einwenden, dass es keine 100% belastbaren objektiven Kriterien gibt und da möchte ich ihm nicht widersprechen. Nach allem spielen die Bewirtschaftung der Böden, die Wahl geeigneter Rebsorten, das Rebalter, die Behandlung des Weins im Keller, usw. auch eine entscheidende Rolle. Ich denke aber schon, dass es gewisse kleinste gemeinsame Nenner geben kann. Die kann man aber nicht deutschlandweit einheitlich festlegen und auch nicht für alle Rebsorten. Im Burgund ist eine Klassifikation zum Beispiel viel leichter als in jeder deutschen Region, da es eigentlich nur zwei Rebsorten gibt (Pinot Noir, Chardonnay) und der Boden überall eine Kalk- oder Kalkmergel-Basis hat. Was hier die Qualitätskriterien sind, wurde wissenschaftlich untersucht. Ich bin - egal wo - immer wieder im Gespräch mit Winzern erstaunt, wie genau sie erklären können, warum diese oder jene Lage mit dieser oder jenen Rebsorte besonders gute Ergebnisse erzielt. Die Fähigkeit des Bodens, Wasser aufzunehmen und auch wieder abzugeben, Windschutz, Exposition, etc. sind alles Kriterien, die man zurate ziehen könnte.

Hinzu kommen übrigens für die Vermarktung von klassifizierten Spitzenlagen (Burgund, Elsass, jetzt auch Loire) zumeist bodenunabhängige Qualitätskriterien: Ertragsgrenzen, das Verbot der maschinellen Lese, o.ä. Das sieht auch der VDP für die Weine aus Großen und Ersten Lagen vor. Auch wenn jetzt wieder Geschichten von tollen Merkelbach oder Christoffel jr. Weinen mit >100 hl/ha Ertrag kommen, ergeben solche bodenunabhängigen Qualitätskritieren m.E. schon Sinn, wenn Weine aus bestimmten, besonders guten Lagen mit einem Mindestqualitätsversprechen versehen werden sollen. Denn abseits einiger Könner wie z.B. Christoffel jr. ergibt ein Ertrag von >100 hl/ha häufig auch extrem dünne Weine, die vielleicht ein bisschen besser wären, wenn nicht mittels Kunstdüngern, etc. der Ertrag auf ein Maximum gepusht würde.

Ich denke nicht, dass eine deutschlandweite Klassifikation im Bereich des faktisch Möglichen ist. Höchstens könnte ein Bundesland für eine Weinbauregion (z.B. BW für Baden und/oder Württemberg) sich an einer Klassifikation versuchen. Dann müssten aber im Zweifel auch alle Lagen im Einzelnen angeschaut werden. U.U. entstünde bei flächenmäßig großen Lagen wie dem Malterdinger Bienenberg auch ein kaum handhabbarer Flickenteppich. Aber dann müsste man evtl. historisch auch die alten Gewanne mit berücksichtigen. Schon allein an den Preisen kann man zum Beispiel erkennen, welche Gewanne aus dem Efringer Ölberg das Weingut Ziereisen für qualitativ besonders hochwertig hält.

Ich denke, das wäre ein Projekt für mehrere Jahre, wenn nicht mindestens ein Jahrzehnt. Was der VDP macht (jeder Winzer bringt seine Lagen mit), ist hingegen allenfalls von äußerst geringem Wert.
Beste Grüße, Stephan
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