Mo 11. Apr 2011, 00:30
Der schwer kranke Bordeaux- oder Burgundmarkt mit seinen unrealistischen Preisen wird dann noch als Vorbild gesehen
Weshalb nun gerade Bordeaux und Burgund als leuchtende Beispiele hingestellt werden, erschließt sich mir überhaupt nicht. In Bordeaux öffnet sich - wenn ich einem langjährigen Kenner wie Peter Züllig glauben kann - die Schere immer weiter: Wenige Kultweingüter können absurde Kurse verlangen, dann gibt es einen vergleichsweise schmalen Mittelbau, und sehr vielen kleineren Betrieben steht das Wasser bis zum Hals. Ist das eine erstrebenswerte Zukunft für den deutschen Weinbau?
Und Burgund gilt für mit den Gebietseigenheiten eher wenig vertrauten Konsumenten wie mich als wahrer Dschungel. Die Chance, für viel Geld ziemlich miserablen Wein zu erhalten, ist hier besonders groß. Wohin hat das zunächst simpel scheinende Klassifikationsmodell im Burgund geführt? Zu großer Klarheit auf Seiten der unbedarfteren Verbraucher? Wohl kaum!
GG werden in Kleinstmengen exportiert und da auch nur von 'Weinfreaks' genossen, von Breite keine Spur.
Da ich mich selten im Ausland aufhalte und im Falle des Falles dort keine deutschen Weine suche und trinke, weiß ich nicht genau, wie es sich dort mit den GGs verhält. Zu vermuten steht aber, dass Dominik Recht hat.
Mein Tip bei unrealistischen Weinpreisen: Nicht kaufen, stattdessen preiswürdige Weine kaufen und/oder das gesparte Geld z.B. jenen geben, die nicht zu Essen haben, nicht zur Schule gehen
Diesem Tipp schließe ich mich gerne an! Allerdings gebe ich zu, dass es bei einigen VDP-Betrieben durchaus preiswürdige Weine gibt - die sich dann allerdings vorwiegend im Kabinett- und Spätlesebereich finden lassen.
Für mich preiswürdige GGs hatte ich auch schon im Glas, aber in der Menge stimmt die Relation zu denjenigen Vertretern dieses Marketingkonzepts, welche meinen Erwartungen kaum oder gar nicht gerecht wurden, einfach nicht. Wenn man schon einen auf GG mit entsprechenden Folgen für die Preisgestaltung macht, dann bitte auch auf weiter Strecke nachvollziehbar! Dazu gehört für mich unter anderen, dass man nicht in jedem noch so schwierigen Jahr ein GG auf die Flasche bringt. So hätte man beispielsweise die meisten 03er GGs, die ich probiert habe, nimmermehr als "große" Weine vermarkten dürfen.
Zumindestens in einer Teilaussage stimme ich Michael jedoch zu:
Der deutsche Weine braucht bei den 1.Lagen und den GG keine weitere Verkomplizierung, sondern eher eine weitere Vereinfachung
Momentan ist es in der Tat ausgesprochen unübersichtlich, und zwar ohne eigentliche Not. Warum heißt es hier "Großes Gewächs", dort "Erstes Gewächs", da "1.Lage", was haben diese verschiedenen Titel mit dem Restzucker zu tun, welche Extrawürste brät sich z.b. der VDP Rheingau, und warum muß er sie braten? Da täte es schon dringend not, mal zu einer klaren und anbaugebietsübergreifenden Nomenklatur zu finden! Dass das nicht schon längst geschehen ist, spricht ebenso wie die mangelnde Konsequenz gegenüber Mitgliedern, die immer wieder besonders mäßige Tropfen unter der GG- und vor allem EG-Fahne segeln lassen, nicht unbedingt für die Institution VDP.
Beste Grüße
Bernd