So 9. Apr 2023, 22:00
So 9. Apr 2023, 22:18
amateur des vins hat geschrieben:... Wer irgendwie aus dem Etikett erahnen möchte, was ihn bei einem Wein erwarten könnte, ist engstirnig.
Mo 10. Apr 2023, 09:07
..in gewisser Weise hast Du da durchaus recht, gerade so große Lagen wie Morstein, Lump oder auch das Goldtröpfchen wurden ja 1971 aus teils über 10 alten Einzellagen zusammengefaßt und ich unterstelle mal, daß das nicht immer so erfolgte, daß man nur Ex-Lagen mit vergleichbarem "Terroir" kombiniert hat. Die Namen der Lagen selbst sind aus vielerlei Gründen entstanden, die Teilung folgte eher Eigentumsverhältnissen, aber auch topologischen Abgrenzungen, sicher kaum bis gar nicht aufgrund geologischer Unterschiede. Dennoch erachte ich den Herkunftsgedanken für wichtig wie begründet, auch wenn sich daraus nicht unbedingt ein genaues Geschmacksbild ableiten läßt, ich hab selbst schon genügend Lagenvergleiche gemacht, bei denen höchst unterschiedliche Weine nebeneinander standen. Gerade deshalb finde ich, daß diese Bestrebungen, die Herkunftsbezeichnungen nur noch für diejenigen zugänglich zu machen, die sich in ein theoretisch enges, praktisch aber doch dehnbares Korsett zu pressen bereit sind, unlauter sind. Tatsächlich würde so für den Winzer die Entscheidung anstehen: Lagenwein oder "mein Wein". Die Lagenbezeichnungen sind historisch gewachsen, auch wenn vor 50 Jahren eine straffe Zäsur stattfand und man sollte diese nicht der Mehrheit der Weinschaffenden entziehen, völlig egal aus welchem Grund die Bezeichnung verwendet wird. Und wenn man die Lage einfach Lage sein läßt ("da kommt's her") und nicht krampfhaft versuchen würde, die Qualität fix daran zu binden, gäb's auch kein Problem.amateur des vins hat geschrieben:Auf Lagen- oder Orts Herkunftsbezeichnungen kann man verzichten.
...denn sie stellen nur ein Korsett dar und verhindern Vielfalt und Freiheit. Wer irgendwie aus dem Etikett erahnen möchte, was ihn bei einem Wein erwarten könnte, ist engstirnig.
Mo 10. Apr 2023, 14:11
Nur, damit sich hier keine Mißverständnisse dauerhaft manifestieren:amateur des vins hat geschrieben:Auf Lagen- oder Orts Herkunftsbezeichnungen kann man verzichten.
...denn sie stellen nur ein Korsett dar und verhindern Vielfalt und Freiheit. Wer irgendwie aus dem Etikett erahnen möchte, was ihn bei einem Wein erwarten könnte, ist engstirnig.
Mo 10. Apr 2023, 18:48
EThC hat geschrieben:Hmm, einerseits hältst Du einen Rebsortengenozid für notwendig, aber es gäbe ja noch genügend Raum für anderes; muß ich mir das als so eine Art Freakshow für entartete Sorten in einem Rebsortenzoo vorstellen, der dann in einer fünftklassigen Lage installiert wird, wo sonst eh keiner was anbauen will?
UlliB hat geschrieben: Die Vorstellung, dass Deutschland aus der EU austreten müsste, weil man sich bei einem absolut marginalen Thema wie dem Weinrecht nicht einigen könnte, ist wirklich völlig absurd. Man hätte auch schlicht und ergreifend gar nichts machen müssen, dann wäre das bis 2021 bestehende deutsche Bezeichnungsrecht als "traditionelle Bezeichnung" immer noch EU-konform gewesen, was zugegebenermaßen das Risiko beinhaltet hätte, dass ein wilder Parallelwuchs an neuen EU-konformen Bezeichnungen entsteht. Geschadet hätte das aber nichts, weil das alles nach mehr oder minder kurzer Zeit auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet wäre.
UlliB hat geschrieben: Der Rest deines Beitrags ist der meiner Meinung nach völlig irrigen Annahme geschuldet, dass Regulierung und Standardisierung bessere Weine oder zumindest einen besseren Marktzugang bewirken. Das hat schon in der Vergangenheit nicht funktioniert, und Intensivierung oder Verschärfung von etwas grundsätzlich Dysfunktionellem führt nicht zu etwas Funktionellem.
Mo 10. Apr 2023, 18:59
...ich habe die Worte bewußt verwendet, weil ich etwas gegen die Weichwascherei bzw. Schönrederei der eigentlichen Vorhaben setzen wollte. Genauso wie die Architektenentwürfe mit ihren Schummerungen etc. immer allerliebst aussehen und am Ende steht da dann doch nur ein postinfantiler Klotz in Rasterarchitektur in der Landschaft rum, der kein Stück Leben vermittelt...Kleiner_Pirat hat geschrieben:Also bei den Wörtern Genozid und entartet ist für mich die Diskussion zu dem Thema definitiv beendet.
Mo 10. Apr 2023, 20:05
Kleiner_Pirat hat geschrieben: Und im Wein denke ich auch nicht, das zum Beispiel Bordeaux ohne Gründung der Appellationen, Festhalten und ansatzweise standardisieren der Produktionsprozesse und Rebsortenbeschränkung in den Cuvees seit Beginn des 20. Jahrhunderts 100 Jahre so erfolgreich gewesen wäre (im Moment lässt sich von Erfolg ja leider so pauschal nicht mehr sprechen).