Mo 1. Mai 2023, 11:01
EThC hat geschrieben:...in Zeiten mit höherer Inflation nehmen bei mir naturgemäß die Projekte zu, in denen es um Kostenoptimierungen, Effizienzsteigerungen etc. geht. Ich vermute mal, daß da bei nicht wenigen Weingütern noch einiges an Potential schlummert und wenn's nur solche Maßnahmen wie leichtere und damit günstigere Flaschen, Optimierung beim Verschluß etc. sind. Am bequemsten ist es natürlich, einfach so weiterzumachen wie bisher, wenn man in der glücklichen Lage ist, genügend Kunden zu haben, die die "as is"-Mehrkosten tatsächlich vermeintlich klaglos schlucken...harti hat geschrieben:Auch Weinbaubetriebe müssen irgendwie über die Runden kommen und da die preiswerten Abfüllungen (Liter-/Gutsweine) in einem harten Wettbewerb stehen, bleiben nur noch die Edelcuvées, um Mehrumsätze zu generieren.
Mo 1. Mai 2023, 11:28
Michl hat geschrieben:Weinschlürfer hat geschrieben:Eher Nachfrage / Strategie des Weingutes.
Exakt! Vor allem Letzteres! Aber wie ich oben schon sagte, diese Strategie geht auf und ist deshalb aus Perspektive der Weingüter rational.
Preissteigerungen aufgrund gestiegener Kosten sind völlig legitim. Es geht hier zumindest mir aber um die Frage, wie man die Positionierung von Wein als Luxusgut bewertet. In diesem Kontext ist folgende argumentative Koppelung, lieber Hartmut, nicht nur irreführend, sie ist gesellschaftpolitisch sogar hoch bedenklich:harti hat geschrieben:Habt Ihr Euch mal vor Augen geführt, dass der Mindestlohn im letzten Jahr im Vergleich zum 1.1.21 um 26,3 % angetiegen ist?harti hat geschrieben:Auch Weinbaubetriebe müssen irgendwie über die Runden kommen
Ich erinnere nur an die perfide Kampagne der Initiative neue Soziale Marktwirtschaft zum Mindestlohn im Jahr 2014, die sich im Nachhinein als völlig unhaltbar herausgestellt hat. Der Mindestlohn ist nicht das Problem! Aber ich will nicht weiter politisieren, das ist hier dann doch eher fehl am Platz.
Mo 1. Mai 2023, 11:41
...gibt's bereits seit Längerem, auch bei VDP-Gütern. "Hamma immer scho so gmacht!" hilft hier einfach nicht weiter.harti hat geschrieben:Ein VDP-Gutswein in einer Leichtflasche mit DIAM-Korken und Billig-Plastik-Kapsel. Das wird sicher schwer Eindruck machen und den Absatz mächtig ankurbeln .
Mo 1. Mai 2023, 11:52
Mo 1. Mai 2023, 13:24
UlliB hat geschrieben:Grünhaus ist ja nicht das einzige Beispiel für eine rasante Preisentwicklung in den letzten Jahren. Ein kurzer Blick auf das Kühling-Gillot-Battenfeld-Spanier-Konglomerat zeigt, wohin die Reise geht: K-G Pettenthal GG 2022 für 85 € in der Subs, den vermutlich nicht viel schlechteren 2021er gibt's im Handel noch für 59 €.
...
Mo 1. Mai 2023, 13:53
Gerald hat geschrieben: Ein Problem nur, wenn dann viel zu viele Betriebe sich am Hochpreissegment orientieren und dann das Angebot die Nachfrage übersteigt.
Mo 1. Mai 2023, 16:55
jessesmaria hat geschrieben:sorgenbrecher hat geschrieben:Bezogen auf Deutschland verstehe ich die Aufregung nicht. Es gibt vielleicht gut zwei dutzend Weingüter, die in das Luxussegment vorstoßen, oder vorstoßen wollen. Wenn man bereit ist die Preise zu zahlen, dann passt es für beide Seiten, wenn nicht, dann hat man aber eine Vielzahl von Alternativen, die weiterhin extrem attraktive Preise bieten. Das ist doch hier nun wirklich kein Problem! Never explain, never complain...niemand zwingt doch den Konsumenten, diese Weine zu diesen Preisen zu kaufen. Alternativen gibt es wie Sand am Meer.
Das sehe ich nicht so. Wenn die geliebten Weingüter, denen man Jahre bis Jahrzehnte treu geblieben sind und stets die kompromisslose Qualitätsspitze ihres Terroirs bildeten, nun allesamt auf den Luxusmarkt setzen, fällt es nicht unbedingt leicht, stets ein qualitativ äquivalentes No-Name-Gut als Ersatz zu finden. An der Ruwer z. B. kommt m. E. an Grünhaus+Karthäuserhof nichts heran (außer vielleicht Breiling, der nun wieder im Team beim Karthäuserhof mitwirkt und selbst nichts mehr verkauft).
Mo 1. Mai 2023, 18:18
sorgenbrecher hat geschrieben:jessesmaria hat geschrieben:sorgenbrecher hat geschrieben:Bezogen auf Deutschland verstehe ich die Aufregung nicht. Es gibt vielleicht gut zwei dutzend Weingüter, die in das Luxussegment vorstoßen, oder vorstoßen wollen. Wenn man bereit ist die Preise zu zahlen, dann passt es für beide Seiten, wenn nicht, dann hat man aber eine Vielzahl von Alternativen, die weiterhin extrem attraktive Preise bieten. Das ist doch hier nun wirklich kein Problem! Never explain, never complain...niemand zwingt doch den Konsumenten, diese Weine zu diesen Preisen zu kaufen. Alternativen gibt es wie Sand am Meer.
Das sehe ich nicht so. Wenn die geliebten Weingüter, denen man Jahre bis Jahrzehnte treu geblieben sind und stets die kompromisslose Qualitätsspitze ihres Terroirs bildeten, nun allesamt auf den Luxusmarkt setzen, fällt es nicht unbedingt leicht, stets ein qualitativ äquivalentes No-Name-Gut als Ersatz zu finden. An der Ruwer z. B. kommt m. E. an Grünhaus+Karthäuserhof nichts heran (außer vielleicht Breiling, der nun wieder im Team beim Karthäuserhof mitwirkt und selbst nichts mehr verkauft).
Ich verstehe den Punkt absolut, gleichwohl ist meine Erfahrung aus vielen dutzend Blindproben, dass ein Erkennen des Erzeugers bei deutschen Weinen im hochpreisigen Sortiment weit unterdurchschnittlich zu den Ikonen aus den o.g. anderen Anbaugebieten ist. Das Anbaugebiet wird im Kreise von erfahrenen Verkostern/Trinkern( ) noch sehr häufig erkannt, der Erzeuger sehr, sehr selten. Vor allem beim Riesling sind es am ehesten noch die Ikonen im restsüßen Bereich: Prüm, Egon Müller, alte gereifte Weine vom Kloster Eberbach und Schloss Johannisberg, die recht häufig "genagelt" werden, aber gerade bei trockenen Weinen ist nach meinen bescheidenen Erfahrungen die Quote extrem gering, selbst wenn gehypte Top-Produzenten wie Keller, B.-S./K.-G, Dönnhoff, Schönleber, Wittmann, etc... mit ihren Top-Weinen in der Runde waren.
Aus einigen anderen Top-Regionen ist die Quote nach meinen Erfahrungen signifikant höher: Latour, Haut-Brion, Margaux, Cheval Blanc, Pichon Lalande, Montrose, und diverse andere Bordeaux werden regelmäßig richtig erkannt, DRC eigentlich immer, Coche-Dury auch, diverse andere Burgunder wie Dujac, Rousseau, Mugnier,... ebenfalls mit weit überdurchschnittlicher Häufigkeit. Auch im Piemont werden einige Top-Erzeuger wie Giacosa, Rinaldi, Burlotto, Accomasso, zuletzt auch Giovanni Rosso/Ester Canale mit enorm hoher Sicherheit dem jeweiligen Erzeuger zugeordnet. Und last but not least gilt das auch für die Wachauer Ikonen von Hirtzberger, Knoll, F.X. Pichler, Rudi Pichler, Prager, die deutlich öfter blind erkannt werden.
Wenn aber diese Einzigartikeit nicht gegeben ist, und es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gelingt, den Erzeuger in einer Blindverkostung zu erkennen, warum dann preislich für genau diesen Winzer ein Premium zahlen?
Selbstverständlich lässt sich zurecht einwenden, dass meine Erfahrungen statistisch keine Relevanz haben und rein exemplarisch sind, dass deutsche Weine in unserer Runde unterdurchschnittlich repräsentiert sind, aber vielleicht ist ja auch ein bisschen was dran, dass es in Deutschland im Top-Segment viel mehr austauschbare Weine gibt als in anderen ikonischen Weinregionen...jeder mag sich selbst hinterfragen wie oft er in etwas breiter angelegten Blindproben seinen Lieblingserzeuger erkannt hat...
Mo 1. Mai 2023, 18:47
Mo 1. Mai 2023, 20:24
UlliB hat geschrieben:Als alleiniges Kriterium reicht das kaum aus.
Gruß
Ulli