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Preiserhöhungen beim VDP

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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EThC

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Re: Preiserhöhungen beim VDP

BeitragMo 9. Mai 2022, 10:53

Dilbert hat geschrieben:Einige Beispiele im Jahrgangsvergleich 2020; 2021
...schaut erstaunlich angemessen aus! :o
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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thvins

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Re: Preiserhöhungen beim VDP

BeitragFr 27. Mai 2022, 19:21

Ich denke, wir werden - nicht nur beim VDP - sondern weltweit bei den Weinen im gehobenen Segment in der nächsten Zeit ungeahnte Verwerfungen erleben.

Wie auch sollte es anders gehen? Da sind die direkten Kostensteigerungen auf der einen Seite, Transport ungeahnt hoch (und derzeit eine Büchse der Pandora, quasi kostenseitig nicht vorab zu kalkulieren), Pappen, Flaschen, Etikettendruck, alles deutlich verteuert zu Vor-Pandemie Zeiten und zu Vor-Kriegszeiten. Sieht man die Bilder von zerstörten Zulieferfabriken in der Ukraine, die eben auch weltbedeutender Glas / Flaschenproduzent waren, dann, dann ahnt man schon das Problem, die anderen legen spekulativ drauf, wo sie können, was derzeit dazu führt, dass Winzer halt nordafrikanisches Glas in wesentlich schlechterer Qualität zum nahezu doppelten Preis kaufen müssen und dann noch "ewig" auf Lieferung warten müssen.

Klar kann man den Winzern und den Händlern raten, sie sollen auf Marge verzichten, aber auch diese spüren die gegenwärtige Inflation und müssten auch das genau so mit einpreisen. Mehr werden sie derzeit ohnehin nicht verkaufen, wie schon richtig bemerkt wurde - jeder mit vollem Keller hält sich mit dem Weinkauf derzeit zurück uns sitzt es aus. Bei 1000 Flaschen im Keller kann man sich schon eine Weile genüßlich zurück lehnen und abwarten. Und die meisten Freaks, die solcherlei Weine kaufen, haben oft nicht nur 1000 Flaschen im Keller.

Auch diese Kaufzurückhaltung kann ich persönlich mehr als nachvollziehen, stehen wir doch am Rande einer Situation, früher oder später in diesen Krieg mit hinein gezogen werden können - und wer will schon unter Kriegszeiten solche Weinwerte im Keller haben, der womöglich zerstört oder geplündert werden könnte, also trinkt man weg, was man kann - dazu hat man die Schätzchen doch einst weg gelegt.

Der Kreislauf aber gerät damit arg ins Wanken...

In Priorat habe ich dieses Jahr die folgende Situation erlebt: 2020 große Ernteausfälle, aber eigentlich hohe Qualität. Die Winzer machten sich wenig Sorgen drum, sind die Keller doch pandemiebedingt prall voll gefüllt durch das lange Wegbrechen der Gastronomie, dem Zusammenbruch des Ab-Hof-Verkaufs und auch internationaler Handelsbeziehungen sowie der sich abzeichnenden Krise, dass immer mehr Leute immer weniger Geld zum Ausgeben zur Verfügung haben.

2021 - Lager noch immer coronabedingt voll, wohin mit all dem Zeug? Einige verzichten darauf eigene Weine zu machen, verkaufen einen Teil ihrer Ernte an Großabnehmer, weil sie nicht wissen, wohin mit dem Wein. Wer noch Tanks, Fässer etc in Reserve hatte, füllt diese mit den besten Qualitäten, um die Sachen nicht verschenken zu müssen.

2022 - Kriegsbeginn und Flaschenknappheit... Eigentlich könnte man nun beginnen, abgefüllte, bereitstehende Flaschen wieder an die Gastro, an zurück kehrende Kunden verkaufen, auch die Messen finden wieder statt, aber dank des Krieges beginnt die Kaufzurückhaltung der Händler und Importeure, weil die Kunden ihre Keller leer trinken, statt ihren Bestand zu erhalten. Der Kreislauf bricht zusammen. Die Weinlager bleiben voll und die Flaschenkrise droht, dass auch die Fässer nicht rechtzeitig geleert werden können... Was tun mit dem 2022er heranwachsenden Jahrgang unter all den genannten Umständen... Und das, was mir im Priorat geschildert wurde, wird nicht nur dort so sein.

Erzeuger und Händler werden um ihre Existenz bangen müssen, die Konsumenten bangen wegen drohender Inflation, drohendem Energie-Kollaps und sogar drohendem Weltkrieg und trinken, um die Flaschen vor den Plünderern und Zerstörern zu retten...

Je länger die derzeitige Situation anhält, umso stärker werden wir hinterher die Verwerfungen überall sehen. Und auch, wenn die derzeitige Welt tatsächlich noch mal friedlicher wird und Gegensteuerungen gegen die Krise und die Inflation erlebt, so wird es sein wie immer: Zerstört ist schnell, Wiederaufbau braucht, Mut, Zeit und einen langen Atem...

Aber wie anders könnte es gehen? Welche wirkliche Alternative gäbe es?
Beste Grüße

Torsten

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Fasano

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Re: Preiserhöhungen beim VDP

BeitragFr 27. Mai 2022, 19:33

Bei allem: Ich gehe nicht davon aus das mein Keller von Fremden geplündert wird ( ausser von mir) . Ich gebe zu das Flaschen die bis her save waren in die engere Wahl gerückt sind.
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thvins

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Re: Preiserhöhungen beim VDP

BeitragFr 27. Mai 2022, 22:12

Fasano hat geschrieben:Bei allem: Ich gehe nicht davon aus das mein Keller von Fremden geplündert wird ( ausser von mir) . Ich gebe zu das Flaschen die bis her save waren in die engere Wahl gerückt sind.


Das mit dem Plündern wäre wirklich das extremste Szenario, zugegeben. Aber wer in der Ukraine hat 1 bis 2 Monate vorher schon geahnt, wohin es sich entwickeln wird...

Und würde das Ganze "überschwappen", dann ahnt auch niemand von uns, was kommt.

Ich bin früher (vor Kriegsbeginn) auch oft um Flaschen rum geschlichen und habe dann gesagt: "Heute reicht auch was Einfacheres. Du bist zu gut für einen stinknormalen Abend". In den letzten Monaten mache ich das nicht mehr, da sage ich dann eher: "Was solls, du bist heute dran... Bist du getrunken, dann kann dich mir niemand mehr weg nehmen. Und wir hatten heute einen schönen Abend..."
Beste Grüße

Torsten

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Der Wein-Schwede

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Re: Preiserhöhungen beim VDP

BeitragSa 28. Mai 2022, 22:33

thvins hat geschrieben:
Fasano hat geschrieben:Bei allem: Ich gehe nicht davon aus das mein Keller von Fremden geplündert wird ( ausser von mir) . Ich gebe zu das Flaschen die bis her save waren in die engere Wahl gerückt sind.


Das mit dem Plündern wäre wirklich das extremste Szenario, zugegeben. Aber wer in der Ukraine hat 1 bis 2 Monate vorher schon geahnt, wohin es sich entwickeln wird...

Und würde das Ganze "überschwappen", dann ahnt auch niemand von uns, was kommt.

Hallo Torsten,

Hast Du viel Vodka in Deinem Weinkeller?
Wenn nicht, brauchst Du keine Angst haben. :lol: ;)

Viele Pinot- und Chardonnay Grüße
Rolf
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thvins

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Re: Preiserhöhungen beim VDP

BeitragSo 29. Mai 2022, 10:31

Der Wein-Schwede hat geschrieben:
thvins hat geschrieben:
Fasano hat geschrieben:Bei allem: Ich gehe nicht davon aus das mein Keller von Fremden geplündert wird ( ausser von mir) . Ich gebe zu das Flaschen die bis her save waren in die engere Wahl gerückt sind.


Das mit dem Plündern wäre wirklich das extremste Szenario, zugegeben. Aber wer in der Ukraine hat 1 bis 2 Monate vorher schon geahnt, wohin es sich entwickeln wird...

Und würde das Ganze "überschwappen", dann ahnt auch niemand von uns, was kommt.

Hallo Torsten,

Hast Du viel Vodka in Deinem Weinkeller?
Wenn nicht, brauchst Du keine Angst haben. :lol: ;)

Viele Pinot- und Chardonnay Grüße
Rolf


Den Vodka bringen die Russen dann schon mit, um ihn mit meinen Prioratos zu mixen. DAnn bekommt der Vodka in ihren Augen endlich Geschmack und der Priorat-Wein den für sie nötigen Alkohol... :mrgreen: :ugeek: :twisted:
Beste Grüße

Torsten

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jessesmaria

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Re: Preiserhöhungen beim VDP

BeitragMi 6. Jul 2022, 09:42

https://www.focus.de/finanzen/boerse/f1 ... 11261.html

Laut Focus gehört Wein zu den wenigen Gütern, deren Preis sogar gesunken ist (0,8 Prozent günstiger). Wer günstiger speisen möchte als im letzten Jahr, dem legt der Bericht außerdem Meeresfrüchte ans Herz, oder, falls einem diese nicht munden, alternativ Blätterteig oder Popcorn.

Paradoxerweise ist tatsächlich beim VDP das Gegenteil zu beobachten. Beispiel: Fritz Haag Brauneberger Juffer Sonnenuhr GG 2021 39€, 2020 noch 34€. Weiß jemand noch, was 2019 gekostet hat? Wahrscheinlich noch weniger? Bei Lobenberg findet man zumindest noch den 2018er-Eintrag: 28,70€!
Dabei gilt meines Wissens 2020 ja als der bessere Jahrgang als 2021, und 2019 wiederum noch besser als 2020. Die Preisentwicklung verhält sich also antiproportional zur Größe der Jahrgänge. Welche Konsequenzen zieht ihr daraus? Die im Eröffnungsbeitrag geschilderte – "bei den Gutsweinen und bei den GGs so gut wie gar nichts mehr kaufen" – verstehe ich nicht ganz. Heißt das, nur noch Ortsweine und erste Lagen? Oder gar nichts mehr beim VDP? Was dann? Liegt es nicht eigentlich nahe, die Restbestände des wahrscheinlich langlebigen 2019er-Jahrhundertjahrgangs zum "Schnäppchenpreis" noch möglichst aufzukaufen, statt in 2020 und 2021 und künftig 2022 zu investieren?
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EThC

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Re: Preiserhöhungen beim VDP

BeitragMi 6. Jul 2022, 09:49

jessesmaria hat geschrieben:Laut Focus gehört Wein zu den wenigen Gütern, deren Preis sogar gesunken ist (0,8 Prozent günstiger).
...na ja, im zugrundeliegenden Warenkorb sind wahrscheinlich überhaupt keine VDP-Weine enthalten (oder nur sehr wenige), da der wahrscheinlich auf Zahlen des DIW aufbaut. Und die ermitteln regelmäßig Durchschnittspreise für in D verkaufte Weine, der hier meist verwendete Wert bezieht sich jedoch NUR auf Weine, die im LEH verkauft werden.
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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UlliB

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Re: Preiserhöhungen beim VDP

BeitragMi 6. Jul 2022, 14:47

jessesmaria hat geschrieben:Dabei gilt meines Wissens 2020 ja als der bessere Jahrgang als 2021, und 2019 wiederum noch besser als 2020.

Ein ziemlich komplexes Thema, es kommt wohl darauf an. Dem Riesling haben die kühleren Bedingeungen des Jahrgangs 2021 wohl sehr behagt. Dirk Würtz vom Weingut St. Antony schrieb kürzlich in einer email an seine Kunden:
"Die Weine sind heute mit Sicherheit die besten des noch so jungen Jahrhunderts. 2021 bringt uns GGs, die enorm fokussiert und perfekt balanciert sind. Ich bin mir ziemlich sicher, und ich bin eigentlich immer vorsichtig, dass 2021 der beste Jahrgang seit 2004 ist und mit dem 2013er zu den großen Jahrgängen gehört, über die noch meine Kinder reden und sich freuen werden."

Das bezieht sich in dem Fall eindeutig auf Riesling, und liegt in einer Linie mit der Meinung anderer Erzeuger aus den nördlichen Anbaugebieten, dass 2021 ein qualitativ herausragend guter Jahrgang ist (dass die Mengen niedrig sind und der Aufwand im Weinberg sehr hoch war, ist die Schattenseite). Bei den Burgundersorten könnte das allerdings anders aussehen, die könnten mit einem Warmjahrgang wie 2019 oder 2020 eher besser klargekommen sein.

Was die Preissteigerungen beim VDP betrifft, haben die mit der Inflation nichts zu tun (oder nur sehr, sehr wenig). Die Preise sind hier auch schon deutlich gestiegen, als Inflation noch überhaupt kein Thema war. Und wie ich weiter oben zu den GG-Preisen schon geschrieben hatte, gelten hier auch keine normalen Marktgesetze.

Ich bin mal gespannt, wie es mit den Weinpreisen weitergeht. Im Moment halten die Leute fast schon panikmäßig ihr Geld zusammen und verkneifen sich auch moderaten Luxus; das haben vor kurzem die Spargelbauern erlebt, bei denen die Nachfrage förmlich zusammengebrochen ist und die in vielen Fällen die Ernte vorzeitig eingestellt haben. Und das könnte natürlich auch den Weinmarkt betreffen. Andererseits ist das Zusammenhalten von Geld bei hoher Inflation widersinnig, und es könnte auch eine Flucht in Sachwerte einsetzen - wobei dann die Frage ist, ob (teurer) Wein ein Sachwert ist oder nicht... es bleibt interessant.

Gruß
Ulli
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Ollie

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Re: Preiserhöhungen beim VDP

BeitragMi 6. Jul 2022, 15:33

"Die Weine sind heute mit Sicherheit die besten des noch so jungen Jahrhunderts. 2021 bringt uns GGs, die enorm fokussiert und perfekt balanciert sind. Ich bin mir ziemlich sicher, und ich bin eigentlich immer vorsichtig, dass 2021 der beste Jahrgang seit 2004 ist und mit dem 2013er zu den großen Jahrgängen gehört, über die noch meine Kinder reden und sich freuen werden."


Ja was denn nun - "die besten dieses Jahrhunderts" (wieso eigentlich nur dieses Jahrhunderts - war der 98er besser?!) oder "der beste Jahrgang seit 2004"?

Davon mal ab: In wessen Buch genau ist 2004 ein Superjahrgang? Oder 2013?

Immer dieses Marketinggschwafel.

Cheers,
Ollie
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