Aktuelle Zeit: Fr 29. Mär 2024, 07:49


Genossenschaftsweine

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
  • Autor
  • Nachricht
Offline
Benutzeravatar

Dilbert

  • Beiträge: 755
  • Bilder: 23
  • Registriert: Di 7. Dez 2010, 16:33

Re: Genossenschaftsweine

BeitragMi 10. Feb 2021, 14:17

Nur zur Info, da die Cave de Castelmaure hier auch schon genannt wurde. Die Website wurde vollkommen neu gestaltet und entspricht in ihrem Äußeren auch irgendwie den sehr umtriebigen Winzern und Angestellten vor Ort. Über Jahre hinweg ist man hier schon sehr innovativ unterwegs:

http://www.castelmaure.com/

Gruß,
Jochen

PS: ... und wenn Corona es zulässt, werden wir im Sommer auch wieder vor Ort sein! :cry: ;)
„Eine Magnum-Flasche? Genau die richtige Größe für einen schönen Abend. Vorausgesetzt, man beginnt mit einem Champagner, man endet das Menu mit einem Sauternes, und man ist allein daheim…“
(Anthony Barton)
Offline

Kermit

  • Beiträge: 19
  • Registriert: Mo 15. Dez 2014, 21:33

Re: Genossenschaftsweine

BeitragFr 12. Feb 2021, 23:56

Interessanter Thread.

Meine Erfahrung, jetzt mehr aus der eigenen Genießer-Perspektive als aus der Händlerperspektive, die sich durch eine Nebentätigkeit ergibt.

Erfahrungen habe ich mit überwiegend mit der Pfalz, als auch ein wenig mit Württemberg, sowie in recht großem Umfang mit Frankreich. Und da fällt das Bild schon auseinander.
Denn in Frankreich ist es oft das Verdienst von Genossenschaften, dass durch fleißige und beharrliche Arbeit ein Anbaugebiet zu einer AOC weiterentwickelt werden konnte. Es gab (und gibt wohl auch heute noch) auch schlechte, aber die guten können recht ordentliche Preise aufrufen. Interessant ist insbesondere Plaimont in der Gascogne, eine riesige Genossenschaft mit einer Menge von interessanten Produkten nicht nur für den Massenmarkt. Dabei alles sehr gut vinifiziert. — Im Elsass: Cave vinicole in Cleebourg (Pinot Auxerrois, mit etwas Flaschenreife richtig gut trinkbar, kenne ich von "nassen" Tagungen) oder in Ingersheim bei Colmar Jean Geiler (solider Crémant, feine Gewurtztraminer vendange tardive). Auch ein Teil unserer besseren Côtes-du-Rhône-Weine, nämlich der Appelationen Vacqueyras, Gigondas und Beaumes de Venise sind Genossenschaftsweine, das gilt auch für den Sancerre, beim Pouilly-Fumé ... (ich schaue gerade im Kühlschrank nach) ... ist es auch so. Alles tüchtige, verlässliche Produkte, die ihren Preis haben. Hier kommt es aber weniger auf Innovation an als in der Gascogne, wo man früher Wein erzeugt hat um ihn zu verspriten, im günstigsten Fall für Armagnac.
Man lässt aber auch in Frankreich meistens nicht groß "heraushängen", dass man eine Cave vinicole ist.

Und dann die deutschen Genossenschaften in ihrer Mehrheit.
Württemberg kennt man hier in der Pfalz aus dem Edeka. Das Angebot ist allerdings wenig erfreulich. Wer braucht das? Leider ist da noch nicht mal ein guter trockener Lemberger dabei. Dabei hat die württembergische Weinbergterrassenlandschaft den Rang eines Weltkulturerbes.
Stark optimiert ist das Marketing. Sehr schön formuliert wurde weiter oben, dass die "Vier Jahreszeiten" in Bad Dürkheim sehr auf ihren Ruf achten. Das trifft den Kern aufs genaueste. Wen man sich dort den gleichen Aufwand für die Qualität der Weine machen würde ... Es ist immer wieder Brauchbares dabei, aber eigentlich ist es immer langweilig, und der Sauvignon blanc mit zuviel Restzucker. Für mich weißer Dornfelder. — Winzergenossenschaft Wachtenburg: Vor etwa fünf Jahren ausführliche Probe mit Freunden zur Auswahl von Weinen für eine Hochzeit, also wirklich gezielt. Alles sauber, aber die Literweine unsäglich dünn, ab den 0,75-Liter-Flaschen wurde es besser, dann war es aber nicht mehr günstig, sondern angemessen im Preis. Insgesamt war aber alles etwas langweilig, sogar die Rieslinge. Selbst war ich bei der erfolgten Sammelbestellung mit einem Kistchen (nicht ganz so) trockenen Gewürztraminer Spätlese dabei, der für den Preis wirklich O. K. war, aber eben nicht mehr bot als sonst ein Kabinett; ich habe gerade vor ein paar Tgen ohne Gram, aber auch ohne rechte Begeisterung die letzte Flasche getrunken.
Man kann und darf diese Weine nicht mit Müller-Catoir, Weegmüller oder gar Christmann vergleichen, das tut allen Erzeugern unrecht (außer zuweilen beim Vergleich von Gutsweinen). Aber wenn ich sehe, was viel kleine Winzer mittlerweile an spannenden Weinen für kleines, mittleres oder gar mehr Geld erzeugen, dann ist die Pfalz ein Paradies. Wegen der Experimentierfreude, der Vielzahl an Rebsorten und Ausbaumethoden, und dank der großen Anzahl von Betrieben. Gegen diese Vielfalt erscheint fast jede Winzergenossenschaft wie ein Einheitsbreiproduzent, der nicht einmal wirklich preisgünstig ist.

Beste Grüße, Kermit
Offline
Benutzeravatar

Jochen R.

  • Beiträge: 2591
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 19:53
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Genossenschaftsweine

BeitragSa 13. Feb 2021, 08:19

Kermit hat geschrieben:...
Und dann die deutschen Genossenschaften in ihrer Mehrheit.
Württemberg kennt man hier in der Pfalz aus dem Edeka. Das Angebot ist allerdings wenig erfreulich. Wer braucht das? Leider ist da noch nicht mal ein guter trockener Lemberger dabei. Dabei hat die württembergische Weinbergterrassenlandschaft den Rang eines Weltkulturerbes.
...

Zunächst würde ich mal nie auf die Idee kommen, in der Pfalz
im Edeka einen württ. Lemberger zu kaufen - was mich da erwartet
dürfte von vornherein klar sein. Wer den kauft, wird vermutlich
auch nicht mehr als 3,33 EUR dafür investieren möchten.

Es gibt gute trockene Lemberger, z. B. von den Fellbacher Wein-
gärtnern (Lemberger -S- trocken) oder vom Collegium Wirtemberg :idea:

Viele Grüße,
Jochen
Belgrave ist nichts für Unschuldige
Offline

Meggi

  • Beiträge: 46
  • Registriert: Do 17. Sep 2020, 20:58

Re: Genossenschaftsweine

BeitragMi 31. Mär 2021, 16:45

Hallo Zusammen,

von der Genossenschaft Alde Gott Sasbachwalden kann ich euch
den 2018er Spätburgunder Spätlese Alte Reben empfehlen.
Ein sehr gelungener Wein, wenn auch sehr schwer.

Gruß Meggi
Offline

Georg R.

  • Beiträge: 465
  • Registriert: Mi 26. Okt 2016, 19:59
  • Wohnort: Hochrhein

Re: Genossenschaftsweine

BeitragMi 31. Mär 2021, 21:20

Meggi hat geschrieben:Hallo Zusammen,

von der Genossenschaft Alde Gott Sasbachwalden kann ich euch
den 2018er Spätburgunder Spätlese Alte Reben empfehlen.
Ein sehr gelungener Wein, wenn auch sehr schwer.

Gruß Meggi


Das hat mich jetzt doch interessiert, im Shop kostet der Wein 13.50
Wäre eine Überlegung wert, wenn da nicht 15.5% alc wären (kein Schreibfehler)
Und obendrauf noch knapp 7 gr Restzucker.

Bestimmt ein heisser Kanditat für die Krone des Öchslekönigs, sowas muss man mögen :)


Gruss
Georg
Man kann die Erkenntnisse der Medizin auf eine knappe Formel bringen: Wasser, mäßig genossen, ist unschädlich.
Mark Twain
Offline
Benutzeravatar

EThC

  • Beiträge: 8122
  • Bilder: 27
  • Registriert: Fr 27. Feb 2015, 16:17
  • Wohnort: ...mal hier, mal dort...

Re: Genossenschaftsweine

BeitragMi 31. Mär 2021, 21:29

Georg R. hat geschrieben:wenn da nicht 15.5% alc wären (kein Schreibfehler)
Und obendrauf noch knapp 7 gr Restzucker

...hmmm, als Liebhaber eher subtilerer Pinots wohl nicht meine Baustelle... :mrgreen:
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

https://ec1962.wordpress.com/
Offline
Benutzeravatar

OsCor

  • Beiträge: 847
  • Registriert: Do 4. Okt 2012, 17:36
  • Wohnort: Oberrhein

Re: Genossenschaftsweine

BeitragMi 31. Mär 2021, 21:48

Ich muss zugeben, dass ich die Restzuckerwerte der Ortenau-Weine inzwischen durchwegs als zwar publikumstauglich, also ökonomisch sinnvoll, aber für mich absolut untauglich erachte.

Gruß
Oswald
Offline

Georg R.

  • Beiträge: 465
  • Registriert: Mi 26. Okt 2016, 19:59
  • Wohnort: Hochrhein

Re: Genossenschaftsweine

BeitragDo 1. Apr 2021, 22:30

OsCor hat geschrieben:Ich muss zugeben, dass ich die Restzuckerwerte der Ortenau-Weine inzwischen durchwegs als zwar publikumstauglich, also ökonomisch sinnvoll, aber für mich absolut untauglich erachte.

Gruß
Oswald


Ja, publikumstauglich wird von den Genossen gerne genommen um Ihre hohen Restzuckerwerte zu verteidigen, "der Verbraucher will das so"
Aber so einfach ist das nicht, erinnert mich ein wenig an die Frage - wer war zuerst, das Huhn oder das Ei?
Und ich bin mir ziemlich sicher, dass es die Genossen sind, die dem Verbraucher diesen "Stil" aufdrücken.

Beinahe geschockt hat mich die Entdeckung des Jungwinzerprojektes der Sasbachwaldener.
Ein 15er Spätburgunder, 2 Jahre im Barrique, 14,5 Umdrehungen, 6 gr Rz.
Sogar die Kids machen schon Dienst nach Vorschrift...

Gruss
Georg
Man kann die Erkenntnisse der Medizin auf eine knappe Formel bringen: Wasser, mäßig genossen, ist unschädlich.
Mark Twain
Offline
Benutzeravatar

OsCor

  • Beiträge: 847
  • Registriert: Do 4. Okt 2012, 17:36
  • Wohnort: Oberrhein

Re: Genossenschaftsweine

BeitragFr 2. Apr 2021, 07:50

Möglicherweise ist es die Nähe der Ortenauer zur EDEKA-Zentrale in Offenburg: Wenn in Geschäften mit diesem Namen bei uns Wein-Mischgetränke auftauchen, sind es durchweg Produkte der Ortenauer Genossenschaften.
Aber um der Wahrheit die Ehre zu geben: Genossenschaften sind halt Betriebe, deren erstes Ziel es nicht ist (nicht sein kann), einen speziellen Weinstil zu produzieren, sondern für ihre Mitglieder möglichst hohe Traubenpreise zu erzielen - Mitglieder, deren Geschmack sich häufig nicht von dem der Konsumentenmasse unterscheidet.
Ich habe vor Jahren dieses Thema ja mal in einem Faden mit dem Stichwort „elitär” aufgegriffen.

Gruß
Oswald
Offline
Benutzeravatar

EThC

  • Beiträge: 8122
  • Bilder: 27
  • Registriert: Fr 27. Feb 2015, 16:17
  • Wohnort: ...mal hier, mal dort...

Re: Genossenschaftsweine

BeitragFr 2. Apr 2021, 08:36

OsCor hat geschrieben:Aber um der Wahrheit die Ehre zu geben: Genossenschaften sind halt Betriebe, deren erstes Ziel es nicht ist (nicht sein kann), einen speziellen Weinstil zu produzieren, sondern für ihre Mitglieder möglichst hohe Traubenpreise zu erzielen - Mitglieder, deren Geschmack sich häufig nicht von dem der Konsumentenmasse unterscheidet.

Einspruch! Ein Blick z.B. nach Südtirol zeigt, daß es auch deutlich anders geht!
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

https://ec1962.wordpress.com/
VorherigeNächste

Zurück zu Aktuelle Themen

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: AhrefsBot und 8 Gäste

Impressum - Nutzungsbedingungen - Datenschutzrichtlinie - Das Team - Alle Cookies des Boards löschen