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US-Strafzölle treffen deutsche Winzer

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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Moselglück

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US-Strafzölle treffen deutsche Winzer

BeitragMi 16. Okt 2019, 22:18

Scheinbar hat das Thema hier noch niemand aufgegriffen, mir tun die Winzer wirklich leid :shock:

https://www.zdf.de/nachrichten/heute/us ... r-100.html

So schnell lassen sich keine neuen Absatzmärkte finden, ich bin gespannt ob die Regierung für einen finanziellen Ausgleich sorgt.

Gruß,

Daniel
Bild ...Medizin für Feinschmecker! :D

Gast1

Re: US-Strafzölle treffen deutsche Winzer

BeitragDo 17. Okt 2019, 10:50

Alle Zölle treffen den Konsumenten und Endverbraucher in Form von (zu) hohen Preisen !

Die Welthandelsorganisation (WTO) hat den den USA erlaubt, Strafzölle in Höhe von 7,5 Milliarden Dollar wegen unfairer- und unerlaubter EU Exportsubventionen in der Flugzeugbranche zu erheben.

Zölle in anderen Bereichen, PKWs, die aus USA nach Euroland exportiert werden, sind aktuell mit 10% zu verzollen. Umgekehrt verlangen die USA 2,5% Zoll. Bei Rindfleisch sind es sogar 68% in Richtung Euroland. Trump hat den Vorschlag gemacht, dass auf alle Güter inkl. Lebensmittel und Agrarprodukte null Zoll erhoben werden solle. Dies ist von der EU abgelehnt worden. Man will das nur für industrielle Güter akzeptieren.

Die Handelspolitik in Europa wird von Frankreich diktiert. Und Frankreich will seine Landwirtschaftslobby damit schützen. Die Philosophie eines Jean-Baptiste Colbert prägt bis heute die Wirtschaftspolitik Frankreichs. Der Brexit und damit der Austritt einer sehr gewichtigen Freihandelsstimme wird das Exportmodell Deutschlands weiter konterkarrieren. Reaktion der Merkel Regierung null. Vielleicht sollte Herr Christmann da mal aktiv werden! Hinzu kommt der Umstand, dass die Einnahmen aus Zöllen in den Brüsseler Haushalt eingehen. Es kommt neben der protektionistischen- somit auch eine fiskalische Komponente hinzu.

Ein weiterer Aspekt sind die Wechselkurse. Die hyper-expansive Geldpolitik der EZB sorgt dafür, dass der Wechselkurs USD/EUR mit etwa 1,10 weit unter seiner Kaufkraftparität von etwa 1,40 USD/EUR ist. Man könnte insofern argumentieren, dass durch einen 25%igen Zoll nur die Währungsmanipulationen der EZB ausgeglichen werden. ;)

Weinfreundliche Grüsse
Christian
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Weinschlürfer

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Re: US-Strafzölle treffen deutsche Winzer

BeitragDo 17. Okt 2019, 15:55

Invest hat geschrieben:Alle Zölle treffen den Konsumenten und Endverbraucher in Form von (zu) hohen Preisen !

Die Welthandelsorganisation (WTO) hat den den USA erlaubt, Strafzölle in Höhe von 7,5 Milliarden Dollar wegen unfairer- und unerlaubter EU Exportsubventionen in der Flugzeugbranche zu erheben.

Zölle in anderen Bereichen, PKWs, die aus USA nach Euroland exportiert werden, sind aktuell mit 10% zu verzollen. Umgekehrt verlangen die USA 2,5% Zoll. Bei Rindfleisch sind es sogar 68% in Richtung Euroland. Trump hat den Vorschlag gemacht, dass auf alle Güter inkl. Lebensmittel und Agrarprodukte null Zoll erhoben werden solle. Dies ist von der EU abgelehnt worden. Man will das nur für industrielle Güter akzeptieren.

Die Handelspolitik in Europa wird von Frankreich diktiert. Und Frankreich will seine Landwirtschaftslobby damit schützen. Die Philosophie eines Jean-Baptiste Colbert prägt bis heute die Wirtschaftspolitik Frankreichs. Der Brexit und damit der Austritt einer sehr gewichtigen Freihandelsstimme wird das Exportmodell Deutschlands weiter konterkarrieren. Reaktion der Merkel Regierung null. Vielleicht sollte Herr Christmann da mal aktiv werden! Hinzu kommt der Umstand, dass die Einnahmen aus Zöllen in den Brüsseler Haushalt eingehen. Es kommt neben der protektionistischen- somit auch eine fiskalische Komponente hinzu.

Ein weiterer Aspekt sind die Wechselkurse. Die hyper-expansive Geldpolitik der EZB sorgt dafür, dass der Wechselkurs USD/EUR mit etwa 1,10 weit unter seiner Kaufkraftparität von etwa 1,40 USD/EUR ist. Man könnte insofern argumentieren, dass durch einen 25%igen Zoll nur die Währungsmanipulationen der EZB ausgeglichen werden. ;)

Weinfreundliche Grüsse
Christian


Das mit den Zöllen.

Das ist ja auch teilweise sinnvoll, wenn ein Gen Bauer der dort 1800 Hektar rein maschinell GPS gesteuert bewirtschaftet auf einen bäuerlichen Großbetrieb trifft.. Und wir hier teilweise hohe Umweltauflagen haben...
Da hat letzterer null Chance. Bei China waren wir zB. zu zaghaft. Da machen Markteilnehner die Konkurenz weltweit platt mit geschenktem Geld der Regierung... ohne Limit.

Da werden wir grundsätzlich komplett verarscht und wir tolerieren alles für den Export weniger
Güter (Maschbau, Autos...).

Ohne gleiche Grundvoraussetzungen ist Freihandel eine recht dumme Idee.
Und die haben wir nun mal nicht ansatzweise. Bei anderen Gütern verarscht die EU dick andere...

.. die EU ist nicht gerade ein Musterknabe was Freier Handel angeht..
Hab ich aber ehrlich gesagt kein Problem mit. Das Problem ist nur, dass wir denken
einzig der Export wäre das Lebensziel eines Landes schlechthin...

Die Amis wiederum schummeln schön bei ihrer Handelsbilanz gegenüber EU /DEU
(teilweise ohne Softwarelizenzen, da fehlen erhebliche Werte, obwohl die EU hier ein riesiges Defizit hat.......).
Zuletzt geändert von Weinschlürfer am Do 17. Okt 2019, 16:01, insgesamt 5-mal geändert.
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UlliB

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Re: US-Strafzölle treffen deutsche Winzer

BeitragDo 17. Okt 2019, 15:57

Na ja, um das ganze Mal ein wenig in Relation zu setzen:

Nach der weiter oben verlinkten ZDF-Meldung werden 171.000 Hektoliter deutscher Wein in die USA exportiert. Angesichts eines durchschnittlichen Jahresertrags von 9,25 Millionen Hektoliter sind das weniger als 2 Prozent der erzeugten Menge (in anderen Quellen findet man etwas höhere Zahlen für den Export in die USA, aber die Größenordnung ist die selbe).

Und sehr hochwertig und teuer scheint die exportierte Ware im Schnitt nun auch nicht zu sein: 71 Millionen Euro für 171.000 hL macht pro Liter 4,15 €, pro 0,75er Flasche also etwa 3,10 € oder umgerechnet knapp 3,50 US$. Es dürfte sich zu großen Teilen um "Liebfraumilch" und Konsorten handeln. Bei 3,50 $ pro Flasche macht dann 25% Zoll knapp 0,90 $ aus - fraglich, ob das die Kaufentscheidung beeinflusst.

Klar, es gibt einige sehr gute Erzeuger, die tatsächlich relevante Teile ihrer Produktion in die USA verkaufen, die meisten davon dürften von Mosel, Saar und Ruwer kommen - tradtionell haben gerade die restsüßen Weine von dort in den USA viele Anhänger. Diesen Erzeugern könnte die Erhebung des Zolls tatsächlich weh tun, aber das sind nicht viel mehr als zwei oder drei Handvoll Betriebe, die nun nicht gerade billige Weine erzeugen. Ob bei denen der Umsatz in den USA nun völlig zusammenbricht, dürfte auch fraglich sein - deren Weine sind nämlich mit kaum etwas anderem zu substituieren. Und vielleicht besinnt man sich ja auch mal wieder auf die deutsche Kundschaft... :lol:

Einen staatlichen Ausgleich wird es jedenfalls mit Sicherheit nicht geben.

Und insgesamt würde ich sagen: ziemlich viel Lärm um (fast) nichts.

Gruß
Ulli
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Re: US-Strafzölle treffen deutsche Winzer

BeitragDo 17. Okt 2019, 17:02

..da wurde ja eh schon so gut wie alles gesagt! Bleibt nur noch anzumerken, daß es gerade an der Mosel nicht wenige Weingüter gibt, die mehr als die Hälfte ihrer Weine exportieren, bei S.A. Prüm gehen z.B. sogar ca. 95 % über die Grenzen. Aber halt auch nicht alles nach Amiland oder auf die Insel. Skandinavien, Japan etc. gibt's ja auch noch. Und die, die im Export so agil sind, werden schon einen Ausgleich finden, da bin ich optimistisch. Und wenn ein paar Liebfrauenmilchwinzer tatsächlich Probleme bekommen sollten, hält sich mein Mitleid echt in Grenzen!
Viele Grüße
Erich

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amateur des vins

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Re: US-Strafzölle treffen deutsche Winzer

BeitragDo 17. Okt 2019, 20:19

UlliB hat geschrieben:Na ja, um das ganze Mal ein wenig in Relation zu setzen:
Danke, Ulli!
Wie fast immer wohlfundiert auf Zahlen- anstatt Gefühlsbasis. Jetzt wüßte ich bloß noch gerne, wo Du die Daten immer ausgräbst...
UlliB hat geschrieben:Und insgesamt würde ich sagen: ziemlich viel Lärm um (fast) nichts.
Mein gefühltes Fazit jetzt mit Grundlage. 8-)
Besten Gruß, Karsten
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Re: US-Strafzölle treffen deutsche Winzer

BeitragDo 17. Okt 2019, 21:23

amateur des vins hat geschrieben:Danke, Ulli!
Wie fast immer wohlfundiert auf Zahlen- anstatt Gefühlsbasis. Jetzt wüßte ich bloß noch gerne, wo Du die Daten immer ausgräbst...

...ich wollte schon fast im Netz nachforschen, beim DWI hätte ich angefangen. Aber zum Glück war Ulli schneller! :D
Viele Grüße
Erich

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UlliB

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Re: US-Strafzölle treffen deutsche Winzer

BeitragFr 18. Okt 2019, 08:45

amateur des vins hat geschrieben: Jetzt wüßte ich bloß noch gerne, wo Du die Daten immer ausgräbst...

Die beiden Schlüsselzahlen (171.000 hL Export in die USA für 71 Mio €) habe ich direkt aus der weiter oben verlinkten Mitteilung des ZDF entnommen, die Literpreise lassen sich daraus einfach rechnen. Die 9,25 Mio hL Gesamterzeugung, zu denen ich die Exportmenge ins Verhältnis gesetzt habe, sind das deutsche Zehnjahresmittel (Quelle: DWI, konsistent z.B. mit Wikipedia).

Die Zahlen des ZDF sind übrigens identisch mit den Angaben des DWI für das Jahr 2018, ich denke, die haben sich dort bedient.

Wie Erich schon gesagt hat, lohnt es sich meistens, nach Zahlen zuerst beim DWI zu suchen. Allerdings ist hier ein wenig Vorsicht angebracht: qualitätsgesichert sind die Zahlen dort jedenfalls nicht. Beruflich bedingt bin ich gewohnt, Statsistiken wenigstens stichpunktartig zu plausibilisieren, und da passt es hier manchmal hinten und vorne nicht: Summen und Differenzen gehen nicht auf, relative Angaben in der einen Tabelle passen nicht zu Absolutzahlen in einer anderen Tabelle, und gelegentlich gibt es von Jahr zu Jahr so erhebliche Sprünge in einzelnen Kennzahlen, dass die kaum wahrscheinlich sind. Ein Methodenteil fehlt auch, und bei manchen Zahlen wie z.B. den Einzelhandelsumsätzen weiß ich bis heute nicht, ob die brutto oder netto sind. In einem wissenschaftlichen Journal mit Anspruch könnten die das so nicht veröffentlichen...

Aber hier ist es im Ergebnis egal, die Zahlen stimmen mit anderen im Netz zu findenden Angaben in der Größenordnung ganz gut überein. Letztlich ist es ja egal, ob der Export in die USA nun 1,7 oder 1,9 oder doch 2,2% der deutschen Produktion beträgt, irgendwo da in der Gegend liegt er.

Interessant ist übrigens noch, dass der Weinimport aus den USA beständig größer ist als der Export dorthin, der Import liegt beständig über 400.000 hL pro Jahr.

Gruß
Ulli
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Re: US-Strafzölle treffen deutsche Winzer

BeitragFr 18. Okt 2019, 11:03

UlliB hat geschrieben: ...lohnt es sich meistens, nach Zahlen zuerst beim DWI zu suchen. Allerdings ist hier ein wenig Vorsicht angebracht: qualitätsgesichert sind die Zahlen dort jedenfalls nicht.

...das ist richtig, die Definition bzw. der Geltungsbereich für die Zahlenwerke liegt häufig im Nebel, manchmal hapert's auch schon bei den Einheiten.
Und noch häufiger werden diese Zahlen dann von den "Usern" falsch interpretiert und so -bewußt oder unbewußt- fake news generiert, die dann erstaunlich hartnäckig sein können. Schönstes Beispiel ist der Durchschnitspreis, den Endverbraucher in D für Wein angeblich bezahlen, da geistert seit Jahren so eine Zahl von 2,70 bis 3,00 Euronen durch die Medien. Pro Liter oder Flasche, brutto oder netto, da ist man auch recht freizügig.
Das läßt sich bei Diskussionen um den -natürlich- zu niedrigen Weinpreis schließlich viel besser instrumentalisieren als ein deutlich höherer Durchschnittspreis. Dann stehen die bösen Deutschen als Geizhälse da, die mehrheitlich nur billigste Plörre saufen, während in anderen Ländern ja viel mehr für ein Fläschchen ausgegeben wird. Nur hinkt blöderweise der Vergleich...
Diese Zahl stammt auch vom DWI, bezieht sich jedoch nur auf den durchschnittlichen EVP pro Liter für Wein aus Supermärkten und Discountern, sonst nix. Kein ab Hof-, Fachhandels-, Versteigerungs-, Online-Shop- oder gar direkt aus dem Ausland bestellter Wein, da schaut's dann schon deutlich anders aus. Deshalb: traue nur den Zahlen, die Du selbst gefälscht hast.

Dennoch: Ullis Schlußfolgerung halte ich auch für plausibel!

Ach: sorry für meinen kurzen OT-Ausflug, es kribbelte g'rade so in den Fingern... :lol:
Viele Grüße
Erich

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weinkennerin87

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Re: US-Strafzölle treffen deutsche Winzer

BeitragDi 12. Nov 2019, 13:23

Hallo zusammen,
ich habe mich neulich auch mit dem Thema beschäftigt. Hier noch ein ganz interessanter Artikel dazu:
https://www.mainzund.de/winzer-alarmier ... ausgleich/
Dazu kann ich nur sagen, "lasst uns mehr Riesling trinken"! :D
Ganz liebe Grüße,
Moni
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