stollinger hat geschrieben:Hi Lars,
ich habe in den letzten Tagen immer mal wieder in Publikationen aus dem Bereich Petrol in Riesling gestöbert. Ich habe gelernt, dass die Wahrnehmungsschwelle von TDN durch CO2 erhöht wird, also in Riesling-Schaumweinen bedarf es einer höheren Konzentration bis man den Petrolton wahrnehmen kann. Mannoproteine, die beim Feinhefelager in den Wein freigesetzt werden, können Aromen adsorbieren und so die Wahrnehmungsgrenze hoch setzen. Aber ein Schuh wird da nicht draus, warum der TDN Geruch mit der Zeit verschwinden sollte.
Hi Josef, super, dass Du versuchst der Sache näher zu kommen.
Eher konträr. Freie bizzelnde Säure verschwindet, aber Petrolton wird geringer nicht stärker.
Anderer Ansatz: Verschiedene Verschlüsse (bzw. Verschlussmaterialien) können TDN aus dem Wein enfernen. Der Schraubverschluss am wenigsten, Kunststoffverschlüsse oder Glasstopfen mit einer Silikondichtung am meisten.
Du hast nicht zufällig nach dem Öffnen einen Kunstoffverschluss eingesetzt?
Nee, einfach wieder draufgeschraubt...
Die Kühlschrankdichtung war nicht weit entfernt.
Einen Einfluss von der Temperatur gibt es auch, bei höheren Temperaturen liegt auch der Schwellenwert für die Wahrnehmung höher.
Würde passen, da der Eindruck mit längerer Verweildauer im Glas etwas geringer wurde, vielleicht auch weil die anderen Aromen freier und intensiver wurden?
zuletzt: Die Wahrnehmungsschwelle in der Altersgruppe 55 - 64 Jahre ist etwa doppelt so hoch wie in der Kohorte von 45 - 54 Jahren. Du hast nicht zufällig in der Zeit, als der Petrolton verschwunden ist, deinen 55 Geburtstag gefeiert?
Tut mir leid, aber bin sogar noch "Jung-Kohorte"
Schlussendlich gab mir zu denken, dass die bizzelnde Säure verschwand und die größte Intensität der Petrolanmutung damit auch.
Es ist auch seltsam, dass der Wein zuerst flach und kurz wirkte, sich dann nach 1 Tag im Kühlschrank zwar immer noch nicht "altersgerecht" zeigte, aber dennoch dann mehr Aromaten und auch eine gute Länge zu bieten hatte sowie einen recht interessanten braunwürzigen Nachhall und ich die Flasche(zwar allein) aber immerhin über 3 Tage leer bekommen habe. Wirkte irgendwie sehr gereift und immer noch etwas petrolig, aber nicht wirklich totmüde. Ein Rätsel. Ich hatte sowas auch noch nicht.
Ich denke, dass der Wein durch Luft zu schnell gealtert ist, aber so viel Substanz hatte, dass die anderen Aromen sich nach dem Öffnen dennoch stärker in den Vordergrund spielen konnten.
Es war dennoch ein eigenartiges Erlebnis, bei dem ich nicht zu 100% sicher bin, ob wir von dem ganz klassischen Petrolton sprechen oder ob es etwas anderes ist, was nasal extrem nah dran ist?