Was macht einen großen Wein aus!

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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small talk
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Re: Was macht einen großen Wein aus!

Beitrag von small talk »

Eine kurze Überschlagsrechnung ...
Vom Verkaufspreis 1,99 € entfallen
40 Cent auf die MwSt.
30 Cent für den Discounter (meine Annahme - ob er damit zufrieden ist bleibt ihm überlassen)
20 Cent auf die Transporte (Zentrallager, Aufteilung und Auslieferung zu den Läden)
55 Cent auf die Abfüllung, Konditionierung und Ausstattung (Verschluss/Korken, Flasche, Etikett, Karton alles billigste Ausführung)
bleiben bei der Billigstvariante 0,55 € für den Flascheninhalt (was auch immer das sein soll).
Das kann durchaus taugen für Grenzerfahrungen der anderen Art.

Beste Grüße aus Médoc
Stefan
Die Wahrheit liebt es, sich zu verstecken. (Heraklit - Interpretation)
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Jochen R.
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Re: Was macht einen großen Wein aus!

Beitrag von Jochen R. »

small talk hat geschrieben:Eine kurze Überschlagsrechnung ...
Vom Verkaufspreis 1,99 € entfallen
40 Cent auf die MwSt.
30 Cent für den Discounter (meine Annahme - ob er damit zufrieden ist bleibt ihm überlassen)
20 Cent auf die Transporte (Zentrallager, Aufteilung und Auslieferung zu den Läden)
55 Cent auf die Abfüllung, Konditionierung und Ausstattung (Verschluss/Korken, Flasche, Etikett, Karton alles billigste Ausführung)
bleiben bei der Billigstvariante 0,55 € für den Flascheninhalt (was auch immer das sein soll).
Das kann durchaus taugen für Grenzerfahrungen der anderen Art.

Beste Grüße aus Médoc
Stefan

Hallo Stefan,
hier zwar OT, aber ich hätte schon seit längerer Zeit Interesse an
deinem 2017er - bei c&d aber nur "V - Lieferzeit nach Absprache"

Viele Grüße,
Jochen
"Viele haben eine Meinung, aber keine Ahnung." (Franz Müntefering)
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small talk
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Re: Was macht einen großen Wein aus!

Beitrag von small talk »

OT… Hallo Jochen, der 2017 Le Reysse war 24 Monate im Barriqueausbau und wurde erst kürzlich Abgefüllt. Jetzt warte ich auf die Etiketten. Mit diesem Virus und den Schutzmaßnahmen zieht sich alles etwas hin. Der Wein wird aber kommen – bestimmt.
Beste Grüße aus Médoc
Stefan
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Jochen R.
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Re: Was macht einen großen Wein aus!

Beitrag von Jochen R. »

Danke Stefan für die Infos, freue mich schon!

Viele Grüße,
Jochen
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GDurst
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Re: Was macht einen großen Wein aus!

Beitrag von GDurst »

Hinter jedem großen Wein steckt eine musikverliebte Traube.

Trauben die von den Weinbauern mit klassischer Musik bespielt wurden konnten nicht nur das Wachstum erhöhen, sondern hatten auch eine süßere Geschmacksnote als Trauben ohne Musik. Klassische Musik hilft den Trauben also beim wachsen.

Somit steckt meiner Meinung nach, hinter jedem großen Wein eine große, süße Traube, die die Musik von großen Komponisten wie Wagner hörte - und das wiederum können wir schmecken ;)
Frankie Wilberforce
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Re: Was macht einen großen Wein aus!

Beitrag von Frankie Wilberforce »

Ich würde sagen, die Farbe im Auge, der Geruch in der Nase und der Geschmackauf der Zunge bzw. am Gaumen... ansonsten der Trinkfluß in der Kehle. :D
Grüße Armin

Sie fragen mich nach den besten Wein, den ich getrunken habe? Der ist wahrscheinlich im nächsten Glas ...
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thvins
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Re: Was macht einen großen Wein aus!

Beitrag von thvins »

Bei mir ganz pragmatisch:

Gerechnet: 95 und mehr von 100 Punkten, also keine knappe 1- sondern eine solide 1 in der Schulnote, in die Berechnung fließen bei mir ja auch alle hier schon genannten Eigenschaften mit ein.

Gefühlt: Ein großer emotionaler Moment, der Wein muss mich berühren, mir erzählen, mich verführen oder /und mich gefangen nehmen.

Beides muss da sein, habe ich 95 errechnet, aber der Wein nimmt mich emotional nicht so mit, dann war ich wohl zu euphorisch oder habe den Wein überbewertet, dann muss ich noch mal neu justieren...

Nimmt mich der Wein emotional mit, aber ich komme auf weniger als 95 Punkte, dann war ich entweder zu kritisch oder unkonzentriert, auch dann bin ich gefordert, das Ganze noch mal eingehend zu prüfen.

Eine Gänsehaut beim intensiven langen Schlürfen des Weines ist ein untrügerisches Zeichen für Größe - in meiner Empfindung. Dieses Zeichen ist meist lange vor der Addition der Teilpunkte da... - ergo ist das Gefühlt oft das ausschlaggebende Kriterium, das Rechnen die Überprüfung und Bestätigung.
Beste Grüße

Torsten

http://www.torsten-hammer-priorat-guide.com
jetzt mit richtiger Startseite...
port_ellen
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Re: Was macht einen großen Wein aus!

Beitrag von port_ellen »

hallo thorsten,

da schließe ich mich an und ändere deinen letzten satz minimal, da ich ohne punkte probiere:

"Eine Gänsehaut beim intensiven langen Schlürfen des Weines ist ein untrügerisches Zeichen für Größe - in meiner Empfindung. Dieses Zeichen ist meist lange vor der Addition der Teilpunkte dem Versuch einer Beschreibung da... - ergo ist das Gefühlt oft das ausschlaggebende Kriterium, das Rechnen Beschreiben die Überprüfung und Bestätigung."

gruss, m
...and you may ask yourself - well...how did I get here ?
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harti
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Re: Was macht einen großen Wein aus!

Beitrag von harti »

Mahatma Chianti hat geschrieben:Ich sehe das so ähnlich.
Im aussichtslosen Unterfangen einer Objektivierung wird ja häufig nach dem BLIK-Schema verfahren:
BLIK = Balance, Länge, Intensität, Komplexität

Alleine die Frage, was als balanciert empfunden wird, stellt sich natürlich als hochgradig subjektiv dar.
Der eine findet die Säure eines Weines zu dominant, während der andere sie noch als viel zu lasch empfindet.

Doch dazu kommen noch andere Faktoren, wie Set und Setting.
Weshalb ich vielleicht eher von Großen Weinmomenten sprechen würde.

Für mich vielleicht zu definieren durch:

GROSSE WEINMOMENTE

pseudo-objektiv:
    LIK: die Weinqualität im Glas, nach (einigermaßen) objektivierbaren Gesichtspunkten (Länge, Intensität, Komplexität)
    regionaltypische Authentizität: wenn ein Sancerre AOC wie friulischer Pinot Grigio schmeckt, hat er leider das Thema verfehlt ;)
subjektiv:
    Balance: der subjektive Faktor bei der Weinanalyse (Tannin, Süße, Säure, Alkohol, Gesamtextrakt...)
    Stilistik: wie sehr sagt mir die Interpretation dieser Herkunft durch den Winzer, seine Handschrift, zu? (Zuckerlevel, Spontangärung, BSA, Holzbetonung...)
kontextuell:
    Situation: Bei welcher Gelegenheit verkoste ich den Wein? Zum passenden Essen bei einem gemütlichen Dinner? Auf einer Weinmesse? Einer Party? Aus was für einem Glas trinke ich den Wein?
    Timing: In welchem Stadium seiner Entwicklung erwische ich den Wein gerade? Wie viel Flaschenreife hat er genossen? Wie viel Zeit und Sauerstoff habe ich ihm gegönnt? Hat er die richtige Temperatur?
    Tagesform: Wie ist mein aktuelles Wohlbefinden, mental und gesundheitlich? Bin ich achtsam, oder abgelenkt und gestresst? Bin ich entspannt, geradezu euphorisch? Oder fühle ich mich eigentlich leicht grippig und habe schon wieder zu viel geraucht? ;)
und letztlich:
    Singularität: Wie viele Weine dieser Herkunft, dieser Stilistik und dieser Güte sind mir bei vergleichbarem Set und Setting schon ins Glas gekommen?

Letztlich bleibt diese Einschätzung natürlich immer eine subjektive und emergente - und somit intuitiv zu treffende - Abwägung, die notwendigerweise von individueller Tagesform beeinflusst werden kann. ;)

Wow, danke für diese aus meiner Sicht perfekte Beschreibung der Rahmenbedingungen, die (zumindest weitgehend) erfüllt sein müssen, um einen großen Wein auch solchen wahrzunehmen. Leider hakt es häufig an der einen oder anderen Stelle, so dass die von Anderen beschriebenen emotionalen Momente bei mir äußerst selten vorkommen. Leider :( .

Grüße

Hartmut
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robertz
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Re: Was macht einen großen Wein aus!

Beitrag von robertz »

+1

Ich kaufe eigentlich bewusst nur von mir als sehr gut bis ausgezeichnet bewertete Weine (> 90 RPunkte) nach, erlebe aber auch fast nie diese großen Weinerlebnisse mit Gänsehautfeeling.

;)

Schöne Grüße aus Wien
Robert
Vergeblich klopft, wer ohne Wein ist, an der Musen Pforte. ;)
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