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Preiserhöhungen beim VDP

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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EThC

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Re: Preiserhöhungen beim VDP

BeitragMi 6. Jul 2022, 16:45

Ollie hat geschrieben:
"Die Weine sind heute mit Sicherheit die besten des noch so jungen Jahrhunderts. 2021 bringt uns GGs, die enorm fokussiert und perfekt balanciert sind. Ich bin mir ziemlich sicher, und ich bin eigentlich immer vorsichtig, dass 2021 der beste Jahrgang seit 2004 ist und mit dem 2013er zu den großen Jahrgängen gehört, über die noch meine Kinder reden und sich freuen werden."


Ja was denn nun - "die besten dieses Jahrhunderts" (wieso eigentlich nur dieses Jahrhunderts - war der 98er besser?!) oder "der beste Jahrgang seit 2004"?

Davon mal ab: In wessen Buch genau ist 2004 ein Superjahrgang? Oder 2013?

Immer dieses Marketinggschwafel.

Cheers,
Ollie

...so wie das formuliert hat, ist da für mich kein Bruch drin. Und -bezogen auf Riesling- kann ich diese Einschätzung hinsichtlich 2004 und 2013 durchaus teilen, 2010 würd ich noch dazu nehmen. Da gab's schon extrem gute Sachen -von denen, die mit den Jahren umzugehen wußten-
Viele Grüße
Erich

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Ollie

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Re: Preiserhöhungen beim VDP

BeitragMi 6. Jul 2022, 17:35

Ah, also 2021 in der Breite ("Jahrgang") so gut wie 2004 und 2013 und in der Spitze ("Weine") der beste der letzten 21 Jahrgänge?

Jo, das kann natürlich sein.

Cheers,
Ollie
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EThC

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Re: Preiserhöhungen beim VDP

BeitragMi 6. Jul 2022, 17:43

Ollie hat geschrieben:Jo, das kann natürlich sein.
...mal sehen, ob's so kommt, in 10 Jahren sind wir schlauer! :mrgreen:
Viele Grüße
Erich

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Gerald

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Re: Preiserhöhungen beim VDP

BeitragMi 6. Jul 2022, 17:44

Da gibt es doch das alte Winzersprichwort "Der beste Jahrgang ist der, der noch nicht verkauft ist" - schlaue Leute, die Weinbauern ...

Grüße
Gerald
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UlliB

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Re: Preiserhöhungen beim VDP

BeitragMi 6. Jul 2022, 19:59

Ollie hat geschrieben:In wessen Buch genau ist 2004 ein Superjahrgang?

Um das OT noch kurz fortzusetzen: was Riesling betrifft, ist 2004 klar stärker als der von der Sonne versengelte 2003er. Im Rückblick auch besser als der anfänglich krass überschätzte 2005er, der zwar oechslestärker, aber sehr häufig fett und träge ausgefallen ist. Der 2006er ist mit Ausahme einiger Hochprädikate mehr oder weniger ein völliger Flop, die Ernte war quasi schon am Stock vergammelt. 2007 fiel wieder in das Muster von 2005, der 2009er dann auch, nur 2008 hat noch einmal Rieslinge im ähnlichen Stil wie 2004 geliefert, aber hier und da etwas dünner.

Es kann für mich kein Zweifel geben, dass 2004 im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts ein ganz ausgezeichneter Rieslingjahrgang war. Im Rückblick sind für mich nur 2001 und 2002 besser ausgefallen, bei den 2010ern muss man sehr selektiv vorgehen, und außerdem sehr säuretolerant sein.

Ist aber wie gesagt OT. Hier geht es ja um die Preise. Und ich meine mich irgendwie daran zu erinnern, dass die 2004er beim VDP deutlich billiger waren. Sehr deutlich. Und das auch inflationskorrigiert ;)

Gruß
Ulli
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EThC

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Re: Preiserhöhungen beim VDP

BeitragMi 6. Jul 2022, 20:37

UlliB hat geschrieben:Ist aber wie gesagt OT. Hier geht es ja um die Preise. Und ich meine mich irgendwie daran zu erinnern, dass die 2004er beim VDP deutlich billiger waren. Sehr deutlich. Und das auch inflationskorrigiert ;)
...Ist das tatsächlich so? Der VDP besteht ja nicht nur aus Christmann, Becker, Wittmann, Keller, Huber, sondern aus noch gut 200 anderen Gütern...
Viele Grüße
Erich

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Bernd Schulz

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Re: Preiserhöhungen beim VDP

BeitragMi 6. Jul 2022, 20:55

UlliB hat geschrieben:Um das OT noch kurz fortzusetzen: was Riesling betrifft, ist 2004 klar stärker als der von der Sonne versengelte 2003er. Im Rückblick auch besser als der anfänglich krass überschätzte 2005er, der zwar oechslestärker, aber sehr häufig fett und träge ausgefallen ist. Der 2006er ist mit Ausahme einiger Hochprädikate mehr oder weniger ein völliger Flop, die Ernte war quasi schon am Stock vergammelt. 2007 fiel wieder in das Muster von 2005, der 2009er dann auch, nur 2008 hat noch einmal Rieslinge im ähnlichen Stil wie 2004 geliefert, aber hier und da etwas dünner.

Es kann für mich kein Zweifel geben, dass 2004 im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts ein ganz ausgezeichneter Rieslingjahrgang war. Im Rückblick sind für mich nur 2001 und 2002 besser ausgefallen


Ullis Aussagen unterschreibe ich nahezu komplett, wobei ich 2008 (bei noch niedrigeren Mostgewichten) ganz auf Augenhöhe mit 2004 sehe. Und 2002 halte ich, obwohl das anfänglich oft umgekehrt gesehen wurde, in der Retrospektive für besser als 2001. 2001 war zwar auch ein gutes bis sehr gutes Rieslingjahr, aber die (oft etwas säurereicheren) 2002er haben sich mittel- bis langfristig schöner entwickelt.

Insgesamt zeigt sich sehr deutlich, dass Jahrgangseinschätzungen oft viel zu früh vorgenommen werden. Was wirklich Sache ist, weiß man nicht kurz nach der Lese der Weine - und auch nicht kurz nach der Füllung! Im Hinblick auf Deutschland und seine Weißweine verhält es sich jedenfalls so. Da wurden Jahrhundertjahrgänge (2005) ausgerufen und andere Jahre (2008 oder 2010) pauschal abgewertet, bevor überhaupt irgendetwas richtig klar war.

Herzliche offtopische Grüße

Bernd
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jessesmaria

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Re: Preiserhöhungen beim VDP

BeitragFr 8. Jul 2022, 10:08

Also gut, das mit den Jahrgängen ist wohl ungewiss, gerade bei den jüngsten, bei denen man nur spekuliert, wie sie sich entwickeln werden. Dennoch galt 2019 ja bei Parker & anderen als Jahrhundertjahrgang, und da stellt sich mir einfach die Frage, warum ich 2021er kaufen soll, die teils 30% oder 10€ pro Flasche mehr kosten, wenn es noch 19er gibt, die möglicherweise sogar besser sind.

UlliB hat geschrieben:Die Preise sind hier auch schon deutlich gestiegen, als Inflation noch überhaupt kein Thema war. Und wie ich weiter oben zu den GG-Preisen schon geschrieben hatte, gelten hier auch keine normalen Marktgesetze.


Meine Theorie dazu ist: Beim Wein bestimmt nicht (wie bei anderen Gütern) der Wert (die Güte) den Preis, sondern umgekehrt der Preis seinen Wert. Der VDP-Winzer erhöht also vereinfach gesagt einfach den Preis seines GGs von 40€ auf 60€ und erreicht damit neue Käuferschichten, die gerne Weine für 60€ kaufen, da sie von diesen eine entsprechende Qualität erwarten – ohne, dass sich der Wein im Geringsten ändern muss. Ein großartiges GG wie noch vor Jahren für 25€ hat nicht den Nimbus, etwa einem hochklassigen französischen Burgunder ebenbürtig zu sein. Da die Preise beim Wein völlig irrational sind, sind Preiserhöhungen in großem Stil wohl kein Problem, solange die Kritiker den Wein nur für gut genug finden. Der in dem Focus-Bericht gemeinte Käufer, der sich einfach über die durchschnittliche Verbilligung von Wein um 0,8% freut, völlig egal, um welchen Wein es sich handelt, entscheidet natürlich nach ganz anderen Kriterien.
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stollinger

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Re: Preiserhöhungen beim VDP

BeitragFr 8. Jul 2022, 10:51

jessesmaria hat geschrieben:Meine Theorie dazu ist: Beim Wein bestimmt nicht (wie bei anderen Gütern) der Wert (die Güte) den Preis, sondern umgekehrt der Preis seinen Wert. Der VDP-Winzer erhöht also vereinfach gesagt einfach den Preis seines GGs von 40€ auf 60€ und erreicht damit neue Käuferschichten, die gerne Weine für 60€ kaufen, da sie von diesen eine entsprechende Qualität erwarten – ohne, dass sich der Wein im Geringsten ändern muss.

Meine Theorie dazu ist, dass auch die Händler den Preis mit setzen. Ich denke, die meisten GGs werden über den Fachhandel verkauft. Die großen Händler haben wahrscheinlich einen deutlich höheren Wachstumsdruck, als viele Weingüter. Und 10% mehr Umsatz lässt sich halt nur schwierig durch 10% mehr Flaschen erreichen. Ich denke, die, die sich u.a. auch gerne mit "ab-Hof Preisen" brüsten, geben da den Winzern auch einfach vor, wie sich ihr Preis entwickeln muss.

Ich habe ja keine Ahnung, aber wenn ich ein sehr großer Weinhändler wäre, und einen Winzer ins Programm nehme, dann würde ich schon versuchen, die Stückzahl, Marge, Preisentwicklung etc. in den Lieferverträgen langfristig auszuformulieren.

Grüße, Josef
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Der Wein-Schwede

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Re: Preiserhöhungen beim VDP

BeitragFr 8. Jul 2022, 12:44

Tja, was soll man generell zur Sache sagen?
Das deutsche Wein-Wunder ist nun auch ein "Preis-Wunder" geworden, und die Winzer benutzen VDP-Miegliedsschaft als "Preis-Treiber". Schau mal nur auf wie ein "En Vouge Weingut" welches gerade VDP Mietglied geworden ist, wie nicht nur die Preise kräftig erhöht worden sind, sondern plötzlich sind die Lagen-Weine nun Grosses Gewächs und die Ortsweine sind nun Erste Lage. Sie sind ja dieselbe Weine wie immer, aber nun für deutlich mehr Geld.

Und das GG Thema, wie gross ist die Inflation?
In Deutschland kann eindeutig VDP nach eigenem Wunsch neue Grosse Lagen machen? Vor ein paar Jahren hat Weingut Huber ein Stück von der Weinlage "Alte Burg" gekauft, und plötzlich wird "Alte Burg" eine Grosse Lage. Voila!
Nun, soll man doch fair sagen dass "Alte Burg" in den Händen von Huber wirklich ein guter Wein ist, aber..... probiert mal in Burgund oder Alsace neue Grand Crus offiziell zu machen.
Wie gross ist heute das Anteil Grosse Lage in Rheinhessen und Pfalz im Vergleich mit Burgund oder Alsace?
Und wie gross darf (oder kann) ein Grand Cru sein?
Als Beispiel Westhofener Morstein ist 178 Ha und Malterdinger Bienenberg ist 242 Ha.

Naja, diese Sachen passieren immer und ich habe immer ein neues "Jagdgelände" gefunden. Die letzten 2-3 Jahren habe ich nun recht wenig Wein aus Deutschland gekauft, es wird hauptsächslich Riesling wo ich im Preisbereich 15-20 Euro sehr gute Weine noch finden kann.
Bei Pinot Noir und Chardonnay ist es schwierig, ist einfach überpreist geworden. Weine welche vor 3-4 Jahren 17-18 Euro gekostet haben, kosten nun um die 25 usw....
Ich möchte doch ein Vorbild in Deutschland nennen - das Weingut Wageck-Pfaffmann. Französisch inspirierte Weine aus Burgunder-Klonen auf Kalkboden, ausgebaut in barriques aus Burgund.
Und kaum Preissteigerungen! Schapeau!

Ich möchte auch die Frage stellen ob Rieslingweine so viel wie 50-60 Euro eigentlich kosten sollen?
Die haben ja geringere Produktionskosten als Pinot Noir und Chardonnay, kein Barriqueausbau und kurze Lagerzeit (Kosten) vor dem Verkauf. In dem Preisbereich ein uninteressanter Wein für mich.

Im Preisbereich 20-40 Euro (hier kaufe ich meine Weine), findet man (nach meiner subjektiven Meinung) das beste PLV in Côte de Beaune und Côte de Chalonnais. Ist gibt auch tatsächslich Premier Cru Pinot Noir in Côte de Beaune unter 20 Euro zu bekommen.
Und für Chardonnay? Saint-Aubin, der Nachbarort zu Chassagne-Montrachet und Puligny-Montrachet (hier sucht "der Schlaue" Weingeniesser seine Chardonnay Weine).

Noch einen schönen Wein-Sommer wünsche ich Euch alle!
Rolf
Zuletzt geändert von Der Wein-Schwede am Fr 8. Jul 2022, 13:16, insgesamt 1-mal geändert.
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