BerndB hat geschrieben:Es sei auch noch an einen Spruch erinnert, den der alte Filou mit sich trug.
"Eine Magnum ist genau die richtige Größe. Vorausgesetzt, der Abend beginnt mit einem Champagner, er endet mit einem Sauternes - und ich bin allein zuhause."
An den Spruch musste ich auch denken, als ich die Nachricht gelesen habe. Ganz so wild wird es der alte Herr ziemlich sicher nicht getrieben haben (auf die Weise wird man vermutlich nicht einmal 51, ganz bestimmt aber nicht 91), aber abstinent wird er auch nicht gerade gelebt haben.
Seine Tochter soll oder will das wohl weitermachen. Ich hoffe, sie ist schon weitenteils Proprietairesse, sonst wird noch die frz. Finanzverwaltung zubeißen. Dann kommt der Monsieur Le Commissaire Steuerschätzer ums Eck von Langoa, sieht sich um, sagt z.B. wenn es böse läuft, "Ich sehe hier ca. 180 Millionen Euro" - und präsentiert die Rechnung für 75% Erbschaftssteuer.
Gar so wüst ist es dort auch nicht mehr. Die maximale Erbschaftssteuer beträgt in Frankreich für Erben in gerader Linie 45%, nicht 75%.
Die 180 Millionen Euro könnten schon eher hinkommen. Léoville Barton ist für Médoc-Verhältnisse nicht so sonderlich groß, knapp 50ha Rebfläche, dazu kommen noch die knapp 20ha für Langoa. Ein Hektar Weinbaufläche in St. Julien kann man mit einem
valeur vénale von 2 bis 2,5 Millionen Euro ansetzen, dazu kommt noch der Wert von Gebäuden und Betriebseinrichtungen, und ich meine, dass denen auch noch ein cru bourgeois gehört. Zusammen mit dem Markenwert ist von einem steuerpflichtigen Verkehrswert von etwas über 200 Millionen Euro auszugehen.
Von diesem Betrag sind bei Fortführung des Betriebes in der Familie 75% steuerfrei, so dass hier ein zu versteuernder Wert von etwa 50 bis 60 Millionen verbleibt, also fallen um und bei 25 Millionen Erbschaftssteuer an. Auch noch ein fetter Brocken, ganz klar, aber mit vorausschauendem Wirtschaften ist das schon zu stemmen. Die Preissteigerungen bei LB in den letzten Jahren könnten schon etwas damit zu tun gehabt haben.
Einen Verkauf an die Chinesen wird es jedenfalls nicht geben. Die französischen Behörden werden im Zweifelsfall Léoville Barton zu einem Objekt von historischem und nationalen Interesse erklären, das schließt einen Verkauf an Ausländer aus. Es gäbe im Falle eines Falles auch genügend französische Interessenten mit sehr tiefen Taschen. Ich hoffe allerdings nicht, dass es zu einem Verkauf kommt. Léoville etwa in der Hand von LVMH würde ein völlig neues Preisniveau bedeuten.
Gruß
Ulli