Nora hat geschrieben:sehr guten und insbesondere preiswerten Côte-Rôtie macht Bernard Burgaud, siehe hier:
viewtopic.php?f=68&t=1613&start=20#p145185Er bearbeitet 4,5 Hektar in den Steillagen, darunter Lagen wie die Côte Blonde. Aus seinen Lagen bietet er nur einen Wein an. Er vinifiziert traditionell: 15 Monate Ausbau im Barrique mit 20 % neuen Fässern, die Abfüllung erfolgt ohne Schönung und Filtration.
Ob eine Besichtigung bzw. Verkostung möglich ist, weiß ich leider nicht.
VG, Nora
Liebe Nora,
danke für den Tipp.
Burgaud war für mich DAS Highlight meiner Weinerlebnisse an der Rhone. Bevor ich mehr berichte, ein kurzes Vorfazit:
Samstags nie!.
Da am ersten Augustsamstag auf allen Autobahnen (nicht nur nach Süden, sondern in beiden Richtungen) Dauerstau herrschte, sind wir auf die Landstraßen ausgewichen, um von der Ardèche langsam und beschaulich in Richtung Norden nach Lyon zu gondeln, wo wir für drei Nächte ein Hotel gebucht hatten.
Domaine Tunnel, die uns in einem wunderbaren Restaurant an der Ardèche empfohlen worden war, war am Sa/So/Mo leider geschlossen. Pech gehabt, das ist halt so. Bei
Alain Voge wurde uns gesagt, wir sollten statt um 14 Uhr besser erst gegen 15 Uhr kommen, sie würden zunächst eine größere Gruppe erwarten, aber danach hätte man Zeit für uns. Also haben wir in
Cruas eine zusätzliche Pause eingelegt und uns dort die großartige Kirche angeschaut. Sehr zu empfehlen, nicht verpassen! Bei Voge in Cornas angekommen haben wir erstmal länger vor der Tür gestanden und mehrmals klingeln müssen, bis man uns mitteilte, dass man gerade eine größere Gruppe durch das Weingut führe und wir mindestens 45 Minuten warten müssten. Wir sind dann weitergefahren zu
Pierre Gaillard in Malleval oberhalb von Condrieu, wo das Haus ziemlich voll war, ich aber ein paar Weine probieren konnten. Leider waren meisten der für mich spannenden Weine jedoch bereits ausverkauft. Gut gefallen haben mir der weiße Saint Joseph 2021 und der rote Top-Lagenwein, Rose Purpre 2020, der allerdings mit 99€ sehr ambitioniert bepreist ist. Mir war alles aber deutlich zu hektisch, da etwa 10 Gäste mit völlig unterschiedlichen Interessen vor Ort waren und von einer Person alle gleichzeitig bespaßt werden mussten. Ein Samstagnachmittag halt ...
Am Montag war dann alles gut, mit der Ausnahme von
André Perret, wo telefonisch niemand zu erreichen war und auch die Email und die Nachricht auf dem AB ohne Antwort blieben. Erste Station an diesem Tag war die Stadt Vienne mit toller Kathedrale und schöner Altstadt. Die Museen waren montags leider geschlossen (was uns jedoch nicht besonders überrascht hat). Geöffnet war aber die Touristeninformation mit einer kleinen Verkostungsstation, bei der man für einen angemessenen Obolus ein paar regionale Weine probieren konnte. Côte Rotie 2017 von
Corps de Loup gefiel mir sehr gut: also nichts wie hin! Probiert habe ich dann dort die beiden Jahrgänge 2018 und 2019, von denen mir letzterer noch besser gefallen hat als der andere. Zu kaufen gab es aber auch noch den 2017er in der Magnumflasche, ein Angebot, das wir gern genutzt haben. Dann waren wir bei
Burgaud oberhalb von Ampuis - natürlich mit telefonischer Voranmeldung. Pierre Burgaud hat sich sehr viel Zeit genommen, uns die Terroirs (blonde vs. brune) erklärt, uns auch sehr viel über die Philosophie und die Praxis der Weinbereitung des Guts erzählt und uns dann, als es ans Verkosten ging, mitgeteilt, dass es leider keinen Wein zu kaufen gibt, da der aktuelle Jahrgang 2020 ausverkauft ist. Burgaud macht nur einen einzigen Wein, der aus fünf verschiedenen Lagen cuvetiert wird. Verkostet habe ich dann den Jahrgang 2021 aus vier verschiedenen Barriques, drei Einzellagegen und am Ende dann die Assemblage aus allen Lagen. Sehr spannend und lehrreich! Der erste Wein war eher weich und gefällig, der zweite wunderschön mit feinkörnigen Tanninen (und am Ende auch mein Favorit). Dann gab es einen Wein mit sehr rauhen Tanninen und schon fast unangenehmen kernigen Noten (als wenn man auf Traubenkerne beißt) und zum Abschluss die Assemblage, in der die kernigen Noten nur noch schwach spürbar waren und die sich sicher sehr gut entwickeln wird. Fazit: Eine tolle Begegnung mit einem Winzer, der sich, wissend, dass er keine einzige Flasche Wein verkaufen wird (weil er keine mehr hat), einfach mal eine Stunde Zeit für einen ihm völlig unbekannten Menschen nimmt, der sich für guten Wein interessiert! Anschließend waren wir noch kurz bei
Guigal, wo ich Côte Rotie 2019 und Château d'Ampuis 2018 verkostet habe. Der einfache Côte Rotie war arg rustikal und hat mich enttäuscht; Château d'Ampuis dagegen war großartig und ist mit 89€ angemessen bepreist, zurückblickend wohl der beste Wein, den ich in den letzten zwei Wochen im Glas hatte. Im Haus Guigal gibt es noch ein kleines Museum, vorwiegend historische Werkzeuge, die früher im Weinberg und um Keller benutzt werden. Sehenswert, aber kein Muss!
Da wir vor Ort nur einen Mietwagen hatten und unsere Schätze auf der Heimreise in unseren Koffern unterbringen mussten, hatten wir am Ende nur zwei Magnums und drei Einzelfaschen im Gepäck. Das muss alles noch lagern und reifen, aber es hat sich sehr gelohnt.
Vielen Dank, liebe Nora, für Deine Tipps, insbesondere für den Hinweis auf das Weingut Burgaud.Beste Grüße, Michael