...ich musste den Beitrag trennen, hatte die maximale Anzahl von Bildern überschritten
. Der Beitrag davor gehört auch dazu.
Wie erwähnt, eine der ersten Rebzeilen von Clos Poggiale (Grenache):
Man kann sehen, dass es hier kein Flussgestein im Boden gibt. Es handelt es sich hier nicht um Schwemmlandböden, sondern tonhaltige Braunerdeböden aus dem Miozän. Was ich erst mal ganz interessant fand, dass die Böden von Clos Poggiale/Terra Vecchia schlagartig röter sind. Das kann natürlich ein rein optischer Effekt sein, z.B. durch die Partikelgröße in Abhängigkeit von der Bodenbearbeitung. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass die Verwitterung der Böden hier durch die intensive Bewirtschaftung der Weingärtner (Menge der Bewässerung, Häufigkeit von Bodenbearbeitung) unterschiedlich vorangeschritten ist. Das macht sich dann anscheinend in einer stärkeren Verbraunung (also Freisetzung von Eisenionen und damit Rotfärbung) bemerkbar.
Weiter Richtung Nordwesten nimmt die Rotfärbung weiter zu, die Verwitterung also wohl nicht nur menschlich herbeigeführt, und es erscheinen auch zunehmend kleinere Flussgeröllsteine.
Syrah wird hier auch angebaut.
Schon recht nah an den Bergen dann ein, wie ich finde, recht natürlich gesund aussehender Weingarten; ich weiß leider nicht, wem dieser gehört.
In der Nähe befindet sich auch ein Aufschluss, an dem sieht man den jetzt sehr hohen Anteil (~60%) von kleinem Geröll und eine ausgeprägte Rotfärbung. Durch den Tonanteil kann der Boden Wasser zu einem gewissen Teil speichern, durch den hohen Geröllanteil ist der Boden aber auch gut drainagiert. Das sorgt für einen balancierten Feuchtehaushalt. Allgemein und gerade in warmen, feuchten Frühlingen und Frühsommern (wie 2017 und 2018) ist hier die physiologische Reife der Reben etwas verlangsamt, was eine Chance für eine gute phenolische Reife gibt.
Nach einer Rechtsabzweigunng von der D16 gelangt man denn endlich zum
Clos Fornelli.
Clos Fornelli - La robe d' Ange - blanc 2019 - AOP Corse:
Der Wein wird teilweise im Holz ausgebaut (ich glaube Barriques). Das hat eine schöne, reife, durchaus auch saftige Frucht, ohne plakativ zu werden. Braucht anfänglich erst mal Luft, entfaltet dann schöne Gerbstoffe mit Druck und Struktur.
Unser gemeinsamer Verkostungswein aus im Jahr 2019 (mit dem Jahrgang 2017).
Clos Fornelli - VDF Genovese 2019:
Den Charakter dieser Rebsorte, den wir damals gemeinsam diskutiert haben, findet man auch in diesem Jahrgang deutlich wieder. Ich finde, das fängt schon bei der Farbe an, dass die Rebsorte was ganz spezielles hat. In der Nase dann die betörende-betäubende Blüte, was direkt für einen kleinen Moment der Überraschung (ja fast Orientierungslosigkeit
) führt.
Im Mund irgendwie mit zwei Gesichtern; mit Frucht, süßlich und reif, im Antrunk und herb-würzig nach hinten raus. Eine etwas eigenwillige Kombination aus frischem Kernobst mit provencealischen Kräutern und Blütenduft. Das ölig-extraktige, mit den leicht bitteren Gerbstoffen erinnert mich etwas an Duschgel oder Seife. Ich meine nicht, dass es auf Grund von fehlender phenolischer Reife kommt (die sehe ich hier nicht), sondern würde auch das, der Rebsorte zuschreiben.
Im Vergleich zum 2017er, hat dieser nicht die laktischen Komponenten, es wurde kein BSA gemacht. Ich finde, das steht dem Wein besser, er wirkt dadurch weniger behäbig, frischer und kompakter. Der 2018er hatte auch kein BSA gemacht, den 2019er finde ich im Vergleich aber vielseitiger und klarer im Ausdruck.
Der Extrakt hat schon etwas von Babyspeck, ich bin gespannt, ob er das mit Reifezeit ablegt; das könnte dann wirklich was feines werden, wenn die anderen Komponenten in der Reife mitziehen. Mir hat das Trinken jedenfalls recht viel Spaß gemacht, obwohl eher das Entdecken als das hedonistische Geschmackserlebnis im Vordergrund gestanden hat.
Zuletzt auch noch der Biancu Gentile.
Clos Fornelli - VDF Biancu Gentile 2019:
Der hat etwas Zeit gebraucht, hatte anfangs etwas hefiges und war recht unklar im Ausdruck; das hat sich dann aber gelegt und der Wein zeigt sich mit Luft recht zugänglich. Der Wein hat eine süßlich-reife Frucht und dagegen das Kühle, Würzige. Das ist häufig schön balanciert, aber manchmal auch irgendwie wechselhaft und etwas banal. Damit erinnert mich dieser Biancu Gentile auch an unseren Biancu Gentile vom Clos Venturi, aus der gemeinsamen Verkostung. Ich schreibe ihn zum Vergleich mal direkt mit in den Post.
Clos Venturi - Brama blanc - Île de Beauté IGP 2019:
Auch dieser Wein präsentierte sich durchaus wechselhaft, insgesamt finde ich ihn etwas kompromissloser, klarer, tiefer und ruhiger als den Clos Fornelli. Weniger zugänglich, dafür aber auch etwas geheimnisvoller. Auch etwas frischer, weniger reif, aber die Gemeinsamkeiten sind vielfältig vorhanden.
Den Bogen, zurück zur Domaine Mondange, zu spannen, fällt mir schwer. Für einen Vergleich eignet sich nur der Vermentino, der von Fornelli war etwas reifer und kräftiger. Insgesamt überwiegen aber eher die Gemeinsamkeiten, als die Unterschiede. Beide etwas kräftiger, druckvoller und reifer als die Vermentino 2019 aus der Appellation Patrimonio (die ich probiert habe). Die waren etwas feiner und frischer.
Ich muss auch erwähnen, dass mich die korsischen Weißweine aus 2019 in ihrer Jahrgangscharakteristik auch durchaus an die deutschen Weine aus 2019 erinnern. Recht reich an Extrakt, dazu eine kräftige, herbe Phenolik; häufig mit einer würzigen Kräuteraromatik verbunden. Diese bringt eine gute Frische und Druck und unterstützt damit die reife Säure. Ich verbinde das mit dickschaligen Beeren, die sich aufgrund der vielen Sonnenstunden damit vor Sonnenbrand schützen. Als Kontrast gibt es Weine, ich vermute aus früh geernteten Beeren, die leicht und extraktärmer sind. Leider häufig mit einer eher dropsigen Säure; die gefällt mir nicht so. Ein bisschen treibt mich das schon um, wie sich denn diese phenolisch betonten Weißweine mit der Zeit entwickeln. Ich halte es schon für möglich, dass später das Herbe, Bittere, Unbalancierte überwiegt.
Grüße, Josef
P.s.: Ich würde mich übrigens freuen, wenn es etwas Rückmeldung auf die Reben gibt. Ich mache zwar, wie man unschwer merkt, gerne Fotos von Weingärten und Reben, aber was ich vom Zustand der Reben ablesen kann, da habe ich leider keine Ahnung.