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Korsika

nördliche Rhône (Côte Rôtie, Hermitage, Cornas und Co.) und südliche Rhône (Châteauneuf du Pape, Gigondas, Tavel und Co.), Ardeche, Vivarais, Vaucluse und Isere, Côstieres de Nîmes, Provence, Korsika
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stollinger

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Re: Korsika

BeitragSo 13. Jun 2021, 16:07

Diese Woche hatte ich drei Korsen im Glas.

Domaine Antoine Arena - Bianco Gentile VDF - 2016:

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Meiner VKN von vor drei Jahren entnehme ich, dass der Wein damals mehr vom BSA geprägt war; dieses Mal deutlich vom Feinhefelager. Anfangs hatte ich mich gefragt, ob ich ein schlechte Flasche erwischt habe, anhand der Entwicklung würde ich eher auf eine schwierige Phase tippen. Nach zwei Tage offen wurde der Wein expressiver, zugänglicher und war weniger stark von den Hefearomen geprägt. Eigentlich mag ich Wein mit langer Hefestandzeit sehr gerne und bin auch bereit, ihnen Zeit einzuräumen (häufig empfehlen die Erzeuger ja auch den Wein vorm Öffnen zu schütteln). Aber Hefe-Aromen wie z.B. Brotrinde, Malz und Melasse sind mir lieber und ordne ich qualitativ höher ein als nasse Pappe. Ich bin mir unsicher, wie sich das mit diesem Wein entwickeln wird, ob er die Kurve bekommt. Ich habe noch zwei Flaschen und werde es wahrscheinlich herausfinden.


Sehr angetan war ich gestern beim Grillen vom Clos Canereccia - rosé AOP Corse - 2017:

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Der hat als Essensbegleiter super funktioniert. Aus Niellucciu, dem korsischen Sangiovese. Die Aromatik wenig dominant, dadurch einfach zu kombinieren. Eine anregende Säure, die sich gut gegen kräftigeres Essen behauptet und durch den Extrakt gut balanciert ist, schöne Länge und Fülle.

Gerade in der Appellation Patrimonio war 2017 ein sehr heißes Jahr, das hat man dem letzten Wein leider angemerkt.

Muriel Guidicelli - Été rouge - Vin de France - 2017:

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Ein reinsortiger Grenach - sanft extrahiert, auf Frucht vinifiziert, niedrig geschwefelt (was für einen sehr klaren Fruchtausdruck sorgt) - als leichter Sommerwein, z.B. als Aperitif gedacht. Für mich funktioniert das in diesem Jahrgang nicht gut, die 14% Alkohol sorgen für zu viel alkoholische Substanz und für unpassende Wärme.

Grüße, Josef
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stollinger

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Re: Korsika

BeitragSo 20. Jun 2021, 15:05

Hallo,

zuletzt konnte ich auch einige korsische Weißweine aus 2020 probieren. Einen Jahrgangsbericht 2020 gibt es hier: [Link].

Wie in den meisten Teilen Europas war der Jahrgang sehr früh, Wasserreserven aus dem feuchten Winter und ein ungewöhnlich warmes Frühjahr und Frühsommer führten zu einer kräftigen und frühen Entwicklung. Eine frühe Ernte war erwartet, bis sich im August der Jahrgangsverlauf merklich änderte. Die bevorstehende Reife wurde durch Schädlinge, Hitzeereignisse blockiert und anschließend durch einen kühlen und nassen September verzögert. Ergebnis war eine teils unvollständige Reife, sehr inhomogen von Weinberg zu Weinberg und von Rebe zu Rebe. Die Balance von Säure und Reife war schwer zu treffen. Die Weine, die ich getrunken habe, schmecken leider auch so, wie sich der Verlauf liest.

Die Weine vom Clos Fornelli mag ich recht gerne, besonders La Robe d'Ange blanc ist normalerweise ein klasse Einstiegswein. Besonders den 2019er fand ich gelungen.

Clos Fornelli - La robe d' Ange - AOP Corse blanc - 2020:

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Der schmeckt nach unreifen Gerbstoffen, einer zu niedrigen Säure, einer fäulnisbehafteten Aromatik und nach Gärungsproblemen. So ist wohl die Natur, es tut mir ja leid für Josée Vanucci Couloumere und Fabrice Couloumere, die kenne ich von regelmäßigen Besuchen recht gut, aber der Wein ist leider gar nichts.

Domaine de Torraccia - Corse Porto Vecchio blanc - 2020:

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Meiner Meinung nach in den meisten Jahren ein eher schwacher Einstiegswein. Aktuell zwar besser trinkbar als der vom Clos Fornelli, weil der Wein so aromatisch verdünnt ist, schmeckt halt nach nichts, aber insgesamt auch keine Freude. Der Wein wirkt zum einen arg verdünnt, hat aber dann trotzdem recht viel glykolische Substanz; ähnlich wie viele 2018er.

Die Stichprobe ein Regal höher war leider auch nicht besser.

Domaine d'Alzipratu - Pumonte blanc - Corse Calvi - 2020:

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Auch hier unreife Gerbstoffen, eine zu niedrigen Säure, und fäulnisbehaftete Aromatik. Bei den beiden anderen Weinen habe ich ja noch Nachsicht, wenn es der Jahrgang nicht hergibt, kann der Erzeuger ja auch nicht zaubern. Aber sowas für 20€ zu verkaufen, finde ich schon grenzwertig.

Allen Weinen war eine recht schwach Färbung gemeinsam, zusätzlich ein alkoholisch-süßer Extrakt, den ich als qualitativ minderwertige Substanz empfinde und auf Gärungsprobleme zurückführe. Die Weine sind aromatisch blass und dünn, unreife Gerbstoffe und eine sehr niedrige Säure kommen dazu. Ich habe ab-Hof noch 20er probiert, die waren ähnlich. Vielleicht hilft die Zeit etwas bzw. Ausnahmen wird es bestimmt auch geben, aber beim Jahrgang 2020 in Korsika sollte man meiner Meinung nach unbedingt erst probieren.

Ich bin dann auf 2019er ausgewichen (der erste geöffnete hat mich direkt mit Kork begrüßt :? ). Das ist in Korsika zumindest ein recht gelungener Jahrgang.

Grüße, Josef
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stollinger

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Re: Korsika

BeitragSa 11. Sep 2021, 15:15

Das ist schon eine ganze Weile her, dass ich diese Weine getrunken habe, ich wollte es (fürs Protokoll) aber noch geschrieben haben.

stollinger hat geschrieben:Ich bin dann auf 2019er ausgewichen (der erste geöffnete hat mich direkt mit Kork begrüßt :? ). Das ist in Korsika zumindest ein recht gelungener Jahrgang.

Der Zweite 19er war leider auch nicht so erbaulich.

Domaine Leccia - Patrimonio blanc - 2019:

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Die Aromatik war von der Reduktion vollständig maskiert und wollte auch über Tage nicht wirklich in Erscheinung treten. So macht das keinen Spaß, ich habe meine Zweifel, dass der Wein noch mal kommt.

Dann wurde es aber endlich ansprechend wie erwartet. Domaine Zuria - DZ Initiale blanc - Île de Beauté IGP - 2019:

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Der Wein hat recht viel Substanz, ich denke, das kommt zum Teil auch vom Genovese. Davon haben wir ja mal einen gemeinsam verkostet und ich fand den Wein (so wie andere Genovese) recht voluminös. Für meinen Geschmack könnte der Wein etwas straffer sein, bzw. die Substanz muss sich noch etwas besser einbinden. Insgesamt ein junger Eindruck, der Wein sollte noch Zeit dafür haben. Der Wein hat eine hohe aromatische Dichte und auch die Anlagen für eine gute Struktur. Der hat Zeit gebraucht, war mir anfangs auch zu stark von der Reduktion geprägt. Der hat Potential, mal sehen, ob er irgendwann seinen Preis rechtfertigt.

Die ersten Reben wurden 2013 gepflanzt, Domaine Zuria hatte ihren Premieren-Jahrgang 2016, Erfahrung mit der Alterung gibt es da nicht. Nadine und Christian Zuria betreiben (und kommen) aus dem Obstbau in der Region um Aleria. Die Weine aus der Region Bonifacio sind gerade auf der Insel total in, vielleicht etwas überbewertet. Wer Muße und Zeit hat, kann sich mal das Image-Video auf der Homepage ansehen, das macht schon was her. [Link]

Zwei Weine die ich eigentlich jedes Jahr sehr, sehr mag. Antoine Arena - Patrimonio Carco blanc - 2019:

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Sehr natürlich, sehr klar. Transportiert den Jahrgang und die Rebsorte sehr gut, braucht aber noch Zeit und ist auch für seine Alterungsfähigkeit bekannt.

Der zweite: Antoine Arena - Patrimonio Morta Maio - 2019:

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Sehr fein, klar, leichtfüßig und hervoragend balanciert. Für mich sehr typisch für einen Rotwein aus 2019, die Frucht sauber, frisch und klar. Aber schon eine gewisse Wärme vorhanden, die sich für mich z.B. durch die getrockneten Kräuter bemerkbar macht. Die Weine von Zuria und Arena sind auch übers Netz erhältlich (Grandsbourgognes).

Ein Wein der außerhalb Korsikas nicht erhältlich ist und auf Korsika nur von drei Händlern geführt wird ist Clos de Sarcone - Jean Ferracci - Corse Figari blanc - 2019:

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Boah, fand ich den gut! Sehr komplex, mit Dichte, Substanz, Balance und Struktur. Das Holz ist noch recht präsent, trotzdem ein autentischer Gesamteindruck, mit der Zeit wird der bestimmt noch zulegen.

Ich hatte mir eine Flasche gekauft, probiert und wollte dann noch nachlegen zum Einkellern, der Händler wollte mir keine Flasche mehr verkaufen. Es sind wohl nur zwei kleine Fässer in 2019 gemacht worden, er hat nur eine Hand voll Flaschen, die er für sich behalten will. Mal sehen, vielleicht kann ich beim nächsten Besuch noch eine auftreiben.

Zuletzt noch Clos Poggiale blanc - Corse AOP - 2019:

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Die Nase etwas glatt, nicht so spannend. Im Mund trinkig, anregend, gefällt mir recht gut. Ich hatte weiter vorne schon mal eine Bild von Reben vom Clos Poggiale eingestellt. Da wird nicht viel ertragsreduziert und es ist viel automatisiert.

poggiale.PNG

Für einen vernünftigen Preis bekommt man aber ausreichend Spaß in Bio, das passt schon.

Grüße, Josef
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