Erstellt am 25.03.2008:
Protokoll eines wunderbaren Aalto Abends
Aalto 2004 und
Aalto PS 2004Wenn der Tony11 einen heimsucht, dann gibt es was zu erzählen ...
Im Abspann zum Bodegatalk bei Egon in Weiden wollte Tony nicht gleich direkt den weiten Weg in die Schweiz antreten, sondern sich auf halber Strecke in München bei mir etwas erholen, die Stadt besuchen und vielleicht noch den ein oder anderen Wein trinken.
Von der Stadt hat er außer den Hinweisschildern auf der Autobahn zwar nicht viel gesehen
, viel Wein gab es auch nicht, aber den, den es gab, der hatte es in sich!
Am zweiten Abend, Ostermontag, sollte es ein Aalto-Vergleich sein, und zwar der „Kleine“ mit dem „Großen“ PS aus 2004. Wenn der PS schon im Handgepäck von Tony dabei war, wäre es doch unsinnig gewesen, ihn wieder den beschwerlichen Weg in die Alpenrepublik antreten zu lassen. Und wer den Tony kennt, der weiß, das es für solche Vorhaben keiner Überredungskunst bedarf
.
Vom Kleinen waren wir ja schon begeistert, er hatte ja schon am Samstag in Weiden seine Klasse unter Beweis gestellt, aber kann auch der PS seine Vorschusslorbeeren bestätigen?
Vor dem ersten Glas wurden beide ca. 3 Stunden dekantiert. Getrunken, beobachtet und vor allem viel geschnüffelt wurde dann über mehrer Stunden hinweg. Die erste Hälfte der Weine probierten wir blind aus Halbflaschen.
Die Verwandtschaft der Geschwisterweine war schon im Bukett unverkennbar. Üppige Nase, Waldbeeren, rauchige Aromen. Ein Wein war aber schon etwas offener, der andere noch eine Spur mächtiger und intensiver. Schon in der Nase deutete sich an, welcher Wein jeweils im Glas war.
Auch am Gaumen setzte sich dieses Spielchen fort. Kraftvoll und verschwenderisch opulent, komplex und auch verspielt, immer wieder neue Nuancen aufzeigend, noch deutlich Tannine, die aber die aktuelle Trinkigkeit überraschenderweise nicht beeinträchtigten. So erkennbar jung und doch schon so süffig. Wie schon in der Nase so war auch jetzt eigentlich der einzige Unterschied, dass der PS von allem mindestens ein Quentchen mehr zu bieten hatte, aber dieses „Quentchen“ macht auf höchstem Niveau dann eben doch den kleinen, aber feinen Unterschied aus. Ein intensiver, langer Abgang wird dann beim PS durch einen sehr, sehr langen Abgang nochmals übertroffen und gekrönt.
Dieses Geschwisterpaar hat mich enorm beeindruckt
. Das sind keine kraftstrotzenden, sattmachenden Powerweine, sondern in hohem Maße ausgewogene und exzellent strukturierte Weine. Die Entwicklung und der Reifeprozess beider Weine ist vielversprechend und spannend.
Bevor ich mich zu Punkten äußere, noch folgende Anekdote, die uns lange beschäftigte und vor ein ungelöstes Rätsel stellte: Wir tranken zu dritt, aus den gleichen Flaschen mit sechs gleichen Gläsern. Die Aromen in den Gläsern von Tony und mir waren gleich, bei meiner Dona waren sie um eine ganze Klasse – ohne Übertreibung - besser und intensiver! Wir stellten die wildesten Theorien auf, wie erklärt werden konnte, was es ja eigentlich nicht geben dürfte, aber eine schlüssige Erklärung hatten wir letztlich doch nicht.
Ich hatte in meinen Gläsern als Gesamtwertung über den Abend für den
Aalto 94 DMP und für den
PS 97 DMP,
aus den Gläsern meiner Dona wären es 95 bzw. 98 DMP gewesen.
Der Kleine hat für mich ein sensationelles PLV nun zum wiederholten Mal unter Beweis gestellt, der Erstkontakt mit dem PS hat mich zu seinem Jünger bekehrt. Viel Geld, für 3 Punkte mehr beim PS, aber wenn man in dieser Wertungsregion fündig wird, dann ist die Preiskurve leider meistens an ihrem exponentialen Peak.
Und noch speziell für jkl:
Miller hat mit seinen 98 Punkten für den PS ganz eindeutig das bessere Ende für sich, die 92 Punkte von Peñin sind deutlich und weit von der Realität entfernt!
Als Erklärung könnte ich mir vorstellen, dass er den PS noch unter Füllschock probiert hatte. Laut Etikett wurde der PS nämlich erst im Juli 2007 gefüllt, Annahmeschluss für die Ausgabe 2008 war aber eigentlich der 30.6. 2007. Wie und weshalb dann dieser Jahrgang überhaupt bewertet wurde, kann ich nicht sagen. Aber er hätte besser auf eine Bewertung des jungen Weins verzichtet, als eine solch eklatante Unterbewertung zu veröffentlichen. Ich gehe davon aus, dass in der 2009er Ausgabe eine deutliche Korrektur nach oben erfolgt (erfolgen muss), denn meine Bewertung – und auch die von Tony - stimmen wie eigentlich alle anderen bereits lesbaren VKN mit der Wertung von Miller überein oder sind sogar noch höher.
Mit schwärmerischen Grüßen und einem besonderen Dank an Tony für dieses PS-Weinerlebnis!
Don