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Endlich wieder Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2022

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amateur des vins

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Re: Endlich wieder Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2022

BeitragSa 14. Mai 2022, 20:23

Torsten, ich muß gestehen, daß mich Spritpreisvergleiche und sonstige Schnäppchenjagdberichte nicht sonderlich ansprechen.

Als Du jedoch vom Wiedersehen alter Bekanntschaften schrubst, habe ich die Wärme gespürt, und mein Herz ging auf. Ich freue mich für Dich, daß Du diese schöne Erfahrung machen konntest! Bewahre sie Dir.
Besten Gruß, Karsten
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Bernd Schulz

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Re: Endlich wieder Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2022

BeitragSa 14. Mai 2022, 21:32

amateur des vins hat geschrieben:Torsten, ich muß gestehen, daß mich Spritpreisvergleiche und sonstige Schnäppchenjagdberichte nicht sonderlich ansprechen.


Auch wenn das für viele Mitglieder dieses Forums eine völlig fremde Welt darstellt: Es gibt halt (wenige) andere Mitglieder, die gerne guten Wein trinken (und darüber schreiben), aber in finanzieller Hinsicht so gebeutelt sind, dass sie unwillkürlich immer wieder Spritpreisvergleiche anstellen und auf eine gewisse Art Schnäppchenjagd betreiben müssen. Ich habe großen Respekt vor Torsten, der einfach nicht aufgibt und die Fahrt ins Priorat trotz aller Existenzsorgen jetzt wieder gewagt hat!

amateur des vins hat geschrieben:Als Du jedoch vom Wiedersehen alter Bekanntschaften schrubst, habe ich die Wärme gespürt, und mein Herz ging auf. Ich freue mich für Dich, daß Du diese schöne Erfahrung machen konntest!


Dito! ---

Torsten, ich hätte schon längst wieder etwas bei dir bestellt, wenn ich in der gleichen Situation wie vor einigen Jahren wäre (und wenn du bereit wärst, auch per DHL zu liefern :twisted: )! Leider sieht es bei mir mittlerweile so aus, dass ich nur noch wenige Weine in der Kategorie über 10 Euro und gar keine mehr in der Kategorie über 13 Euro kaufen mag. Aber deine Berichte im Forum lese ich nach wie vor sehr gerne!

Herzliche Grüße

Bernd
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nordmann

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Re: Endlich wieder Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2022

BeitragSa 14. Mai 2022, 22:20

amateur des vins hat geschrieben:Torsten, ich muß gestehen, daß mich Spritpreisvergleiche und sonstige Schnäppchenjagdberichte nicht sonderlich ansprechen.

Als Du jedoch vom Wiedersehen alter Bekanntschaften schrubst, habe ich die Wärme gespürt, und mein Herz ging auf. Ich freue mich für Dich, daß Du diese schöne Erfahrung machen konntest! Bewahre sie Dir.



Ich kann mich grundsätzlich auch nicht mit solchen Schnäppchenjagden anfreunden. Es gibt hier ja user, die sich zum Großteil darauf beschränken, zu beschreiben, was sie wo am günstigsten bekommen.

Hier ist das anders. Obwohl ich genau weiß, dass er schon wieder zu Hause ist, bin ich beim lesen von Torstens Bericht froh, dass er heil im Priorat angekommen ist. Und ich freu mich darauf, zu lesen, was er noch so erleben wird. Und was er so an Eindrücken mitbringen wird.

Von daher kann ich den zweiten Teil, Deines Kommentars voll unterschreiben.

Offensichtlich freuen sich viele Menschen im Priorat, dass Torsten wieder da ist. Das freut mich sehr für ihn.
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thvins

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Re: Endlich wieder Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2022

BeitragSo 15. Mai 2022, 07:48

Guten Morgen, liebe Diskutanten,

ich freue mich, dass es sowohl gelesen wird, als auch, dass es Anlass für die eine oder andere Diskussion gibt.

Auch wenn ich ahne, dass manch einer hier mehr auf die "hard facts", sprich Verkostungsnotizen wartet... (Geduld, auch die werden nicht vergessen). Der eigentliche Reisebericht soll aber sowohl Weinfreunde ansprechen, als auch Leute, für die Wein nicht in der Hauptrolle spielt. Daher vermische ich den Bericht nicht mehr wie früher mit Berichten / Beschreibungen zu einzelnen Weingütern oder gar den Hunderten Verkostungsnotizen, die eine solche Tour mit sich bringt. Diese Sachen sind aber im Gegensatz zum eigentlichen Reisebericht "konservierter" - auf Papier oder im Diktiergerät. Den Bericht habe ich dieses Mal nicht unterwegs geschrieben, daher gebe ich jetzt Gas, so lang die Erlebnisse noch nach hallen.

Und hier geht es mir in erster Linie um genau das, was habe ich erlebt, was habe ich wie aufgenommen, welche Gedanken gingen durch meinen Kopf und es soll natürlich "menscheln", sprich, es geht auch um Gefühle und eben um die allseits vor Ort erlebte Herzenswärme (die aber auch schon beim Besuch von Rougeyron in der Auvergne spürbar war) - und genau dies ist materiell nicht aufzuwiegen, aber eigentlich wichtiger als das...

Es ist leider tatsächlich so, dass ich seit den Corona-Lockdowns materiell spürbar zu leiden habe, da die Einnahmen nicht mehr so sprudeln wie früher. Der gesamte mir wesentliche Teil, bei dem Eye to Eye - Kontakt eine Rolle spielt, ist mir in 2020 und noch mehr in 2021 weg gebrochen, da nützt auch das bisschen mehr Internetbestellung nichts dagegen. In den letzten beiden Jahren habe ich eben auch gemerkt, dass die zwischenmenschlichen Kontakte von mir zu meinen Kunden auch eine für mich tragende Säule waren und auch das, was glücklicher macht - der Austausch miteinander... Die Internet-Bestellung ist kalt, anonym und oft auch ein wenig herzlos. Sitzt man sich gegenüber, ist oft das Gegenteil der Fall. Bei der Internetbestellung geizt man oft mit den Versandkosten, ein Fakt aber, der auch nicht günstiger wird. Vor Ort fragt man sich eher: Bekomme ich nicht von dem Wein noch eine Kiste mehr ins Auto, weil man eben diesen schon ins Herz geschlossen hat...




Umso mehr freute ich mich, dass es nun dieses Jahr wieder eine Fira gab. Ich bin stur genug, zu sagen, ich setze mir das in den Kopf, trotz aller materiellen Widrigkeiten dort runter zu fahren - und ja - es war das einzig Richtige, was ich machen konnte! Dann kam der Krieg und die Preisexplosion an den Tankstellen und damit die Zweifel. Kann ich mir eine Reise unter solchen Bedingungen überhaupt leisten? Dieser Gedanke erklärt vielleicht auch im Ansatz die Nennung der Spritpreise und dass, was ihr als Schnäppchenjagen bezeichnet. Aber Bernd hat das auf den Punkt gebracht - wenn es für mich geht, dann derzeit leider nur so...

Aber auch ein anderer Gedanke steckt noch darin - die Leute, die es lesen, aufklären über die Situationen anderswo. Wie lebt es sich gerade hier oder dort, wie haben sich die Dinge entwickelt? Wer reist, erlebt auch das anders als der, der sich nur die Nachrichten im Fernsehen angucken kann. Vielleicht ist es auch eine Ermutigung zum Reisen über die Grenze hinweg, wenn der eine oder andere sieht, dass es dort grade einfacher ist, weil bestimmte Dinge eben passieren oder anders passieren als bei uns.

Und ja, ich bin überwältigt gewesen bei der Herzlichkeit, mit der ich überall aufgenommen wurde und die mir begegnet ist, von den Eisleuten über meinen Olivenbauern bis hin zu den Weinleuten oder auch den Mitbesuchern der Fira. Es war wie ein Nach-Hause kommen. Es hat enorm gemenschelt und auch jetzt beim Schreiben erwische ich immer mal die eine oder andere Träne, die ich weg wische - das sind aber alles Freudentränen vor Rührung und das Wissen - es richtig gemacht zu haben, auch wenn ich unterwegs so sehr auf das Geld achten musste wie noch nie zuvor und auch wenn die Unwissenheit bleibt, wie sich alles weiter entwickelt.

Letztlich war diese Reise das lutherische Apfelbäumchen für mich... und wenn auch morgen die Welt untergeht, so sollte ich doch heute noch einmal ins Priorat reisen...
Beste Grüße

Torsten

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thvins

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Re: Endlich wieder Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2022

BeitragMo 16. Mai 2022, 09:07

Endlich wieder einmal ins Priorat und zurück – nach der Coronakrise im Frühjahr 2022

29.04.2022 – Teil 13


Am Freitag vormittag treffe ich mich zunächst mit Toni Romero von Solà Classic in Bellmunt. Wir verkosten die aktuelle Palette der Weine. Dabei beginnen wir mit dem Weißwein und steigern uns bis zum Vinyes Teresa. Sehr gut gefällt mir schon in diesem Jahr der ungeschwefelte Solà Natural, hier ist zu merken, dass der Wein weit weniger schräg rüber kommt, wie in früheren Jahren, aber er bleibt noch immer als ungeschwefelter Wein erkennbar.

Vom Solà Classic verkoste ich 2017 und 2018, beide sind großartig und noch besser als der von mir seinerzeit verkaufte 2010er. Das hat sich richtig grandios entwickelt hier! Beide Jahrgänge sehe ich auf Augenhöhe, stilistisch sind sie aber total unterschiedlich.

Bei den großen Weinen sind wir inzwischen beim Jahrgang 2014. Ich verneige mich hinterher vor Toni und habe nun auch einen Spitznamen für ihn parat. „Monsieur des Millesimes difficiles“...

Es war schon toll, vor einigen Jahren zu erleben, wie er den schwierigen Jahrgang 2011 meisterte und letztes Jahr in der 10 years after zeigte sich, dass ich hier den richtigen Riecher hatte – der noch bei mir erhältliche 2011er Vinyes Teresa (100% Carignan alte Reben) gehört zum besten, was in 2011 im Priorat gemacht wurde, natürlich nur eine Microcuvée. Auch 2014 gilt ja irgendwie als schwieriger Jahrgang – wobei es auch viele tolle Weine aus dem Jahr gibt – ähnlich wie in 2011. Schon den Vinyes Josep verorte ich ganz weit oben, die Teresa aber ist erneut schon jetzt ganz nahe der Perfektion. Freitag vormittag und ich sitze schon mit einer Gänsehaut da...

Es gibt dann noch zwei Kuriositäten. Zunächst den 2004er Solà Classic, den quasi Erstgeborenen des Weingutes, der Freunden gereifter Weine noch immer Spaß machen sollte, aber hier haben wir schon deutlich tertiäre Aromen.

Dann zum Abschluss gibt ein Verkosteglas von einem 85+ Jahre alten Ranció, das Fass ist älter als Josep... Hier sind wir bei hors categorie! Leider wird so etwas nicht verkauft. Das ist nur für beste Freunde und für die Familie in Mini-Dosierung...

Wir reden natürlich auch darüber, wie wir weiterhin zusammen arbeiten können, denn Solà Classic gehört ja zu meinen Sorgenkindern wegen der Back-Labels... Aber Toni beruhigt mich, ich werde die Weine bekommen, die ich haben will – ohne Hinweis auf irgendwelche Zertifizierung... Denn auch er möchte natürlich weiterhin gern an mich verkaufen und ich möchte – grade nach dieser Verkostung – ungern auf seine Weine verzichten müssen.

Er lädt mich auch noch zum Tast des Mines ein und ich verspreche ihm, mir Mühe zu geben, dass ich nach der Frauenverkostung noch bereit sein werde für ein halbes Tast des Mines. Ansonsten verabreden wir uns für Montag früh noch einmal, bis dahin wird er mir eine Kiste aktueller Muster einpacken.

Ich fahre anschließend nach Falset, letzte Einkäufe machen wollend und mir ein großes Eis gönnend. Dieses Mal darf es die 500g Portion sein, mit ganz viel Malaga, Garnatxa- und Vermouth-Eis, aber auch noch Kaffee- und Kokos dazu. Mit dem Junior unterhalte ich mich sehr gut auf Englisch, während ich mein Eis esse, wir plaudern über alle möglichen Themen, aber natürlich auch über den Krieg, der hier auch gedanklich angekommen ist, denn selbst in Falset und Umgebung gibt es inzwischen ukrainische Flüchtlinge.

Dann muss ich noch Brot kaufen, um nicht in einen Brotkrisenmodus zu kommen in den nächsten Tagen.

Und schon bin ich auf dem Weg nach Porrera. Oben auf dem Pass geht mein Blick zum Bigotis del Gat – Weinberg, der Engländer macht auch noch weiter, ich sehe ihn im Weinberg werkeln. Ich fahre zunächst zum Plaza Catalunya, meinen Wasservorrat auffüllen und dann geht es hinauf zum Biwakplatz. Ich kann ganz in Ruhe mein Zelt aufstellen und mein Nachtlager vorbereiten und habe noch genug Zeit zum Kochen, um mich für die bevorstehenden Aufgaben zu stärken.

Dann laufe ich gemütlich hinunter ins Dorf...
Beste Grüße

Torsten

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thvins

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Re: Endlich wieder Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2022

BeitragDi 17. Mai 2022, 14:12

Endlich wieder einmal ins Priorat und zurück – nach der Coronakrise im Frühjahr 2022

29.04.2022 – Teil 14


Ich habe noch etwas Zeit für einen Kaffee vor dem Weinladen. Dort unterhalte ich mich mit einem Aussteigerpärchen, die ebenfalls ein kleines Weingut in Porrera aufbauen möchten, sie kommt aus den Niederlanden, er aus Südamerika. Sie haben ein kleines Haus hier erworben und einen kleinen Weinberg. Es herrscht noch immer Gründerstimmung...

Auch Steve Colombé sitzt mit seinem Hund vor der Bar und wir unterhalten uns kurz – er wird auf dem Tast nicht präsent sein – zum einen ist er gesundheitlich noch etwas angeschlagen, zum anderen hat er aktuell kein Carignan-Muster zum Zeigen. Aber den Els Bigotis del Gat gibt es nach wie vor und verweist auf den Weinladen. Aber da gäbe es eh so viele Flaschen neu zu entdecken, dass die Auswahl dort schwer fallen würde.

Es wird dann Zeit, zum Platz an der Kirche hoch zu gehen. Dort treffe ich dann endlich auf Klaus-Peter und seinen Sohn Hans, der in diesem Jahr erstmals mit gekommen ist. Was ihn erwartet, ahnt er noch nicht, aber er freut sich, hier zu sein. Hans ist inzwischen ein junger erwachsener Mann geworden, der mitten im Leben steht. Als ich ihn das letzte Mal sah, war er noch ein junger Pubertier, der mir freudig ein Stück auf seinem Cello vorspielte und der dann half, die Weinkisten für seinen Vater aus dem Auto in die Wohnung zu bringen und der ganz erstaunt fragte, wie viel Wein das denn sei, den ich da bringe – ich musste damals sagen, dass es längst noch nicht alles sei...

Unter lautem Jubel fallen wir uns zur Begrüßung um den Hals und freuen uns, dass wir nun alle gemeinsam hier stehen. Aber auch die Winzer am Einlass fallen in den Jubel ein und sagen, wie sehr sie sich freuen, dass auch wir wieder mit am Start sind. Es gibt dieses Mal kein Schlüsselband mit Namen, sondern nur ein Disco-Armband als Erkennungszeichen als Verkostungsteilnehmer und ehe wir uns versehen, haben wir Gläser und Dokumentationsheftchen in der Hand und es darf los gehen mit den Verkostungen der Carignans.

In altgewohnter Manier werden hier nur 100% Carignan gezeigt, entweder gehen diese als Teil der Cuvée in irgendeinen Wein des Weingutes ein oder das Muster ist gleichbedeutend mit der dann oft besten Microcuvée des Erzeugers. Das Niveau ist wie immer sehr hoch und in diesem Jahr gibt es keine eingeladenen Keller mehr, denn mit 22 Betrieben alleine aus Porrera ist das Platzlimit erreicht. Bereits 2018 gab es jede Menge neuer Erzeuger, die auch dieses Mal wieder alle dabei sind, aber es gibt nochmals mit Vallve & Guevara, Giol Porrera und Fills de la Llicorella drei ganz neue am Start.

Die Stimmung ist großartig, jeder freut sich, uns wieder zu sehen und auch darüber, dass es endlich wieder eine Nacht der Carignans gibt. Eine Band spielt zur Untermalung, es gibt wieder den wunderbaren Schinken, aber auch jede Menge ganz toller Tapas werden aufgefahren. Hunger muss hier niemand leiden, aber natürlich scharen sich die Leute alle ums Buffet, als es los geht mit dem Servieren der Tapas. Schließlich braucht man ja auch eine anständige Grundlage zum Verkosten.

Da wir allesamt auch heute nicht mehr fahren müssen, spucken wir auch nicht alles. Nur so viel, dass es reicht, durch das Programm der Probe zu kommen. Wie üblich werden zum Schluss auch rare Flaschen und Magnums aufgezogen und das Ganze geht in ein Happening über, allerdings wird nicht getanzt, wie in den letzten Jahren vor Corona.

Auch die Besucher unterscheiden sich ein wenig vom Publikum vor Corona, es ist weit weniger international als in den Jahren zuvor, wir sind so wohl auch die einzigen Deutschen außer einer Frau, die wir treffen, die aber in Scala Dei lebt. Nur die Schweden sind in gewohnter Stärke wieder mit dabei. Aber Österreicher, Schweizer, Deutsche, Holländer? Weitgehend Fehlanzeige und das gilt nicht nur für diese Veranstaltung, sondern es zieht sich durch die gesamte Fira. Man lebt dieses Jahr ein wenig im katalanischen Kokon. Dennoch sind natürlich einige altangestammte katalanische Dauer-Fira-Besucher dabei, die auch uns wieder freundschaftlich begrüßen. Man kennt sich halt.

Der Abend geht wie im Flug vorbei, man muss aufpassen, sich nicht zeitlich zu verzetteln, denn es gibt doch jede Menge Weine in die Gläser.

Und plötzlich ist dann alles vorbei, es wird zusammen geräumt und wir stehen auf dem Platz und warten noch auf irgendwas. Aber in diesem Jahr gibt es keinerlei After-Show-Party.

Dic und ein paar andere, die noch Reste in Flaschen oder noch eine Flasche in Reserve hatten, schenken noch mal nach und dann machen wir uns auf den Weg in die Heia. Hans, sichtlich angefixt vom Priorat, der Stimmung und den Weinen, und Klaus-Peter haben nicht weit zu gehen, sie parken mitten im Dorf und schlafen im Auto.

Ich dagegen genieße meinen kleinen Spaziergang bergauf und habe das Gefühl, ich hätte sogar noch etwas Durst, als ich bei Auto und Zelt ankomme. Eine Flasche Wasser hatte ich schon vorsorglich ans Zelt gelegt und um noch einen Wein auf zu ziehen, bin ich dann doch zu vernünftig. In Kürze klingelt schließlich der Wecker...

Beim Einschlafen denke ich noch einmal über die Gag-Idee nach, die mir auf dem Hinweg ins Priorat durch Frankreich schon in den Sinn kam:
„Ich sehe immer noch kein Licht am Ende des Krötentunnels!“
„Was machst du denn auch im Krötentunnel???“
„Einer muss doch gucken, ob da Licht am Ende zu sehen ist...“

Ich liebe solche Aufgaben... und schlafe dann doch ganz schnell ein.
Beste Grüße

Torsten

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thvins

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Re: Endlich wieder Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2022

BeitragDi 17. Mai 2022, 14:41

Endlich wieder einmal ins Priorat und zurück – nach der Coronakrise im Frühjahr 2022

30.04.2022 – Teil 15


Wie doof ist das denn?

Da hab ich mich grade hin gelegt und schon klingelt der Wecker. Okay – Disziplin wahren, denn heute wird ein harter Tag.

Ich krabbele aus dem Zelt, welches völlig trocken ist und packe es sogleich zusammen, bringe alles zum Auto und setze Kaffeewasser an. Es ist noch recht zeitig und im Dorf ist alles ruhig, aber ich bekomme hier oben schon Besuch. Zunächst kommt ein Pärchen hier hoch gewandert und verschwindet in den angrenzenden Weinbergen, dann kommt ein Auto mit großem Anhänger, der Schwierigkeiten mit dem Wenden hat und dann steht er aber so, dass ich auch noch an ihm vorbei komme, wenn ich bergab fahren will. Ich beobachte den Mann, wie er irgendwas an dem Hänger macht, in dem sich wohl Tiere befinden...

Ich bin mitten beim Frühstück, als ich plötzlich eine Meute von etwa 50 Hunden um mich herum habe, die aus dem Anhänger gesprungen kamen, als dieser letztlich geöffnet wurde. Der Mann hatte vorher jedem der Hunde einen GPS-Sender angehängt und er erklärte mir, dass es Jagdhunde seien und man gehe hier auf Wildschweine, die aus den Weinbergen raus getrieben werden sollen. Die Hunde sollten die Schweine in die Fänge der Jäger bzw. vor deren Flinten treiben...

Ein Kommandopfiff und alle Hunde gehorchen und lassen von mir ab bzw. von anderen Dingen, die die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatten, ein zweiter Pfiff und die komplette Meute verschwindet im angrenzenden Weinberg.

Ich konnte in Ruhe zu Ende frühstücken und dann wechselte ich in Richtung Gratallops. Unterwegs kam ich an zwei Nackedeis vorbei, die grade am Straßenrand duschten... Okay, dann sind die Jungs auch aus den Federn gekommen...

Der Parkplatz neben dem Kellerei-Restaurant von Clos Figueras ist bereits voll, ich parke also ein Stück unterhalb. Aber ich bin noch etwa 30 Minuten zu zeitig, also mache ich noch einen kleinen Spaziergang durch das Dorf.

Bei Sao del Coster werkelt jemand draußen rum und macht Werbung für eine Weinverkostung mit Schweizer Raclette. Ich werde auf Schweizerdeutsch angesprochen, muss aber leider passen, denn ich werde nach dem Tast amb Dones sofort nach Bellmunt wechseln. Ich verspreche aber, das Event meinen beiden Freunden zu empfehlen, die die Fahrt nach Bellmunt als zu stressig für sich abgewählt hatten. Ich werde gefragt, woher ich komme und was ich mache und als ich mich vorstelle kommt: „Ah! Der Priorat – Hammer! Das freut mich! Ich hoffe, wir finden dennoch einen Besuchstermin miteinander, ich lege Wert darauf, dass ich die neuesten Entwicklungen bei Sao del Coster zeigen kann... und dass wir weiter im Kontakt sind!“

Okay, kurz überlegen und dann noch in das Programm am Montag einschieben – das geht. Also gibt es Montag noch einen Termin zusätzlich, aber es bleibt ja zum Glück alles in Gratallops.

Dann gehe ich wieder vor, inzwischen sind auch Klaus-Peter und Hans da und wir stellen uns schon mal an, denn der große Ansturm scheint sich grade einzufinden.

Es dauert nicht lange, und wir sind beim Tast amb Dones – der Verkostung der Frauen am Start. Auch das ist inzwischen eine langjährige Tradition, hier sind Weingüter am Start, die von Frauenhand geführt werden oder wo die verantwortliche Önologin eine Frau ist – und davon gibt es bekanntlich im Priorat viele.

Einzig Mas d´ en Gil vermisse ich in diesem Jahr, dafür gibt es ein Wiedersehen mit vielen anderen von Anne Cannan bis Ester Nin. Auch Silvia Puig ist am Start, genau wie Meritxell Pallejà, Nuria Sangenis und etliche mehr. Mas Alta fehlt in diesem Jahr auch, aber das liegt am Wechsel im dortigen Team. Sandra Doix stellt nicht mehr die Weine von Mas Doix vor, sondern ihre eigenen und natürlich gibt es auch hier einige neue Aussteller. So lerne ich die Macherin vom Clos de l´ Ona kennen, aber auch die neuen Eigentümer von ehemals Vinedos de Ithaca sind vor Ort.

Ich bemühe mich, so straff es geht, durch das Programm zu kommen, besuche aber absichtlich nur Stände, wo es auch Priorat-Weine gibt. Ich muss Zeit gewinnen, damit es sich noch lohnt, nach Bellmunt hinüber zu wechseln. Sonst hätte ich auch gerne noch bei Barbara Fóres guten Tag gesagt und bei den anderen Gastteilnehmerinnen, aber man kann sich leider nicht zerteilen.

Es wird jede Menge spannende Verkostungsnotizen aufzuarbeiten geben... Von Nuria Sangenis bekomme ich noch einen weiteren Clos Monlleo – Jahrgang zugesteckt, eine Flasche, an die Maria tags zuvor nicht so leicht heran kam und Iduvina Olmedo gibt mir ihre neue Kollektion mit, sie macht jetzt zu dem Wein, den ich bereits aus früheren Jahren kenne, jeweils noch einen reinsortigen Grenache und einen Carignan.

Zeit für einen Szenenwechsel...
Beste Grüße

Torsten

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Re: Endlich wieder Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2022

BeitragDi 17. Mai 2022, 15:21

Endlich wieder einmal ins Priorat und zurück – nach der Coronakrise im Frühjahr 2022

30.04.2022 – Teil 16


Ich nehme den relativ direkten Weg von Gratallops über El Lloar und durch die Furt nach Bellmunt. Natürlich sieht es so aus, als finde ich hier keinen direkten Parkplatz mehr, aber ich sehe, wie gerade zwei Autos davon fahren und so komme ich sogar in den Genuss eines Schattenparkplatzes.

Wie ich auf das Gelände des Minenmuseums komme, kommt schon Toni von Solà Classic auf mich zu und erklärt dem Mädel an der Kasse, dass ich sein Gast sei. Ich bekomme also ein Glas und Essensbons in die Hand gedrückt und Toni wünscht mir viel Spaß.

Natürlich habe ich Hunger und es wäre eine gute Gelegenheit, erst mal einen Happen zu Essen zu fassen. Es gibt drei Bons, einen für eine Schinken-Platte, einen für eine Tapas-Platte und einen für eine Käse-Platte. Beim Schinken eine riesige Schlange, die sich kaum vorwärts bewegt – eine böse Zeit-Falle... an den anderen beiden Ständen wenige Leute. Also fasse ich erst mal die Tapas-Platte ab und nun bin ich auch bereit für weitere Weine. Später löse ich noch meinen Käsebon ein, beim Schinken ist immer noch eine elend lange Schlange.

Ich schaffe es tatsächlich, noch fast alle Erzeuger zu besuchen, überall, wo man mich kennt, auch hier eine riesige Freude über das Wiedersehen. Auch hier leider kein internationales Publikum in diesem Jahr, auf dem Tast amb Dones waren wenigstens noch unsere schwedischen Freunde unterwegs. Leider gibt es bei einem Teil der Erzeuger auch nur die kleineren Weine ins Glas, so muss ich mich bei Costers del Priorat mit den kleinen Weinen begnügen, aber gut, der Erzeuger ist auch in Falset auf der öffentlichen Fira präsent, vielleicht geht da noch mehr.

Über die Anwesenheit von Alvaro Palacios beim Tast des Mines freue ich mich, obwohl er natürlich nicht persönlich anwesend ist – aber leider werden nur der Camins und der Terrasses gezeigt. Als die Leute am Palacios-Stand aber mitbekommen, wer ich bin, wird mir noch ein Bück-Dich-Wein eingegossen – es gibt für spezielle Besucher noch Les Terrasses 1996 aus der Magnum. Obwohl das keine Entschädigung für einen Finca Dofí ist, aber ein interessantes Weinerlebnis ist dieser Senior auf jeden Fall.

Leider hat man in diesem Jahr auch nicht zu einem Tast Professional geladen, so dass leider etliche große Weine dieses Jahr nicht in unsere Verkostungsgläser kommen werden. Die Winzer, mit denen ich mich diesbezüglich unterhalte, teilen auch diese meine Kritik, aber der Veranstalter hat halt leider so entschieden... Da fährt man über 4000 km und dann gibt es weder Clos Mogador noch andere große Klassiker ins Glas. Aber immer noch besser so, als erneut wieder gar keine Fira.

Dennoch, vom gesamten Niveau her erinnert es an ein zurück beamen bis 2005 / 2006, als vieles noch nicht so ausgefeilt war, wie es sich dann in den Jahren drauf entwickelt hat. Trotz allem kommt auch in Bellmunt eine ganze Reihe interessanter Weine ins Glas und unterm Strich hat es sich gelohnt, den Aufwand, auch 2022 hier her zu fahren. Und wenn auch nur noch für knapp 2 Stunden.

Auch hier gilt es, viele tolle Verkostungsnotizen auszuwerten...

Zum Schluss bedanke ich mich bei Toni für die Einladung und bekomme im Gegenzug noch ein Glas Teresa 2014, das ich dann doch nicht spucken kann, wie auch schon zuvor die Spitzenweine bei Casa Gran del Siurana...

Was ich nun brauche? Klar, eine Pause!!!
Beste Grüße

Torsten

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Re: Endlich wieder Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2022

BeitragMi 18. Mai 2022, 09:45

Endlich wieder einmal ins Priorat und zurück – nach der Coronakrise im Frühjahr 2022

30.04.2022 – Teil 17


Nach dem Tast des Mines brauche ich erst einmal eine längere Pause. Ich baue schon mal das Zelt für die nächsten zwei Nächte auf und dann gibt es was zu Essen. Der Trangia kommt zum Einsatz, es wird ein Zwischending zwischen Mittagessen und Abendbrot, aber es passt jetzt zeitlich halt auch am Besten.

Frisch gestärkt bin ich bereit für neue Weinentdeckungen. Auf nach Falset zur Fira. Vorher aber noch mal fix in den Supermarkt, ich brauche noch mal Eis für die Lebensmittelkühlung. Aber oh Schreck, wo am Freitag noch alles voll war, ist jetzt gähnende Leere im Kühlregal... Die Verkäuferin rät mir, mal an der Tankstelle zu fragen. Dort habe ich Glück, wenn auch zum dreifachen Preis wie im Supermarkt. Aber Hauptsache, mir wird nichts gammlig in der Kühltasche.

Wie ich nach Falset rein fahre, ahne ich schon, wie chaotisch es wird, einen Parkplatz zu finden, Ansprüche stellen ist nicht...

Eine erste Runde in Richtung Marca zeigt, dass hier alles voll ist, dann sehe ich einen Platz auf einer Wiese hinter einem Tor – das Gelände dort ist zum Parkplatz umfunktioniert worden. Also rein dort und die enge Gasse zwischen den Fahrzeugen durch, die recht wild geparkt worden sind, so dass man eigentlich eine Art Schlangenlinie fahren muss. In der anderen engen Durchfahrt steht ein Fahrzeug, also muss ich den Schlangenlinienweg nehmen, aber ich muss erkennen, dass ich nicht an die freie Stelle auf der Wiese kommen werde, weil es kein Loch dahin gibt, der einstige Weg ist einfach zugeparkt. Nun kommt auch noch ein Auto auf mich zu und der Fahrer ist fest entschlossen, nicht selbst rückwärts zu fahren, sondern mich in Schlängellinien wieder rückwärts fahren zu lassen. Jeden Meter, den ich vorsichtig um die hier parkenden Autos zurück fahre, rutscht er sofort auf. Aber dann geht es auch für mich nicht mehr weiter, denn hinter mir sind bereits zwei weitere Autos rein gefahren, die nun erst rückwärts um die Kurven wieder zum Tor raus müssen. Das andere Auto, welches den anderen Weg blockiert hatte, will nun auch raus – vorwärts allerdings...

Irgendwie schaffen wir inzwischen drei rückwärts fahren müssenden es dennoch, raus zu kommen, ohne irgendwo anzustoßen oder zu kratzen. Als ich wieder auf der Straße stehe, atme ich erst mal kräftig durch, eigentlich habe ich grade gar keinen Lust mehr auf Fira...

Ja, aber ich bin schließlich nicht zum Vergnügen hier!!!

Also Disziplin und weiter nach einem Parkplatz suchen. Nach weiteren 20 Minuten etwa finde ich dann doch einen, den gefühlt einzig freien Platz auf einem weiteren Not-Großparkplatz... Allein die Zahl der Autos an diesem Tag in Falset lässt erahnen, was hier auf der Fira an Menschenmassen zu erwarten ist.

Völlig entnervt, aber glücklich, dann doch noch einen Parkplatz ziemlich weit draußen in die östliche Richtung gefunden zu haben, beschließe ich, jetzt erst mal ein Eis zu brauchen...

Natürlich ist auch an der Eisdiele eine lange Schlange bei heute bestem Kaiserwetter, aber hier gibt es weder Rangierprobleme noch Drängler... Eine gute Portion Malaga, Kaffee, Kokos und Vermouth beruhigen dann die Nerven und ich schlendere in Richtung Fira-Gelände.

Himmel und Menschen auf dem Platz, nahezu aussichtslos, gezielt nach jemandem zu suchen. Entweder laufen Klaus-Peter und Hans mir zufällig in die Arme oder es bleibt, bis es übersichtlicher wird. Auf jeden Fall wollten sie ja nach dem Tast amb Dones auch hier her fahren.

Überall, wo ich vorbei komme, winken mir die Winzer zu, die ich kenne, wer draußen steht, umarmt mich auch gleich. Ich beschließe, noch so lange nach meinen deutschen Freunden suchend über den Platz zu schlendern, wie ich noch mit meinem Eis zu tun habe und dann das Weinglas zu zücken und dort zu beginnen, wo ich dann grade bin.

Mein erster Stand ist somit Atavus – der neue Erzeuger, der jetzt Weinberge und Kellerei von ehemals Vinedos de Ithaca übernommen hat. Auf dem Tast amb Dones hatte ich hier heute vormittag schon einige Weine verkostet, die Frau erkennt mich gleich wieder, einen Wein gibt es dann noch zu probieren, den sie nicht in Gratallops dabei hatte. Ein auf jeden Fall spannendes Projekt, welches in Richtung Vin Natural geht.

Costers del Priorat hatte ich ja auf dem Tast des Mines schon, aber auch hier gibt es nur zwei weitere kleine Weine zu verkosten – Clos Cypres und Clos Alzina, was richtig spannend gewesen wäre – Fehlanzeige! Erneut bemerke ich, wie sehr in diesem Jahr der Tast Professional fehlt, auf dem es all diese Weine gegeben hätte.

Dann treffe ich auf Terres de Vidalba, 2016 ist hier der erste neue Rotweinjahrgang nach 2011! Ich verkoste den Vidalba und den Tocs, nachdem ich schon Rosé und Weiß verkostet habe. Ramon verspricht mir neue Musterflaschen und auch den Ersatz der zwei mir fehlenden 2005er Tocs. Wir kommen überein, dass er die Flaschen Jaume von Ficaria Vins geben wird, mit dem wir am Dienstag unterwegs sein werden.

Bei Pascona aus dem Montsant, den ich seit 2020 mit im Programm habe, koste ich insgesamt 6 Weine mit den aktuellen Jahrgängen, endlich lernen wir uns nun auch mal persönlich kennen. Der Kontakt hier basierte auf einer Facebook-Freundschaft und 2020 ergriff man die Chance, mir Musterflaschen zu senden. Ich war vor allem hinsichtlich des Preis-Genuss-Verhältnisses angetan und bestellte.

Auch gibt es hier ein paar Kuriositäten, an denen man nicht vorbei sollte, wie zum Beispiel den Rosé aus 100% Syrah oder den Noi del Sac, einen 100% Merlot als Blanc de Noir vinifiziert. Aber vor allem seine beiden Spitzenweine La Mare und Lo Pare sortieren sich gut in die Riege großer Weine aus dem Montsant ein. Auch dieses Jahr ist die Kollektion überzeugend.

Ich bekomme dann sogar noch ein T-Shirt geschenkt und kann nun auch auf die Weine entsprechend hinweisen, wenn ich mit ihnen wieder mal irgendwo stehen kann. Der Rosé zum Beispiel war letztes Jahr bei Rock around Barock an der Kirche in Coswig am Besten gelaufen – beim einzigen Event im Corona-Jahr 2021, wo ich Weine präsentieren konnte.

Inzwischen ist es dunkel geworden und es deutet sich an, dass der Fira – Tag in Kürze zu Ende gehen wird. Aber einer geht noch... Ich entscheide mich für Cedo Anguera aus dem Montsant, dessen Weine ich ebenfalls seit einigen Jahren im Programm habe und die für mich eines der unglaublichsten Preis-Genuss-Verhältnisse überhaupt aufweisen. Weil die Weine so günstig sind, werden sie kaum von Internet-Kunden entdeckt, die ihnen wohl einfach nichts zutrauen, aber wer einmal dabei ist, der bleibt auch dabei. Die meisten meiner Flaschen dieses Erzeugers aber verkaufe ich im direkten Gespräch mit dem Kunden, wenn er verkosten konnte. Bringt man die Weine in Blindproben, sind das oft wahre Blindproben-Killer.

An dem Stand treffe ich dann auch auf Klaus-Peter und Hans, spät begegnen wir uns also wieder, aber die letzten Weine feiern wir gemeinsam! Und was wird das für ein Fest! Ich habe das Gefühl, die Sachen hier werden ebenso von Jahr zu Jahr besser. Die große Tochter des Hauses – in pubertärem Alter - wird gerufen, sie soll Englisch mit uns reden und übersetzen. Wir erkennen uns wieder, sie stand vorhin in der Eisdiele unmittelbar vor mir in der Schlange. Was ein paar Jahre so ausmachen in diesem Alter, als ich vor einigen Jahren das Weingut besuche, war sie noch ein Kind und die jüngere Schwester war noch ein Kleinkind...

Was Xavi uns in diesem Jahr präsentiert, überzeugt einmal mehr auf der ganzen Linie. Da ich auf der aktuellen Palette mit dem Olivenöl nur noch wenig Platz habe, kann ich mich nur zwischen Pascona und Cedo Anguera entscheiden und auch da nur erst einmal eine erste Tranche nehmen. Mehr davon wird dann im Herbst folgen müssen. Ich entscheide mich für die Weine von Cedo Anguera.

Für die ausführlichen Blindproben bekomme ich eine Kiste mit Musterflaschen mit, die ich nun zwei Kilometer stolz bis zum Auto tragen darf, aber was soll´s – Opfer müssen gebracht werden und etwas Sport am Abend ist immer gut.

Wir verabschieden uns voneinander. Klaus-Peter und Hans werden am Sonntag doch erst einmal auf die Verkostung nach Torroja gehen, vor mir liegt dagegen ein ganzer Tag auf dem Fira-Gelände in Falset. Die beiden werden wiederum im Auto schlafen, auf dem Parkplatz in Falset. Entsprechend haben sie auch nicht mehr gespuckt im Gegensatz zu mir, denn ich muss ja zumindest noch bis Bellmunt fahren.

Ich fühle mich auch nach dem Verkostungsmarathon des heutigen Tages noch recht fit und eigentlich hätte ich noch Weindurst. Nur die Vernunft hindert mich allerdings daran, noch eine Flasche aufzuziehen. Zu ein wenig Brot mit Käse wird es dann doch eines der französischen Biere, das ich noch vom Hinweg im Auto habe.

Den Wecker werde ich erneut stellen. Lieber sehr zeitig nach Falset rüber fahren, um doch einen besseren Parkplatz zu ergattern...
Beste Grüße

Torsten

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Re: Endlich wieder Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2022

BeitragMi 18. Mai 2022, 15:08

Endlich wieder einmal ins Priorat und zurück – nach der Coronakrise im Frühjahr 2022

01.05.2022 – Teil 18


Ich habe mir wieder den Wecker gestellt, um zeitig genug für einen guten Parkplatz in Falset zu sein. Auch wenn ich dann noch etwas Zeit vor der Fira haben werde. Das Aufstehen fällt mir heute aber weniger schwer, denn ich hatte ja am Tag zuvor doch bis zum bitteren Ende fleißig gespuckt bei den Verkostungen und entsprechend gut war ich auch durch den Tag gekommen.

Nachdem Frühstück breche ich sofort nach Falset auf und bekomme auch tatsächlich einen luxuriösen Platz, wo ich den ganzen Tag aufgrund der umliegenden Bäume und Gebäude Schatten haben werde. Auch muss ich zum Fira – Platz nicht all zu weit laufen.

Ab in eine der vielen bereits geöffneten Bars auf einen Kaffee und den obligatorischen morgendlichen Toilettenbesuch und dann schaue ich langsam zum Fira-Platz, der erst langsam zum Leben erwacht. Aber mit dem einen oder anderen kann ich so ganz entspannt ein paar Worte wechseln, bevor es dann wieder mit der Verkostungsarbeit los geht.

Als der Startschuss gegeben wird, stehe ich grade am Stand von Josep Grau aus dem Montsant, wo ich erfahre, dass es mit dem Jahrgang 2020 erstmals auch einen Wein aus dem Priorat gibt. Vorab probiere ich seine zwei großen Weine aus dem Montsant und lasse dann den Prioratwein folgen.

Bei Coca I Fito beschränke ich mich ganz auf den Samsara aus dem Priorat und plaudere kurz mit Toni und Miquel, die ich beide schon seit dem Beginn meines Prioratführerprojektes kenne. Auch heute noch betreut Toni Coca als Önologe mehrere Prioratweingüter. Während meiner allerersten Prioratführer-Recherche-Reise war ich damals einen ganzen Tag mit Miquel unterwegs.

Beim traditionsreichen Celler de Scala Dei bekomme ich vier Weine ins Glas, die ganz großen Garnatxa-Weine werden leider nicht gezeigt, beim normalen Spitzenwein Cartoixa de Scala Dei ist Schluss.

Auch bei Capafons-Osso freut man sich sehr über das Wiedersehen. Ich suche ja immer mal nach einem Rosé für mein Programm und so probiere ich den Roigenc aus dem Montsant, der mir in früheren Jahrgängen immer gut gefallen hatte. Vorgestellt wird 2017, aber was ist das bitte schön für ein Prügel?!? 16,5° Alkohol, die merkt man dann leider unschön. Später erfahre ich, dass Klaus-Peter und Hans mit dem Wein besser zurecht kamen als ich. Dafür ist der orange Wein vom Brisat – Typ einer der besten Weißen, die ich ins Glas bekommen werde. Eine Musterflasche davon muss mit. Der Masos d´ en Cubells als roter Priorat ist Business as usual.

Bei L´ Infernal verkoste ich den Riu Blanc und die drei aktuellen Roten, von den Rebsortenweinen wird inzwischen nur noch der Syrah Face Nord fortgeführt – berechtigterweise! Beim Spitzenwein Aguilera wird noch immer 2011 präsentiert. Das Weingut wird inzwischen von der jüngeren Generation weiter geführt, die drei französischen Pioniere von einst kommen nur noch sehr selten, um mach dem Rechten zu schauen.

Eine wahre Freude ist es, die Tochter von Cesca Vicent am Stand zu treffen und zu erfahren, dass man inzwischen Wein auch mache, um ihn zu verkaufen. Ich koste die gesamte eindrucksvolle Palette an Weinen, insgesamt 6 an der Zahl. Darunter gibt es auch eine 0,5l Flasche, die sich aber nicht als Süßwein heraus stellt, sondern als 2012er Lo Piot, der damals aufgrund einer US-Bestellung in 0,5 l abgefüllt wurde. Leider zeigt sich dieser Wein als untypisch weit fortgeschritten und dürfte nur etwas für die Freunde gereifter Weine sein. Leider hat der Importeur die Flaschen dann doch nicht abgenommen und so versucht man sie hier unters Volk zu bringen. Von den anderen fünf Weinen bekomme ich je eine Musterflasche in die Hand gedrückt und ich beschließe, die Kiste erst einmal gleich zum Auto zu bringen, bevor es weiter geht im Programm.

Eine Pause ist eh angebracht...
Beste Grüße

Torsten

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