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Einmal ins Priorat und zurück - März 2012

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thvins

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Einmal ins Priorat und zurück – März 2012 (31) 26.03.2012

BeitragDo 19. Apr 2012, 14:52

Ficaria Vins in La Figuera - Teil 3

"Tu rester ici et je tombe..." - ich gucke etwas irritiert:"Oh non, ne tombe pas s.t.p."

Jetzt guckt Jaume ebenso irritiert und zeigt mit kreisender Handbewegung, dass er wenden wird... "Ah, tourner...", sage ich.

"Tumbar", sagt Jaume und macht wieder die kreisende Handbewegung. Ich mache ebendie Bewegung und sage "Tourner", dann sage ich:"Tomber" und zeige, wie es abwärts geht... Wir lachen beide, der running Gag des Tages ist geboren. Tumbar kann im katalanischen beides bedeuten, jetzt aber wird Jaume klar, dass ich Angst hatte, er will sich den Abhang runterstürzen...

Die Angst wäre an der zweiten Pater-Parzelle deutlich stärker, denn hier geht es gleich richtig nach unten...

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Schon beim Fahren nahe des Abgrundes schlucken Norbert und Wera, dann siegt die Freude über den wohl schönsten Aussichtspunkt auf das gesamte Priorat.

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(N+WK)

Der Blick ist einfach überwältigend.

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(N+WK)

Einige uralte Grenachereben haben diesen Blick jeden Tag. Die oberste Terrasse dieser Parzelle ist quasi wie eine Art Aussichtsbalkon, an der Mauer geht es gleich richtig tief runter, bis zur nächsttieferen Terrasse ist blanker Fels. "Ne tombe pas..."

Ich muss noch einmal ein komplette Serie Panoramafotos machen, dieses mal fange ich links an, bei den Sendemasten am höchsten Punkt des Felsriegels, auf dem wir stehen, rechts im Bild ein Ausschnitt des Montsantmassivs.

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Unter uns La Vilella Baixa, dahinter (oben drüber) La Vilella Alta, links am Horizont der Montsant-Felsriegel, das Auge erkannte hier noch Scala Dei, La Morera, Cornudella, Siurana etc...

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Der kleine helle Fleck rechts im unteren Drittel ist der Keller von Buil I Gine, das Auge erkannte auch sehr gut die Straße von La Vilella Baixa nach Gratallops.

Ca in der Bildmitte der hellere Fleck ist Torroja, auch Poboleda war per bloßem Auge gut zu erkennen. Nur Porrera versteckt sich hinter dem mächtigen Berg in der Bildmitte oberhalb von Torroja.

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(TH)

Hier haben wir ganz links noch mal Buil I Gine, der Blick wandert dann nach rechts auf Gratallops, dahinter das Massiv zwsichen Porrera und Falset. Auch hier sind mit bloßen Auge etliche Details, Keller und Weinbergslagen auszumachen.

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Hier schauen wir schließlich grob in Richtung Bellmunt. In dem Abschnitt waren Falset, Bellmunt, El Masroig und weitere Dörfer auszumachen, El Molar zu erahnen und nur El Lloar bleibt unsichtbar, da zu nah am Berg, auf dem wir stehen...

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Diese Grenache Reben sind wahre Balkonpflanzen...

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Jaume ist sehr stolz auf diese außergewöhnliche Parzelle. Gemeinsam mit den tiefer liegenden Terassen, zu denen wir gleich im Anschluss fahren, bildet sie die zweite von drei Parzellen alter Grenache für die wenigen Flaschen Pater jährlich. Sicher könnte man aus allen drei Parzellen Einzellagenweine machen, doch dann gäbe es nur wenige hundert Stück pro Lage. Denn aufgrund des enorm geringen Ertrages ist der Pater auch ein sehr stark limitierter Wein. Und er ist mit Sicherheit der reinsortige Grenache Wein der Comarca mit dem besten Preis-Genuss-Verhältnis. Ein Espectacle kostet 4 bis 5 mal so viel und ist nur wenig besser, denn der Pater lässt qualitativ nicht mehr viel Luft nach oben. Von einem Les Manyes will ich an der Stelle erst lieber gar nicht reden, aber auch die meisten anderen reinsortigen Grenache sind teurer, ohne besser zu sein.

Nur macht Jaume um seine Weine, die zu den Besten der DO Montsant gehören, kein Gewese. Muss er auch nicht, denn er verkauft die paar Flaschen im Jahr problemlos ab Hof und in der Region. Da er gar nicht exportieren muss, muss er folglich auch nicht bei Parker und Co. zeigen, was er kann. Dass ich dennoch jährlich was von den Weinen verkaufen kann, ist für mich somit ein Glücksfall. Wer sonst Èlia und Pater will, muss dafür schon runter fahren.

Und wer einmal hier an der Kante gestanden hat, der weiß den Pater noch mal ganz anders zu schätzen... Ne tombe pas!
Beste Grüße

Torsten

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thvins

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Einmal ins Priorat und zurück – März 2012 (32) 26.03.2012

BeitragFr 20. Apr 2012, 08:40

Ficaria Vins in La Figuera - Teil 4

Wir fahren im Anschluß nach unten zu den weiteren Terrassen dieser Parzelle, zum Teil sind diese Terrassen auch nur angedeutet und es ist ein Mix aus Costers Hang und Terrasse. Auch wenn die Pflanzen hier nicht den Riesenpanoramablick wie die ganz oben haben, so bleibt es dennoch eine der traumhaftesten Lagen, die ich kenne.

Auch hier spazieren wir herum und machen Fotos ohne Ende...

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Auch Norbert und Wera sind von diesem wunderbaren Weinberg völlig begeistert und sind kaum von hier weg zu kriegen. Wera fragt sogar, ob nicht jemand gebraucht wird, der hier auf die Reben aufpasst, sie würde diesen Job gern übernehmen...

Wir befürchten indes, dass die anderen Weinfreunde sich inzwischen vorm Kellereingang langweilen könnten und so fahren wir zurück ins Dorf. Aber es ist niemand da...
Beste Grüße

Torsten

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thvins

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Einmal ins Priorat und zurück – März 2012 (33) 26.03.2012

BeitragFr 20. Apr 2012, 12:23

Ficaria Vins in La Figuera - Teil 5

Wir besichtigen zunächst den kleinen, aber sehr liebevoll gestalteten Keller.

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Hier sehen wir die verschiedenen Böden, auf denen die Reben stehen, eindrucksvoll beisammen.

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Wir müssen anfangen mit der Verkostung, macht mir Jaume schulterzuckend klar - weder die Niederländer, noch Pedro ist bislang aufgetaucht. Nur die Zeit von Jaume ist nach hinten raus begrenzt, er hat am Abend noch einen Termin in der Stadtverwaltung Falset.

Also setzen wir uns in den schmucken Verkostungsraum, Èlia 2009 und Pater 2008 warten dort in den Dekantierkaraffen.

Er hat die Flaschen bereits geöffnet, bevor wir hier ankamen, klar, beide Weine profitieren in dem jungen Stadium enorm von Luft. Beide Weine überzeugen erneut, der 2009er sowieso aufgrund der Opulenz des Jahrganges, aber auch der 2008er Pater zeigt, dass er gewillt ist, mitzuspielen, ohne jegliche Schwäche zu zeigen. Für den Jahrgang ein sehr zu beachtender Wein. Beide Weine hatte ich bereits in ausgiebigen Musterflaschenproben über mehrere Tage und hier bestätigen sie die früheren Eindrücke. Bald schon werde ich sie auch anbieten neben dem 2008er Èlia und den Patern aus 2006 und 2007. Norbert und Wera bestellen schon mal im Voraus...

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Wir sind eigentlich beim Schwatzen und gemütlichen Trinken angelangt und gucken immer wieder aus der Fensterfront - jedesmal, wenn ein Auto hochgefahren kommt, aber Jaume erkennt jedes Auto - alles Leute aus dem Dorf. Dann plötzlich, wir sind fast geneigt, aufzubrechen, kommt wieder ein Auto und zaubert Jaume ein Lächeln ins Gesicht:"Peto"...

Wenig später sitzt Pedro mit am Tisch und Jaume läßt seinen Termin fahren... Velleicht tauchen die Niederländer ja doch noch irgendwann auf - abgesagt haben sie jedenfalls nicht...

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Es ist natürlich auch für mich schön, Pedro wieder zu sehen und auch Norbert und Wera freuen sich über das Zuordnenkönnen eines neues Forumsgesichts.

Pedro hat natürlich auch beide Weine bei sich im Restaurant in Masriudoms auf der Karte - überhaupt gibt es jede Menge Überschneidungen von seiner Weinkarte zu den Weinen meiner Prioratführerselektion. Woran das wohl liegen mag? 8-) :mrgreen:

So schön es ist, hier beieinander zu sitzen, Norbert mahnt irgendwann zum Aufbruch, auch ohne, dass die Niederländer noch gekommen wären. Der Weg ist noch ein Stück und vor allem im zweiten Teil mit dem Fahren recht enger Straßen verbunden, da will er nicht im kompletten Dunkel der Nacht ankommen.

Vor El Molar halten wir noch für ein Sonnenuntergangsfoto...

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... und dann geht es eiligst über die Furt hoch nach Bellmunt in unser Quartier. Hier warten ja noch jede Menge zu verkostender bzw. nachzuverkostender Weine auf uns - und auch noch ein Stück vom Rind...
Beste Grüße

Torsten

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thvins

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Einmal ins Priorat und zurück – März 2012 (34) 27.03.2012

BeitragFr 20. Apr 2012, 15:10

Torroja del Priorat - Teil 1

Heute geht es nach Torroja del Priorat.

Und da sich Norbert und Wera mit löslichem Kaffee eingedeckt haben, müssen wir auch keinen Umweg machen, sondern können nach dem Frühstück über El Lloar und Gratallops nach Torroja durchstarten.

Kurz bevor wir da sind, klingelt Norberts Handy. Am anderen Ende der Leitung ist Ramon Pahí, den wir letzten Freitag in Poboleda verpasst haben. Ihm tut es außerordentlich leid, dass er den Termin durcheinander gebracht habe, er hatte heute mit uns gerechnet. Und nun will er uns wenigstens seine Weine präsentieren. Ich sage ihm, dass wir heute den gesamten Tag über in Torroja sind und schlage morgen nachmittag vor oder den heutigen Abend, dann aber am besten bei uns in Bellmunt. Kein Thema, sagt Ramon und verspricht, uns heute abend in Bellmunt zu treffen.

Wir wollten ja sowieso den Abend im neu wiedereröffneten Restaurant Economat des Mines beenden, das passt doch dann...

Kurze Zeit später parken wir auf dem Parkplatz unterhalb des Picknickplatzes im Dorf, direkt neben Terroir Al Limit.
Norbert fährt langsam vor und vor und vor - ich verlass mich auf sein High-Tech-Auto, was immer warnt, wenn was im Weg ist, bis es mir dennoch spanisch vorkommt und ich laut rufe "Stop!". Ich steige aus und richtig, das Vorderrad auf der Beifahrerseite hängt schon in der Luft... Es geht hier zum Spielplatz einige Meter steil bergab. Den Abgrund hat das Warnsystem nicht als Gefahr erkannt - Schei..technik!

Auch Wera rettet sich erstmal raus, Norbert sitzt schwitzend am Steuer und versucht rückwärts zu kommen, doch das Auto will aus unerfindlichen Gründen nach vorn rutschen...

Die Bauarbeiter nebenan meinen - der, der da oben steht, hätte ein schweres Gerät - sprich Geländewagen, um das Auto zurück zu ziehen... Der da oben steht... - das ist Christian, der auf uns wartet, bereits mit einem Glas voll Wein in der Hand.

Nein der Geländewagen sei unterwegs, aber wir könnten doch alle schieben..., Christian drückt Norbert sein Weinglas in die Hand - alle Bauarbeiter und Umstehenden packen mit an und Sekunden später sind wieder alle vier Räder auf dem Erdboden.

Norbert leert erstmal das Glas auf den Schreck...

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...derweil Wera schon mal das Thema der nächsten Stunden mit der Kamera erfasst.

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Der Geländewagen steht uns leider nicht zur verfügung, aber Christian lädt uns zu einer äußerst spannenden und umfangreichen Weinprobe im Keller der drei Franzosen Laurent Combier, Peter Fischer und Michel Gerin ein, besser bekannt unter dem Namen ihrer Weine als Trio Infernal.

Vorbereitet ist die gesamte Palette der aktuell im Verkauf befindlichen Jahrgänge der verschiedenen Weine, wir trinken vom Riu bis hoch zum 2/3, ohne natürlich den Weißen zu vergessen. Und schon schweben wir bereits am Vormittag im Prioratweinhimmel.

Natürlich erzählt uns Christian auch von den geplanten Veränderungen, dann, als wir zur umfangreichen Serie von Fassproben übergehen. Der Riu wird letztmalig produziert, die Parzelle für diesen Wein war nur gemietet, um einen kleinen Wein machen zu können. Inzwischen kommt der eigene Weinberg so gut in den Ertrag, dass man den Riu - Weinberg Mietvertrag kündigen kann, um sich auf die eigenen Reben zu konzentrieren. Zugleich wird man neue sortenreine Weine machen, und auch einen imaginären 3/3 bekommen wir ins Glas, aber ob der tatsächlich unter diesem Namen abgefüllt wird, ist noch nicht klar. Zumindest wird es hier in der Zukunft Veränderungen geben. Die Qualität der Fassproben ist schon überwältigend gut und es überrascht auch nicht, dass die drei Franzosen eine besondere Vorliebe für den Syrah entwickeln.

Und auch ein Missverständniss wird aufgeklärt - ich hatte Christian zwar schon häufig getroffen, mich mit ihm unterhalten - und er war es auch, dessen Palette wir damals vorm Kippen bewahrt hatten, aber ich dachte bislang immer, er sei (bei seinem Namen) Franzose und sei mit einem der drei Franzosen ins Land gekommen, um hier letztlich vor Ort zu bleiben.

Aber nein, wir erfahren, dass er waschechter Katalane ist, aber dass man ihn dennoch meist für einen zugewanderten Franzosen hält - er bekam auch schon Komplimente, dass er so gut, quasi perfekt katalan spreche...

Beim Verkosten einiger 2011er wundern wir uns über die Praxis von Christian, den Wein zu hören, aber es kann tatsächlich klappen, grad, wenn der Wein in der Malo ist, macht er gut hörbare Geräusche...

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(N+WK)

... für mich klingt es so, wie wenn man eine große Muschel ans Ohr hält. Wie allerdings die Hörbarkeit des Weines in die Bewertung einfließen soll, das muss noch ausdiskutiert werden. Nicht, dass wir am Ende auf 105 Punkte kommen...

Natürlich erfahren wir auch den neuesten Tratsch aus dem Dorf, erfahren, bei wem Christian vorher Weine gemacht hat - und wo er gelernt hat, wie man es nicht machen sollte, oder nur dann, wenn man schlechten Wein machen will - und auch, wen er als Hooligan der Önologie bezeichnet... Aber all das bleibt schön unter uns... :mrgreen:

Auch nach dem fatalen Anschlag beim Kellernachbarn im letzten Jahr fragen wir - leider ist die Sache nach wie vor unklar und ungelöst, diverse Spekulationen machen die Runde, aber letztlich bleibt es bei allen Theorien bei der Spekulation.
Die Winzer des Dorfes haben sich jedoch mit dem deutsch-/südafrikanischen Team solidarisiert.

Auf jeden Fall war es ein sehr lehrreicher und amüsanter Vormittag in einem Keller, der vielleicht die insgesamt spannendste Kollektion aus Torroja bietet.
Beste Grüße

Torsten

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Einmal ins Priorat und zurück – März 2012 (35) 27.03.2012

BeitragSa 21. Apr 2012, 10:02

Torroja del Priorat - Teil 2

Wir verabschieden uns von Christian und folgen seinem Tipp, das neue Restaurant in Torroja aufzusuchen. Dazu müssen wir aber zunächst erst einmal steil durchs Dorf auf uns ab steigen, schließlich wollen wir ja auch ein wenig von diesem schönen alten und pittoresken Ort sehen.

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Zunächst begeistert uns ein Ausblick von einem Bergsporn über die Kirche und die Hausdächer hinweg auf das Montantmassiv am Horizont.

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Auch die alten engen Straßen im Dorf begeistern, denn die Stein sind wunderschön mit Mustern - jede Straße hat ihr eigenes Muster - gepflastert.

Schließlich kommen wir bei Mayol vorbei, der Laden ist so verrammelt, als hielte man hier noch Winterschlaf, wecken wollten wir drei aber hier jetzt auch niemanden - dennoch ist es schade, dass der eigentlich beste Weinladen des ganzen Priorats (hinsichtlich Angebot, Preis und vor allem Lagerung der Weine) sich nun nur noch der Vermarktung der eigenen Weine widmet.

Wenig später erreichen wir dann auch das neue Restaurant im Gebäude, in dem einst zu Beginn die DOQ Behörde residiert hatte und dessen Keller von Heid & Marquez (einst Rotllan & Marquez) genutzt wird. Wir sind vorerst die einzigen Gäste und das Bestellen von Essen und Weinkarte geht etwas zäh von der Hand, denn hier spricht man nur katalan.
Das ist aber auch das einzige Manko des Hauses - dennoch wird es dringend abzustellen sein, denn wenn erst mal die internationalen Weintouristen den Laden hier entdeckt haben, dann könnte der sich zu einer kleinen Goldgrube entwickeln.

Dennoch - trotz der Sprachbarriere bekommen wir, was wir wollen, vorzüglich zubereitete Speisen (wir lassen uns einfach überraschen), die Weinkarte, die einen Schwerpunkt auf Weine aus Torroja legt (bis auf Weine von Terroir al Limit - was sicher am Preis der Weine liegen dürfte, bekommt man hier etwas von jedem der Erzeuger des Dorfes - einschließlich der Weine von Mayol) und schließlich auch unsere Wunschflasche (wir nehmen natürlich eine von den Flaschen, wo ich bisher bezüglich des Erzeugers bislang noch nicht mal den Namen gehört habe).

Alles passt, aber die wohl beste Idee ist dann doch der kleine Laden, wenn man reinkommt rechts - hier gibt es neben ein paar Lebensmitteln incl. Fleisch auch die gesamte Palette der Weine zu kaufen, er Laden ersetzt also ein Stück weit die bisherige Viniteca Mayol. Dort gab es zwar Weine aus dem gesamten Priorat, aber der Laden hier ist wenigstens ein Schaufenster für die Winzer des Dorfes. Und das ist für das kleine, aber aufstrebende Torroja enorm wichtig.

Ich bin sehr begeistert von dem Laden und dem Restaurant und denke, wenn man jetzt schnell noch an der Sprache arbeitet, dann hat das ganze eine glänzende Zukunft. Die Qualität des Essens ist eher überdurchschnittlich gut, die Küche ist authentisch katalan mit modernen Spielereien, so wie man es sich wünscht und die Weinpreise sind so fair wie in La Cooperativa in Porrera oder im Piró in Gratallops. Eine Woche bevor wir kamen, wurde es erst eröffnet, aber ich denke, es wird sich schnell rum sprechen, schon jetzt war es gut besucht, als wir fertig waren mit dem Essen. Wir bekamen als Tapas das, was dann auch als Tagesmenü serviert wurde, haben uns also quasi zu dritt ein Menü geteilt. Und sind dabei satt geworden.

Wir bekommen im Restaurant auch die Nachfolgebroschüre zum früheren schwarzen Heftchen gezeigt, quasi ein Priorat-light-führer mit den wichtigsten der Betriebe (und auch etlichen neuen Namen) - zwar ist es nicht vollständig, aber besser als die erste Ausgabe. Dieses Heftchen soll es in der DOQ - Behörde geben, also müssen wir dort mal vorbei schauen.

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Norbert und Wera beschließen, am hübschen Platz vor der Kirche zu verweilen, als sie sehen, dass es zum DOQ - Gebäude neben dem Cal Compte schon wieder steil hoch geht.

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Hier links in dem gelben Gebäude versteckt sich ein kleiner Lebensmittelladen, jetzt in der Mittags- und Siestazeit natürlich geschlossen.

Während ich also im DOQ - Gebäude nach einem Ansprechpartner suche und auch fündig werde, bekommen Norbert und Wera auf dem Kirchplatz Besuch.

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Norbert, der ja eigentlich nicht sooo übermäßig katzenaffin ist, wird aber von den schnurrenden Vierbeinern gern als Streichelsubjekt auserkoren, nicht nur meine Lucy mag ihn mehr als ihm mitunter lieb ist, nein, auch diese Straßenkatze kam ohne Umschweife auf ihn zu und forderte Streicheleinheiten.

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Mal kurz fühlen, ob der Floh weg ist...

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... und dann weiter, neue Streichler suchen...

Währenddessen kommen auch mir durchaus bekannte Gesichter in die Behörde, der eine zeigt mir sofort meine PrioratführerCD, die an exponierter Stelle auf seinem Schreibtisch greifbar ist und wir haben ein nettes Gespräch und ich am Ende auch zwei der Broschüren.

Dann nehmen wir die Hauptstraße durchs Dorf und gehen wieder zum Auto - um festzustellen, dass ich die Termine durcheinander gebracht habe - wir haben nun noch etwas mehr als eine Stunde Zeit bis zum nächsten Termin. Norbert und Wera wollen im Auto eine kleine Siesta halten und ich geh noch mal durch einige andere Gassen des Dorfes und treffe natürlich Pere Escoda, einen der drei Alten von Heid & Marquez, der aber im letzten Jahr auch mit den Enkeln sein eigenes Projekt Escoda - Pallejà begründet hat. Nachdem ich über seinen ersten Jahrgang, den 2009er schon auf meinem Blog berichtet habe, muss ich nun natürlich auch seinen zweiten Jahrgang zum Verkosten mitnehmen - und wir gehen in seinen hübschen kleinen Keller - nun bedauere ich es doch sehr, dass ich keinen Fotoapparat mitgenommen habe...
Beste Grüße

Torsten

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thvins

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Einmal ins Priorat und zurück – März 2012 (36) 27.03.2012

BeitragSa 21. Apr 2012, 16:31

Torroja del Priorat - Teil 3

Ich bin noch nicht lange wieder am Auto und habe Norbert und Wera grade geweckt, da kommt auch schon Jordi Aixalà angefahren und lädt uns zu sich ins Auto - wir fahren erst mal in den Keller von Aixalà I Alcait (ehemals Pardelasses), sagt er, seine Frau Suzi käme in wenigen Minuten nach und dann könnte wir noch in die Weinberge fahren...

Allerdings setzen wir uns dann doch im Keller fest. Schließlich gibt es inzwischen nicht nur einen Wein zu verkosten und ein Paar Fassmuster sollten es ja auch noch sein... So verkosten wir 2009 komplett und auch die ersten 2010er.

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Hier sehen wir die inzwischen vier verschiedenen Weine, die Jordi seit 2009 auf den Markt bringt, damit sind die Zeiten, in denen er noch Trauben an andere Winzer verkauft hat, endgültig vorbei.

Der Destrankis ist der einfache kleine Basiswein, Pardelasses der normale "Hauptwein", auch wenn es hier nur um die 3.000 Flaschen jährlich gibt, der Les Clivelles de Torroja ist ein Einzellagenwein, der als Vi de Vila klassifiziert ist und aus Carignan besteht und der Costers d´ Alzina ist der rare neue Spitzenwein.

Und natürlich fällt auf, dass der neu eingerichtete Keller im Haus der Mutter von Jordi schon wieder viel zu klein ist. Also wird auch dieser hübsche und liebevoll eingerichtete Keller nur eine Übergangslösung sein.

Als wir dann letztlich aus dem Keller kommen, ist es zum Einen schon relativ kühl und zum anderen relativ spät - jetzt noch in die Weinberge losfahren, ist vielleicht doch nicht die beste Idee und so verabschieden wir uns und fahren über Porrera und Falset wieder nach Bellmunt, um dort noch im Hellen anzukommen...

In Falset springen wir nur kurz zum Bäcker rüber, um etwas Brot für das nächste Frühstück zu holen. Heute abend wollen wir ja das Economat des Mines ausprobieren...
Beste Grüße

Torsten

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Re: Einmal ins Priorat und zurück - März 2012

BeitragSa 21. Apr 2012, 20:31

wirklich schöne bilder torsten! dein "lotto sachsen-anhalt" beutel scheint mir jetzt schon kultverdächtig ;)

ps: habe es heute, wie du sicherlich schon bemerkt hast, nicht nach bb geschaft. dir weiterhin viel spass mit den 09'ern!
es lebe die freiheit! es lebe der wein!
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Birte

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Re: Einmal ins Priorat und zurück - März 2012

BeitragSo 22. Apr 2012, 00:37

ps: habe es heute, wie du sicherlich schon bemerkt hast, nicht nach bb geschaft. dir weiterhin viel spass mit den 09'ern!


Die Angst vor Killerkatze Lucy war zu hoch. :mrgreen:
@ Torsten: Tolle Fotos!
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Re: Einmal ins Priorat und zurück - März 2012

BeitragSo 22. Apr 2012, 09:02

@Martin: Komisch, auf was du alles guckst - sollst dir die Landschaften ansehen, um Lust auf Prioratwein zu bekommen und nicht meine Stoffbeutel untersuchen (was da drauf steht, wird von mir in der Regel nicht sonderlich bewertet - wichtig ist auch hier, was drin ist und was gegebenenfalls rein passt.)

Dass du nicht geklingelt hast, ist mir aufgefallen. Lucy hätte sich gefreut - so musste ich mit ihr spielen... :mrgreen:

@Birte: Die Lucy war gaaaaanz lieb, außer dass sie Yvonnes mühsam zusammen gebasteltes Puzzle wieder auseinander genommen hat vor lauter Langeweile, da Martin gekniffen hat...

Und nun geht es gleich weiter im Text, will schließlich noch fertig werden, bevor es wieder losgeht...
Beste Grüße

Torsten

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Einmal ins Priorat und zurück – März 2012 (37) 27.03.2012

BeitragSo 22. Apr 2012, 09:39

Bellmunt

Wir stellen bei unserer Ankunft in Bellmunt fest, dass es sich gar nicht lohnt, sich großartig nieder zu setzen, um den einen oder anderen Wein rückzuverkosten, es geht auf 20.00 Uhr zu und wir sind mit Ramon Pahí vom Celler Pahí aus Poboleda verabredet.

Also gehen wir langsam zum Economat des Mines, welches allerdings (noch?) geschlossen ist. Ein wenig vertrauenserweckender alter Zettel sagt auch, dass es so bleiben könnte und das Restaurant abends nicht aufmacht, sondern nur über Mittag geöffnet ist. Aber dann hätte es uns doch der Typ vom Restaurant gesagt, als wir mit ihm sprachen - ich sagte noch, dass wir den Tag über in Torroja seien und wir aber gern am Abend kämen... - und da kam kein Einspruch.

Als dann sich auch ein anderes Pärchen vor die Tür stellt und wartet, sind wir froher Dinge, dass alles gut wird. Und 20.00 Uhr zu öffnen heißt in Spanien auch nicht, vorher schon da zu sein... - und tatsächlich, einige Minuten nach 20.00 Uhr kommt der junge Mann an.

Das Pärchen geht erst mal an die Restaurantbar und unterhält sich mit dem Inhaber und wir setzen uns an einen Tisch und warten auf die Karte. Stattdessen kommt nach einigen Minuten der junge Mann und versucht uns in einem Mix aus 80% Katalan und 20% Spenglisch klar zu machen, dass er geschlossen habe... Nein ein anderes Restaurant im Dorf gäbe es nicht, aber die Läden in Falset haben bis 20.30 Uhr auf. Wir haben es 10 vor halb und das Auto steht am anderen Ende des Dorfes.

In der Bar des Dorfes fragen, ob die uns eine Kleinigkeit machen? Noch mal mit dem Auto los fahren, in Falset essen und den Fahrer um den Wein bringen? Oder das Frühstück schon jetzt essen? Und dann ist da noch Ramon, der inzwischen schon im Ort ist, aber noch nach dem Restaurant sucht. Wir verabreden uns am Platz oberhalb der Kooperative. Bissel sauer auf den jungen Mann vom Economat des Mines sind wir jetzt schon...

Ramon hat kein Problem damit, er ist erstmal nur froh, dass wir uns doch noch treffen können und er packt eine Tragetasche mit Musterflaschen aus. Die Bar mitten im Dorf liegt eh am Weg zu unserer Ferienwohnung und wir denken, Fragen kostet nichts. Außerdem haben wir ja Ramon dabei.

In der Bar ist es katalanisch laut, aber als wir am Tisch sitzen, wird es die Normallautstärke. Dass wir hier mit Ramon Weine verkosten wollen, ist überhaupt kein Problem für den Barbesitzer - im Gegenteil, er bringt richtig angemessen gute Gläser, dazu sogar einenSpucknapf und offeriert uns eine Auswahl an Tapas. So haben wir wenig später den Tisch voll Schinken, Käse, diverse Arten Kroketten, frittierten Tintenfisch etc.. Dazu guten Wein in den Gläsern und einen sympathischen Gesprächspartner am Tisch...

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(N+WK)

Ramon vertritt eine für das Priorat eher ungewöhnliche Philosophie, er hat Weinbau auch nicht in Spanien, sondern in Montpellier und im Bordelais gelernt und studiert. Auch seine Praxiserfahrung ist französisch geprägt. Und so steht es für ihn im Vordergrund, Weine zu machen, die bezüglich des Alkoholgehaltes am unteren Rand dessen sind, was die DOQ vorgibt - und das sind 13,5° - in den letzten Jahren ist er immer damit hingekommen, die Weine schmecken dabei weder schwächlich noch dünn, sondern sind ihren Terroir Poboleda verhaftet, welches zu den mineralischsten im Priorat gehört. Hier haben wir Kirschen und Schiefer, klassisch und pur.

Sicher sind seine Weine nicht die Größten des Priorats, aber sie werden von Jahr zu Jahr besser (ich verfolge das Projekt natürlich schon seit seinem Beginn) und sie kosten nicht die Welt, so dass die Weine ein faires PGV auszeichnet.
Auch der ungemein trinkige Rosé ist er französisch orientiert - heißt, er hat eine wesentlich blassere Farbe als die hier üblichen Rosés, ist sehr duftig und aromatisch, der perfekte sommerliche Genuss - auch dieser mit nur 13,5°.

Wie so etwas schmeckt, wird man demnächst auch bei mir testen können. ich werde den roten aus 2009 und den Rosé ins Programm aufnehmen, weil ich diesem jungen Winzer mit seiner interessanten Philosophie eine Plattform bieten möchte.

Wir testen neben den Roten aus 2008 und 2009 auch abgefüllte Fassmuster aus 2010 und 2011 und ein Muster des noch nicht abgefüllten 2011er Rosés. Am Ende haben wir mal wieder erfolgreich improvisiert und haben doch noch einen netten Abend verbracht.

500
(N+WK)

Und auch die Tapas in der Bar sind dem Hungrigen als gute Alternative durchaus zu empfehlen, die Besitzer der Bar haben sich alle Mühe gegeben, uns den Abend zu retten.
Beste Grüße

Torsten

http://www.torsten-hammer-priorat-guide.com
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