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Alsace Gewurztraminer

Elsaß, Lothringen, Jura und Savoyen
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Kle

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Re: Alsace Gewurztraminer

BeitragSo 28. Apr 2024, 21:10

jessesmaria hat geschrieben:Albert Boxler Gewürztraminer Grand Cru Brand 2018

Ein echtes Erlebnis, dieser Wein. Leider 14,5% Alk., Aromabombe, ungeheuer intensiv, aber nicht nur eindimensional-parfümiert, sondern vielschichtig, salzig-mineralisch, etwas rauchig, äußerst langer Abgang.

Mir unverständlich, dass auch derartige hochrangige, allen Klischees widersprechende Vertreter dieser Rebsorte ein solches Schattendasein fristen.

danke, ich habe Deine VKN mit Genuss gelesen. Früher habe ich aus Neugierde irgendwas gekauft, z.B. mir kaum bekannte Rebsorten/gereiftere Weine und kam so zu einem 95er Gewürztraminer aus dem Elsass,Erzeuger vergessen, den ich viele Jahre aufbewahrte. Deine Beschreibung erinnert mich total an das Erlebnis, als ihn endlich dann probierte: Krass, aber genial und noch unendlich reifbar erscheinend.

Gruß, Kle
—People may laugh as they will—but the case was this.
Tristram Shandy
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Bernd Schulz

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Re: Alsace Gewurztraminer

BeitragSo 28. Apr 2024, 21:11

jessesmaria hat geschrieben:Wobei das wenigstens zum Teil wohl auf den heißen Jahrgang zurückzuführen ist. Der 19er bspw. hat wohl nur 13,5%.


Auch 13,5 Volt finde ich bei einer säureschwachen weißen Rebsorte schon recht grenzwertig. Aber ich gebe zu, dass ich da mittlerweile etwas überempfindlich geworden bin.

jessesmaria hat geschrieben:Alleswein führt auch den günstigeren Gewürztraminer Réserve von Boxler für 34,90€. Da habe ich neulich im Angebot mit 10% Rabatt zugeschlagen, aber noch nicht probiert. Bin gespannt, ob der ähnlich stark ist.


Wenn der ähnlich stark wäre, wäre das angesichts des Preisunterschieds ja ziemlich ärgerlich! :mrgreen: :twisted: -

Ganz abgesehen vom Gewürztraminer verhält es sich ja so, dass Elsässer Weine in unserem Forum so gut wie gar keine Rolle spielen. Und das finde ich bei rechtem Licht betrachtet nicht nur schade, sondern auch eigenartig. Das Elsass ist als großartige Kulturlandschaft mit wunderbaren Städten (Straßburg, Colmar) und Städtchen (Riquewihr, Ribeauville, Kaysersberg, Turckheim etc. usf.) ein erstklassiges Reiseziel; ich erinnere mich unglaublich gerne an eine mehrtägige Wanderung, die ich noch während meines Studiums zusammen mit Freunden vom Odilienberg bis Turckheim unternommen habe. Warum wird diese traditionsreiche Weinregion hier so vernachlässigt?

Herzliche Grüße

Bernd
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Nora

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Re: Alsace Gewurztraminer

BeitragSo 28. Apr 2024, 21:39

Nora hat geschrieben:
jessesmaria hat geschrieben:Naja, man braucht ihn ja auch nicht ständig, er passt ja auch nicht zu allzu vielen Speisen. ...


Da bin ich ganz anderer Meinung. (Gewürz-) Traminer ist einer der unterschätztesten Weine, der in allen Qualitätsstufen ganz wunderbar zu diversen, insb. auch sonst schwer zu begleitenden Speisen passt.

VG, Nora


Muscheln in Safransauce
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Fenchel-Orangen-Ingwer-Salat
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Viele Gerichte aus der arabischen und asiatischen Küche
diverse Käse (Blauschimmelkäse, Munster, Vacherin Mont-d’Or)
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Aprokosentarte
Desserts mit Ananas oder Melone

Nur ein paar Sachen, die mir eben spontan eingefallen sind. Und sicher gibt es zu allen Gerichten auch Alternativen zu GT.

VG, Nora
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UlliB

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Re: Alsace Gewurztraminer

BeitragSo 28. Apr 2024, 21:46

Bernd Schulz hat geschrieben:Ganz abgesehen vom Gewürztraminer verhält es sich ja so, dass Elsässer Weine in unserem Forum so gut wie gar keine Rolle spielen. Und das finde ich bei rechtem Licht betrachtet nicht nur schade, sondern auch eigenartig. Das Elsass ist als großartige Kulturlandschaft mit wunderbaren Städten (Straßburg, Colmar) und Städtchen (Riquewihr, Ribeauville, Kaysersberg, Turckheim etc. usf.) ein erstklassiges Reiseziel; ich erinnere mich unglaublich gerne an eine mehrtägige Wanderung, die ich noch während meines Studiums zusammen mit Freunden vom Odilienberg bis Turckheim unternommen habe. Warum wird diese traditionsreiche Weinregion hier so vernachlässigt?

In diesem Fall liegt das tatsächlich mal nicht am begrenzten Spektrum, das dieses Forum nur abbilden kann, sondern lässt sich auch in Zahlen belegen. Ich habe jetzt nicht nach den allerneuesten Zahlen gegoogelt, hatte aber mal vor zwei oder drei Jahren recherchiert: der Export Elsässer Weine nach Deutschland, der in den 80er Jahren bedeutend war und den größten Teil des Exports von dort ausmachte, ist auf einen kleinen Bruchteil zusammengebrochen, und das meiste, was von dort seinen Weg heute noch nach Deutschland findet, ist Crémant. Die Stillweine, die exportiert werden, gehen heute vorwiegend in die USA. Insgesamt hat man aber nie mehr an die Exportquote von früher anknüpfen können, und es herrscht wie in vielen französischen Anbaugebieten Krise.

Dafür lassen sich viele Gründe finden. In den 80ern fand in Deutschland der Umbruch von vorwiegend restsüß auf trocken statt, und der Bedarf an qualitativ ansprechenden trockenen Weinen konnte zunächst nicht aus Deutschland gedeckt werden, da ist man dann auf das Elsass ausgewichen, das einerseits Frankreich ist (das war damals total angesagt), andereseits aber dem deutschen Publikum bekannte Rebsorten in einer nicht ganz unvertrauten Stilistik anbot. Je mehr sich die Produktion trockener Weine in Deutschland etablierte, desto weniger brauchte es das Elsass.

Paradoxerweise gab es dann auch noch eine Gegenbewegung: in dem Maße, in dem deutsche Weine trockener wurden, wurden die Weine im Elsass süßer. Ich erinnere mich an eine Tour im Elsass vor ein paar Jahren, als ich durchaus kaufwillig auf der Suche nach wirklich trockenem Riesling schier verzweifelt bin. Ja, es gibt den da auch heute noch, aber man kann nicht mehr wie vor vierzig Jahren zum Winzer an der nächsten Ecke gehen, sondern muss gezielt suchen und sich vorab informieren.

Dass der Weinbau im Elsass in einer tiefen Krise steckt, sieht man übrigens auch, wenn man kurz vor der Erntezeit durch die Weinberge geht. Ich erinnere mich an eine Wanderung im Herbst 2019 von Riquewihr nach Ribeauvillé - was man da an völlig verwahrlostem Gammel zu sehen bekam, war schon erschreckend, und kenne ich in der Form von anderswo nicht. Aber natürlich ist das auch nicht überall so: im Clos Windsbuhl von Zind-Humbrecht sah es so aus, als wenn da jeden morgen einer mit der Nagelschere durchgeht und alles, was nicht 100% in Ordnung ist, wegschneidet. Aber das zahlt man dann auch, und damit sind wir bei einem weiteren Punkt: qualitativ hochwertige Elsässer sind teuer. Sehr teuer.

Gruß
Ulli
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Udo2009

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Re: Alsace Gewurztraminer

BeitragSo 28. Apr 2024, 22:41

Bernd Schulz hat geschrieben:...., dass Elsässer Weine in unserem Forum so gut wie gar keine Rolle spielen. Und das finde ich bei rechtem Licht betrachtet nicht nur schade, sondern auch eigenartig. .... Warum wird diese traditionsreiche Weinregion hier so vernachlässigt?


Ich gebe jetzt mal eine völlig subjektive (und vielleicht auch provokante) Antwort:

Weil in diesem Forum Riesling über alles geht, und wenn es noch ein Riesling Kabinett ist, dann ist der Hype nicht mehr zu bremsen....
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EThC

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Re: Alsace Gewurztraminer

BeitragSo 28. Apr 2024, 23:13

Udo2009 hat geschrieben:
Bernd Schulz hat geschrieben:...., dass Elsässer Weine in unserem Forum so gut wie gar keine Rolle spielen. Und das finde ich bei rechtem Licht betrachtet nicht nur schade, sondern auch eigenartig. .... Warum wird diese traditionsreiche Weinregion hier so vernachlässigt?


Ich gebe jetzt mal eine völlig subjektive (und vielleicht auch provokante) Antwort:

Weil in diesem Forum Riesling über alles geht, und wenn es noch ein Riesling Kabinett ist, dann ist der Hype nicht mehr zu bremsen....
...Du hast Bordeaux vergessen! :lol:

Aber im Ernst: GT ist halt einfach eine Sorte, die zur Adipositas neigt, wenn man ihr freien Lauf läßt. Ich kenne nur wenige GT's, die ich ohne Anstrengung trinken kann, da muß entweder ordentlich Säure dabei sein oder man gibt sie in die Hände von Leuten, die eher "Natur" vinifizieren...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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jessesmaria

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Re: Alsace Gewurztraminer

BeitragSo 28. Apr 2024, 23:51

UlliB hat geschrieben:Je mehr sich die Produktion trockener Weine in Deutschland etablierte, desto weniger brauchte es das Elsass.

Paradoxerweise gab es dann auch noch eine Gegenbewegung: in dem Maße, in dem deutsche Weine trockener wurden, wurden die Weine im Elsass süßer. Ich erinnere mich an eine Tour im Elsass vor ein paar Jahren, als ich durchaus kaufwillig auf der Suche nach wirklich trockenem Riesling schier verzweifelt bin. Ja, es gibt den da auch heute noch, aber man kann nicht mehr wie vor vierzig Jahren zum Winzer an der nächsten Ecke gehen, sondern muss gezielt suchen und sich vorab informieren.

Dass der Weinbau im Elsass in einer tiefen Krise steckt, sieht man übrigens auch, wenn man kurz vor der Erntezeit durch die Weinberge geht. Ich erinnere mich an eine Wanderung im Herbst 2019 von Riquewihr nach Ribeauvillé - was man da an völlig verwahrlostem Gammel zu sehen bekam, war schon erschreckend, und kenne ich in der Form von anderswo nicht. Aber natürlich ist das auch nicht überall so: im Clos Windsbuhl von Zind-Humbrecht sah es so aus, als wenn da jeden morgen einer mit der Nagelschere durchgeht und alles, was nicht 100% in Ordnung ist, wegschneidet. Aber das zahlt man dann auch, und damit sind wir bei einem weiteren Punkt: qualitativ hochwertige Elsässer sind teuer. Sehr teuer.

Gruß
Ulli


Da stellen sich aber gleich mehrere Fragen: Warum genießt dann das Burgund hier weiterhin so hohes Renommee, wo doch in Deutschland auch in mehreren Anbauregionen erstklassige Pinots produziert werden? Warum ist es beim Spätburgunder anders als beim Riesling?
Warum ist das Preisniveau im Elsass so viel höher? Signifikant viele Menschen müssen ja bereit dafür sein, für Elsässer Weine von Boxler, Zind-Humbrecht, Weinbach etc. deutlich mehr Geld hinzulegen als für die deutschen Pendants.
Spricht das nicht für ein weiterhin hohes internationales Prestige dieser Region und wie kann das sein, wenn gleichzeitig der "Weinbau im Elsass in einer tiefen Krise steckt"? (Oder ist das genauso gemeint wie im Bordeaux?)
Und warum genießen die Weine im Ausland (USA) offenbar so viel mehr Ansehen als bei uns? Warum ist das offenbar ein rein deutsches Phänomen?
Wie wird das überhaupt in anderen europäischen Ländern wahrgenommen, hat etwa in Italien der deutsche Riesling den Elsässern auch längst den Rang abgelaufen?

Ich denke schon, dass die Vernachlässigung hier im Forum und überhaupt in DE viel mit dem Preis zu tun hat. Der ganz normale Riesling von Boxler, kein Cru, kostet mittlerweile bereits 38€. Der deutsche Markt ist überschwemmt von Guts- und Ortsweinen von Weingütern mit Spitzenrenommee, die die Hälfte oder weniger kosten.
Im Gegenzug heißt das wieder, dass das Elsass in anderen Märkten, etwa USA, offenbar immer noch einen krassen Bonus besitzt und offenbar diese Preise abrufen kann, die auch in den letzten Jahren jährlich immer noch signifikant steigen, statt sich aufgrund des Gefälles anzugleichen.
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amateur des vins

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Re: Alsace Gewurztraminer

BeitragMo 29. Apr 2024, 01:08

Ollie hat geschrieben:
amateur des vins hat geschrieben:Und ich halte den Gedanken, ohne GT könnte man verloren sein, für absurd:
Naja, das hat ja nun auch niemand behauptet.
Das stimmt!
Aber ich hatte hier diese große Tüte Popcorn und konnte mich noch nicht ganz dazu durchringen, sie aufzurütteln. :P
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins

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Re: Alsace Gewurztraminer

BeitragMo 29. Apr 2024, 01:21

Nora hat geschrieben:(Gewürz-) Traminer ist einer der unterschätztesten Weine, der in allen Qualitätsstufen ganz wunderbar zu diversen, insb. auch sonst schwer zu begleitenden Speisen passt.

[...]

Muscheln in Safransauce
Lammcurry
Ente à l'Orange
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Gerichte mit Ingwer
Fenchel-Orangen-Ingwer-Salat
Gänsestopfleberterrine
Viele Gerichte aus der arabischen und asiatischen Küche
diverse Käse (Blauschimmelkäse, Munster, Vacherin Mont-d’Or)
Crêpe Suzette
Túrós palacsinta
Aprokosentarte
Desserts mit Ananas oder Melone

Nur ein paar Sachen, die mir eben spontan eingefallen sind. Und sicher gibt es zu allen Gerichten auch Alternativen zu GT.
Danke für die Liste, Nora. Ich kann das in Ansätzen nachvollziehen - nur in Ansätzen, weil ich diese innere Abwehr gegen die Rebsorte habe. Aber ein bißchen lese ich auch heraus: Wenn man eine Sorte Wein mag, paßt sie zu mehr, als wenn man sie nicht mag.

Setzt Du v.a. süße oder auch trockene ein?

Irgendwo hier müßte noch eine Flasche Hofstätter rumliegen...
Lande ich damit eher beim Curry oder bei Orange-ingwer?
Besten Gruß, Karsten
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Gerald

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Re: Alsace Gewurztraminer

BeitragMo 29. Apr 2024, 07:13

Wie schon früher einmal geschrieben: eine Cuvée aus gleichen Teilen Gewürztraminer und (säurebetonter) Riesling würde mir wahrscheinlich sehr gut munden, leider habe ich bisher nichts dergleichen gefunden. Säurearmer und gleichzeitig restsüßer GT ist überhaupt nicht mein Fall, obwohl ich die Aromatik an sich gerne mag.

Von der Domäne Wachau gibt (gab zumindest) es einen trockenen - allerdings roten - Traminer, der einen sehr schönen Eindruck gemacht hat und durchaus auch einiges an Säure gehabt hat. Allerdings auch mit viel dezenterer Aromatik und fast mehr typisch Wachau als Traminer, also letztendlich ein Vergleich wie Äpfel und Birnen ...

Grüße
Gerald
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