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Weingart

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EThC

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Re: Weingart

BeitragSa 5. Aug 2023, 23:01

Bernd Schulz hat geschrieben:Mittlerweile ... kann ich den meisten (nicht allen!) Weinen, die etwas taugen, in den verschiedensten Stadien ihrer Reife jeweils viel abgewinnen.
...tatsächlich bin in der Regel wohl vorrangig der "Mittelalttrinker", in der Jugend fühle ich mich aber dann recht wohl, wenn plakative Auswüchse insbesondere auf der Fruchtseite vermieden werden, im Alter gefällt's mir dann, wenn gewisse Organochemie nicht überbetont wird, manche Bitterchen im Zaum gehalten werden und kein geschmackliches Loch auftritt, für mich ein häufig beobachtetes Altweinphänomen...
Viele Grüße
Erich

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Bernd Schulz

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Re: Weingart

BeitragDi 8. Aug 2023, 22:12

Der 22er Ohlenberg Kabinett trocken von Weingart ist jedenfalls für mich jetzt schon mit viel Freude zu trinken:

Bild

Ein Paradekabinett trocken vom Rhein, den man sicher auch noch ein paar Jahre liegen lassen kann, aber mit weiterer Reife erwarte ich mir hier keinen bedeutend größeren Genuss.

Von der Frage des richtigen Trinkzeitpunkts mal ganz abgesehen handelt es sich um sehr viel Wein für vergleichsweise sehr kleines Geld (bei welchem in seinem Anbaugebiet führenden Erzeuger bekommt man noch einen ausgesprochen schönen trockenen Lagenriesling zum einstelligen Kurs?). Vielleicht hätte ich das PGV doch als "hervorragend" angeben sollen....
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Bernd Schulz

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Re: Weingart

BeitragSo 13. Aug 2023, 21:58

Lagenbedingt anders (so soll es sein!) als der trockene Ohlenberg-Kabi 22 präsentiert sich heute der Kollege aus dem Engelstein:

Bild

Wann ich zuletzt einen trockenen Kabinett vom Mittelrhein mit nur 10,5 Umdrehungen getrunken habe, weiß ich nicht mehr. Vielleicht war das auch noch nie der Fall ;).

Für mich handelt es sich um einen trockenen Riesling, der mit seiner Leichtigkeit und seinen leisen, kammermusikalischen Tönen jenseits aller Punkte beeindruckt. Im Hinblick auf Alkoholgehalt und Substanz Vergleichbares aus der trockenen Schublade kenne ich sonst nur von der Mosel, aber der sensorische Grundeindruck der entsprechenden trockenen Moselkabinette, wie sie zum Beispiel Martin Müllen immer wieder erzeugt, ist dann doch ein anderer.

Über den Preis von 10 Euro muss man angesichts der Qualität gar nicht reden...
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Gaston

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Re: Weingart

BeitragMo 11. Sep 2023, 10:01

Ich bin ja mittlerweile ziemlich schreibfaul, aber dieses Weingart-Erlebnis möchte ich doch teilen:

Bild

Das ist mit das Beste an tockenem Riesling, was ich in letzter Zeit im Glas hatte - zur Illustration: vor Kurzem wurde mir beispielsweise ein 2012er GG von Schäfer-Frölich serviert, das mich bei aller Qualität lange nicht so beeindruckte wie diese 17er Spätlese trocken. Für eine noch höhere Bewertung fehlte es ein wenig an grösserer Tiefe, aber das sind Klagen auf wirlich sehr hohem Niveau.

Ich weiss ja einen gut gereiften Riesling zu schätzen, aber manchmal habe ich den Eindruck dass einige meiner Wein-Bekannten manche Flaschen zu lange liegen lassen. In diesem Fall glaube ich das perfekte Trinkfenster erwischt zu haben, besser wird der m.E. nicht mehr. Wenn ich jetzt noch bedenke, dass der Wein seinerzeit um die 10 Euro gekostet hat...

Weingart mit seiner Kombination aus absoluter Qualität, moderaten Preisen und dem sympathischen Gesamtauftritt ist und bleibt eine Herzensangelegenheit.
Beste Grüße
Gaston
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Ralf Gundlach

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Re: Weingart

BeitragDo 14. Sep 2023, 22:28

Irgendwie konnte ich heute nicht widerstehen, trotz Süsseintoleranz:

[b]2019 Bopparder Hamm Engelstein Kabinett


Florale Noten in der Nase. Am Gaumen ein feingliedriger Mittelrheiner. Florale Noten, weiße Johannisbeeren aber auch eine dezente Orangennote bilden einen tollen Mix an Fruchtnoten. Mineralisch zeigt sich der Engelstein mit einer feinen, rassigen, delikaten Säure. Natürlich ist er nicht so feingliedrig und hat nicht die Leichtigkeit eines Top-Kabi von der Mittelmosel. Aber er ist auch nicht so weit entfernt. Dafür hat er mehr Substanz. Das Süße-Säure-Spiel ist nahezu perfekt. Ich finde es ja immer noch schade, dass Florian Weingart nicht mehr Lagen in Bacharach hat. Die Fürstental-Rieslinge waren immer die feine Klinge im Sortiment.

91 Punkte. Kostet ab Hof 9,60 Euro

Wenn man wirklich Kabinett trinken will für unter 10 Euro, dann hat der hier ein unschlagbares PLV. Ich verstehe eh nicht, warum der noch ab Weingut erhältlich ist. Wahrscheinlich zu günstig. Und mit einem Porsche würde ich nicht vor dem doch schön ausgebauten Bauwagen aufkreuzen. Bei dem Preis ohne Adler. Ok, ich habe keinen Porsche und kann das natürlich nicht beurteilen. Ich frage mich gerade, ob ich mich unbeliebt mache? Ich riskier es mal.

Viele Grüße

Ralf
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EThC

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Re: Weingart

BeitragDo 14. Sep 2023, 22:42

Ralf Gundlach hat geschrieben:Ok, ich habe keinen Porsche und kann das natürlich nicht beurteilen. Ich frage mich gerade, ob ich mich unbeliebt mache? Ich riskier es mal.
...kommt stark auf Typ und Baujahr des fiktiven Porsche an... ;)
Viele Grüße
Erich

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Gaston

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Re: Weingart

BeitragMo 6. Nov 2023, 10:51

Am Wochenende im Glas gehabt:

2020 Spay in der Zech Spätburgunder Rotwein trocken
Für einen Spätburgunder kräftige und dichte Frabe. Sehr schöne Nase mit feinen Fruchtnuancen, florale und balsamische Töne. Am Gaumen einerseits noch junge, charmante und spielerisch wirkende Frucht, andererseits sehr dicht und mit viel Substanz. Grossartige Kombination aus Feinheit und Kraft, vom Stil her vielleicht eher burgundisch als deutsch. Die 14% Alk. sind bestens integriert. Macht jetzt schon viel Freude, wird mit Reife noch besser.

Für mich ein hervorragender Spätburgunder, dessen Qualität den Preis (20 € ab Weingut) rechtfertigt. 92+ P.
Beste Grüße
Gaston
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Chrysostomus

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Re: Weingart

BeitragSa 2. Dez 2023, 21:12

Vielen Dank für die Tipps hier im Forum! Ich habe aufgrund der Empfehlungen hier kürzlich ein paar Flaschen restsüßer Rieslinge von Weingart bestellt und muss sagen, dass mich das Preis/Genuss-Verhältnis schwer begeistert hat.

Schon die Basis-Qualität des Riesling Mittelrhein 2022 (die süße Variante mit über 60g Restzucker) war schon nicht von schlechten Eltern (vor allem in Anbetracht des Preises von 7,50).

Der Kabinett Spay in der Zech 2022 (10,-) hat mich endgültig überzeugt und ich werde sicher bei Gelegenheit nachbestellen. Sicher findet man hier nicht die scharfe Säure, wie an der Mosel, die den Zucker (vor allem in jungen Jahren) oft sogar überwältigt (ich bin säuretechnisch leider etwas Magen-empfindlich). Die Balance zwischen Zucker und Säure finde ich aber dennoch stimmig.

Die Spätlese Bopparder Hamm Engelstein Am Weißen Wacke 2021 (ich liebe diese ausgiebig zelebrierten Bezeichnungen!) ist gerade ebenfalls "unter der Lupe"...der erste Eindruck ist schon einmal sehr gut!

Sehr kundenorientiert fand ich auch die schnelle, freundliche und unkomplizierte Abwicklung der Bestellung und Lieferung nach Österreich (auf Rechnung - auch ohne bereits Kunde zu sein). Findet man heutzutage selten in dieser Form. Hier werde ich definitiv am Ball bleiben und beim nächsten Besuch am Rhein und an der Mosel sicher auch vorbei schauen...
Nachdem der "Mittelrhein" für mich weintechnisch bisher ein unbeschriebenes Blatt war: Meint ihr, dass es sich lohnt, auch die trockenen Rieslinge bzw. den Spätburgunder anzutesten?
Schöne Grüße, Markus
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EThC

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Re: Weingart

BeitragSa 2. Dez 2023, 22:27

...ich hab bisher nur wenig Erfahrung mit Weingart, bilde mir aber ein, daß die trockenen Sachen deutlich mehr Zeit brauchen, bis sie "da" sind, vor allem, wenn's Kaltjahrweine sind. Deshalb hab ich meine 21er auch noch nicht angerührt. Aber dann...
Viele Grüße
Erich

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Ollie

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Re: Weingart

BeitragMi 21. Feb 2024, 14:58

Tarkowski grüßt:

2021 Bopparder Hamm Engelstein Am Weißen Wacke Riesling Spätlese süß
RZ 82g/l, GS 9,5g/l, Alk.8,0%

In der Nase viel sehr reifer Apfel, ganz leichter Botrytis-Einschlag (Rauch, Bienenwachs, Honig). Am Gaumen recht süß, aber die hohe Säure hält gut dagegen, sodaß bei aller Saftigkeit ein insgesamt überaschend weicher(!) Fruchteindruck entsteht. Die Frucht wieder sehr auf reifem Apfel, etwas Botrytis. Leichter Körper, keinerlei Exotik, trotz der recht hohen Süße passt die Einstufung als Spätlese sehr gut. Sehr schöner und süffiger Wein mit schöner Länge, Martin Müllen hätte daraus eine Ein-Stern-Spätlese gemacht. Insgesamt wirkt der Wein etwas altbacken oder meinetwegen "klassisch" :mrgreen: , in den 90ern wäre das eine knappe, sehr leichte Auslese gewesen, mit sehr reifem Apfel als Leitaroma. Der Preis von EUR 15.60 geht in Ordnung und ist für das Erlebte sogar durchaus attraktiv. Sollte mit Flaschenreife noch schöner werden, denn übermäßig komplex ist da noch nichts (90/91). Ich bin fast versucht, mir davon etwas in der Keller zu legen.


2022 Bopparder Hamm Ohlenberg Riesling Spätlese süß
RZ 68,5g/l, GS 8,4g/l, Alk.7,0%

In der Nase anfangs etwas Aprikose, was mir sehr gut gefällt, nach einer halben Stunde an der Luft "äpfelt" die Nase nach; am Ende steht wieder "nur" sehr reifer, klarer, gelber Apfel im Glas, fast kristallin. Leichter Honig-Einschlag. Am Gaumen wieder diese erstaunlich weiche Frucht (wiederum sehr apfelig) über einem sehr leichten Körper, etwas honigartiger Schmelz, alles sehr angenehm zu trinken, allein ein Tacken Säure mehr hätte dem Wein etwas mehr Spannung verliehen, aber diese wunderbare Weichheit will Weingarts wahrscheinlich. Ein sehr angenehmer, wenn auch etwas unterkomplexer und wiederum etwas altbackener Stil, und für die verlangten EUR 18.60(!) machen Moselwinzer kräftige Konkurrenz (88/89). Für Mittelrheinfanatiker.

Cheers,
Ollie
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
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