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Weingart

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Volker

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Re: Weingart

BeitragSa 1. Jun 2013, 11:09

Hallo Bernd

ich habe gerade Deine VKN zum Engelstein Kabinett 2012 gelesen. Der schlankere und auch säurebetontere Stil scheint sich bei Florian Weingart durch den Jahrgang zu ziehen. Du schreibst "ohne große Üppigkeit, exzellenter, geradezu prototypischer Kabinett" und ich hatte bei der feinherben Variante auch vergleichbare Gedanken. Dabei sind beide Weine natürlich von ihren analytischen Daten schon im wirklich guten Spätlesebereich, wenn man bedenkt, dass der restsüße Kabinett z.B. 70 gr. Restzucker hat.

Der feinherbe Engelstein Kabinett wird Dir auch schmecken aber gib ihm etwas Zeit und Luft. Am Anfang finde ich ihn sehr direkt und sowohl in der Nase wie auch am Gaumen mit sehr viel Citrusfrüchten. Ich fand den Wein dann am 2. Tag aber ein wenig stärker. In der Nase nicht mehr ganz so direkt dafür am Gaumen komplexer. Insgesamt ist die Frucht nicht mehr ganz so dominierend und es entwickelt sich mehr ein Bild aus Frucht, Würzigkeit und Mineralität. Auch hier reden wir an beiden Tagen über einen eher schlanken Korper und einer aus meiner Sicht sensorisch klaren Kabinett Typizität.

Volker
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Bernd Schulz

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Re: Weingart

BeitragSa 1. Jun 2013, 21:08

Die VKN zum Engelstein Kabinett restsüß stelle ich jetzt der guten Ordnung halber noch mal in den Thread:

Bild

Volker, 70 Gramm Restzucker hat dieser Wein? Das hätte ich ehrlich gesagt nicht gedacht! Der Zucker ist dann auf jeden Fall ganz hervorragend eingebunden.

Den feinherben 2012er Kabi aus dem Engelstein habe ich leider nicht; ich besitze nur eine Flasche von der feinherben Spätlese, die Florian Weingart in seinem Prospekt als " extrem kompakt und ambivalen" beschreibt, wobei er ihr im Nachsatz dann noch "anarchistische Züge" bescheinigt. Die Pulle werde ich wohl einige Zeit liegen lassen.....

Beste Grüße

Bernd
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Bernd Schulz

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Re: Weingart

BeitragSo 2. Jun 2013, 21:12

Der Ohlenberg Kabinett restsüß 2012 ist auch ein empfehlenswerter Wein, kommt aber - wie schon die Preisgestaltung vermuten lässt - nicht ganz an den finessenreicheren Engelstein heran:

Bild


Obwohl ich ein alter Geizhals bin, würde ich für einen Euro mehr immer zum Engelstein greifen, solange ich noch die Auswahl habe.

Spaß macht der Ohlenberg aber auf jeden Fall - wenn viele 2012er in eine ähnlich "klassische" Richtung gehen sollten, wird dieser Jahrgang mehr Platz als bislang geplant in meinem Keller verschlingen....

Beste Grüße

Bernd
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kristof

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Re: Weingart

BeitragSo 2. Jun 2013, 21:20

Hallo Bernd,

parallel zu Dir ist bei mir die trockene Variante des Ohlenberg Kabinett im Glas gelandet. Mein erster Mittelrheiner aus 2012 - Deine Einschätzung kann ich "in trocken" in jeder Beziehung bestätigen. Zumindest was die positive Grundeinschätzung betrifft, den Engelstein gibt es ja nicht in der trockenen Variante.

Am kommenden Wochenende schaue ich bei Kauer vorbei, auf den Besuch von Region und Weingut freue ich mich - und insgesamt auf den Jahrgang.
Viele Grüße,

Christoph
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Bernd Schulz

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Re: Weingart

BeitragSo 2. Jun 2013, 22:26

Hallo Christoph,

den trockenen Ohlenberg-Kabi hatte ich schon am letzten Freitag zusammen mit Ralf im Glas, aber da fehlte mir ausnahmsweise die Lust und Energie für eine schriftliche Notiz. Deshalb habe ich diesen Wein gerade noch einmal nachgeschoben:

Bild

Angesichts der fordernden Säure ist das gewiss kein "easy drinking"-Riesling, aber mir imponiert die kompromisslose (und meinem Geschmack eh entgegenkommende) Darstellung des Jahrgangscharakters erst einmal sehr! Was mir auf der anderen Seite zu einer höheren Bewertung fehlt, ist eine noch weiterreichende Vielschichtigkeit der Aromen; ich vermute - auf die Gefahr hin, von euch erschossen zu werden :mrgreen: - dass dieses Problem oder Problemchen mit der in diesem Fall nicht erfolgten Spontanvergärung zusammenhängt.

Falls mir jemand direkt das Gegenteil beweisen will, möge er bei den Weingarts nachfragen, ob es sich um einen Sponti oder Reinzuchti handelt. Ich selber traue mich das nicht... :oops: , würde aber zumindestens einen halben Besen fressen, wenn der Ohlenberg Kabi trocken 2012 spontan vergoren wurde.

Beste Grüße

Bernd
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Gaston

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Re: Weingart

BeitragMo 3. Jun 2013, 09:38

Hallo Bernd,

als ich mich mit FW auf der Jahrgangspräsentation unterhielt, fragte ich danach, allerdings ganz allgemein: Spontan oder RZ-Hefe?
FW's Antwort sinngemäß: Die "einfachen" Weine RZ, die anderen spontan. Jetzt ist natürlich die Frage, welche Weine er mit "die einfacheren" meinte. Konkret ging es um den 2012er halbtrockenen Qba, der ist sicher RZ-Hefe. Wies konkret mit dem Ohlenberg-Kabi aussieht, weiß ich nicht, würde aber in diesem Fall eine Spontangärung nicht komplett ausschließen wollen.

Ohne hier die manchmal etwas leidige RZ-Hefe-contra-Spontanvergärung-Diskussion neu entfachen zu wollen, nur soviel: Florian Weingart betrachtet das Thema eigener Aussage nach undogmatisch, er gärt zwar "meistens" spontan an, hat aber kein Problem damit, wenn es seiner Meinung nach aus bestimmten Gründen erforderlich ist, im Falle eines Falles mit Reinzuchthefen nachzuhelfen. Den fast "religiösen Eifer", mit dem diese Diskussion stellenweise geführt werde, könne er überhaupt nicht nachvollziehen.

Ein anderer Winzer vom Mittelrhein (studierter Önologe), der ebenfalls sowohl als auch vergärt, sagte mir, er halte die Bedeutung der Gärmethode für den sensorischen Ausdruck des Weins für "maßlos überschätzt".
Beste Grüße
Gaston
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Bernd Schulz

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Re: Weingart

BeitragMo 3. Jun 2013, 11:08

Hallo Gaston,

Den fast "religiösen Eifer", mit dem diese Diskussion stellenweise geführt werde, könne er überhaupt nicht nachvollziehen.


Ich halte reinzüchtig vergorene Weine nicht für grundsätzlich minderwertig und kaufe auch nach wie vor solche Exemplare. Insofern weigere ich mich erst einmal, mich als religiöser Eiferer schuldig zu bekennen :mrgreen: .

Ein anderer Winzer vom Mittelrhein (studierter Önologe), der ebenfalls sowohl als auch vergärt, sagte mir, er halte die Bedeutung der Gärmethode für den sensorischen Ausdruck des Weins für "maßlos überschätzt".


Dieser Auffassung begegne ich (gerade auch bei Winzern) immer wieder. Angesichts meiner langjährigen Erfahrungen als Konsument kann ich ihr aber im Hinblick auf Riesling trotzdem nicht zustimmen. Wenn z.b. Martin Müllen oder KaJo Christoffel bei ansonsten gleichbleibenden Parametern mit Reinzuchthefen arbeiten würden, hätten ihre Weine ein ganz anderes sensorisches Profil (und sehr wahrscheinlich auch ein ganz anderes Reifeverhalten). Das steht für mich klar fest.

Jetzt wäre es natürlich interessant, zu erfahren, ob es sich bei dem trockenen Ohlenberg Kabi um einen Sponti oder Reinzuchti handelt. Wer traut sich und fragt nach?

Beste Grüße

Bernd
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Gaston

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Re: Weingart

BeitragMo 3. Jun 2013, 11:49

Bernd Schulz hat geschrieben:
Wenn z.b. Martin Müllen oder KaJo Christoffel bei ansonsten gleichbleibenden Parametern mit Reinzuchthefen arbeiten würden, hätten ihre Weine ein ganz anderes sensorisches Profil (und sehr wahrscheinlich auch ein ganz anderes Reifeverhalten). Das steht für mich klar fest.




Woher weißt du das? Hattest du eine entsprechende Vergleichsmöglichkeit, also Müllen- bzw. Christoffel-Weine, die mit Reinzuchthefen vergoren wurden?
Beste Grüße
Gaston
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kristof

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Re: Weingart

BeitragMo 3. Jun 2013, 14:38

Lieber Bernd,

danke für die schöne Notiz. Ich habe die Säure indes nicht als „fordernd“ empfunden, was ich aber darauf zurückführe, dass ich eine hohe „Säureverträglichkeit“ habe und solche Weine deshalb besonders schätze.

Im Vergleich zu einigen Weinen aus 2011 (und direkt im Vergleich zum vermeintlichen (…) Weinlet-Schnäppchen Forster Pechstein 2011, Villa Wolf) ist mir die präsentere Säure, die 2012 im Vergleich zu 2011 wohl zumindest am Mittelrhein und in Rheinhessen zu haben scheint, höchst willkommen.

Die kauersche Oelsberg Spätlese 2011 war mir einen Tick zu süßlich in 2011. Ich hoffe, dass die Relation Säure/Süße in diesem Jahr etwas zugunsten der pH-Wert-Freaks geht.
Viele Grüße,

Christoph
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Bernd Schulz

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Re: Weingart

BeitragMo 3. Jun 2013, 22:36

Woher weißt du das? Hattest du eine entsprechende Vergleichsmöglichkeit, also Müllen- bzw. Christoffel-Weine, die mit Reinzuchthefen vergoren wurden?


Müllens Sekt wurde mit Reinzuchthefen vergoren - und er schmeckt schon deutlich anders als die restlichen Müllen-Weine.... :mrgreen: :mrgreen:

Spass beiseite, Ernst komm her - bei den besagten Winzern hatte ich keine entsprechende Vergleichsmöglichkeit, da es bei ihnen keine reinzüchtig vergorenen Rieslinge gibt (Martin Müllen vergärt übrigens auch seinen Rivaner spontan, da er selbst bei diesem Basisprodukt die Notwendigkeit eines Einsatzes von Reinzuchthefen einfach nicht sieht)! Trotzdem liegt für mich klar auf der Hand, dass die Spontangärnoten in ihren Weinen ein stilbildendes Element darstellen. Dem, der das auf riechende und schmeckende Weise überhaupt nicht nachvollziehen kann, ist - pardon! - nicht wirklich zu helfen....

Der Unterschied zwischen Reinzuchti -und Spontiphilosophie war darüber hinaus vor inzwischen schon etlichen Jahren bei Peter Jakob Kühn sehr, sehr deutlich erfahrbar.

Im Vergleich zu einigen Weinen aus 2011 (und direkt im Vergleich zum vermeintlichen (…) Weinlet-Schnäppchen Forster Pechstein 2011, Villa Wolf) ist mir die präsentere Säure, die 2012 im Vergleich zu 2011 wohl zumindest am Mittelrhein und in Rheinhessen zu haben scheint, höchst willkommen.


Mir doch auch, lieber Christoph! Als Rieslingfreak bin ich zwangsläufig auch Säurefreak....wobei wir mit 2010 (!!) und 2008 ja zuletzt schon unseren Vorlieben sehr entgegenkommende Jahrgänge erlebt haben. 2010 war hinsichtlich der Säure ein wirklich krasses Jahr mit entsprechend hohem Lagerpotential.

2012.....???

Beste Grüße

Bernd
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