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Weingart

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niers_runner

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Re: Weingart

BeitragMo 8. Jun 2020, 08:59

Ich mag ja auch die Rieslinge von Florian Weingart, aber wenn ich einen Kabi kaufe, möchte ich keine Spätlese oder gar Auslese bekommen. Da bleibe ich dann doch lieber bei meinen M-S-R Kabis.

Beste Grüße

Peter
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Volker

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Re: Weingart

BeitragMo 8. Jun 2020, 20:55

UlliB hat geschrieben:2019 Spay In der Zech Riesling Kabinett feinherb (Weingart) 11,5%Vol. Nun ja, "Kabinett" und "feinherb" - ich würde sagen, weder noch...
Ulli


also rein analytisch ist das schon eindeutig feinherb bei knapp unter 20 g/l RZ. Das das sensorisch möglicherweise anders wirkt, mag auch an der Säure von 6,7 g/l liegen.
Klassischer Kabinett insbesondere in der Mosel Interpretation ist das sicher nicht, denn der dürfte knapp unter 90 Oechsle liegen. Der von Bernd verkostete restsüße Kabinett liegt sicher auch kaum dahinter, hat aber auch 8,9 g/l Säure, was dann eben zum kabinett-artigen sensorischen Eindruck führt.

Und ja bei Florian Weingart sollte man in Betracht ziehen, dass die Kabinett Weine in warmen Jahren schon klar Richtung Spätlese tendieren, insbesondere wenn die Säure dabei moderat ausfällt.

Gruß

Volker
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Bernd Schulz

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Re: Weingart

BeitragMo 8. Jun 2020, 22:24

Mit "Spay in der Zech" (wenn ich mich nicht irre, ist das die Parzelle am Fuße des Bopparder Hamms direkt in Weingutsnähe) habe ich generell schlechtere Erfahrungen gemacht als mit den "Klassikern" Engelstein, Ohlenberg und Feuerlay. Deshalb bestelle ich bei Weingart auf Verdacht nur noch Weine aus den letztgenannten Lagen. Oder aber die "einfachen" Mittelrhein-Qualitätsweine, die nicht selten ein grandioses PLV aufweisen.

Herzliche Grüße

Bernd
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UlliB

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Re: Weingart

BeitragDi 9. Jun 2020, 09:13

Volker hat geschrieben:
UlliB hat geschrieben:2019 Spay In der Zech Riesling Kabinett feinherb (Weingart) 11,5%Vol. Nun ja, "Kabinett" und "feinherb" - ich würde sagen, weder noch...
Ulli


also rein analytisch ist das schon eindeutig feinherb bei knapp unter 20 g/l RZ. Das das sensorisch möglicherweise anders wirkt, mag auch an der Säure von 6,7 g/l liegen.

Hallo Volker,

danke für den Kommentar. Die Kategorie "feinherb" ist ja leider nicht gesetzlich definiert - hier kann alles von "gerade eben nicht mehr trocken" (> 9 g/L RZ) bis hin zu "fast schon sehr süß" (< 45 g/L RZ) einsortiert werden. Ich hätte in diesem Fall rein vom Geschmack her eher auf 30 als auf 20 Gramm getippt, aber wie das mit dem Restzuckerschätzen halt so geht... wie Du ganz richtig sagst, hängt der sensorische Eindruck vom Gesamtgefüge ab. Gerade aus 2018 und offensichtlich auch aus 2019 können sogar völlig trockene Weine einen restsüßen Eindruck hinterlassen; wir hatten das Thema schon in anderen Threads. - Wie auch immer: für mich fiel der Wein geschmacklich nicht mehr in die Kategorie, die ich mir unter "feinherb" vorstelle.
Klassischer Kabinett insbesondere in der Mosel Interpretation ist das sicher nicht, denn der dürfte knapp unter 90 Oechsle liegen.

Man kann ja mit den Werten rechnen. Der Restzucker entspricht etwas mehr als einem vollen Prozentpunkt potentieller Alkohol, und zusammen mit dem deklarierten tatsächlichen Alkoholgehalt von 11,5%Vol. entspräche das laut Tabelle einem Mostgewicht von 91°Oe. Da der Alkoholgehalt gerundet werden darf, liegt die Bandbreite zwischen 88° und 94°Oe, und da heute bei den Alkoholangaben ganz generell mehr ab- als aufgerundet wird, dürfte die Wahrheit wohl eher über 90° gelegen haben. Aber auch so: die gesamte Bandbreite der Schätzung liegt legistisch im Auslesebereich (für Riesling am Mittelrhein ab 88°Oe).

Mir ist schon klar, dass sich heute kein guter Winzer mehr an den gesetzlich fixierten Mindestmostgewichten orientiert, und auch an der Mosel die weitaus meisten Kabinette aus Spätlese-geeigneten Mosten erzeugt werden, aber hier war eben auch der Gesamteindruck schon sehr reif und für mich "unkabinettig".
Bernd Schulz hat geschrieben:Mit "Spay in der Zech" (wenn ich mich nicht irre, ist das die Parzelle am Fuße des Bopparder Hamms direkt in Weingutsnähe) habe ich generell schlechtere Erfahrungen gemacht als mit den "Klassikern" Engelstein, Ohlenberg und Feuerlay.

Bernd,
um hier keinen falschen Eindruck zu hinterlassen: der Wein ist durchaus gut, wenn man über die "Prädikatsvergewaltigung" hinweg sieht. Mein Gemecker bezog sich ausschließlich darauf. Und zukünftig werde ich nach den beiden Erfahrungen mit den 19ern von Weingart halt nur dann etwas aufmachen, wenn mir nach "Geschoß" zumute ist.

Gruß
Ulli
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UlliB

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Re: Weingart

BeitragDo 25. Jun 2020, 21:44

Spay In der Zech Spätburgunder Weißherbst Kabinett feinherb 2019 (Weingart) 13,0%Vol. Im Glas sehr blasses Rotgold, Kohlensäurebläschen. In der Nase eine richtige Fruchtexplosion - reife Himbeere und Erdbeere, intensiv. Im Gaumen dicht, für einen Rosé ziemlich gewichtig, aber die deklarierten 13% Alkohol sind gut eingebunden und stechen nicht hervor, und der Wein bleibt auch dank lebendiger Säure schwungvoll und frisch. Das hat zwar schon etwas von Fruchtbonbon - diese Himbeerdinger, die einem immer den Gaumen aufgeraspelt haben - wozu auch die spürbare Restsüße beiträgt (22 Gramm), aber bei Rosé finde ich so etwas ganz ok. Wer Anspruch im Glas haben will, kann sich ja stattdessen mit einer entfruchteten Mineralbombe quälen 8-)

Mit einem Essen würde ich diesen Wein wegen seiner Restsüße und Fülle nicht kombinieren wollen. Aber an einem Sommerabend wie diesem auf dem Balkon in der untergehenden Sonne passt er schon ziemlich perfekt.

Gruß
Ulli
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Ralf Gundlach

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Re: Weingart

BeitragDo 25. Jun 2020, 23:25

UlliB hat geschrieben:Spay In der Zech Spätburgunder Weißherbst Kabinett feinherb 2019 (Weingart) 13,0%Vol. Im Glas sehr blasses Rotgold, Kohlensäurebläschen. In der Nase eine richtige Fruchtexplosion - reife Himbeere und Erdbeere, intensiv. Im Gaumen dicht, für einen Rosé ziemlich gewichtig, aber die deklarierten 13% Alkohol sind gut eingebunden und stechen nicht hervor, und der Wein bleibt auch dank lebendiger Säure schwungvoll und frisch. Das hat zwar schon etwas von Fruchtbonbon - diese Himbeerdinger, die einem immer den Gaumen aufgeraspelt haben - wozu auch die spürbare Restsüße beiträgt (22 Gramm), aber bei Rosé finde ich so etwas ganz ok. Wer Anspruch im Glas haben will, kann sich ja stattdessen mit einer entfruchteten Mineralbombe quälen 8-)

Mit einem Essen würde ich diesen Wein wegen seiner Restsüße und Fülle nicht kombinieren wollen. Aber an einem Sommerabend wie diesem auf dem Balkon in der untergehenden Sonne passt er schon ziemlich perfekt.

Gruß
Ulli


Ein Weißherbst Kabi feinherb.....das hätte ich nicht von dir gedacht.. :) Ich muß zugeben, den hätte ich mir wegen des Restzuckers niemals gegönnt. Was allerdings bei Winzern wie Florian Weingart verkehrt sein kann, anscheinend. Aber Respekt vor deiner Flexibilität :!:

Gruß

Ralf
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UlliB

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Re: Weingart

BeitragFr 26. Jun 2020, 10:11

Ralf Gundlach hat geschrieben:Ein Weißherbst Kabi feinherb.....das hätte ich nicht von dir gedacht.. :)

Hallo Ralf,

bei Rosé bin ich nicht sonderlich wählerisch. In den Sommermonaten konsumieren meine Frau und ich vielleicht ein gutes Dutzend Flaschen, und das sind meistens Zufallskäufe: mal ein Beipack zu einer Bestellung (wie der hier), mal etwas, was ich im Handel sehe und mich spontan reizt. Ich habe da auch keine Berührungsängste mit Kaltvergärern und Fruchtkrachern - lange haltbar sein müssen die ja eh nicht, die sind spätestens im Folgejahr konsumiert.

Dass ich allerdings bewusst einen Restsüßen nehme, ist schon eine große Ausnahme. Tatsächlich wüsste ich hier auch nicht, mit welchem Essen ich das kombinieren sollte - bei trockenen Rosés ist das kein großes Problem. Aber als Solist machte der Wein eine wirklich gute Figur.

Ach ja, der Begriff "Kabinett" ist hier nun völlig absurd. Mit 13% deklariertem Alkohol und 22 Gramm Restzucker lässt sich abschätzen, dass das Traubengut so etwa 110°Oe gehabt haben muss. Ich vermute mal, dass das eine saignée vom (roten) Spätburgunder ist, und der war 2019 offensichtlich hochreif. Der Wein hat dementsprechend für einen Rosé auch richtig "Dampf". Zumindest was 2019 betrifft, ist der Herr Weingart ein schlimmer Prädikatsvergewaltiger - und dabei offensichtlich auch noch ein Gewohnheitstäter :lol:

Gruß
Ulli
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EThC

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Re: Weingart

BeitragFr 26. Jun 2020, 10:19

UlliB hat geschrieben:ist der Herr Weingart ein schlimmer Prädikatsvergewaltiger

...na ja, er macht doch eigentlich nix anderes, als das Prädikat so anzuwenden, wie es das Gesetz vorgesehen hat. Nur weil sich außerhalb der Gesetzeslage über die Jahre in manchen Regionen mit dem Begriff "Kabinett" auch eine stilistische Bedeutung herauskristallisiert hat, die mit dem Gesetzestext überhaupt nix zu tun hat, sehe ich nicht, daß man Leute, die da ihre eigene Interpretation innerhalb des Erlaubten anwenden, gleich als "Prädikatsvergewaltiger" abstempelt, noch dazu einen schlimmen... :?
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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Ollie

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Re: Weingart

BeitragFr 26. Jun 2020, 11:05

EThC hat geschrieben:als "Prädikatsvergewaltiger" abstempel[n], noch dazu einen schlimmen... :?


"Stigmatisieren". Das Wort, das du suchst, ist "stigmatisieren". Schließlich ist Ullis Intention hier ganz eindeutig, eine Winzerexistenz sozialgerechterweise der gesellschaftlichen Totalvernichtung anheimfallen zu lassen. Denn Oechslekönig hat unseren moselsexuellen (LBTGK*) Forumsmitglieder*innen ein Leids getan!!1!

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Re: Weingart

BeitragFr 26. Jun 2020, 11:19

Ollie hat geschrieben:
EThC hat geschrieben:als "Prädikatsvergewaltiger" abstempel[n], noch dazu einen schlimmen... :?

"Stigmatisieren". Das Wort, das du suchst, ist "stigmatisieren". Schließlich ist Ullis Intention hier ganz eindeutig, eine Winzerexistenz sozialgerechterweise der gesellschaftlichen Totalvernichtung anheimfallen zu lassen. Denn Oechslekönig hat unseren moselsexuellen (LBTGK*) Forumsmitglieder*innen ein Leids getan!!1!

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*leicht, blumigfruchtig, trockenschmeckend, gut, kabinettig
Immer wieder erstaunlich, zu was manche Gehirne so imstande sind. :shock:
Ich komm' mir dann bloß immer so unglaublich öde vor. :(
Super, der Tag ist für mich gelaufen (ymmd). :lol:
Besten Gruß, Karsten
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