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Weingart

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Gaston

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Re: Weingart

BeitragFr 25. Sep 2020, 22:58

Nachdem feinen Riesling musste noch der Spätburgunder probiert werden:

Bild

Insgesamt bewegen sich die Weingartschen Spätburgunder für meinen Geschmack in die richtige Richtung. Frühere Jahrgänge nervten bisweilen mit zuviel Power und Alkohol, seit drei, vier Jahren scheint mir hier ein Umdenken passiert zu sein. Die Weine sind schlanker, säurebetonter, fokussierter. Dieses Exemplar hat schöne Anlagen, braucht aber noch ein wenig Reife. Wiedervorlage in einem Jahr.
Beste Grüße
Gaston
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Volker

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Re: Weingart

BeitragSa 10. Okt 2020, 20:03

Bopparder Hamm Ohlenberg 2006 feinherb

schon beim öffnen der Flasche in der Nase ein Eindruck, den ich mit Weinen aus dem Ohlenberg in Verbindung bringe.

In der Nase eher sehr feine florale Aromen, mit Luft Mandarine und Litschi und etwas Firne.
Am Gaumen setzt sich das Bild fort erweitert um leichte, feine Zitrusaromen. Die Säure ist sehr fein (Ohlenberg typisch).
Das Ganze wird begleitet von etwas Firne sowie einem Eindruck von Fassaromen (keine Ahnung, ob der Wein nun wirklich im Fuder lag oder im Stahl ausgebaut war) und einem leichten Bitterton.

Da ich gereifte Rieslinge mag, stören mich die Firne nicht. Ich würde sogar behaupten, dass sie dem Wein etwas mehr Grip verleihen.

Auch wenn man Weinen nachsagt, Sie würden mit dem Alter sensorisch weniger süß schmecken (empfinde ich selber auch oft so), ist das Geschmacksbild hier klar feinherb.

Volker

Nachtrag

am 2. Tag verschwinden sensorisch der leichte Bitterton und auch die Firne und wandeln sich in eine herb, würzige Note, was dem Wein sehr gut steht.
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Bernd Schulz

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Re: Weingart

BeitragSa 17. Okt 2020, 21:12

Dass ich mal Freude an einem mit deutlicher Restsüße ausgestatteten Rosé haben könnte, hätte ich bis vor einer Woche selber niemals geglaubt. Aber siehe da:

Bild

Von diesem Wein habe ich aus einer merkwürdigen Laune/Eingebung heraus zwei Flaschen ohne Probe direkt ab Hof mitgenommen (am vergangenen Samstag war ich auf dem Weg nach Bacharach ganz kurz bei Weingart). Und es zeigte sich wieder einmal, dass jedweder Fundamentalismus irgendwann auf seine Widerlegung stößt: Entgegen meiner prinzipiellen Überzeugung gibt es offenbar restsüße (beziehungsweise "feinherbe" :twisted: ) Rosés, die sich auf einem ziemlich hohen Niveau befinden - man muss nur in der Lage sein, sich auf ihre Qualitäten einzulassen....

Herzliche Grüße

Bernd
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Volker

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Re: Weingart

BeitragSa 24. Okt 2020, 11:35

Schloß Fürstenberg Spätlese 2006

die hohe Restsüße, die beim Kabinett aus gleichem Jahr und Lage nicht funktioniert hat, funktioniert bei diesem Wein, da er zusätzlich deutlich von Botryris geprägt ist.
Viel tropische Frucht, Honig, keine stärkeren Bitternoten, was für saubere Botrytis spricht. Deutliche Viskosität und Cremigkeit. Da steckt schon ordentlich Power dahinter und trotzdem behält der Wein ein gewisse Eleganz. Das hat natürlich nichts mit einer Spätlese im klassischen Sinne zu tun sondern ist sensorisch eher Sterne Auslese mit Tendenz zur leichten Beerenauslese. Eben ein Kind des Jahrgangs.

In den letzten Jahren verirrt sich dieser Typus Wein eher selten ins Glas aber so mal macht das schon Spaß.
Über den damaligen Preis decken wir lieber den Mantel des Schweigens aber das ist schon ein geniales PLV.

Gruß

Volker
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Gaston

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Re: Weingart

BeitragMi 10. Mär 2021, 21:27

Heute im Glas:

Bild

Wenn mir das jemand als 2005er Spätlese hinstellen würde, hätte ich keinen Grund daran zu zweifeln. Das schmeckt wie eine sehr gut gereifte, 15 bis 20 Jahre alte Spätlese. Auch kommt die Süße etwas stärker durch, was ihm einen fast halbtrockenen Charakter verleiht - dem Wohlgeschmack allerdings keinen Abbruch tut.

Ein ganz anderer Wein als vor drei Jahren, mit einer Ausnahme: er ist ziemlich untypisch, diesmal in Bezug auf sein Alter. Ich hege hier auch den Verdacht auf eine extreme Flaschenvarianz oder einen nicht ganz dichten Korken, denn so sollte ein 2016er eigentlich nicht schmecken. Davon abgesehen schmeckt er sehr gut.

(P.S. Gibt es eigentlich bei offiziellen Wertungen Punktabzug, wenn der Wein wie in diesem Fall jahrgangsuntypisch ist - also viel weiter entwickelt als er eigentlich sein sollte - aber vom Alter abgesehen stimmig ist?)
Beste Grüße
Gaston
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Gerlach

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Re: Weingart

BeitragSa 29. Mai 2021, 17:37

Die wohlwollenden Ansichten über dieses von grossem Engagement des Weinmachers beseeltes Weingut konnte ich bislang teilen, habe alljährlich dort als einzigem Mittelrhein-Weingut bestellt und hatte das Weingut als randseitige Bereicherung deutscher Weinlagen als festen Merkposten im Auge. Das ändert sich mit dem Jahrgang 2020: Die Aussendung von Herrn Weingart reiht sich in die leider verbreitete Jubelperser-Hymnik a la Lobenberg und Pinard ein - der neue Jahrgang ist mindestens so gut oder noch besser als die grossartigen Vorgängerjahrgänge. Ungeachtet dessen habe ich den 6er-Probekarton bestellt - welch eine Überraschung für jemanden, der keine Weine mit mehr als 12,5 Volumenprozent trinkt: Weingart produziert auf einmal (ohne dies mit analytischen Angaben in seiner Aussendung zu kennzeichnen - das wird jetzt für mich in Kimawandelzeiten eine Notwendigkeit) Alkoholbomben : Rose feinberb mit 13,5%, zwei weitere Rieslinge mit 13 und 13,5 %. Die beiden alkohollärmeren Einstiegs-Rieslinge trocken und feinherb lassen sich unfallfrei und unauffällig trinken - mehr nicht. So verschwindet ein weiteres Weingut von meinem Radar - ade Weingart.
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Je-Mi

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Re: Weingart

BeitragSa 29. Mai 2021, 19:40

Eine Spätlese trocken hat sogar 14 %. Ich habe auch gestaunt.
Aber, hast du die Weine denn schon probiert?
Beste Grüße
Jens
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Ralf Gundlach

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Re: Weingart

BeitragSa 29. Mai 2021, 20:24

Ich muß zugeben, ich habe mich auch etwas gewundert über die Ausführungen von Florian Weingart bzgl. des Jahrgangs 2020. Aber, und da bin ich mir sicher wird er dafür seine Gründe haben ( die mir wahrscheinlich als Kabi-Fan nicht gefallen), und die liegen nicht im Hochjubeln des Jahrgangs, weil er mehr Umsatz braucht . Nächste Woche fahre ich nach Lorchhausen, auf dem Weg werde ich ein paar Pullen in Spay einpacken. Und testen.

Gruß
Ralf
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Ralf Gundlach

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Re: Weingart

BeitragSa 12. Jun 2021, 21:13

Im Glas:

2019 Riesling Kabinett feinherb

Seit 5 Tagen offen. In der Nase eine deutliche Spontinote. Am Gaumen gefällt der mir jetzt richtig gut. Dezente Mandarine, Grapefruit. Grandiose Mineralität, gepaart mit einer ganz feinen Säure. Sehr elegant. Am ersten Tag gefiel der mir nicht so gut. Ich kam heute erst auf die Idee, den nochmal zu probieren. Hat sich gelohnt.

90 Punkte. Kostet 8,50 Euro.

Aus dem Gedächtnis: der 2020 Ohlenberg Kabinett trocken gefiel mir auch sehr gut, wenn man damit einverstanden ist, das man eine Spätlese im Glas hat. Der hat schon ordentlich Stoff. Aber alles gut verpackt. Aus der Erinnerung heraus 89 Punkte.

Gruß

Ralf
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Bernd Schulz

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Re: Weingart

BeitragSo 13. Jun 2021, 20:35

Mein erster 2020er von Florian Weingart erweist sich gerade als richtiger Knüller:

Bild

Ralf hat mir den Wein dankenswerterweise mitgebracht. Es handelt sich klar um einen Nachkaufkandidaten, der einmal mehr bestätigt, dass die Bacharacher Lagen ungewöhnlich feine Rieslinge hervorbringen können, wenn der Winzer über entsprechende Fähigkeiten verfügt. Diese Spätlese stellt einen von vielen Beweisen für Florian Weingarts Meisterschaft dar. Und der Preis ....puh, ich wollte ja hier in diesem Forum nicht mehr so viel vom schnöden Mammon reden.... :oops: :oops:

Herzliche Grüße

Bernd
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