Weingart

toff
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Re: Weingart

Beitrag von toff »

Hallo zusammen,

ich habe inzwischen auch angefangen, meinen 15er Probekarton anzutesten. Den feinherben Spayer Kabinett und die feinherbe Engelstein Spätlese "Am weißen Wacke" hatte ich bereits. Hier war Bernd schneller als ich und seine Beschreibungen kann ich so übernehmen. Besonders die Spätlese fand ich ganz ausgezeichnet.

Gerade habe ich den 2014 Spay In der Zech Spätburgunder im Glas: Mitteldichtes Karminrot, in der Nase rote Beeren, etwas Holz, Kokosanklänge. Im Mund weniger Frucht, dafür ein mineralischer Ton, auch etwas würziges Holz, strukturgebende Säure, hinten auch eine ganz leichte grüne, adstringierende Note, guter Abgang. Die Komponenten im Mund sind derzeit noch nicht ganz in der Balance, aber wenn sich das mit etwas Reife harmonisiert, kann das ein schöner Spätburgunder werden.

In der Vergangenheit fand ich die Weingart´schen Spätburgunder häufig zu fett, das ist in diesem Jahr nicht der Fall, wie auch Gaston an anderer Stelle schon bemerkt hat. Auch der Alkohol ist mit 12,5 Volt angenehm moderat, das waren früher auch gerne mal 2 Umdrehungen mehr. Ob das nun am 14er Jahrgang liegt oder bewußt eine Stiländerung angestrebt wurde, weiß ich nicht, aber mir scheint auch der Holzeinsatz etwass zurückgenommener. Gefällt mir in der Art ziemlich gut.

Beste Grüße

Christopher
Bernd Schulz
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Re: Weingart

Beitrag von Bernd Schulz »

So, mit dem restsüßen Kabi war heute der letzte meiner vier Weingart-Rieslinge aus 2015 fällig:

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Die lange Maischestandzeit macht sich auch hier deutlich bemerkbar; mir gefällt dieser strukturbetonte Stil aber sehr gut!

Gaston, wir hatten doch irgendwann mal etwas kontrovers über die Bedeutung der Spontangärung diskutiert - bei diesem Kabi verwette ich meinen Hut darauf, dass es sich um einen Sponti handelt! Und ich verwette meinen Ersatzhut darauf, dass der Wein deutlich anders (nämlich flacher) riechen und schmecken würde, wenn er mit Reinzuchthefen vergoren worden wäre!

Herzliche Grüße

Bernd
mixalhs
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Re: Weingart

Beitrag von mixalhs »

Besuch bei Weingart am Samstag, sehr nette Betreuung und ein Programm feiner Rieslinge. Die trockene Spätlese und der Anarchie-Wein sind bereits ausverkauft. Gekauft habe ich das 2015er Kabinett trocken vom Bopparder Hamm, die restsüße Spätlese 2015 vom Engelstein sowie den 2014er Spätburgunder "von der Zech", der mit 12,5% Alkohol recht schlank geraten ist und mir, ebenso wie die gesamte Riesling-Kollektion sehr gut gefiel.

Ehe ich's vergesse: Die Fahrt von der A61 hinunter nach Boppard eröffnet übrigens spektakuläre Blicke auf das Rheintal.
miromo
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Re: Weingart

Beitrag von miromo »

Bernd Schulz hat geschrieben:So, mit dem restsüßen Kabi war heute der letzte meiner vier Weingart-Rieslinge aus 2015 fällig:

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Die lange Maischestandzeit macht sich auch hier deutlich bemerkbar; mir gefällt dieser strukturbetonte Stil aber sehr gut!

Gaston, wir hatten doch irgendwann mal etwas kontrovers über die Bedeutung der Spontangärung diskutiert - bei diesem Kabi verwette ich meinen Hut darauf, dass es sich um einen Sponti handelt! Und ich verwette meinen Ersatzhut darauf, dass der Wein deutlich anders (nämlich flacher) riechen und schmecken würde, wenn er mit Reinzuchthefen vergoren worden wäre!

Herzliche Grüße

Bernd
Hallo Bernd,
das kann ich 100%ig so unterschreiben. Ein Freund von mir brachte gestern einen feinherben Riesling aus dem Hamm von Didinger mit, der ja bekanntermaßen mit Reinzuchthefen arbeitet. Den Geschmack der Weingart-Kollektion noch im Mund, war dies ein Unterschied wie Tag und Nacht. Der Didinger wirkt glattgebügelt und absolut langweilig, die (Mund) Fülle und Aromatik der Weingart-Weine geht dem Didinger vollkommen ab. Die Spontanvergärung geht ja auch Hand in Hand mit Weingarts Philosophie des "anarchistischen" Weins, wobei man nicht so dogmatisch ist und Reinzuchthefen vollkommen ablehnt. Die zusehende Orientierung der Weingarts hin zum biologischen Weinbau wird wohl auch ihren Anteil an der Spontanaromatik der Weine haben.

Vinophile Grüße

Stefan
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Gaston
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Re: Weingart

Beitrag von Gaston »

So, jetzt also auch von mir erste Kommentare zu Weingart 2015:


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Zwei sehr gute Weine. Der trockene Kabinett klassisch Weingart, vielleicht etwas kräftig mit höherem Alkohol und eigentlich fast eher Spätlese-Charakter, aber sehr gut mit richtig Potential.

Der Mathias Weingarten ist ja so ein Solitär im Weingart-Sortiment, die einzige Bacharacher Lage, die er bewirtschaftet. Interessant finde ich aber, dass m.E. hier viel eher die Handschrift des Weinguts spürbar ist und der "Bacharacher Charakter" hier gar nicht so markant ist. Relativ druckvoll im Ausdruck bei nur 10,5 vol. Wie auch immer: sehr schöner Weingart-Kabi. Macht Spaß.
Beste Grüße
Gaston
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Gaston
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Re: Weingart

Beitrag von Gaston »

Und noch einen Weingart gabs die Woche:

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Wieder eher dezente Süße, maximal "halbtrocken", jetzt schon süffig, legt sicherlich noch zu.
Beste Grüße
Gaston
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Gaston
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Re: Weingart

Beitrag von Gaston »

Auch der Basisriesling enttäuscht nicht:

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Fast wie immer – nichts Hochfeines oder Tiefgründiges, aber grundsolide, gut und sehr schön zu trinken, gefällmir gut, legt eventuell in den nächsten Monaten noch zu. Wo anders bekommt man sowas für 6,50 Euro?
Beste Grüße
Gaston
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Gaston
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Re: Weingart

Beitrag von Gaston »

Eine interessante Spätlese:

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Ein Wein, bei dem die etwas längere Maischestandzeit mit der dezent phenolischen Ausprägung zum Ausdruck kommt. Im Übrigen nicht der einzige Wein im Weingartschen 15er Sortiment, der diesen – für einen Mittelrhein-Riesling-Winzer der klassischen Prägung – durchaus experimentellen Entstehungscharakter zeigt. Mir persönlich gefällt das ganz gut, es gibt dem Wein eine zusätzliche interessante Dimension, der ihn insbesondere als Essensbegleitung besonders interessant macht. Alles ist natürlich eine Frage des Maßes. Aber ich bin sicher– und das entnehme ich persönlichen Gesprächen mit dem Winzer – dass Florian Weingart genau weiß, was er will, was er kann, was seine Kunden schätzen und wollen, und was aus dem allen folgt. Einen Wein dieses Charakters empfinde ich jedenfalls durchaus als Bereicherung.
Beste Grüße
Gaston
StephanB
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Registriert: So 15. Nov 2015, 17:42

Re: Weingart

Beitrag von StephanB »

Gaston hat geschrieben:Eine interessante Spätlese:

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Ein Wein, bei dem die etwas längere Maischestandzeit mit der dezent phenolischen Ausprägung zum Ausdruck kommt. Im Übrigen nicht der einzige Wein im Weingartschen 15er Sortiment, der diesen – für einen Mittelrhein-Riesling-Winzer der klassischen Prägung – durchaus experimentellen Entstehungscharakter zeigt. Mir persönlich gefällt das ganz gut, es gibt dem Wein eine zusätzliche interessante Dimension, der ihn insbesondere als Essensbegleitung besonders interessant macht. Alles ist natürlich eine Frage des Maßes. Aber ich bin sicher– und das entnehme ich persönlichen Gesprächen mit dem Winzer – dass Florian Weingart genau weiß, was er will, was er kann, was seine Kunden schätzen und wollen, und was aus dem allen folgt. Einen Wein dieses Charakters empfinde ich jedenfalls durchaus als Bereicherung.
Habe ihn gerade im Glas, diesen Wein. Kann weitgehend die Beschreibung nachvollziehen, nur das "sensorisch nahezu trocken" nicht. Ich schmecke eine deutliche Süße, die zu diesem Wein passt aber an der Grenze dessen ist, was mir zusagt, insbesondere, wenn er als Essensbegleitung empfohlen wird. Von der Stilistik her für mich eher "Auslese halbtrocken". Ich bin gespannt, wie der sich entwickelt.
Viele Grüße

Stephan
miromo
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Re: Weingart

Beitrag von miromo »

Weingart 2011 Bopparder Hamm Engelstein feinherb +

Mittleres Goldgelb, straffe unmittelbar anspringende blitzsaubere feinherbe sehr komplexe Nase nach Birnen, Pfirsisch, Aprikose, Mirabellen, leicht rauchig und wachsig, neben der jugendlichen Frische auch gleichzeitig eine herbstliche Reife, Textur dicht-samtig mit feiner Säure und dezenter Süsse, ganz leicht salzige Mineralik, sehr kühl-mineralischer Kern, Pfirsisch-Birne, mit leichtem Bitterle und herbstlicher Gelbfrucht, vielleicht fehlt für mich persönlich ein winziges bißchen die Spannung und Nervigkeit um die 90 Punkte zu knacken.

Vorletzte Woche war ich übrigens für ein paar Tage bei der Weinlese bei den Weingarts mit dabei. Unabhängig davon, dass die Lese sich nicht ganz unanstrengend gestaltet, hat mir das extrem viel Spaß gemacht, da im Leseteam eine sehr familiäre Atmosphäre herrscht und sich die Gelegeheit bot mal das „Innenleben“ der Weinberge und den Winzer selbst näher kennen zu lernen. Ich war schon vorher ein großer Fan von Weingart und nach der Lese erst recht, ein ungemein sympatisch-humorvoll-bescheiden-bodenständiger Mensch, der eine ganz glasklare Vorstellung von dem hat, was er macht. Unter Würdigung des Gesamtpakets Wein und Mensch wahrscheinlich mittlerweile meine Nummer 1 unter den Winzern.

Zum Jahrgang selbst: Florian Weingart hofft trotz des schwierigen Jahrgangs (sehr viel Mehltau im Sommer, im September Sonnenbrand und aktuell partiell Fäulnis) auf eine qualitativ und quantitativ überdurchschnittliche Ernte. Im Ohlenberg waren die Trauben noch recht gesund, im Engelstein (die wohl beste Lage des Hamm, Einzelpfahlerziehung auf Terrassen) hingegen mussten wir stellenweise sehr viel faule Trauben rausschneiden. Den hohen Fäulnisanteil konnte sich Florian trotz seiner mittlerweile 20-jährigen Erfahrung und akribischer Analyse der Physik und Chemie des Bodens und der Pflanzen nicht erklären. Nach meiner Abreise stellte sich warmes und einige Tage später feuchtes Wetter ein, ein Umstand der die Fäulnis im schlimmsten Fall nur noch stärker begünstigt hat. Ich hoffe, dass die Mannschaft noch ausreichend gesundes Lesegut vom Engelstein einbringen konnte, so dass wir alle auf ein gutes und mengenmäßig ausreichendes Jahr hoffen können.

Vinophile Grüße

Stefan
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