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Die Suche nach dem Kultwein

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Bernd Schulz

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Re: Die Suche nach dem Kultwein

BeitragSa 3. Feb 2024, 00:02

Climins hat geschrieben: Welche Rolle spielt denn Trier als regionales Zentrum? Die Stadt ist Heimat des Bistums und deshalb gibt es da ja mit den "Bischöflichen Weingütern" auch so etwas wie einen big player (130 Hektar). Koblenz steht dem gegenüber etwas im Schatten. Das ist natürlich so eine Henne-Ei Frage, aber ich finde es nicht unplausibel, dass da wo das historische (religiöse) Zentrum der Region ist, auch der Fokus gesetzt wird.


Die Beschäftigung mit der Vergangenheit finde ich allemal spannend, aber leider hält sich meine historische Kompetenz sehr in Grenzen. Dass die Kirche in der Vergangenheit beim Weinbau oft eine große Rolle gespielt hat, lässt sich nicht von der Hand weisen (trotzdem sind die Produkte der Bischöflichen Weingüter nach meinen Erfahrungen weitgehend zu meiden :evil: ), aber andererseits besaß das wohl eher bürgerlich geprägte :?: Koblenz rein handelstechnisch die günstigere Lage an Rhein und Mosel.

Auf jeden Fall hat man sich an der Untermosel über längere Zeit hinweg extrem viel Mühe mit dem Weinbau gegeben. Davon legt die einzigartige Landschaftsarchitektur rund um Winningen mit ihren "Chören" ein großartiges Zeugnis ab; als ernsthafter Weinliebhaber sollte man den Uhlen und den Röttgen einmal mit eigenen Augen gesehen haben! Und etliche Winninger Rieslinge - nicht nur die von Heymann-Löwenstein - verdienen wirklich Aufmerksamkeit (mir fällt gerade ein, dass ich dringend mal wieder etwas bei Kröber ordern müsste :!: ).

Herzliche Grüße

Bernd
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UlliB

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Re: Die Suche nach dem Kultwein

BeitragSa 3. Feb 2024, 18:51

Climins hat geschrieben:Welche Rolle spielt denn Trier als regionales Zentrum? Die Stadt ist Heimat des Bistums und deshalb gibt es da ja mit den "Bischöflichen Weingütern" auch so etwas wie einen big player (130 Hektar). Koblenz steht dem gegenüber etwas im Schatten. Das ist natürlich so eine Henne-Ei Frage, aber ich finde es nicht unplausibel, dass da wo das historische (religiöse) Zentrum der Region ist, auch der Fokus gesetzt wird.

Wenn die räumliche Nähe eine Rolle gespielt hätte, hätten die Trierer Kirchenherren auf Weine aus der unmittelbaren Umgebung von Trier gesetzt. Da gibt es durchaus einige Weinberge - so ist die Ruwer mit ihren Lagen nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt.

Das haben sie aber nicht. Wenn an der bekannten Legende vom Bernkasteler Doctor irgend etwas dran ist, hat der damalige Bischof und Kurfürst als Medizin und sicher auch als Wein etwas bevorzugt, was moselabwärts in 65 Kilometer Entfernung produziert wurde. Aus heutiger Sicht ist das ein Katzensprung, aber in einer Zeit, als Weine über Land mit einem Ochsenkarren transportiert wurden (mit 3 km/h) oder flussaufwärts getreidelt wurden (mit 1 km/h) war das mehrere Transporttage entfernt, was entsprechenden Aufwand und Kosten verursacht hat. Da dürfte die herausragende Qualität der Lage tatsächlich entscheidend gewesen sein. Die Mittelmosel im engeren Sinne ist von Trier aus gesehen im historischen Kontext nicht "mal eben um die Ecke", auch wenn die Untermosel noch deutlich weiter entfernt ist.

Der legendäre Ruf der Weine der Mittelmosel ist erst ein Produkt der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, das eigentliche goldene Zeitalter war der Zeitraum zwischen 1890 und dem ersten Weltkrieg, als Auslesen aus dem Kernbereich im damaligen internationalen Handel mehr gekostet haben als die 1er grand cru classé aus dem Bordelais. Der Einfluss der Kirche dürfte damals schon sehr begrezt gewesen sein. Es ist eine interessante Frage, ob der Ruhm lediglich der besseren Verfügbarkeit der Mittelmosel-Weine im Handel geschuldet ist - was das oben von Bernd Schulz Zitierte nahelegt - oder ob die Weine tatsächlich besser waren als das, was an der Mosel sonst so produziert wurde.

Gruß
Ulli
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Climins

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Re: Die Suche nach dem Kultwein

BeitragSo 4. Feb 2024, 21:31

Bernd Schulz hat geschrieben:Auf jeden Fall hat man sich an der Untermosel über längere Zeit hinweg extrem viel Mühe mit dem Weinbau gegeben. Davon legt die einzigartige Landschaftsarchitektur rund um Winningen mit ihren "Chören" ein großartiges Zeugnis ab; als ernsthafter Weinliebhaber sollte man den Uhlen und den Röttgen einmal mit eigenen Augen gesehen haben! Und etliche Winninger Rieslinge - nicht nur die von Heymann-Löwenstein - verdienen wirklich Aufmerksamkeit (mir fällt gerade ein, dass ich dringend mal wieder etwas bei Kröber ordern müsste :!: ).


Zum Glück habe ich diese WeinBERGE (hier passt der Bergriff endlich einmal) schon einmal mit dem Rad besucht. Damals allerdings ohne einen blassen Schimmer davon, dass ich unter dem Uhlen und Röttgen vorbeifahre, sondern nur mit offenem Mund. Das war toll - und gleichzeitig war es richtig schwierig in Koblenz einen vernünftigen Wein zu bekommen. Ich kann mich gut erinnern, dass die Radtour von einem Künstler Riesling begleitet wurde, die ich bei einem Jacques Weindepot erstanden hatte, weil es in Koblenz keine vernünftige Weinhandlung gibt! Ich habe Koblenz überhaupt nicht als Weinstadt erlebt. :(
Beste Grüße,
Clemens
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Bernd Schulz

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Re: Die Suche nach dem Kultwein

BeitragSo 4. Feb 2024, 22:52

Climins hat geschrieben:Zum Glück habe ich diese WeinBERGE (hier passt der Bergriff endlich einmal) schon einmal mit dem Rad besucht. Damals allerdings ohne einen blassen Schimmer davon, dass ich unter dem Uhlen und Röttgen vorbeifahre, sondern nur mit offenem Mund. Das war toll - und gleichzeitig war es richtig schwierig in Koblenz einen vernünftigen Wein zu bekommen.


Gerade habe ich mal ein wenig gegoogelt: Weinhandlungen, welche die Fahne der Terrassenmosel und des Mittelrheins besonders hoch halten, scheint es tatsächlich in Koblenz kaum zu geben. Jedenfalls stößt man zuerst mal auf Händler, die alles Mögliche an deutschem Riesling im Programm haben - nur nichts aus der näheren Umgebung! Für ganz schön traurig halte ich das bis auf Weiteres.

Auf der Radtour hättet ihr natürlich auch direkt in Winningen ein Weingut anfahren können, um euch eine Flasche für den Abend zu besorgen. Ich habe das bei Radtouren (die ich früher gerne unternommen habe) häufiger so gehalten und dann bei Betreten des Weinguts sofort gesagt, dass ich nur eine Einzelflasche kaufen und nichts probieren möchte.

Jetzt bekomme ich große Lust, mich wieder einmal etwas näher mit der Terrassenmosel zu beschäftigen. Ich könnte mal schauen, was Kröber (mittlerweile meine bevorzugte Adresse in Winningen) gerade zu bieten hat. Und über einen Urlaub dort sollte ich vielleicht auch noch nachdenken....

Dezent offtopische, aber herzliche Grüße sendet

Bernd
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icedtea

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Re: Die Suche nach dem Kultwein

BeitragSo 4. Feb 2024, 23:12

Schon länger her, dass ich dort war, aber hält nicht die Winninger Weinstube in der Nähe der Talstation der 3-S-Bahn nach Ehrenbreitstein die Fahne hoch?
Save water, drink Riesling

Grüße
Sascha
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