Lagerfähiger Moselriesling

Hallo,

ich bin neu hier im Forum und muss mich erstmal als Biertrinker outen
Aber ich beschäftige mich derzeit das erste mal ernsthaft mit Wein.

Ich suche für mein letztes Jahr geborenes Patenkind einen Wein der lagerfähig ist. Diesen würde ich Ihr dann gerne z.B. zum 18. Geburtstag schenken. Vielleicht auch damit mit den Eltern zur Kommunion anstoßen?
Ist das realistisch einen Moselriesling so lange zu lagern?

Die Trauben sollten zwischen Koblenz und Trier gereift sein, also bitte keinen Saarwein empfehlen und auch keinen von der Ruwer. Der Wein soll einen persönlichen Bezug haben, ich bin viel an der Mosel unterwegs, aber Saar und Ruwer sind weniger meine Gegenden. Geschmackliche Vorlieben meinerseits sind eher nachrangig. Vater und Mutter sind auch Biertrinker, daher wage ich keine Prognose zur geschmacklichen Vorliebe der Beschenkten

Ich stelle mir eine Preislage von 10-25 EUR je Flasche vor. Was ich bisher verstanden habe, ist das Säure, Restzucker und Alkoholgehalt die Lagerfähigkeit bessern. Nach meinem Verständnis stehen dagegen RZ und Alk. etwas im "Widerspruch". Sind Weine aus guten Lagen besser lagerfähig? Bedarf es dazu einer Trockenbeerenauslese?

Gibt es irgendwelche Preisleistungsempfehlungen eurerseits? Bei meinen Recherchen bin ich z.B. auf Clemens Busch, Pündericher Marienburg gestoßen. Dort sehe ich große Preisunterschiede im Vergleich zu Weingut Frank Brohl der Weine aus der gleichen Lage viel günstiger anbietet (hier wäre im Budget eine Magnumflasche drin ). Zahlt man den Namen einfach nur mit oder ist die Kunst im Weinkeller so hoch, dass der Mehrpreis gerechtfertigt ist?

Mit der Pündericher Marienburg (nicht die Lage sondern die Burg) verbinde ich Erinnerungen. Das wäre z.B. eine Lage die ich mir als Geschenk vorstellen könnte. Möchte mich aber nicht auf diese Lage versteifen.

Viele Grüße
Dave (der gerade auf die Mosel blickt)

Hallo!

Die süßen Sachen von Brohl reifen schon, doch 18 Jahre würde ich nicht riskieren. Auslesen von den Granden wären was, um sicher zu gehen. Also J.J. Prüm, M. Molitor, F. Haag, usw.. Von denen halten auch Spätlesen so lange durch und die Kollegen hier haben sicherlich noch mehr Tips.

In 2020 würde ich mich schon an die großen Namen und Lagen halten. Vielleicht hauch nach kühlen Lagen schauen, etwa Hühnerberg usw..

Grüße und viel Erfolg

Lars

Willkommen im Forum, Dave!

Ich suche für mein letztes Jahr geborenes Patenkind einen Wein der lagerfähig ist. Diesen würde ich Ihr dann gerne z.B. zum 18. Geburtstag schenken. Vielleicht auch damit mit den Eltern zur Kommunion anstoßen?
Ist das realistisch einen Moselriesling so lange zu lagern?

Das ist sehr realistisch, wenn der Erzeuger den Ehrgeiz hat, lagerfähige Rieslinge zu produzieren.

Was ich bisher verstanden habe, ist das Säure, Restzucker und Alkoholgehalt die Lagerfähigkeit bessern.

Der Alkohol tut nichts zur Lagerfähigkeit. Diverse restsüße Spätlesen und Hochprädikate haben nur 7 bis 8 Prozent Alkohol und sind trotzdem über Jahrzehnte haltbar.

Bedarf es dazu einer Trockenbeerenauslese?

Nein. Schon eine Spätlese aus einem sehr guten Hause und einem vernünftigen Jahrgang sollte es locker 25 Jahre machen, wenn der Korken denn mitspielt. Ich habe noch etliche Spätlesen aus den 90er Jahren im Keller, und um die ist es mir nicht bange.

Gibt es irgendwelche Preisleistungsempfehlungen eurerseits? Bei meinen Recherchen bin ich z.B. auf Clemens Busch, Pündericher Marienburg gestoßen. Dort sehe ich große Preisunterschiede im Vergleich zu Weingut Frank Brohl der Weine aus der gleichen Lage viel günstiger anbietet (hier wäre im Budget eine Magnumflasche drin ). Zahlt man den Namen einfach nur mit oder ist die Kunst im Weinkeller so hoch, dass der Mehrpreis gerechtfertigt ist?

Clemens Busch spielt sicher eine Liga höher als Frank Brohl, aber auch bei letzterem kannst Du in deinem Sinne fündig werden, wenn es denn ein Wein aus der Pündericher Marienburg sein soll - bei Clemens Busch zahlst du neben dem Aufschlag für die noch höhere Qualität weitere Aufschläge für den Namen und nicht zuletzt für die VDP-Mitgliedschaft....

Wenn du mich fragst, machst du mit einer Auslese von Brohl nichts falsch.

Herzliche Grüße

Bernd

P.S.: Gerade habe ich mich noch mal im Internetshop von Frank Brohl umgeschaut. Auch diese rein analytisch gesehen ausleseartige Spätlese** wird aller Wahrscheinlichkeit nach in einem Vierteljahrhundert noch Freude machen (wenn man denn überhaupt Freude an restsüßen Weinen hat):

https://www.weingut-brohl.de/produkt/20 ... ess-075-l/

Da wärst du mit 12 Euro pro Flasche dabei.

Hallo Dave,

das Wichtigste wurde schon gesagt, deshalb beschränke ich mich auf einige Vorschläge von Erzeugern von denen ich schon gereifte Exemplare verkorkstet habe, die den genannten Zeitraum ohne weiteres durchhalten und die sich in deinem Preisspektrum befinden.
Grundsätzlich ist noch zu sagen, dass in 2020 jahrgangsbedingt wenige süße Hochprädikate (Auslese und höher) erzeugt wurden. Daher werden viele Spätlesen bei meinem Vorschlägen dabei aus, natürlich auch aus preislichen Gesichtspunkten.

Max Ferdinand Richter:
Brauneberger Juffer Sonnenuhr Riesling Spätlese 2020, 18,50 Euro.
Brauneberger Juffer Sonnenuhr Riesling Auslese 2020, 25 Euro.

Fritz Haag:
Brauneberger Juffer Riesling Spätlese 2020, 16,50 Euro.
Brauneberger Juffer Sonnenuhr Riesling Spätlese, 21 Euro.

Schloß Lieser: Piesporter Goldtröpfchen Riesling Spätlese 2020, 18,80 Euro.

Martin Müllen:
Trabener Würzgarten Riesling Spätlese*** 2020, 18,90 Euro. (Frühbezugspreis)
Trarbacher Hühnerberg Riesling Spätlese* 2020, 25 Euro. (Frühbezugspreis)

Reinhold Haart: Piesporter Goldtröpfchen Riesling Spätlese 2020, 20 Euro.

Später-Veit: Piesporter Goldtröpfchen Riesling Spätlese Jupp 2020, 16,50 Euro.

Wwe Thansich:
Bernkasteler Badstube Rielsing Spätlese 2020, 17,50 Euro.
Bernkasteler Badstube Riesling Auslese 2020, 25 Euro.

Günther Steinmetz: Brauneberger Juffer Sonnenuhr Riesling Spätlese Goldkapsel, 24 Euro.

Selbach Oster: Wehlener Sonnenuhr Riesling Spätlese 2020, 19,50 Euro.

Willi Schaefer: Graacher Domprobst Riesling Spätlese -AP10- 2020, 22,90 Euro.

Dr. Hermann:
Erdener Treppchen Rielsing Spätlese 2020, 19,50 Euro.
Ürziger Würzgarten in der Kranklei Riesling Spätlese Alte Reben Goldkapsel 2020, 21 Euro.

Vollenweider: Wolfer Goldgrube Riesling Spätlese 2020, 20,50Euro.

Weiser-Künstler:
Wolfer Sonnenlay Riesling Spätlese 2020, 19,50 Euro.
Enkircher Ellergrub Riesling Spätlese 2020, 23 Euro.

AJ Adam: Drohner Hofberg Riesling Spätlese 2020, 22 Euro.

Loersch: Trittenheimer Laurentiusberg Riesling Spätlese 2020, 14,50 Euro.

Franz-Josef Eifel: Trittenheimer Apotheke Riesling Spätlese 2020, 19 Euro.



Viele Grüße
Patrick

Hallo!

Die süßen Sachen von Brohl reifen schon, doch 18 Jahre würde ich nicht riskieren. Auslesen von den Granden wären was, um sicher zu gehen. Also J.J. Prüm, M. Molitor, F. Haag, usw.. Von denen halten auch Spätlesen so lange durch und die Kollegen hier haben sicherlich noch mehr Tips.

Lars

Hallo Lars,

Molitor und Prüm veröffentlichen ihren aktuellen Jahrgang immer erst frühestens im Herbst. Von daher werden wahrscheinlich noch keine Weine aus dem aktuellen Jahrgang der genannten Güter zu bekommen sein.

Ansonsten gehören sie natürlich auf die Liste der möglichen Kandidaten, wobei die Preise bei Prüm erneut sehr angezogen haben sollen und es keine Spätlese mehr für 25 Euro geben sollte. Die Zeltinger Sonnenuhr Spätlese liegt schon in 2019 bei 27 Euro und war eigentlich immer ungefähr auf demselben Niveau wie das Himmelreich und deutlich günstiger als die Wehlener Sonnenuhr.

Viele Grüße
Patrick

Hallo!

Die süßen Sachen von Brohl reifen schon, doch 18 Jahre würde ich nicht riskieren. Auslesen von den Granden wären was, um sicher zu gehen. Also J.J. Prüm, M. Molitor, F. Haag, usw.. Von denen halten auch Spätlesen so lange durch und die Kollegen hier haben sicherlich noch mehr Tips.

Lars

Hallo Lars,

Molitor und Prüm veröffentlichen ihren aktuellen Jahrgang immer erst frühestens im Herbst. Von daher werden wahrscheinlich noch keine Weine aus dem aktuellen Jahrgang der genannten Güter zu bekommen sein.

Ansonsten gehören sie natürlich auf die Liste der möglichen Kandidaten, wobei die Preise bei Prüm erneut sehr angezogen haben sollen und es keine Spätlese mehr für 25 Euro geben sollte. Die Zeltinger Sonnenuhr Spätlese liegt schon in 2019 bei 27 Euro und war eigentlich immer ungefähr auf demselben Niveau wie das Himmelreich und deutlich günstiger als die Wehlener Sonnenuhr.

Viele Grüße
Patrick

Hallo Patrick!

Danke, du bist da anscheinend bestens auf dem Laufenden. Ich lebe bei restsüßem Mosel von der Substanz und kaufe eigentlich nur noch trockene oder feinherbe Weine. Für einige J.J. Prüm-Weine gabe es unlängst Werbung von einem Händler, bei dem das ganz erschwinglich gewesen wäre. War aber alles 2019 und da muss man natürlich auch für die newsletter angemeldet sein.

Da fällt mir ein:

Feinherbe Spätlesen (Graacher Himmelreich) von M. Molitor könne auch sehr lange reifen und man bekommt sie, genauso wie die viele süßen Sachen von der Mosel, relativ unkompliziert. Kommt natürlich auch erst noch in den Handel, dürfte aber kein Problem sein, wenn der Wein noch so lange liegen soll.

Vielleicht sollte Dave einfach ein wenig mitlesen, was die Moselkenner hier noch so empfehlen.

Grüße

Lars

P.S.: Gerade habe ich mich noch mal im Internetshop von Frank Brohl umgeschaut. Auch diese rein analytisch gesehen ausleseartige Spätlese** wird aller Wahrscheinlichkeit nach in einem Vierteljahrhundert noch Freude machen (wenn man denn überhaupt Freude an restsüßen Weinen hat):

https://www.weingut-brohl.de/produkt/20 ... ess-075-l/

Da wärst du mit 12 Euro pro Flasche dabei.

Hallo Bernd!

Beim letzten Besuch in Pünderich hatte ich den Wein übrigens gekauft, aber eher für meine Frau. Eine Monster-Spätlese, die wie du richtig schreibst, sicherlich 25 Jahre lagern kann. Doch wie sie die dann schmecken wird, kann ich mir nicht vorstellen. Das ist eine relativ ausladende, reiche und süße Spätlese mit keinesfalls zu wenig, doch eben mit dieser etwas weicheren und runden 20er-Säure. Ich mag den Wein sehr, wir werde ihn aber in der Fruchtphase vernaschen. Die erste Fl. hat sich im Anbruch sehr gut über mehrere Tage gehalten.

Also, wenn man auf den opulenteren süßen Stil steht, dann könnte das funktionieren. Ich selber mag reifen süßen Mosel eigentlich dann am liebsten, wenn man die Süße nicht mehr wirklich schmeckt und sich diese Schwerelosigkeit einstellt. Dieser Weine wird immer ein ziemlicher Brummer sein. Der Schraubverschluss bei Brohl-Weinen ist dafür ein Pluspunkt für lange Lagerung.

Grüße

Lars

Du siehst anhand der Antworten, die Möglichkeiten sind gefühlt unendlich...

Ich finde es auch manchmal schwierig, so etwas abzusehen. Es heißt immer, nur die ganz kleine Spitze der Weinproduktion sei zur langen Lagerung geeignet. Aber ab wann gehört ein Wein zu dieser "Spitze"? Bei bewährten Namen ist es klar: Ein Prüm-Wein wird nach 18 Jahren noch jugendlich schmecken, dein Patenkind könnte sich dann entscheiden, ihn noch weitere 18 Jahre liegen zu lassen. Eine Zeltinger Sonnenuhr Spätlese 2020 würde ab Hof übrigens 28€ kosten und würde deinen Preis knapp sprengen, wäre aber eine sichere Bank. Wird ab November ausgeliefert.
Ansonsten braucht man Erfahrungswerte, was aber auch schwierig ist, da sich die Weingüter (u. a. durch Besitzerwechsel, Bioumstellung etc.) innerhalb von 20 Jahren sehr verändern können...

Clemens Busch ist auf jeden Fall ein sehr gutes, biodynamisches Weingut, da machst du nichts falsch. Da würde ich vllt. sogar zu einem trockenen GG (Großes Gewächs) greifen, das sollte die 18 Jahre auch locker durchhalten.

Kurzum, für solch einen Anlass würde ich einen Wein der ersten Liga nehmen, da bist du mit 25€ zumindest für eine Spätlese gut dabei (bei Fritz Haag und Clemens Busch kriegst du sogar ein Großes Gewächs).

Vielen Dank euch allen für die zahlreichen und informativen Kommentare!
Ich hatte ehrlich gesagt befürchtet, dass mir von meinem Vorhaben abgeraten wird. Meine Mutter sagte immer, dass Weißweine nicht lange lagerfähig sind.

@Bernd Schulz
Die ausleseartige Spätlese kommt für meinen ursprünglichen Zweck jahrgangsbedingt leider nicht in Frage. Aber kaufen werde ich sie jetzt wahrscheinlich trotzdem.

@Moselander
Danke für die umfangreiche Liste, das hilft mir als Orientierung sehr weiter!

Ich werde mir nun, (nachdem ich gelernt habe, dass sich der Wein besser lagern als gedacht) etwas mehr Wein kaufen als ursprünglich angedacht.
Vielleicht schaffe ich es demnächst mit dem Auto nach Pünderich und werde dort bei Brohl shoppen. Ich habe Ihm bereits in einer E-Mail nach seiner Einschätzung für mein Vorhaben gefragt.
Zusätzlich werde ich vielleicht 2-3 Flaschen aus der Liste von Moselaner beschaffen. An Wert werden die sicherlich nicht verlieren?

Zur Lagerung: Leider steht mir wenig Platz zur Verfügung. Ich hätte im Keller nur wenig Platz, hier kann ich dunkel lagern aber ich denke in heißen Sommern geht die Temperatur durchaus auf 20-22 Grad. Ist das ein Problem? Anonsten schätze ich die Temperatur dort von Herbst-Frühling auf 16-18 Grad. Ggf. müsste ich bei meinen Eltern auslagern...

David