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Spätburgunder von der Mosel

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Moselaner

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Re: Spätburgunder von der Mosel

BeitragMo 12. Apr 2021, 13:06

Bernd Schulz hat geschrieben:Interessantes Posting! Timo Dienhart und das Weingut Vols sind mir ein Begriff, aber die meisten der aufgeführten Erzeuger habe ich überhaupt nicht auf dem Schirm. Magst Du beispielsweise zu Benz, Heim, Scholisch, Rinke oder Lardot noch etwas sagen?

Max Pestemer hat geschrieben:Es gibt einige Weingüter, die auch darüber nachdenken Syrah an der Mosel anzupflanzen.


Davon halte ich wirklich gar nichts.

Herzliche Grüße

Bernd


Hallo Bernd,

zumindest zum Weingut Rinke kann ich etwas beitragen:

Die recht kleine Menge (18000 Flaschen) ist zweigeteilt zu betrachten: Einmal Rieslinge von der Saar, die mir in 2019 aufgrund ihrer Phenolikstruktur nicht so gefallen haben und vor allem Chardonnay, Weißburgunder sowie Traminer und Viognier von der Obermosel.

Die Rieslinge werden von den Besitzern ausgebaut.

Die Weine von der Obermosel werden meistens in Form eines Mischsatzes vermarktet (der Hauptteil ist eigentlich immer Chardonnay) und, ich glaube von Beginn an, von Gernot Kollmann (Weingut Immich-Batterieberg) ausgebaut. Warum das so ist, weis ich aber auch nicht. Die Weine sind im Kontext des Renommee des Weingutes Rinke aber nicht gerade preiswert.

Die Roten kenne ich bisher nicht, aber wahrscheinlich werden diese ebenfalls von Gernot Kollmann ausgebaut, würde zumindest Sinn machen.

Viele Grüße
Patrick
Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens.
Euripides
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UlliB

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Re: Spätburgunder von der Mosel

BeitragMo 12. Apr 2021, 13:07

Ollie hat geschrieben:Zumal sich Cuvées aus Syrah und Spätburgunder geradezu anbieten - so haben früher nämlich die Burgunder ihre schwachbrüstigen Pinots Noirs gepimpt -[...]

Da verwechselst Du etwas. Zum Pimpen von roten Burgundern wurde nicht Syrah verwendet, sondern Grenache von der Südrhone. Die Praxis war noch bis in die 30er Jahre des letzten Jahrhunderts dermaßen verbreitet (und auch hinlänglich bekannt), dass sie ein wesentlicher Anlass für die Gründung des INAO und die Entwicklung des AOC-Systems war. Die AOC Châteauneuf-du-Pape gehörte dann auch zu den ersten sechs AOCs überhaupt, damit die ihren Wein nicht mehr an die nördliche Konkurrenz verkaufen mussten, sondern auf eigenen Beinen stehen konnten.

Syrah (von der Nordrhone) wurde im Gegenzug verwendet, um schwachbrüstigen Bordeaux auf die Sprünge zu helfen. Das hat im Bordelais sogar als Verb Eingang in die Weinsprache gefunden: hermitager.

Alles natürlich illegal heute... tatsächlich glaube ich aber, dass Syrah als aromatisch doch ziemlich dominanter Verschnittpartner dem Spätburgunder überhaupt nicht gut bekommen würde. Den verdauen die Cabernets schon deutlich besser (und da passt die tiefe Farbe mit Blautönen auch besser zusammen).

Gruß
Ulli
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Moselaner

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Re: Spätburgunder von der Mosel

BeitragMo 12. Apr 2021, 13:32

Hallo!

Bei Spätburgunder von der Mosel darf Günther Steinmetz nicht fehlen. Immerhin werden im Weingut seit Mitte der 90er Rotweine produziert.

Immerhin hat er es mit seinem Spätburgunder 2018 auf Platz 4 bei den besten Rotweinen unter 15 Euro im aktuellen Vinum geschafft.

Wobei der 18er Jahrgang nie zu meinen Favoriten gehören wird, auch nicht bei den Weißen. Die 18er haben mehr Kraft, ich fand die feinen alkoholärmeren 17er spannender. Aber das ist persönlicher Geschmack!

Viele Grüße
Patrick
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Euripides
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Ollie

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Re: Spätburgunder von der Mosel

BeitragMo 12. Apr 2021, 14:44

UlliB hat geschrieben:Da verwechselst Du etwas. Zum Pimpen von roten Burgundern wurde nicht Syrah verwendet, sondern Grenache von der Südrhone. Die Praxis war noch bis in die 30er Jahre des letzten Jahrhunderts dermaßen verbreitet (und auch hinlänglich bekannt), dass sie ein wesentlicher Anlass für die Gründung des INAO und die Entwicklung des AOC-Systems war. Die AOC Châteauneuf-du-Pape gehörte dann auch zu den ersten sechs AOCs überhaupt, damit die ihren Wein nicht mehr an die nördliche Konkurrenz verkaufen mussten, sondern auf eigenen Beinen stehen konnten.

Syrah (von der Nordrhone) wurde im Gegenzug verwendet, um schwachbrüstigen Bordeaux auf die Sprünge zu helfen. Das hat im Bordelais sogar als Verb Eingang in die Weinsprache gefunden: hermitager.


Oha, OK, Danke für diese Richtigstellung. Ich hatte mich nämlich schon immer gewundert, wie man den blaustichigen Syrah im Pinot hatte verstecken wollen...

Cheers,
Ollie
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jessesmaria

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Re: Spätburgunder von der Mosel

BeitragMo 12. Apr 2021, 20:27

Syrah an der Mosel hatte ich ja schon im Eingangsbeitrag erwähnt; der Syrah von der Mosel, den ich getrunken hatte, war allerdings im Vergleich zu einem südfranzösischen wie eine andere Rebsorte, eher leicht und längst nicht so parfümiert, für mich fast näher am Spätburgunder als an typischen schweren Syrahs.

Die Pinot Noirs von Rinke sind sehr gut. Rinke selbst sieht sie als der Idee nach "burgundisch". Sie scheinen mir tatsächlich näher an einem Burgunder als z. B. an einem klassischen badischen Spätburgunder.
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Bernd Schulz

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Re: Spätburgunder von der Mosel

BeitragMo 12. Apr 2021, 20:53

Patrick, danke für die näheren Informationen zum Weingut Rinke!

jessesmaria hat geschrieben:Die Pinot Noirs von Rinke sind sehr gut. Rinke selbst sieht sie als der Idee nach "burgundisch". Sie scheinen mir tatsächlich näher an einem Burgunder als z. B. an einem klassischen badischen Spätburgunder.


Interessieren würden sie mich, aber leider ist das (zumindest aktuell) nicht meine Preisklasse. Eine Einzelflasche wäre vielleicht mal drin, mehr aber nicht. Schade.

Was mir an der Mosel - ganz im Gegensatz zu der als ach so teuer verrufenen Ahr - weitestgehend fehlt, sind ordentliche bis gute Spätburgunder in der Kategorie von um die 10 Euro.

Herzliche Grüße

Bernd
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Moselaner

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Re: Spätburgunder von der Mosel

BeitragMo 12. Apr 2021, 21:22

Bernd Schulz hat geschrieben:Was mir an der Mosel - ganz im Gegensatz zu der als ach so teuer verrufenen Ahr - weitestgehend fehlt, sind ordentliche bis gute Spätburgunder in der Kategorie von um die 10 Euro.

Herzliche Grüße

Bernd


Hallo Bernd,

ich muss dir hier einfach zustimmen. Außer den weiter oben erwähnten Basis Pinot Noir von Günther Steinmetz zu 12,80 Euro fällt mir nur noch der Haus Klosterberg von Molitor zu 14,80 Euro ein, den ich ebenfalls immer mal wieder blind kaufe und der jahrgangsunabhängig verlässlich abliefert.
Bei Steinmetz gibt es dann noch Merlot zu 11 Euro und Pinot Mineur zu 12,50 Euro, man hat also in der Preisklasse in Rot zumindest auch Auswahl. Ich weis aber auch was du über solche Sorten in Deutschland denkst.;-)

Ich glaube die grundsätzliche Problematik ist ähnlich wie bei Chardonnay: Im Verhältnis ist die Rebsorte einfach etwas teurer.

Die oftmals als teuer bezeichnete Ahr ist im Basissegment tatsächlich mittlerweile günstig und qualitativ ansprechend vertreten.
Meine These diesbezüglich lautet: Es wird ja auch hauptsächlich Spätburgunder angeboten und mit der Basis wird das Geld verdient. Dementsprechend muss die Qualität auch dauerhaft stimmen. Genauso ist es ja auch an der Mosel mit der Basisqualität bei der Hauptrebsorte Riesling.
Unabhängig davon kann man an der Ahr auch immer noch sehr viel Geld für mittelmäßige Spätburgunder ausgeben, genauso wie beim Riesling an der Mosel.;-)

Viele Grüße
Patrick
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jessesmaria

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Re: Spätburgunder von der Mosel

BeitragMi 14. Apr 2021, 20:04

Bernd Schulz hat geschrieben:Interessieren würden sie mich, aber leider ist das (zumindest aktuell) nicht meine Preisklasse. Eine Einzelflasche wäre vielleicht mal drin, mehr aber nicht. Schade.

Was mir an der Mosel - ganz im Gegensatz zu der als ach so teuer verrufenen Ahr - weitestgehend fehlt, sind ordentliche bis gute Spätburgunder in der Kategorie von um die 10 Euro.



Gut, als Must have würde ich ihn auch nicht bezeichnen. Aber wenn du mal eine Einzelflasche probierst, bin ich gespannt, was du sagst.

Sehr guten, im Barrique ausgebauten Spätburgunder gab's wie gesagt von Regnery (s. Eingangsbeitrag), aber die haben vom Preis her deutlich angezogen. Ich hatte den damals für 11,x€ gekauft, nachdem ich ihn übrigens in einem Sternelokal in Trittenheim von einer kompetenten Sommelière serviert bekommen hatte, die damals kommentierte: "Der Wein zeigt, dass man an der Mosel auch Spätburgunder kann."

Nun gibt es noch den einfachen Spätburgunder von Regnery für (nach erster Recherche) 9,50€ bei Vivino. Habe ihn länger nicht getrunken, damals hatte ich ihn erwartungsgemäß als kürzer und weniger dicht als den Barrique wahrgenommen, aber nicht schlecht. Es gibt auch noch eine Zwischenkategorie "Bestes Fuder" – gerade gesehen, dass der 17er bei Vivino unter den "besten trockenen Rotweinen unter 15 Euro" auf Platz 1 gelandet ist: https://www.vinum.eu/de/yoopress-news/w ... r-15-euro/
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EThC

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Re: Spätburgunder von der Mosel

BeitragDo 15. Jun 2023, 17:29

...leider gibt's den Nebenerwerbsbetrieb von Sven Zerwas nicht mehr:

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Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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Bernd Schulz

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Re: Spätburgunder von der Mosel

BeitragMo 18. Dez 2023, 22:36

Diesen Spätburgunder hat mir eine sehr nette Schülerin (junge Erwachsene, die sich noch in einer Buchhändlerlehre befindet), mit der ich mich hervorragend verstehe, als Weihnachtsgeschenk überreicht. Sie wollte mir etwas Besonderes zukommen lassen und hat sich im hiesigen Fachhandel eingehend beraten lassen:

Bild

Wenn dieser Wein eines offenbar einigermaßen ambitionierten Newcomers, der in Ayl sitzt, aber sowohl an der Saar wie an der Obermosel begütert ist, so um die 10 oder meinethalben auch 12 Euro kosten würde, würde ich kaum lästern, aber für satte 25 Euro handelt es sich (zumindest heute) um einen völligen Schlag ins Wasser. Blind würde ich im Leben nicht auf einen Spätburgunder tippen; von den feinen Aromen, die die Sorte unverwechselbar machen, fehlt eigentlich alles.

Meines Erachtens ist das kein Aushängeschild für den Erzeuger - aber erst recht keines für den Fachhändler, der dieses Getränk einer jungen, eher finanzschwachen Kundin besonders empfiehlt. Zugunsten des Händlers nehme ich erst mal an, dass er es einfach nicht besser schmeckt und weiß - sein Gesamtsortiment spricht jedenfalls (mal abgesehen von einzelnen Ausreißern nach oben - ein blindes Huhn....) für diese These.

Herzliche Grüße

Bernd
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