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Später-Veit

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Ollie

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Re: Später-Veit

BeitragSo 7. Mär 2021, 17:34

Bernd Schulz hat geschrieben:Um KaJo Christoffel zu zitieren: "Die machen ihre Weine heute fast alle zu fett!"


Auf den Vergleich mit den Sachen von Christoffel jr. warte ich ja schon lange. :mrgreen: Aber für mich liegen zwischen dem "Armes" und einem Kabinett von KaJo Welten, ganze Universen gar. (Und seine Ürziger Weine haben immer nach Ürzig geschmeckt.)

Cheers,
Ollie
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
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Bernd Schulz

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Re: Später-Veit

BeitragSo 7. Mär 2021, 18:31

Ollie hat geschrieben:Aber für mich liegen zwischen dem "Armes" und einem Kabinett von KaJo Welten, ganze Universen gar. (Und seine Ürziger Weine haben immer nach Ürzig geschmeckt.)


KaJo bildete eine Liga für sich, keine Frage. Und ich komme mir langsam merkwürdig vor, weil ich hier mit Fleiß einen Erzeuger verteidige, dessen Produkte ich kaum kenne. In der Datenbank finden sich zu Später-Veit jetzt ganze drei Notizen von mir; der dritte Wein im Bunde (ich glaube, Ralf hatte mir die Flasche aus dem Piesporter Edeka mitgebracht) hat mir allerdings anno 2015 auch nicht schlecht gefallen:

Bild

Damals habe ich noch etwas zurückhaltender gepunktet.....

Ollie hat geschrieben: An die Roten, Leute, an die Roten! Die sind super!


Tja, an Spätburgundern habe ich leider (oder zum Glück :mrgreen: )nur den für die gemeinsame Verkostung gesetzten 2012er bestellt. Da werde ich also insgesamt nicht mitreden können....

Herzliche Grüße

Bernd
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Ralf Gundlach

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Re: Später-Veit

BeitragSo 7. Mär 2021, 19:12

Ich glaube, ich muß mir den 19er Kabi nachher mal zur Brust nehmen....Außerdem habe ich noch eine 93er Goldtröpfchen Auslese von einem unbekannteren Erzeuger im Keller. Sollte ich vieleicht auch mal aufmachen, um das Goldtröpfchen zu erkunden. Aber ich verbinde mit dem Goldtröpfchen auch satte gelbe Frucht, in Bestform die "erotischsten" Weine der Mosel.
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Kle

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Re: Später-Veit

BeitragSo 7. Mär 2021, 19:57

Noch einmal zum Piesporter Domherr Riesling Spätlese Reserve trocken 2016.
Es überraschte mich, dass sich der Wein über Nacht im Kühlschrank entwickelt hat.
Gestern schmeckte er wie ein alter Wein ohne Reife. Frucht und andere Aromen wie weggehobelt und nur in Andeutungen spürbar. Körper und Substanz vorhanden, aber ohne Knochen und Fleisch. Heute breitet sich ein mildes, an säurearme Südfrüchte erinnerndes Aroma aus. Es ist leicht nussig auch, wässerig und lässt rasch Zweifel aufkommen, ob es sich überhaupt um Frucht handelt. Wieder diese gewisse Öligkeit auf den Lippen. Im Hintergrund entsteht eine säuregeprägte Frische, wodurch der Wein auch zum ersten Mal einen Nachhall bekommt. Er hat dann, auch mit feinen, angenehmen Bitternoten, etwas kitzelig-Anregendes.
Ich hatte vielleicht eine unglückliche Flasche.
Ohne Bewertung.

Gruß, Kle
—People may laugh as they will—but the case was this.
Tristram Shandy
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Michl

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Re: Später-Veit

BeitragSo 7. Mär 2021, 20:21

Als kleines Intermezzo zur Diskussion um die Kabinette, zu der ich nichts beitragen kann, weil sie noch im Keller liegen, stelle ich mal eine VKN eines trockenen Weines ein, den ich gerade im Glas habe: Blauschiefer 2020. Normalerweise trinke ich Weine eigentlich nicht vor Mitte des Folgejahres, besser noch Herbst. Viele, oftmals selbst einfach Weine, sind mir noch zu rau und unruhig. Dieser Wein macht da keine Ausnahme, auch hier ist noch etwas jugendliche Schärfe da, aber eher moderat.
Ich habe ja in den letzten Wochen schon einige trockene Weine des Weinguts probiert und meine Wahrnehmungen im allgemeinen Moselfaden festgehalten. Manche gefielen mir, was die Punkte angeht, sogar sehr gut, subjektiv waren sie jedoch alle nicht wirklich mein Fall, denn sie kamen auffallend weich, spannungsarm und zum Teil auch säurearm daher. Patrick machte mich darauf aufmerksam, dass dies insbesondere mit dem Stil der Reserveweine und dem Jahrgang zu tun haben könne. Der 19er Gutsriesling war jedoch schlichtweg katastrophal und wanderte ins Sauerkraut.
Der Blauschiefer heute ist natürlich noch arg primärfruchtig, Säure hat er jedoch hinreichend. Im Verhältnis zu anderen Gutsrieslingen bzw. Rieslingen in der Klasse knapp unter 10 € fällt er jedoch keineswegs positiv auf. Das ist okay, passt, trinke ich durchaus mit gewisser Freude, aber das war es dann auch schon. Ein Nachkauf ist das für mich überhaupt nicht, ein Fehlkauf, der mich ärgert, aber auch nicht. Eigentlich ist der Wein nicht der Rede wert...

Bild
Viele Grüße

Michl
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UlliB

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Re: Später-Veit

BeitragSo 7. Mär 2021, 20:26

Und gleich der Nächste, diesmal ein Roter:

Pinot Noir trocken 2017 11,5%Vol. Ziemlich helles, transparentes Kirschrot. Sehr typische, deutsche Spätburgunder-Nase, Kirsche und Himbeere, etwas Rauch und Speck, aber nicht sonderlich tief oder komplex. Kein Schiefer. Weiter oben schrieb jemand "Leichtgewicht" - nun, der Wein testet im Gaumen wirklich haarscharf die Grenze zwischen schlank und mager bzw. zwischen leicht und dünn aus. Die erste Reaktion meiner Frau, der ich ein Glas ohne Kommentar hingestellt hatte, war auch gleich: "ganz nett, aber ein bisschen dünn". Die Säure passt zum Gesamtpaket, sie ist spürbar, aber nicht im Vordergrund. Völlig trocken. Wenig Tannin. Sauber, aber recht kurz.

Wirklich schlecht ist das nicht, ich kann hier keine Fehler ausmachen. Aber belanglos. Qualitativ entspricht das etwa dem, was ich von einer besseren badischen Genossenschaft als Basiswein für rund 6 Euro bekomme (wobei es dafür dann mehr Alkohol und mehr Wumms gibt, insofern passt der Vergleich nicht ganz). Lässt sich unfallfrei trinken, ist sortentypisch und sauber, aber wenig komplex und nichts, was ich im Keller haben müsste.

Gruß
Ulli
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Georg R.

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Re: Später-Veit

BeitragSo 7. Mär 2021, 21:26

mixalhs hat geschrieben:Um die doch sehr ernüchternden Berichte von Karsten und Ollie zu kontrastieren, poste ich mal, was Heiner Lobenberg zur No. 1 2010 von Später-Veit geschrieben hat:

Anders als der Spätburgunder Nr. 1 aus 2009, der sehr kräftig und wie ein Gevrey-Chambertin daherkommt, ist der 2010er eher ein Chambolle-Musigny...............


Der laue 2009 er war in Wirklichkeit ein Gevrey-Chambertin...wie konnte ich das nur übersehen :o

Wenn Winzer ihre Weine dem Jahrgang entsprechend ausbauen, dann hat das durchaus meine Sympathie.
Aber solche Vergleiche die Lobenberg da anstellt, (ohne der 2010er zu kennen) sind einfach nur daneben.

Holy cow!
Man kann die Erkenntnisse der Medizin auf eine knappe Formel bringen: Wasser, mäßig genossen, ist unschädlich.
Mark Twain
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Ralf Gundlach

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Re: Später-Veit

BeitragSo 7. Mär 2021, 21:44

Um mir nochmal ein Goldtröpfchen vor Augen zu führen habe ich mir die 1993 Auslese vom Weingut Gregor Veit aufgemacht. und diese Auslese zeigt sehr gut die typischen, Richtung Opulenz gehende Gelbfruchtnoten mit einem guten Pfund Süsse, die aber von der feinen Säure gut abgepuffert wird. Erstaunlich gute und bestens gereifte Auslese von diesem mir unbekannten Weingut. Gleich mache ich mir den Kabi von Später-Veit auf.

So, jetzt ist er im Glas, der 2019 Kabinett. Und der gefällt mir richtig gut. Vor allem die Säure empfinde ich als dermaßen fein, wie ich sie sonst nur von der Ruwer kenne. Blind hätte ich den eher Richtung Wehlener Sonnenuhr gesteckt wegen der floralen Noten. Sicher, die Frucht hält sich eher im Hintergrund. Schöne Mineralität. Die eher niedrige Restsüsse passt sehr gut zu diesem Riesling. Für mich ist das ein richtig guter Kabinett, wenn auch nicht Lagentypisch. Aber den würde ich für das Geld jederzeit nachkaufen. 90 Punkte.
Die 94 Punkte im Vinum sind allerdings sehr hochgegriffen.

Gruß

Ralf
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Bernd Schulz

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Re: Später-Veit

BeitragSo 7. Mär 2021, 21:53

Ralf Gundlach hat geschrieben:So, jetzt ist er im Glas, der 2019 Kabinett. Und der gefällt mir richtig gut. Vor allem die Säure empfinde ich als dermaßen fein, wie ich sie sonst nur von der Ruwer kenne. Blind hätte ich den eher Richtung Wehlener Sonnenuhr gesteckt wegen der floralen Noten. Sicher, die Frucht hält sich eher im Hintergrund. Schöne Mineralität. Die eher niedrige Restsüsse passt sehr gut zu diesem Riesling. Für mich ist das ein richtig guter Kabinett, wenn auch nicht Lagentypisch. Aber den würde ich für das Geld jederzeit nachkaufen. 90 Punkte.


Ja, die "Weinzwillinge " ;) .....ich hätte einen Besen gefressen, wenn dir dieser Kabi nicht ähnlich gut wie mir gefallen hätte! --

Obwohl ich Erich angesichts seines letzten Beitrags im Schäffer-Thread eigentlich weiteres Winzer-Overkill ersparen wollte, konnte ich es nicht lassen und habe gerade den nächsten Wein von Später-Veit entkorkt. Ich will jetzt einfach noch genauer wissen, was mit diesem Weingut los ist - und ich hatte Lust auf den feinherben 2015er Kabi "Alte Reben". Eine VKN folgt gleich....

Herzliche Grüße

Bernd
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Bernd Schulz

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Re: Später-Veit

BeitragSo 7. Mär 2021, 22:15

So, hier kommt die VKN zum feinherben Kabi aus 2015:

Bild

Ich mit meinem Elefantenmagen kann den Wein ganz gut trinken; richtig übel finde ich ihn nicht, aber direkte Begeisterung ruft er auch nicht in mir hervor. Die beiden restsüßen Kabinette aus 2014 und 2019 kamen mir deutlich feiner entgegen; dieser feinherbe 2015er ist dagegen ein ziemlich grober Klotz und löst in mir fast schon den Verdacht aus, dass er aufgesäuert wurde. Unter den vier Später-Veit-Rieslingen, die ich bislang getrunken habe, handelt es sich mit klarem Abstand um das schwächste Exemplar.

Herzliche Grüße

Bernd
Zuletzt geändert von Bernd Schulz am So 7. Mär 2021, 22:19, insgesamt 1-mal geändert.
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