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Jochen Clemens/Wintrich

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Ralf Gundlach

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Re: Jochen Clemens/Wintrich

BeitragSo 22. Sep 2019, 18:08

Am Freitag war ich das erste Mal bei Jochen Clemens persönlich. Ich glaube, am Ende habe ich mit ein paar Faßproben über 20 Weine probiert. Jochen Clemens ist ein bodenständiger, sympathischer Winzer mit einer klaren Philosophie. Es gibt weder Entsäuerung noch Zusatz in säureschwachen Jahrgängen, das lehnt er strikt ab und hat das auch in 2010 durchgezogen. Er bevorzugt einen möglichst späten Lesezeitpunkt. Die Weine werden spontan vergoren seit 2009 und im Edelstahltank ausgebaut.
Leider habe ich mir keine detaillierten Notizen gemacht, deswegen ein paar Eindrücke zu den Weinen:
Der 2018 Dhron Hofberger trocken ist ein für Moselverhältnisse muskulöser Riesling (hat 13,5 % Alkohol), der noch ziemlich unfertig wirkt (87+ Punkte). Im Vergleich gefällt mir der 2018 Wintricher trocken in diesem frühen Stadium etwas besser ( 88+ P.). Auch durchaus mit Power, aber etwas schlanker und würziger.
Den 2018 Piesporter Treppchen feinherb aus den Parzellen mit den 190-Jahre alten Reben hat er mir im großen Burgunderglas angeboten. Noch extrem unfertig, zeigt aber, wo die Reise hinführen kann. Extrem viel Stoff und Extrakt mit einem sehr langen Abgang. Das ist nicht unbedingt die feine Klinge, sondern eher Powerplay, was ja durchaus zum Jahrgang passt. Sehr beeindruckend (92+ P.)Er hat mir noch im Vergleich eine, ich meine 2012er Spätlese feinherb aus dem Ohligsberg ( leider nicht mehr käuflich erwerbbar :( ) vorgesetzt, die richtig gut war (91-92 Punkte). Jochen Clemens wollte mir damit demonstrieren, wo die Reise des Treppchens hingehen könnte. Interessant waren auch die Kerner, die er richtig gut und ernsthaft ausbaut. Wahrscheinlich kriegt man Kerner nicht viel besser hin. Es war auf jeden Fall eine schöne Probe, die auch zeigte, dass seine Rieslinge gut reifen können.

Gruß

Ralf
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Ralf Gundlach

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Re: Jochen Clemens/Wintrich

BeitragMo 23. Sep 2019, 19:54

Im Glas:
2015 Riesling feinherb
Dezente Spontinote in der Nase. Am Gaumen florale Noten, aber auch Gelbfrüchte. Mineralisch, die Säure ist gut eingebunden. Der Wein ist jetzt zwei Tage offen und macht jetzt durchaus Spaß. Gestern war die Säure doch sehr kräftig. Tendenz halbtrocken ( ca. 20 Gramm RZ) Für einen Basiswein sehr gut gelungen mit wenig Alkohol ( 10%).
86 Punkte, kostet 6,50 Euro.

Gruß

Ralf
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Bernd Schulz

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Re: Jochen Clemens/Wintrich

BeitragSo 29. Sep 2019, 20:42

Den feinherben 2015er habe ich jetzt auch im Glas, wobei mir Ralfs vorhergehendes Posting dazu schon wieder komplett entfallen war (ganz ehrlich!):

Bild

Angesichts eines Preises von 6,50 handelt es sich um einen erstaunlich guten Riesling mit ziemlich viel Substanz und einem überzeugenden Trinkfluss (vom Charakter/von der Säure her erinnert mich dieser 2015er interessanterweise an einige gelungene 1996er aus dem M-S-R-Gebiet!). Wirklich hoher Spaßfaktor - jedenfalls für Weinfreunde, die wie ich (noch) über einen säureresistenten Elefantenmagen verfügen.... ;)

Herzliche Grüße

Bernd
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Bernd Schulz

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Re: Jochen Clemens/Wintrich

BeitragSo 29. Sep 2019, 21:11

Ralf Gundlach hat geschrieben:Zur Aufstockung im Paket habe ich auch den günstigsten Wein bestellt:
2018 Cuvee trocken
Eine im Sommer durchaus schön zu trinkende Cuvee, die schlank ist, aber einen zarten Schmelz(Elbling?) hat ( was ihr das gewisse Etwas mitgibt). Angenehme, dezente Fruchtnoten und Kräuternoten(Rivaner?) . Und eine angenehme, aber schwungvolle Säure(Kerner?). An der Grenze Richtung Halbtrocken ( Ich vermute mal 10 Gramm RZ). Aber auch der nicht gänzlich trockene Charakter passt zu dem Wein. MIr gefällt er. Sehr harmonisch und stimmig. Und ich finde die Zusammenstellung sehr gelungen. Wobei ich bis jetzt nicht weiß, welche Rebsorten verarbeitet wurden. Werde ich mal anfragen. Und der eher dezente Alkoholgehalt ( 11% ) für den Jahrgang ist auch ein Pluspunkt.
86 Punkte. Kostet 5(!) Euro.
Ich muß so ein bischen an Ziereisens Heugumbler mit mehr Restzucker und mehr Säure denken. Die kleinen (Wein)Helden des Alltags. Alles andere als leicht zu finden.


Die Cuvée 2018 habe ich gerade auch noch aufgeschraubt. Ralfs Beschreibung gibt es kaum etwas hinzuzufügen; deshalb würde ich einfach mal behaupten wollen, dass es sich um den besten deutschen Weißwein handelt, der mir seit etlichen Jahren zu einem regulären Kurs in der Klasse unterhalb von 6 Euro begegnet ist. In der Tat ist das aber eher ein Sommerwein: Jetzt kaufen und im Juni/Juli/August 2020 auf der Terrasse genießen!

Herzliche Grüße

Bernd
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Ralf Gundlach

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Re: Jochen Clemens/Wintrich

BeitragSo 29. Sep 2019, 21:33

Bernd Schulz hat geschrieben:Den feinherben 2015er habe ich jetzt auch im Glas, wobei mir Ralfs vorhergehendes Posting dazu schon wieder komplett entfallen war (ganz ehrlich!):

Bild

Angesichts eines Preises von 6,50 handelt es sich um einen erstaunlich guten Riesling mit ziemlich viel Substanz und einem überzeugenden Trinkfluss (vom Charakter/von der Säure her erinnert mich dieser 2015er interessanterweise an einige gelungene 1996er aus dem M-S-R-Gebiet!). Wirklich hoher Spaßfaktor - jedenfalls für Weinfreunde, die wie ich (noch) über einen säureresistenten Elefantenmagen verfügen.... ;)

Herzliche Grüße

Bernd


Hallo Bernd,

ich habe es mir fast gedacht, das dir dieser Riesling schmeckt. Wenn mir schon die Säure zu kräftig ist und ich den Wein einen Tag stehen lasse...ja dann kann das nur was, mit den passenden Begleitkomponenten, für dich sein ;) .
Ein ungewöhnlicher Riesling für den Jahrgang.

Gruß

Ralf
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Bernd Schulz

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Re: Jochen Clemens/Wintrich

BeitragSo 29. Sep 2019, 22:02

Ralf Gundlach hat geschrieben:Ein ungewöhnlicher Riesling für den Jahrgang.


In der Tat! Aus 2015 kommen selten derart säurefrische Rieslinge. ---

Kurzer Nachtrag zur "Cuvée" 2018: Der Wein verfügt über eine erstaunliche Länge! Einen solch nachhaltigen Abgang habe ich in dieser Preisklasse bislang kaum erlebt.

Herzliche Grüße

Bernd
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Ralf Gundlach

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Re: Jochen Clemens/Wintrich

BeitragSo 29. Sep 2019, 22:25

Bernd Schulz hat geschrieben:
Ralf Gundlach hat geschrieben:Ein ungewöhnlicher Riesling für den Jahrgang.


In der Tat! Aus 2015 kommen selten derart säurefrische Rieslinge. ---

Kurzer Nachtrag zur "Cuvée" 2018: Der Wein verfügt über eine erstaunliche Länge! Einen solch nachhaltigen Abgang habe ich in dieser Preisklasse bislang kaum erlebt.

Herzliche Grüße

Bernd


Hallo Bernd,

dann sollten wir bald mal einen Termin vereinbaren, um den 18er Piesporter Treppchen feinherb aus den richtig ollen Reben , die 18er Auslese aus dem Herrgott un die 18er Spätlese aus dem Ohligsberg zu verkosten. Da bin ich schon sehr gespannt.

Gruß

Ralf
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Bernd Schulz

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Re: Jochen Clemens/Wintrich

BeitragMo 30. Sep 2019, 19:37

Ralf Gundlach hat geschrieben:....dann sollten wir bald mal einen Termin vereinbaren, um den 18er Piesporter Treppchen feinherb aus den richtig ollen Reben , die 18er Auslese aus dem Herrgott und die 18er Spätlese aus dem Ohligsberg zu verkosten. Da bin ich schon sehr gespannt.


Hallo Ralf,

bei mir herrscht momentan ganz elender Stress, aber irgendeinen Termin werden wir schon finden - etwas Ablenkung kann ich auf jeden Fall gut gebrauchen!

Ich trinke gerade den Rest der 18er Cuvée und bin angesichts des Preises schwer begeistert. Nix Klümpchensfrucht, nix mangelnde Substanz - das ist ein richtig ernsthafter, ausgesprochen mineralischer Wein! Zu regulär gerade mal 5 Euronen..... :o :D

Herzliche Grüße

Bernd
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Bernd Schulz

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Re: Jochen Clemens/Wintrich

BeitragMo 30. Sep 2019, 20:34

Und noch ein Wein von Jochen Clemens:

Bild

2014 war kein ganz einfacher Jahrgang. Dieser Kabinett ist trotzdem sehr schön gelungen und beschert bei hoher Gebietstypizität jede Menge Trinkfreude; ich sehe ihn fast auf Augenhöhe mit den Kabis der besten Moselwinzer. Lediglich eine Spur Finesse und Schliff fehlt ihm noch, um ganz weit oben mitspielen zu können....

Herzliche Grüße

Bernd
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Ralf Gundlach

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Re: Jochen Clemens/Wintrich

BeitragSo 13. Okt 2019, 18:10

Ich habe gerade nochmal die Cuvee 2018 im Glas und kann einfach nur feststellen: ein grandioser Wein, der wahrscheinlich genau in diesem Jahr mit der Intuition des Winzers zu diesem Ergebnis geführt hat. Da passt alles für einen Alltagswein. Und knapp 5 Gramm Restzucker bei 11 % Alkohol in diesem Jahrgang. Ich habe ja mehrere tolle Kabinette von Jochen Clemens getrunken, aber der hier ist für mich der eigentliche Held. So etwas wird er sicher nicht jedes Jahr hinbekommen in der Preisklasse. Dafür ist der Wein zu außergwöhnlich. Und wenn doch: dann freue ich mich.

Gruß

Ralf
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