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Martin Müllen

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Bernd Schulz

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Re: Martin Müllen

BeitragSo 12. Apr 2020, 20:13

Gerade vergnüge ich mich mit der Vertilgung des Restes einer gestern geöffneten Flasche:

Bild

Korkprobleme sind hier weit und breit nicht auszumachen :mrgreen: . Und ansonsten handelt es sich um eine ebenso tiefgründige wie feinsinnige Moselspätlese in trocken, wie sie prototypischer kaum sein könnte. Für ausgewiesene Drucktrinker mag es hier an Power fehlen, aber mir gefällt der Wein mit seinem gebietstypischen Charakter sehr gut. Und der Preis stimmt auch.

Herzliche Grüße

Bernd
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amateur des vins

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Re: Martin Müllen

BeitragFr 24. Apr 2020, 17:08

Über die letzten 48h verkostet ("+2d" ist heute):

Martin Müllen, Trarbacher Hühnerberg Spätlese* trocken 2008
Martin Müllen, Trarbacher Hühnerberg Spätlese* trocken 2016


Ersteindruck 2008: zart und fein, dennoch sehr dicht. Nur(!) leichte beginnende Tertiäraromen. 2016 dagegen die Axt im Walde, irre intensiv und exotisch, erinnert stark an Sauvignon!?

Mit etwas Beschäftigung zeigt 2008 sehr trockene Anmutung. Weiße Frucht und Blüten, nicht viel. Etwas grasig und im Abgang ein kleines Bitterle. Kantige, etwas unruhige Struktur. 2016 geht auch am Gaumen krass in Richtung SB! Maracuja, Blutorange, Pink Grapefruit,... Ebenfalls sehr trocken; vielleicht nicht ganz so extrem. Nicht ganz so kantig.

[+1d] Die Weine konvergieren etwas: 2008 ist eher etwas ausdrucksstärker, während 2016 sich etwas weniger "laut", exotisch und SB-esk zeigt. Man kann schon glauben, daß beide aus einer Lage und vom selben Winzer stammen.. ;)
2016 ist komplexer, 2008 feiner, und das nicht nur des Alters wegen, meine ich.

Zitat von Mme Amatrice, die es mit Riesling sonst nicht so hat (weil er zwar schmeckt, aber "schleimt"):
Tag 1: Spontaner Ausruf "Der ist ja lecker!"
Tag 2: "Der ältere ist ja heute ein Gedicht! (...und der jüngere weniger gut)"

Für mich sind beide fraglos sehr gut und sehr interessant, ja, herausfordernd. Aber gerade heute empfinde ich sie sehnig-asketisch. Damit fallen sie nicht in mein bevorzugtes Beuteschema - etwas voller darf es schon gerne sein.

[+2d] 2008 weich, mit frischer, aber milder Säure. Heute zugänglicher, aber immernoch sehr spannend. Heute bisher deutlich am besten. 2016 heute wieder ausgeprägt SB-esk, jedoch ist die exotische Frucht, zwar weiter vorhanden, nun deutlich leiser. Stattdessen wird er mehr kräuterig-mineralisch.

Heute gefallen mir beide deutlich besser! Die Weine fordern mich eher zur Beobachtung und permanenten Beschäftigung heraus; für Hedonismus scheinen sie mir eher nicht gemacht. Aber das machen sie ziemlich gut.

Lustig, der 2016er war offenbar für Vinos Arcanos in Mexico vorgesehen. :D
Ein kleiner Rest von beiden verbleibt noch, aber ich habe keinen Zweifel, daß sie stabil bleiben werden.
Besten Gruß, Karsten
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EThC

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Re: Martin Müllen

BeitragFr 24. Apr 2020, 17:21

amateur des vins hat geschrieben:2016 dagegen die Axt im Walde, irre intensiv und exotisch, erinnert stark an Sauvignon!?

Ja :!:

viewtopic.php?f=29&t=5591&start=130#p130876
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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amateur des vins

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Re: Martin Müllen

BeitragFr 24. Apr 2020, 17:31

EThC hat geschrieben:
amateur des vins hat geschrieben:2016 dagegen die Axt im Walde, irre intensiv und exotisch, erinnert stark an Sauvignon!?
Ja :!:

viewtopic.php?f=29&t=5591&start=130#p130876
Ach, hatte ich garnicht gelesen!
Paßt ja 8-)
Besten Gruß, Karsten
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Bernd Schulz

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Re: Martin Müllen

BeitragFr 24. Apr 2020, 17:54

Karsten, das, was du über den 2008er schreibst, klingt nach einer hohen Jahrgangstypizität.

Und die an Sauvignon Blanc erinnernden Noten bei dem 2016er sind nicht unbedingt charakteristisch für die Mittelmosel, aber in Ruwerweinen - trinke mal einen Grünhäuser! - sind sie häufiger zu finden. Nicht von ungefähr erinnern mich diverse Hühnerberger an gute Ruwerrieslinge (und in etlichen Fällen auch an Weine aus der Wehlener Sonnenuhr, bevorzugt solche von J. J. Prüm).

Mich freut es jedenfalls, dass du beide Weine wenigstens interessant findest!

Herzliche Grüße

Bernd
Zuletzt geändert von Bernd Schulz am Sa 25. Apr 2020, 01:22, insgesamt 1-mal geändert.
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amateur des vins

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Re: Martin Müllen

BeitragFr 24. Apr 2020, 18:59

Bernd, danke nochmal für Deine Empfehlungen! Falls es nicht deutlich wurde: Ich finde die Weine mehr als nur interessant. Die hohe Qualität ist ganz unbestreitbar. Die Stilistik ist etwas ungewohnt für mich, und etwas "Arbeit"; zurücklehnen und nebenbei süffeln is' hier definitiv nicht! :ugeek: Aber das ist ja auch ein Zeichen von Qualität.

Komplett abgeholt haben sie mich nicht, aber das schaffen eh die wenigsten. Es sind bisher für mich die schönsten und spannendsten Müllen-Weine.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich je Weine von (dem? der?) Ruwer hatte. Ein neues Projekt? :ugeek:
Besten Gruß, Karsten
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puschel

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Re: Martin Müllen

BeitragFr 24. Apr 2020, 19:01

Bernd Schulz hat geschrieben:Und die an Sauvignon Blanc erinnernden Noten bei dem 2016er sind nicht unbedingt charakteristisch für die Mittelmosel, aber in Ruwerweinen - trinke mal einen Grünhäuser! - sind sie häufiger zu finden. Nicht von ungefähr erinnern diverse Hühnerberger mich an gute Ruwerrieslinge (und in etlichen Fällen auch an Weine aus der Wehlener Sonnenuhr, bevorzugt solche von J. J. Prüm).

Hallo Zusammen,
...da sieht man mal die Vielfalt "Aromenvielfalt" der für mich edelsten weißen Rebsorte des "Rieslings" :D
Und Bernd, meine Zustimmung: Die typischen Sauvignon Blanc Aromen findet man häufig in den Rieslingen von Maximin Grünhaus (Ruwer) und auch bei Martin Müllens Hühnerberg Rieslingen . Sensorische Parallelen zu restsüßen Rieslingen aus der Wehlen Sonnenuhr sind mir noch nicht aufgefallen, zu den Rieslingen aus dem Pündericher Marienburg Rothenpfad schon. :D
Gruß Adi
Save water, drink riesling
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amateur des vins

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Re: Martin Müllen

BeitragSo 26. Apr 2020, 21:11

amateur des vins hat geschrieben:Martin Müllen, Trarbacher Hühnerberg Spätlese* trocken 2008
Martin Müllen, Trarbacher Hühnerberg Spätlese* trocken 2016
Es ist mir wichtig, anzumerken, daß die Reste am dritten Tag am besten waren, und ich die Weine da nicht mehr "nur" interessant und abstrakt gut fand, sondern richtig Spaß daran hatte.

Vielleicht war ja Blütentag :lol: - die anderen Weine waren an diesem Tag auch lecker... ;)
Besten Gruß, Karsten
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Ralf Gundlach

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Re: Martin Müllen

BeitragSo 26. Apr 2020, 21:26

puschel hat geschrieben:
Bernd Schulz hat geschrieben:Und die an Sauvignon Blanc erinnernden Noten bei dem 2016er sind nicht unbedingt charakteristisch für die Mittelmosel, aber in Ruwerweinen - trinke mal einen Grünhäuser! - sind sie häufiger zu finden. Nicht von ungefähr erinnern diverse Hühnerberger mich an gute Ruwerrieslinge (und in etlichen Fällen auch an Weine aus der Wehlener Sonnenuhr, bevorzugt solche von J. J. Prüm).

Hallo Zusammen,
...da sieht man mal die Vielfalt "Aromenvielfalt" der für mich edelsten weißen Rebsorte des "Rieslings" :D
Und Bernd, meine Zustimmung: Die typischen Sauvignon Blanc Aromen findet man häufig in den Rieslingen von Maximin Grünhaus (Ruwer) und auch bei Martin Müllens Hühnerberg Rieslingen . Sensorische Parallelen zu restsüßen Rieslingen aus der Wehlen Sonnenuhr sind mir noch nicht aufgefallen, zu den Rieslingen aus dem Pündericher Marienburg Rothenpfad schon. :D
Gruß Adi


Hallo Adi,

ich hatte schon oft Assoziationen mit der Wehlener Sonnenuhr, wenn ich einen Hühnerberg getrunken habe, wegen der florale Aromen, die ich mit der Wehlener Sonnenuhr verbinde. Die Paradiese habe ich schon öfters an die Ruwer gesteckt. Stachelbeernoten gab es oft. Aber auch Johannisbeeren. Beim Hühnerberg eher weniger, aber anscheinend gibt es da Ausnahmen.

Gruß

Ralf
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Ollie

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Re: Martin Müllen

BeitragSo 26. Apr 2020, 23:11

Ralf Gundlach hat geschrieben:Die Paradiese habe ich schon öfters an die Ruwer gesteckt. Stachelbeernoten gab es oft. Aber auch Johannisbeeren.


Interessant, bei mir ist es andersherum: Ich habe sehr oft das Paradies mit kräftigen, gelben Pfirsichnoten, und nur sehr, sehr selten diese grünherben Noten (blättrige Stachelbeere und Cassis) - meistens bei marginaler Reife (Kabinett oder seine frühen Spätlesen von vor 20 Jahren) oder in kühleren Jahren (z.B. 2008). Für eine Verwechslung mit Grünhaus war mir in solchen Fällen aber die Frucht zu "frustriert" und gedeckt und der Wein zu "spröde" und "zerfahren". Bei Schubert ist dann doch mehr Fokus, Feinheit und Klasse.

Die Nase des Hühnerbergs bei reifem Lesegut (SL aufwärts) verbinde ich sehr oft mit einer violett-blauen Blumigkeit von Flieder und (vielleicht) Veilchen, allerdings nur in der Jugend. Der Duft ist eher blumenwiesig-verspielt und nicht so schwül wie etwa Blaubeere, und zumindest für mich ist das typisch Hühnerberg.

Der Würzgarten, oft auch mit eher arg gedeckter Frucht, hat eine Süßholznote, die bei den -Layen sehr oft in dunklere Lakritze umschlägt. Meistens sind diese "anderen Lagen" deshalb gar nicht mein Fall.

Aber die Wahrnehmungen unterscheiden sich natürlich sehr voneinander.

Cheers,
Ollie
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
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