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Diverse Winzer

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Michl

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Re: Diverse Winzer

BeitragSo 30. Jan 2022, 16:13

Sehr schön! Offensichtlichn hat uns alle der Musari sehr beeidruckt.

Kle hat geschrieben:War es eine Sinnestäuschung, da es beim direkten Schmecken nicht richtig zu fassen war, oder die Größe dieses Weines? Ich glaubte an Letzteres, und würde, wenn es sich bestätigt, 96 Punkte vergeben.


Ich würde mit einem Tag Abstand auch ganz klar an Letzteres glauben. Tatsächlich kann ich mich jedoch nicht erinnern, jemals ein derartiges Erlebnis gehabt zu haben, nämlich einen Wein zu trinken, der unmittelbar im Mund gar nicht so sehr wirkt, sondern erst, wenn er verweht.
Gestern hätte ich auch akzeptieren können, wenn jemand beiläufig 89 P auswirft, heute bin ich jedoch eher bei dir, Carsten, und das nicht nur deshalb, weil der Wein bei mir einen so nachaltigen Eindruck hinterließ, dass ich ihn im "großen" Spektrum verorten möchte, sondern weil ich gestern einfach nicht den Mut hatte, einen Wein, der derart hintersinnig erscheint und vordergründig fast einfach wirkt, in diesem Bereich zu verorten.
Was für ein erfüllendes Weinerlebnis!
Viele Grüße

Michl
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Ralf Gundlach

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Re: Diverse Winzer

BeitragSa 5. Feb 2022, 23:15

Herr S. hat geschrieben:Moin moin,

zuerst ein Hinweis: dieser Beitrag ist biased!

Der heutige Wein, der erste seit längerer Zeit, Magen verdorben, hat eine schöne Hintergrundgeschichte: wie an anderer Stelle bereits zu Papier gebracht (https://www.dasweinforum.de/viewtopic.php?f=42&t=5335&start=70) bin ich einen Schritt weiter, meinen Wingert vollumfänglich beackern zu können, indem ich die Pflanzenschutzsachkundeprüfung (ja, auch für Backpulver) erfolgreich gemeistert habe. Dabei ist der mündlicher und fachliche Teil jeweils kein Solo-Flug sondern man absolviert diesen Teil im Duo. Mein Partner und ich trafen uns also als erstes Paar nach der Mittagspause im kalten Herbstgrau Neustadts vor dem Folienzelt und hatten noch ein paar Minuten Zeit für einen Schnack. Wie sich herausstellte, haben wir beide keine Projekte von der Stange am Start, sondern sind über verschlungene Wege dahin gelangt, wo wir heute sind: beim Wein. Mein kongenialer Partner hieß Philipp (und er heißt immer noch so, oh Wunder). Philipp und seine Partnerin machen Wein an der Mosel, in Bremm. Bremm, das ist Calmont. Aber der, obwohl mitbestellt, kam heute nicht ins Glas sondern dieser sehr feine Vertreter von der Mosel, der Süße und Säure wunderbar vereint:

Bild

Das ist wirklich ein tolles Zeug! Gerade dieser dezente, phenolische Grip verleiht dem Wein neben dem gut austarierten Süße-Säure-Spiel eine weitere Dimension. Die nächste Flasche, so ich mich zurückhalten kann, gibt es frühestens im Sommer oder später. Abgesehen vom Wein finde ich die Etiketten extrem gelungen, um ehrlich zu sein habe ich selten schönere Etiketten gesehen (außer die von Oma Brand handgemalten Etiketten der Brand Bros.):

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Schaut es Euch am besten auf der Homepage an, das Foto ist nicht optimal belichtet. Zum asiatisch angehauchten Essen passte der Wein auf jeden Fall wie Deckel auf Topf und auch solo ist er alles andere als langweilig.

In diesem Sinn,
Björn


Hallo Björn,

auf der Suche nach neuen aus bekannten Lagen hast du mich inspiriert:

2020 Riesling Bremmer Clamont "Südwand" Steilgut Weine

Seit gestern offen. In der Nase dezente Pfirsichnoten. Am Gaumen dominieren Kräuternoten. Auch knackiger Pfirsich und Mirabellen zeigen sich. Mit dezenten Gripp.Cremig. Hat ordentlich Extrakt. Aber es fehlt an Säure. Warum? Bei dem Jahrgang?
Der Riesling wäre richtig gut, wenn es nicht an Säure fehlen würde. Und das finde ich richtig schade. Weil alles andere richtig gut ist.

87 Punkte

Gruß

Ralf
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Ralf Gundlach

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Re: Diverse Winzer

BeitragSa 12. Feb 2022, 20:37

Gestern haben Bernd und ich den 2020er Neefer Frauenberg von Steilgut getrunken, der mir besser als der 20er Calmont gefallen hat. Mehr Restsüsse, aber alles war in sich stimmig und typisch Mosel, 89 Punkte.
Heute habe ich den : 2019 Riesling Bremmer Calmont "Südwand" Steilgut Weine im Glas:
Und der gefällt mir gut, obwohl ich normalerweise die Stilistik eher nicht mag:
In der Nase dezente Mirabellen. Am Gaumen ein Maul voll Wein. Anders kann man es nicht ausdrücken. Mirabellen, knackiger Pfirsich. Dezent Kräuter. Sehr mineralisch.Etwas Gripp. Viel Power. Gefühlt um die 12 Gramm Restzucker, der aber gut eingebunden ist. Tolle Länge. Den brauche ich nicht jeden Tag. Aber das ist wirklich ein beeindruckender Riesling. Viel Power, aber nichts ist oberflächlich.

91 Punkte, kostet 14,90 Euro.
Wenn man die alte GG Stilistik mit mehr Restzucker und Power mag, dann hat man hier einen tollen Riesling und weiß ihn zu schätzen für einen günstigen Kurs.

Gruß

Ralf
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Bernd Schulz

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Re: Diverse Winzer

BeitragSo 13. Feb 2022, 20:17

Mich hat es sehr gefreut, mal einen der Steilgut-Rieslinge probieren zu können:

Bild

Mit einer stärker ausgeprägten Säure wären noch 1-2 Pünktchen mehr drin gewesen, aber auch so handelt es um eine erfreuliche, sehr gebietstypische (ich habe den Wein im 1. Anlauf an die Terrassenmosel gesteckt und auf Kilian Franzen getippt) Leistung. Auch der Preis geht für Normalverdiener völlig in Ordnung - Björn hat das noch nicht besonders bekannte "Steilgut" offenkundig zu Recht gelobt! Und ich bedanke mich sehr bei Ralf fürs Mitbringen dieser Flasche!

Herzliche Grüße

Bernd
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Bernd Schulz

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Re: Diverse Winzer

BeitragDi 22. Feb 2022, 22:17

Da Ralf mir eine Flasche "Südwand" geschenkt hat, kann ich jetzt noch einen weiteren Steilgut-Wein probieren:

Bild

Fraglos haben Philipp Franzen und Irina Akimova eine ganze Menge auf der Pfanne! Und sie bieten ihre Weine zu durchaus vernünftigen Preisen an; die für den 20er Calmont geforderten 15,90 gehen für einen Riesling dieser Qualität völlig in Ordnung. Wenn meine finanzielle und zeitliche Situation eine andere wäre, würde ich den beiden Newcomern sehr gerne einen Besuch abstatten!

Herzliche Grüße

Bernd
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Moselaner

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Re: Diverse Winzer

BeitragFr 22. Apr 2022, 20:34

Hallo zusammen,

zuletzt im Glas:
Weingut Sorentberg: Reiler Sorentberg Riesling Rotschiefer 2019

Projekt der beiden Jungwinzer Tobias Treis (vom selbigen Weingut aus Reil) und Ivan Giovanett (vom Weingut Castelfeder aus Südtirol).
Es gibt zwei Weine aus einem Weinberg: Der 25 Jahre brach liegende Reiler Sorentberg wurde 2012 rekultiviert. Südhang, Seitentallage, Wissenbachschiefer (Rotschiefer mit Muscheleinschlüsseln, laut Abteilungsleiter Landesamt Geologie Dr. Ernst Dieter Spies nur in diesem Weinberg so zu finden). Spontangärung im Moselfuder und teilweise im Edelstahl, sechs Monate Hefelager, 12,5 % Alkohol.

Der Wein besticht durch rotfruchtige Anklänge wie man sie teilweise auch im Ürziger Würzgarten und dem Veldenzer Elisenberg findet. Keine tänzelnde Ballerina sondern durchaus mit Kraft und der entsprechende Länge ausgestattet, wahrscheinlich an der Grenze zu feinherb was den Zucker betrifft. Endet salzig, mineralisch. Durchaus sehr spannend.
Schön das sich einer vergessenen und durchaus einst renommierten Lage angenommen wurde und dort nach über 25 Jahren wieder Weine entstehen, 90 Punkte.

Viele Grüße
Patrick
Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens.
Euripides
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Bernd Schulz

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Re: Diverse Winzer

BeitragFr 22. Apr 2022, 20:46

Klingt seht interessant, Patrick! Quanta costa?

Materialistische Grüße

Bernd
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EThC

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Re: Diverse Winzer

BeitragFr 22. Apr 2022, 21:06

...ich hatte mal den 17er im Glas, fand aber die Story des Weins erheblich interessanter als den Wein selbst, vor allem weil sich die angepriesene einmalige Rotschieferaromatik quasi komplett hinter der Frucht versteckt hat. Hab ich ausgerechnet in Südtirol in einem Restaurant als Teil der Weinbegleitung getrunken, der damalige EVP lag wohl so bei 18 Euronen...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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Re: Diverse Winzer

BeitragFr 22. Apr 2022, 21:12

Bernd Schulz hat geschrieben:Klingt seht interessant, Patrick! Quanta costa?

Materialistische Grüße

Bernd


Hallo Bernd,
der von mir getrunkene Rotschiefer kostet 18,50 Euro.
Das ist sicherlich aufgrund des betriebenen Aufwands ein fairer Preis.
Der Sorentberg „ von 1000 alte Reben“ von den ältesten Reben und längerem Hefelager (aktueller Jahrgang 2018) kostet stolze 65 Euro.

Viele Grüße
Patrick
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Euripides
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Re: Diverse Winzer

BeitragFr 22. Apr 2022, 21:22

EThC hat geschrieben:...ich hatte mal den 17er im Glas, fand aber die Story des Weins erheblich interessanter als den Wein selbst, vor allem weil sich die angepriesene einmalige Rotschieferaromatik quasi komplett hinter der Frucht versteckt hat. Hab ich ausgerechnet in Südtirol in einem Restaurant als Teil der Weinbegleitung getrunken, der damalige EVP lag wohl so bei 18 Euronen...


Hallo Erich,

kann ich aus deiner Perspektive und deinen Weinvorlieben durchaus nachvollziehen. Traditioneller moseltypischer Ausbau, eher kraftvoll als spannungsgeladen und auch schon aus analytischen Gründen: 11 Zucker und 7 Säure (habe gerade nachgeschaut).
Mich als Moseljünger hat das auf seine Art dann doch fasziniert, da mich das Aromenspektrum des Weines dann doch eher an die zwei Lagen an der Mittelmosel erinnern, die schon herausstechen. Und neben der Rotfruchtigkeit hatte der 2019er auch eine spannende Würzigkeit und Mineralität. Ich sehe auch durchaus noch Potenzial durch Reife.

Viele Grüße
Patrick
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Euripides
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