- Beiträge: 1934
- Registriert: Mo 6. Jun 2011, 12:54
Während alle gerade auf Falkenstein starren, hier ein Alternativprogramm, bei dem sich meine Moselwinzer ziemlich warm anziehen müssen...
Der 2019 Niedermenninger Sonnenberg Kabinett Alte Reben von Stefan Müller ist wieder ziemlich gut ausgefallen. Die Säure ist hoch (10.4 g/l), der Zucker niedrig (48 g/l bei 8.5 Vol-%), die Ganztraubenpressung tut das Ihre für einen sehr schlanken und unverschämt süffigen Stil im Sinne eines Kabinetts: viel Bach-der-durch-Wiesen-fließt, ganz subtile Frucht (mit Luft ein Hauch weißen Pfirsichs) untermalt mit der wunderbaren Würze des Rotschiefers: Waldmeister, grüne Minze, Vanille. Im ordentlich langen Abgang völlig trocken schmeckend und fast noch kreidig. Der Wein hat so viel Stoff, daß er für mich aus dieser Prädikatsklasse ausschert - jedoch nicht nach oben Richtigung Spätlese, sondern irgendwie seitwärts, so sehr schiebt und drückt der Extrakt. Ein bekannter Bordeaux-Händler von der Rheinfront zieht gelegentlich Vergleiche mit mit großvolumigen Achzylindern, und hier passt er: nicht Leistung, sondern Drehmoment. Beeindruckendes Dahingleiten. (Das Zeug verdunstet aber ungemein schnell.) Von der Geographie eindeutig Saar, dagegen wirkt Moselfrucht geradezu plakativ.
Die tags drauf getrunkene 2019 Spätlese Alte Reben aus dem Krettnacher Euchariusberg war dagegen viel vorhersehbarer, weil klassischer: mehr Süße (70 g/l bei 8.0 Vol-%), die sich trotz der Säure (10.5 g/l) im schlanken Abgang wiederfinden: Insgesamt viel weniger expressive Würze und sehr feine Aromatik (Blumenwiese, Akazie) und Frucht (gelbe Honigmelone, Akazienhonig), wie man sie vom Blauschiefer kennt. Viel Zukunft, die man ihr gönnen sollte, denn jetzt ist sie noch etwas arg unter Wert. (Aber bei dem Preis ist ein Sixpack schnell im Keller versteckt...)
Ich habe allerdings den Kabinett nachgekauft - und die feinherbe Spätlese aus dem Sonnenberg draufgelegt (Rotschiefer rulz!). Ich sach bescheid.
Cheers,
Ollie
Der 2019 Niedermenninger Sonnenberg Kabinett Alte Reben von Stefan Müller ist wieder ziemlich gut ausgefallen. Die Säure ist hoch (10.4 g/l), der Zucker niedrig (48 g/l bei 8.5 Vol-%), die Ganztraubenpressung tut das Ihre für einen sehr schlanken und unverschämt süffigen Stil im Sinne eines Kabinetts: viel Bach-der-durch-Wiesen-fließt, ganz subtile Frucht (mit Luft ein Hauch weißen Pfirsichs) untermalt mit der wunderbaren Würze des Rotschiefers: Waldmeister, grüne Minze, Vanille. Im ordentlich langen Abgang völlig trocken schmeckend und fast noch kreidig. Der Wein hat so viel Stoff, daß er für mich aus dieser Prädikatsklasse ausschert - jedoch nicht nach oben Richtigung Spätlese, sondern irgendwie seitwärts, so sehr schiebt und drückt der Extrakt. Ein bekannter Bordeaux-Händler von der Rheinfront zieht gelegentlich Vergleiche mit mit großvolumigen Achzylindern, und hier passt er: nicht Leistung, sondern Drehmoment. Beeindruckendes Dahingleiten. (Das Zeug verdunstet aber ungemein schnell.) Von der Geographie eindeutig Saar, dagegen wirkt Moselfrucht geradezu plakativ.
Die tags drauf getrunkene 2019 Spätlese Alte Reben aus dem Krettnacher Euchariusberg war dagegen viel vorhersehbarer, weil klassischer: mehr Süße (70 g/l bei 8.0 Vol-%), die sich trotz der Säure (10.5 g/l) im schlanken Abgang wiederfinden: Insgesamt viel weniger expressive Würze und sehr feine Aromatik (Blumenwiese, Akazie) und Frucht (gelbe Honigmelone, Akazienhonig), wie man sie vom Blauschiefer kennt. Viel Zukunft, die man ihr gönnen sollte, denn jetzt ist sie noch etwas arg unter Wert. (Aber bei dem Preis ist ein Sixpack schnell im Keller versteckt...)
Ich habe allerdings den Kabinett nachgekauft - und die feinherbe Spätlese aus dem Sonnenberg draufgelegt (Rotschiefer rulz!). Ich sach bescheid.
Cheers,
Ollie
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard, copropriétaire de Château Smith Haut Lafitte)
"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard, copropriétaire de Château Smith Haut Lafitte)