so, jetzt domprobst kabinett 2021 und 2020.
gestern aufgemacht, einen mini-schluck probiert, heute mit muße.
und was soll ich sagen: ich sehe den 21er vorne, aber beide sind richtig gut.
allerdings ist die aromatik nicht sofort und offensichtlich ausdrucksstark (im gegensatz zu lieser oder prüm, die ja oft "furzend" aus dem glas springen...).
21er: nase gelbfruchtig, etwas pfirsich, nektarine, fein und reif, reintönig traubig.
Geschmack: saftig-reife pfirsich frucht, sehr intensiv, süße und säure aber ausbalanciert, kein loch, dichter und saftiger als 2020, noch keine "würzigkeit" wie 20er. aber intensive und andauernde saftigkeit von weinbergspfirsichen
20er: nase: voller/breiter als 21, weniger gelbfrucht als erdbeere, cremig-süßlich.
sehr ausgewogen, süße und säure ausbalanciert, leichte "würzigkeit" und tiefe, perfekte balance, säure hinten raus pikant.
diese pikante säure macht, dass man immer weiter trinken möchte - ganz ähnlich wie ich das sonst beim Fritz Haag Juffer kabinett (18, 19 und 20) kenne (und bernd dort für den 2021er beschrieben hat: "traubig" ,"mundwässernd").
der 2021er hat aktuell die nase vorne, da die säure noch pikanter ist und mehr aroma (weinbergpfirsich) mitbringt.
gruss, matthias
Willi Schaefer
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Re: Willi Schaefer
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Re: Willi Schaefer
Nicht zum ersten Mal tue ich mich mit einem Wein von Schaefer vergleichsweise etwas schwer:

Es handelt sich um einen Kabinett, der im Fachhandel um die 20 Euro kostet. Und bei allem Respekt vor der filigranen Kammermusik, mit der man es hier zu tun hat, würde ich ihn dafür - Potential hin oder her - liegen lassen und lieber zur harten Konkurrenz von Dr. Hermann, Andreas Adam, Weiser-Künstler, Schäfer-Fröhlich oder Dönnhoff greifen.
Vielleicht bin ich einfach zu grob gestrickt, um diesen 21er Domprobst hinreichend zu kapieren (ich meine das völlig ernst!).
Herzliche Grüße
Bernd

Es handelt sich um einen Kabinett, der im Fachhandel um die 20 Euro kostet. Und bei allem Respekt vor der filigranen Kammermusik, mit der man es hier zu tun hat, würde ich ihn dafür - Potential hin oder her - liegen lassen und lieber zur harten Konkurrenz von Dr. Hermann, Andreas Adam, Weiser-Künstler, Schäfer-Fröhlich oder Dönnhoff greifen.
Reintönig traubig ja, aber der Pfirsich oder gar die Nektarine fehlt mir am heutigen Abend komplett. Und wirklich intensiv finde ich hier auch nichts.port_ellen hat geschrieben:21er: nase gelbfruchtig, etwas pfirsich, nektarine, fein und reif, reintönig traubig.
Geschmack: saftig-reife pfirsich frucht, sehr intensiv, süße und säure aber ausbalanciert, kein loch, dichter und saftiger als 2020, noch keine "würzigkeit" wie 20er. aber intensive und andauernde saftigkeit von weinbergspfirsichen
Vielleicht bin ich einfach zu grob gestrickt, um diesen 21er Domprobst hinreichend zu kapieren (ich meine das völlig ernst!).
Herzliche Grüße
Bernd
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Re: Willi Schaefer
sicher nichtVielleicht bin ich einfach zu grob gestrickt

vielleicht mit luft morgen nochmal probiert ?
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Re: Willi Schaefer
Christoph Schaefers Weine sind zarte, filigrane Kammermusik. Verglichen mit der Pop Musik von Weiser-Künstler oder Rock von SF oder Dönnhoff geht das unter. Man muss diese Eleganz, Balance und Harmonie mögen, dann ist das großes Kino. Im direkten Vergleich gegen die doch deutlich lauteren und dominanten anderen Weine gehen sie IMHO unter.Bernd Schulz hat geschrieben:Nicht zum ersten Mal tue ich mich mit einem Wein von Schaefer vergleichsweise etwas schwer:
Vielleicht bin ich einfach zu grob gestrickt, um diesen 21er Domprobst hinreichend zu kapieren (ich meine das völlig ernst!).
Bernd
Außerdem würde ich die Weine niemals jünger als mit 3-5 Jahren Flaschenreife öffnen.
Just my 2cents,
Dirk
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Re: Willi Schaefer
Ja, ein gewisser Rest befindet sich noch in der Flasche....port_ellen hat geschrieben:vielleicht mit luft morgen nochmal probiert ?
Unter den vielen Kabinetten aus 2020 und 2021, die ich in der letzten Zeit probiert habe, waren die meisten schon extrem zugänglich. Darüber habe ich etwas vergessenNoTrollingerPlease hat geschrieben:Außerdem würde ich die Weine niemals jünger als mit 3-5 Jahren Flaschenreife öffnen.

Aber dass der 21er Domprobst noch viel Potential aufweisen könnte, habe ich ja immerhin schon gestern vermutet....
Herzliche Grüße
Bernd
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Re: Willi Schaefer
Der Domprobst zeigt sich heute tatsächlich eine Spur offener als gestern, aber ich finde ihn im Vergleich zu den besten von mir getrunkenen Kabinetten aus 21 nach wie vor weniger spannend und komplex. Dass sich das mit einiger Reife ändern kann, möchte ich keineswegs ausschließen!
Herzliche Grüße
Bernd
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Bernd
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Re: Willi Schaefer
Bei der 08er Spätlese aus dem Domprobst verhält es sich jedenfalls so, dass meine dritte und letzte Flasche davon die mit Abstand für mich beste ist:

Vielleicht hat sich der Wein immer weiter entwickelt, vielleicht spielen Flaschenvarianzen eine Rolle, vielleicht hat sich mein Geschmack verändert, vielleicht handelt es sich um eine Kombination aus diesen drei und noch weiteren
Ursachen - man weiß es nicht.....
....aber ganz sicher habe ich hier gerade eine Moselspätlese der klassisch feinen Art im Glas!
Herzliche Grüße
Bernd

Vielleicht hat sich der Wein immer weiter entwickelt, vielleicht spielen Flaschenvarianzen eine Rolle, vielleicht hat sich mein Geschmack verändert, vielleicht handelt es sich um eine Kombination aus diesen drei und noch weiteren

....aber ganz sicher habe ich hier gerade eine Moselspätlese der klassisch feinen Art im Glas!
Herzliche Grüße
Bernd
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Re: Willi Schaefer
heute im Glas mit großer Vorfreude und zu Recht:
2020 Gracher Domprobst Spätlese AP10
sehr helles grüngelb
im duft fordernde casssis-rhabarber-stachelbeer noten (vermutlich sponti), fast grasig, etwas rauchig, sehr intensiv, voller spannung.
im geschmack sind süße und saftige frucht schon sehr miteinander verbunden; in der aromatik deutlich an ruwer erinnernde frucht: cassis, rauchig, rhabarber, etwas grasig, das ganze aber durch mittlere süße und eine dauerhaft prsäente feine säure wie aus einem guss. sehr leicht, aber sehr saftig-intensiv und präsent.
ganz großes kino, das schmeckt, als wenn man im weinberg steht und direkt aus der flasche die essenz der mosel-schiefer-trauben heruntergurgelt...
2020 Gracher Domprobst Spätlese AP10
sehr helles grüngelb
im duft fordernde casssis-rhabarber-stachelbeer noten (vermutlich sponti), fast grasig, etwas rauchig, sehr intensiv, voller spannung.
im geschmack sind süße und saftige frucht schon sehr miteinander verbunden; in der aromatik deutlich an ruwer erinnernde frucht: cassis, rauchig, rhabarber, etwas grasig, das ganze aber durch mittlere süße und eine dauerhaft prsäente feine säure wie aus einem guss. sehr leicht, aber sehr saftig-intensiv und präsent.
ganz großes kino, das schmeckt, als wenn man im weinberg steht und direkt aus der flasche die essenz der mosel-schiefer-trauben heruntergurgelt...
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Re: Willi Schaefer
Save water, drink riesling
Re: Willi Schaefer
Gestern im Glas:
Himmelreich GL 2019
Der Wein sollte wohl ursprünglich – so stand es irgendwo geschrieben – ein GG werden, gärte aber nicht ganz durch, deshalb Himmelreich Große Lage.
Für sein Alter schon deutlich ins sattgelb gehende Farbe, in der Nase ein intensiv süßes Frucht- und Blütenbouquet, das eine süße Auslese assoziieren lässt. Am Gaumen dann nicht so süß wie die Nase erwarten ließe, aber eben auch nicht trocken, rein sensorisch tippe ich auf ca. 14 - 18g, nominell wäre das also ein halbtrockener Wein. Die Säure ist viel milder als erhofft und erwartet, aromatisch wieder ein reifer, auch tropischer Fruchtkorb, viel Schmelz und Cremigkeit, gute Länge.
Eigentlich passt das gar nicht zu meinen Vorlieben – milde Säure, Restzucker, dominante Frucht – dennoch trinke ich das mit einigem Vergnügen. Für mich ein untypischer Riesling, aber ich meine ein sehr interessanter Essensbegleiter zu feisten Sahnesoßen oder leicht pikanten Currys. Letzteres wird heute mal ausprobiert – mit der halben Flasche, die noch übrig geblieben ist.
Himmelreich GL 2019
Der Wein sollte wohl ursprünglich – so stand es irgendwo geschrieben – ein GG werden, gärte aber nicht ganz durch, deshalb Himmelreich Große Lage.
Für sein Alter schon deutlich ins sattgelb gehende Farbe, in der Nase ein intensiv süßes Frucht- und Blütenbouquet, das eine süße Auslese assoziieren lässt. Am Gaumen dann nicht so süß wie die Nase erwarten ließe, aber eben auch nicht trocken, rein sensorisch tippe ich auf ca. 14 - 18g, nominell wäre das also ein halbtrockener Wein. Die Säure ist viel milder als erhofft und erwartet, aromatisch wieder ein reifer, auch tropischer Fruchtkorb, viel Schmelz und Cremigkeit, gute Länge.
Eigentlich passt das gar nicht zu meinen Vorlieben – milde Säure, Restzucker, dominante Frucht – dennoch trinke ich das mit einigem Vergnügen. Für mich ein untypischer Riesling, aber ich meine ein sehr interessanter Essensbegleiter zu feisten Sahnesoßen oder leicht pikanten Currys. Letzteres wird heute mal ausprobiert – mit der halben Flasche, die noch übrig geblieben ist.
Beste Grüße
Gaston
Gaston