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Hochwasserkatastrophe an der Ahr

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Weinschlürfer

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Re: Hochwasserkatastrophe an der Ahr

BeitragSa 24. Jul 2021, 16:36

UlliB hat geschrieben:
OsCor hat geschrieben:Das macht es zwar nicht weniger bedrückend, aber ich frage mich: Wieso dort?

Das könntest Du allenfalls den betroffenen Weinhändler fragen, aber der hat wohl gerade andere Probleme. In diesem Fall kann ich jedenfalls keinen Fake erkennen.

Was ich als Steuerzahler viel ärgerlicher finde: auch nach mehr als einer Woche nach der Katastrophe ist in den kleineren Orten entlang der Ahr wie Rech oder Dernau, in denen noch kein Politiker medienwirksam herumgestiefelt ist, von übergeordneter Organisation oder Koordination der Hilfsmaßnahmen durch staatliche Behörden nichts zu merken - das dürfen die Betroffenen und die zum Teil mit schwerem Gerät angereisten Helfer auch noch in Eigenregie übernehmen. Und nein, das ist kein RT-Fake, das kann man auch in seriösen Medien wie der lokalen Presse nachlesen.

Ich bin wirklich sehr, sehr vorsichtig, den populistisch besetzten Begriff "Staatsversagen" zu benutzen. Hier passt er aber einmal wirklich.

Gruß
Ulli


Das mag daran liegen, dass unser Staatsaparat einfach mit vielen anderen Dingen schon komplett überlastet ist..
Wenn du an der Grenze des Machbaren agierst, weil die von der Realität entkoppelte Politik immer mehr und mehr und mehr auf die umsetzenden Stellen einkippt...Jedes Jahr mehr und neue Verordnungen ohne altes abzuspecken... Dann funktioniert das Gebilde irgendwann nicht mehr. Es wird fragil. Und das sehen wir in
vielen Teilen - vor allem auf kommunaler Ebene. Auch schon bei Corona.

Die Politik schert sich seit 10 bis 20 Jahren wenig um praktische Umsetzbarkeit....
Entscheidungswege werden nicht unkomplizierter....

redet mal mit Personen, die in kommunalen oder Landesbehörden arbeiten...
Oder mit Lehrern... Da wird euch schlecht... Eine Bekannte arbeitet am Gericht... -> Haarsträubend!

Beispiel: Das Kanzleramt wächst und wächst...Irrsinnige Mitarbeiterzuwächse... andere Bundesbehörden auch.
wieso eigentlich? die Umsetzungspower an der Basis in den Ländern und Kommunen wächst aber nicht...Mehr Aufgaben, Mehr Verordnungen, tendentiell weniger Mitarbeiter.... Wer erkennt ein Problem?

Sorry falls zu offtopic.
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EThC

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Re: Hochwasserkatastrophe an der Ahr

BeitragSa 24. Jul 2021, 17:06

Weinschlürfer hat geschrieben:Das mag daran liegen, dass unser Staatsaparat einfach mit vielen anderen Dingen schon komplett überlastet ist..
...das mag alles richtig sein, aber auch ein supertoller Staatsapparat wäre in diesem speziellen Fall bezüglich Vorhersage / Abwehr genauso machtlos gewesen. Dieses reflexartige und allumfassende Generalanprangern ohne sich erstmal auch nur bißchen kundig gemacht zu haben, geht mir nicht erst seit jetzt gegen den Strich. Aber das scheint ja so eine allgemeine Modeerscheinung zu sein.
Nur wenn's um die schnelle und punktgenaue Hilfe danach geht, bin ich schon eher beim Staatsbashing dabei...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

https://ec1962.wordpress.com/
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UlliB

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Re: Hochwasserkatastrophe an der Ahr

BeitragSa 24. Jul 2021, 17:19

Mein "solidAHRität" - Paket mit 12 Flaschen ist heute angekommen. Ein interessantes Sammelsurium, ein paar Flaschen von VDP-Betrieben, aber auch einiges von Weingütern, von denen ich zuvor nie etwas gehört hatte. Das eine oder andere hätte ich mit Sicherheit nicht gekauft, z.B. einen lieblichen Silvaner aus Württemberg, aber immerhin weiß ich jetzt, dass auch am Kocher Weinbau betrieben wird.

Wirklich Hochwertiges ist nicht dabei, und bei dem einen oder anderen 2018er vermute ich auch, dass hier eher schlecht Verkäufliches auf diesem Weg entsorgt wurde. Aber macht nichts, der Sinn der Aktion ist es ja nicht, Spitzenweine günstig zu erwerben. Und probiert wird alles, bei mir landet nie etwas unverkostet in der Spüle - auch nicht ein lieblicher Silvaner vom Kocher ;)

Gruß
Ulli
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Weinschlürfer

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Re: Hochwasserkatastrophe an der Ahr

BeitragSa 24. Jul 2021, 17:33

EThC hat geschrieben:Nur wenn's um die schnelle und punktgenaue Hilfe danach geht, bin ich schon eher beim Staatsbashing dabei...


Weist du das ist ja gerade mein Punkt gewesen. Wenn Du ein fragiles System hast. z.B. Undefinierte Zuständigkeiten, komplexe Entscheidungswege, Sanktionen bei Fehlern... zu viele Veränderungen,
angespannte Personallage, nicht perfekt eingeschliffene Prozesse....

Dann bist du nicht mehr in der Lage schnell und praxisorientiert zu helfen.
Dann vermeidest du einfach nur Fehler.

Beispiel: Schulen und Luftfilter.

Aber das müssen wir nicht weiter vertiefen!

---------

@Ulli

Würdest du das Paket denn grundsätzlich empfehlen? So habe ich das verstanden.

Am besten wäre natürlich die Bestände der geschädigten Winzer aufzukaufen... Mir wäre dieser Weg lieber.
Allerdings ist da ja wohl das Meiste vernichtet...
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UlliB

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Re: Hochwasserkatastrophe an der Ahr

BeitragSa 24. Jul 2021, 17:47

Weinschlürfer hat geschrieben:Würdest du das Paket denn grundsätzlich empfehlen? So habe ich das verstanden.

Es ist eine - wenn auch geringe - Hilfe für die Betroffenen. Und "weintechnisch" erweitert es meinen Horizont, das ist schon ein wenig wie eine Wundertüte...

Nur darf man keine Spitzenweine erwarten, zumindest bei mir sind das mit einer Ausnahme (einer Beulwitz-Spätlese) alles Basisweine der jeweiligen Erzeuger, und für die 65 € pro 6er bekommt man vermutlich weniger, als man beim Direktkauf bekommen hätte... aber nochmal: das ist überhaupt nicht Sinn der Sache, und die Winzer, die da gespendet haben, verdienen wirklich jeden Respekt.

Eine Alternative wäre sicherlich eine Direktspende.

Gruß
Ulli
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OsCor

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Re: Hochwasserkatastrophe an der Ahr

BeitragSa 24. Jul 2021, 17:56

amateur des vins hat geschrieben:Das Bashing ist mir zu wohlfeil.
Das ist keineswegs wohlfeil. Ich oute mich mal als (aus Altersgründen gewesener) Hydrologe. Ich habe etliche Berufsjahre als Hydrologe mit der Entwicklung von Modellen für die Niederschlag/Abfluss-Beziehung verbracht. Das Hauptfazit ist ganz simpel: Je mehr Beobachtungsstationen man hat, desto genauer wird die Voraussage.
Für ganz Deutschland liegt eine engmaschige Geländemodellierung vor - in Baden-Württemberg mit einer Maschengröße von 1 m (ein Meter). Für jeden der Knoten liegt neben den Koordinaten auch die Höhe ü.NN. vor. Damit lässt sich eine Gefällekarte erstellen, aus der man wiederum auf die Geschwindigkeit der Abflusskonzentration schließen kann. Wenn ausreichend Niederschlags- und Wasserstandsmessstellen vorhanden sind, kann beinahe jedes Szenario behandelt werden.
Usw. Ich will hier keine Vorlesung halten. Nur soviel: Es gibt ein Bundesamt für Katastrophenschutz; die sind dafür da - oder sollten dafür da sein -, dass im Falle eines Falles die Organisation der Hilfe optimiert wird.Nee, eigentlich sind die für Vorsorge und Warnung da und deren Organisation.
Dann gibt es noch z.B. die Münchner Rück oder seit 2009 die Munich Re, die Rückversicherung der Versicherer, die sich schon seit den 80-er Jahren mit Georisiken beschäftigt.

Politikerbashing? Ja, das ist nötig. Sonst begreifen die nie, wozu sie da sind.

Gruß
Oswald
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amateur des vins

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Re: Hochwasserkatastrophe an der Ahr

BeitragSa 24. Jul 2021, 18:58

Im Kachelmann-Link ging es um die Wetter- und Warnlage, und die war eben nicht so, und konnte es auch nicht sein, daß die Maßnahmen dem dann eintretenden, bei weitem beispiellosen Ereignis angemessen gewesen wäre. Deshalb ist der Link auch nicht geeignet, Politiker-Bashing zu rechtfertigen. Daß die Hilfe anscheinend besser organisiert sein könnte, ist ein ganz anderes Thema. Was die Versicherer damit zu tun haben sollen, ist mir unklar. Ja, die haben (oft) gute Daten, kochen aber ihr eigenes Süppchen.

Klar, man hätte eine robustere Warnkette einrichten können, die das Anschwellen der Zuläufe extrapoliert und entsprechend drängender warnt. Vermutlich wären dann einige Menschen weniger gestorben. Vielleicht hätte sich sogar der eine oder andere bewegliche Sachwert retten lassen. Das Ereignis an sich wäre dadurch aber nicht anders verlaufen. Ich sehe auch nicht, wie man - mit welchem Aufwand auch immer - das superenge Ahrtal gegen so ein Extremereignis hätte wappnen wollen. Es gibt Risiken, gegen die man sich weder ab- noch versichern kann.

Langfristig wird es nicht anders gehen, als sich mit den durch den Klimawandel veränderten Lebensbedingungen zu arrangieren, so gut es geht. Manchmal bin ich heftig deprimiert darüber, wie rücksichtslos die Menschheit mit diesem Planeten umgeht. Dann richte ich mich zynischerweise daran auf, daß ich das Schlimmste nicht mehr erleben werde. Das ist ironischerweise genau die Geisteshaltung, die der egoistischen Zügellosigkeit zugrundeliegt. Willkommen im Club.
Besten Gruß, Karsten
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UlliB

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Re: Hochwasserkatastrophe an der Ahr

BeitragSa 24. Jul 2021, 19:44

amateur des vins hat geschrieben:Im Kachelmann-Link ging es um die Wetter- und Warnlage, und die war eben nicht so, und konnte es auch nicht sein, daß die Maßnahmen dem dann eintretenden, bei weitem beispiellosen Ereignis angemessen gewesen wäre. Deshalb ist der Link auch nicht geeignet, Politiker-Bashing zu rechtfertigen. Daß die Hilfe anscheinend besser organisiert sein könnte, ist ein ganz anderes Thema. Was die Versicherer damit zu tun haben sollen, ist mir unklar. Ja, die haben (oft) gute Daten, kochen aber ihr eigenes Süppchen.

Klar, man hätte eine robustere Warnkette einrichten können, die das Anschwellen der Zuläufe extrapoliert und entsprechend drängender warnt. Vermutlich wären dann einige Menschen weniger gestorben. Vielleicht hätte sich sogar der eine oder andere bewegliche Sachwert retten lassen. Das Ereignis an sich wäre dadurch aber nicht anders verlaufen. Ich sehe auch nicht, wie man - mit welchem Aufwand auch immer - das superenge Ahrtal gegen so ein Extremereignis hätte wappnen wollen. Es gibt Risiken, gegen die man sich weder ab- noch versichern kann.

Karsten,

da ich mit meinem Post den politischen Aspekt hier hereingebracht habe, vielleicht noch ein Kommentar dazu.

Mir ging es nicht um die vorgelagerte Warnkette, die ganz sicher optimiert werden kann. Mir ging es vielmehr um das, was nach der Katastrophe passiert ist oder vielmehr nicht passiert ist. Der Landkreis verweist auf das Land, das Land auf den Bund, der Bund wiederum auf den Landkreis, und die Betroffenen lässt man derweil buchstäblich im Regen stehen - organisiert und koordiniert wird da nichts, man überlässt alles den direkt Betroffenen, den Gemeindevorständen, und den Helfern. Das erinnert alles an die alten Beamtenwitze, die immer damit enden, dass einer sagt: "dafür bin ich nicht zuständig".

Hier im Südwest-Fernsehen war vorgestern ein Bauunternehmer zu sehen, der mit Leuten und schwerem Gerät an die Ahr gefahren ist und in Eigeninitiative ein Teilstück einer Bundesstraße (!) wieder befahrbar macht, um zwei Orte an der Ahr zu verbinden. Den hat man da gefragt, ob die örtlichen Behörden schon mit ihm Kontakt aufgenommen haben. Antwort: Fehlanzeige, seit bald einer Woche nicht, das geschieht alles in völliger Eigenregie. Und gleiches liest man aus vielen Gemeinden: der Staat als Organisator und Koordinator ist komplett abwesend.

Es mag ja sein, dass für solche Extremfälle die Zuständigkeiten unklar sind. Aber dann regelt man sie eben, wenn es passiert ist: man macht jemanden (hoffentlich einen Geeigneten) zuständig und versieht ihn mit den notwendiegen Kompetenzen. Aber auch das ist nicht passiert. Man glaubt einfach, dass es reicht, wenn man den Geldsack aufmacht und finanziele Hilfe zusichert. Organisation, Koordination, ganz konkrete Hilfe... nix da. Und das empfinde ich als empörend.

Gruß
Ulli
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amateur des vins

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Re: Hochwasserkatastrophe an der Ahr

BeitragSa 24. Jul 2021, 20:29

D'accord, Ulli.

Schöne Geschichte mit der Straßenreparatur.

Neben der Angst, Verantwortung zu übernehmen und dabei womöglich Fehler zu machen, kommt wesentlich erschwerend hinzu, daß es kaum noch Know-How in der Verwaltung gibt (außer das, sich selbst zu verwalten, natürlich). Daß unter diesen Voraussetzungen nicht so viel zusammengeht, ist unschön, aber nicht ganz überraschend.
Besten Gruß, Karsten
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Georg R.

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Re: Hochwasserkatastrophe an der Ahr

BeitragSa 24. Jul 2021, 22:09

Das Weingut Schätzle aus Schelingen am Kaiserstuhl bietet ein 3er Weinpaket an:

https://shop.weingutschaetzle.de/detail ... rticle/237

Helfen Sie unseren Koleg*Innen an der Ahr ihre von der Flut zerstörte Existenz wieder aufzubauen.
Wir spenden den kompletten Erlös dieses Weinpakets an den Hilfsfonds für die betroffenen Winzer*Innen.

Im Schätzle - SolidAHRität Paket sind enthalten je eine Flasche:
2018 Schatz vom Vulkan Grauburgunder trocken (0,75l)
2019 Schelinger Chardonnay Ortswein trocken (75cl)
2016 Schelinger Spätburgunder Ortswein trocken (75cl)
zzgl. Versand innerhalb Deutschlands.


Gruss
Georg
Man kann die Erkenntnisse der Medizin auf eine knappe Formel bringen: Wasser, mäßig genossen, ist unschädlich.
Mark Twain
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