Aktuelle Zeit: Fr 26. Apr 2024, 14:04


Egon Schäffer

  • Autor
  • Nachricht
Offline

Ralf Gundlach

  • Beiträge: 2205
  • Registriert: Mo 31. Jan 2011, 00:13

Re: Egon Schäffer

BeitragSa 11. Jul 2020, 20:37

Bernd Schulz hat geschrieben:Im Glas befindet sich gerade der Escherndorfer Müller-Thurgau aus 2018:

Bild

Die mittlerweile hier im Forum berüchtigte ;) "2018er Süße" ist zwar wahrnehmbar, aber im Gesamtkontext stört sie mich überhaupt nicht. Und den nicht selten parfürmiert wirkenden Müller-Thurgau-Charakter mit leicht muskatigen Noten lässt dieser Wein völlig vermissen; er zeigt vielmehr eine für die Sorte ungewöhnliche Kraft und vor allem Mineralität. Neben dem einen oder anderen Exemplar aus dem Hause Stephan Krämer zählt dieser 2018er zu den mit Abstand besten von mir jemals getrunkenen Vertretern seiner Spezies. Das ist große Müller-Thurgau-Kunst! ;) :)

Herzliche Grüße

Bernd


Ich trinke gerade den M-T nach dem 2018 Silvaner und er setzt in der Tat noch was drauf. Kraftvoll, Mineralisch, extrem würzig, eher wenig Frucht. Leichte Hefenote. Ich konnte mir nicht vorstellen, das man auf den tollen 2017er noch einen draufsetzen kann. Vor allem nicht mit 2018. Aber Michael Schäffer schafft das. Egon Schäffers Weine fand ich immer schon gut, aber oberhalb der Literweine manchmal etwas Barock und sperrig. nach ein, zwei Gläsern war es genug ( bis 2013). aber trotzdem richtig gut. Die Weine brauchten viel Zeit. Das ist heute schwierig. Wer will warten? Aber was sein Sohn hinbekommt ist die perfekte Verkörperung des Stils seines Vaters mit etwas mehr Geschliffenheit und dadurch Zugänglichkeit. Und das hat nicht nur mit den warmeren Jahrgängen zu tun. Was Bernd und ich im Basisbereich bei Schäffer getrunken haben war schlichtweg große Klasse.
Selbst der simple Rivaner mit fast 7 Gramm Restzucker war gut. Und gut 86 Punkte wert für 6 Euro. Ich kenne nicht die GG`s, aber ich bin mir sicher, das dieses Weingut in den nächsten Jahren in Franken nach oben rückt.
Den M-T sehe ich genau so wie Bernd.

Gruß

Ralf



Aber bei dem
Offline

Bernd Schulz

  • Beiträge: 6569
  • Registriert: So 12. Dez 2010, 00:55

Re: Egon Schäffer

BeitragSa 11. Jul 2020, 23:18

Ralf Gundlach hat geschrieben:.... Egon Schäffers Weine fand ich immer schon gut, aber oberhalb der Literweine manchmal etwas Barock und sperrig. nach ein, zwei Gläsern war es genug ( bis 2013). aber trotzdem richtig gut. Die Weine brauchten viel Zeit. Das ist heute schwierig. Wer will warten?....


Ich weiß nicht mehr genau, wann meine allererste Begegnung mit den Weinen von Egon Schäffer stattgefunden hat; ich denke, dass der Zeitpunkt kurz nach der Jahrtausendwende lag. Und es handelte sich ziemlich sicher um eine Verkostung im Neusser/Düsseldorfer Raum, zu der jemand ein paar Sachen von Schäffer mitgebracht hatte. An den Eindruck, den die Weine damals auf mich gemacht haben, erinnere ich mich allerdings weit schärfer als an die genauen Umstände: Ich (als damaliger Fan/Kunde von Horst Sauer ;) ) empfand ihre Stilistik damals als ultratraditionell und damit als interessant, aber ausgesprochen schwierig.

Irgendwie hat mich die eigenwillig konsequente, sich dem Zeitgeschmack verweigernde, im positiven Sinne altmodische Art, in der Schäffers Erzeugnisse gehalten waren, dann doch mal zu einer Bestellung gereizt, und im weiteren Verlauf habe ich den Betrieb kurz vor 2010 heimgesucht, um ihn im Rahmen von "Weinwanderungen in Franken" zu beschreiben und damit zu empfehlen. Trotzdem kam mir der Stil des Hauses bei allen Respekt manchmal als zu urig, zu wenig geschliffen und damit als (zu) anstrengend entgegen. Das hat sich jedoch mit der (teilweisen?) Übernahme des Regiments im Weingut durch Egon Schäffers Sohn Peter weitestgehend gegeben: Egon Schäffer sagte uns zwar, dass sein Sohn generell noch konsequenter als er selber agiert (so werden beispielsweise nahezu alle Weine mittlerweile spontan vergoren), aber interessanterweise wirken die Weine jetzt feiner und damit auch zugänglicher als früher. Insofern kann ich Ralfs Statement nur unterschreiben:

Ralf Gundlach hat geschrieben:Aber was sein Sohn hinbekommt ist die perfekte Verkörperung des Stils seines Vaters mit etwas mehr Geschliffenheit und dadurch Zugänglichkeit. Und das hat nicht nur mit den warmeren Jahrgängen zu tun.


Herzliche Grüße

Bernd
Offline

Ralf Gundlach

  • Beiträge: 2205
  • Registriert: Mo 31. Jan 2011, 00:13

Re: Egon Schäffer

BeitragDo 20. Aug 2020, 20:52

Nachdem ich im Urlaub wegen begrenzten Budget nicht viel mitnehmen konnte und wir einen tollen Wein ohne Etikett von Egon Schäffer geschenkt bekommen hatten und anschließend verkosteten, mit sehr positiven Echo wollte ich denjenigen haben. Problem nur: das Erklärte zu diesem Wein ging mit dem ganzen Probieren und Bestellen unter.
Zuerst gingen Bernd und ich von einem spät abgefüllten 18er Escherndorf Silvaner aus. Gibt es aber nicht. Als ich bei einem e.mail-Austausch mit Peter Schäffer von ungewöhnlichen Sauvignon Blanc Noten sprach, schrieb er " zu 99% der 2019 Rivaner Gutswein, gerade in den Verkauf gekommen". Und der ist jetzt im Glas:

2019 Rivaner Gutswein trocken

In der Nase ein perfekter Sauvignon Blanc, Stachelbeeren vom allerfeinsten. Am Gaumen zeigen sich auch wieder feine Stachelbeernoten, aber auch Kräuter. Die Säure ist lebendig, aber auch für säurempfindliche Menschen geeignet. Trockenes Geschmacksbild. Viel Trinkfreude.
Der hat sicher nicht die Tiefe und Länge des 18er Escherndorf M-T, aber das ist ein toller, spannender, ungewöhnlicher, eigenständiger M-T oder Rivaner für den Restsommer. Mit hohem Spaßfaktor. Erinnert mich an die beste Scheurebe von den Trockenen Schmitts ( ich meine 2014). Der habe ich jahrelang nachgeweint, sie war nie mehr so gut wie in diesem Jahr. Sie ist auferstanden :o

87 Punkte. Kostet ab Hof 6,50 Euro ( steht noch nicht in der Preisliste)

Gruß

Ralf
Offline

Bernd Schulz

  • Beiträge: 6569
  • Registriert: So 12. Dez 2010, 00:55

Re: Egon Schäffer

BeitragDo 20. Aug 2020, 21:48

Heute wollte ich eigentlich clean bleiben, aber Ralf hat mir eben netterweise eine Flasche des Rivaners als Geschenk vorbeigebracht. Zwei kleine Gläser davon kann ich mir jetzt nicht verkneifen :oops: :

Bild

Was von Peter und Egon Schäffer aus der ordinären Sorte Müller-Thurgau gemacht wird, erstaunt mich immer aufs Neue! Das hier ist ein Getränk, in das ich mich reinsetzen könnte - aber die Flasche ist schon wieder im Kühlschrank verschwunden. Morgen geht es weiter mit ihr....

Herzliche Grüße

Bernd
Offline

Bernd Schulz

  • Beiträge: 6569
  • Registriert: So 12. Dez 2010, 00:55

Re: Egon Schäffer

BeitragFr 21. Aug 2020, 21:58

Die Frucht des 2019er Rivaners geht heute zusätzlich noch in Richtung Mango, ohne in irgendeiner Form aufgesetzt zu wirken. Zudem zeigt der Wein eine in seiner Preisklasse ganz ungewöhliche Länge. Tolles Zeug, das in einer Blindverkostung so manchen Sancerre blass aussehen lassen dürfte!

Herzliche Grüße

Bernd
Offline

Ralf Gundlach

  • Beiträge: 2205
  • Registriert: Mo 31. Jan 2011, 00:13

Re: Egon Schäffer

BeitragSa 22. Aug 2020, 22:09

Im Glas:

2018 Silvaner Escherndorfer Fürstenberg

Feine Nase nach Kräutern und Reineclauden. Am Gaumen noch sehr verschlossen. Wenig Frucht, Kräuter und mineralische Noten dominieren. Für den Jahrgang eher schlank und kühl, aber mit Kraft und Länge durch den Extrakt. Da muß ich an den Wolf im Schafspelz denken. Blind hätte ich niemals auf einen 18er getippt. Komplett trockener Charakter. Mit viel Charakter ;) . Peter Schäffer scheint neue Wege im Weingut zu gehen . Leider gibt es davon nicht mehr viel, der Großteil geht nach Schweden.

89+ Punkte, kostet 13,50 Euro

Gruß

Ralf
Offline

Bernd Schulz

  • Beiträge: 6569
  • Registriert: So 12. Dez 2010, 00:55

Re: Egon Schäffer

BeitragSa 22. Aug 2020, 22:54

Ralf Gundlach hat geschrieben:Feine Nase nach Kräutern und Reineclauden. Am Gaumen noch sehr verschlossen. Wenig Frucht, Kräuter und mineralische Noten dominieren. Für den Jahrgang eher schlank und kühl...


Klingt sehr spannend - ich hoffe, dass ich diesen Wein auch noch vor die Flinte bekomme.... ;) :oops:

Ralf Gundlach hat geschrieben: aber mit Kraft und Länge durch den Extrakt.


Ein besonders hoher Extrakt zieht sich nach meiner Wahrnehmung als Leitmotiv durch das Schäffersche Sortiment. Auch nominell kleine Weine (jenseits der Literkategorie - wie es da aussieht, weiß ich mangels jüngerer Erfahrungen nicht) überzeugen durch eine erstaunliche Substanz und Dichte. Ich kenne nur ganz wenige deutsche Winzer, die das auf eine ähnliche Art hinbekommen. Und ich kenne auch kaum VDP-Erzeuger, bei denen das Basisprogramm im Verhältnis zur Betriebsgröße vergleichbar differenziert ausfällt.

Herzliche Grüße

Bernd
Offline

Ralf Gundlach

  • Beiträge: 2205
  • Registriert: Mo 31. Jan 2011, 00:13

Re: Egon Schäffer

BeitragSa 22. Aug 2020, 23:16

Bernd Schulz hat geschrieben:
Ralf Gundlach hat geschrieben:Feine Nase nach Kräutern und Reineclauden. Am Gaumen noch sehr verschlossen. Wenig Frucht, Kräuter und mineralische Noten dominieren. Für den Jahrgang eher schlank und kühl...


Klingt sehr spannend - ich hoffe, dass ich diesen Wein auch noch vor die Flinte bekomme.... ;) :oops:

Ralf Gundlach hat geschrieben: aber mit Kraft und Länge durch den Extrakt.


Ein besonders hoher Extrakt zieht sich nach meiner Wahrnehmung als Leitmotiv durch das Schäffersche Sortiment. Auch nominell kleine Weine (jenseits der Literkategorie - wie es da aussieht, weiß ich mangels jüngerer Erfahrungen nicht) überzeugen durch eine erstaunliche Substanz und Dichte. Ich kenne nur ganz wenige deutsche Winzer, die das auf eine ähnliche Art hinbekommen. Und ich kenne auch kaum VDP-Erzeuger, bei denen das Basisprogramm im Verhältnis zur Betriebsgröße vergleichbar differenziert ausfällt.

Herzliche Grüße

Bernd


Hallo Bernd,

den trinken wir nächste Woche Freitag, falls du Zeit hast.

Gruß

Ralf
Offline

Ralf Gundlach

  • Beiträge: 2205
  • Registriert: Mo 31. Jan 2011, 00:13

Re: Egon Schäffer

BeitragMi 26. Aug 2020, 20:58

im Glas:

2018 ES-BINOH Schwarzriesling rose Escherndorf
Passt jetzt genau zu den nachlassenden Temperaturen. Nase geht Richtung Hagebutten,einen Hauch Himbeere und dezenz Kräuter. Am Gaumen gefällt der mir richtig gut. Für einen Basiswein ein komplexes Geschmacksbild. Walderdbeeren und Kirschnoten zeigen sich. Auch Kräuter und eine dezente Kalkmineralität. Mit Kraft und feiner Säure. Zeigt eine erstaunliche Länge. Das Geschmacksbild ist trocken. Das ist so ein Rose, der durchaus auch bekennenden Rotweintrinkern Spaß machen könnte, weil er nicht zur deutschen Erdbeere/Himbeerfraktion mit dienender Restsüsse gehört. Und trotzdem würde er auch nicht als Kopie eines Provence-Rose durchgehen. Roses scheinen bei Schäffer Tradition zu haben, den es gibt keinen Rotwein. Und diese Erfahrung merkt man.
88 Punkte, kostet 8,50 Euro

Gruß

Ralf
Offline

Ostbelgier

  • Beiträge: 351
  • Registriert: Do 27. Jan 2011, 13:59
  • Wohnort: Raeren, Belgien

Re: Egon Schäffer

BeitragDi 10. Nov 2020, 19:36

Hallo zusammen,

ich trinke ja inzwischen nur noch wenig Wein im Vergleich zu früher, vielleicht führt dies aber auch zu noch bewussterem Genuss. Und heute hatte ich ein großes Vergnügen im Glas. Miesmuscheln sind ja ein Leib- und Magengericht meiner belgischen Wahlheimat, heute habe ich sie auf asiatische Weise zubereitet, mit Piment d' Espelette und viel Curry. Ein wahrhaft perfekter Begleiter dazu war der Escherndorfer Müller-Thurgau Alte Reben 2018, von dem Ralf mir dankenswerterweise bei seinem Besuch eine Flasche mitgebracht hatte. Dieser Wein ist ein wahrer Riese unter den Müller-Thurgaus, welche ich bisher getrunken habe. In der Tat von enormer Mineralität geprägt, die Muskatnote ist präsent, aber nicht aufdringlich, der relativ hohe Alkohol ist perfekt eingebunden. Mit dieser Kraft und Geschmeidigkeit, gepaart mit Urwüchsigkeit, für mich recht großes Kino. Sehr gut !

Viele Grüße

Markus
VorherigeNächste

Zurück zu Franken

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 11 Gäste

Impressum - Nutzungsbedingungen - Datenschutzrichtlinie - Das Team - Alle Cookies des Boards löschen