So 10. Nov 2019, 17:16
Hallo,
ich war gestern auf einer Weinpräsentation der Ethos-Winzer in Regensburg.
https://ethos-wein.de/Das sind fränkische Winzer, die sich einem Kodex verpflichtet haben, einen Weg zum nachhaltigen Weinbau zu beschreiten. Ich hoffe, ich habe das jetzt nicht falsch zusammengefasst, kann man ausführlich
hier nachlesen.
Die ganze Veranstaltung fand ich sehr gelungen: nicht zu voll, lockere Atmosphare und viel Gelegenheit sich mit den Winzern zu unterhalten. Es gab hauptsächlich Wein aus 2018 zu verkosten, ein Jahrgang der leider nicht meinen Vorlieben entspricht. Die Weine aus 2018 sind aber ausnahmslos sehr zugänglich und erschließen sich einfach.
Die Trockenheit und die Wärme haben den Jahrgang zu einer großen Herausforderung gemacht. Im Gespräch mit Winzern wurde es mir im Detail so erklärt:
Angefangen mit der frühen und schnellen Reife. Das Lesefenster war wegen der Reifegeschwindigkeit kurz. In der Praxis war es eine Herausforderung, Überreife zu vermeiden, weil einfach sehr viele Lagen und Rebsorten näherungsweise gleichzeitig reif waren und innerhalb von Lagen die Trauben eine recht inhomogene Reife hatten. Das führt m.M. nach dazu, dass auch in Weinen mit guter Frische sehr reife Fruchtnoten nicht gänzlich ausbleiben. Immer wieder hat man im Silvaner reife Birne und Banane gefunden.
Durch den Trockenstress ist der Nährstoffgehalt der Trauben für die Hefen nicht optimal. Außerdem ist der pH-Wert eher hoch, was für die edle Weinhefe auch nicht optimal ist. Das kann leicht zu Problemen bei der Gärführung führen. Es waren viele Weine vorhanden, die nicht komplett durchgegoren waren und bei >4g Restzucker stehen geblieben sind. Ebenso führt es zu unerwünschten Gärungsnebenprodukten, wie z.B. höherwertigen Alkoholen (Glycole). Das hat zur Folge, dass auch analytisch trockene Wein einen ausgeprägten Süßeeindruck haben. Auch wurde erwähnt, dass die Gärung sich teilweise stark verlangsamt hat und sich in dieser Phase ungewollt ausgeprägte Fruchtaromen gebildet haben.
Durch die frühe Ernte, um zu hohe Alkoholwerte zu vermeiden, besitzen die Trauben wenig aromatische Vielfalt und keine optimal phenolische Reife. Das merkt man dann an einer fehlenden Struktur und Komplexität.
Die Winzer schienen nicht wirklich glücklich zu sein, dass der Jahrgang so hochgejubelt wird. Es wurde gesagt, dass bei vielen Kunden jetzt eine vorgefasste Meinung und Erwartung vorhanden ist, die bei der Verkostung der Weine (jetzt oder später) nur schwer eingelöst werden kann.
Wo es ging, habe ich bevorzugt Wein aus 2017 und 16 verkostet, ich fange mal mit zwei Weinen vom
Weingut Neder in
Ramsthal an. Ich habe mich mit dem Jungwinzer Lorenz Neder, der seit 2012 Verantwortung im Betrieb übernimmt, unterhalten. Früher hatten sie wohl recht wenig Fläche und haben im Wesentlichen einfache Weine für regionale Kunden gemacht. Seit ca. 6 Jahren hat sich das Weingut mehr und mehr zum Qualitätswein hin entwickelt. Deshalb auch die aktuell sehr preiswerte Vermarktung, um alte Kunden auf dem Weg zu Weinen mit einem anderen Anspruch nicht zu verlieren. Mittelffristig müssen die Preise aber steigen. Ich sehe das bei der Qualität aber auch gerechtfertigt.
Ramsthaler St. Klausen Silvaner Alte Reben Qualitätswein trocken - Weingut Neder 2017:
Ich hätte mir etwas mehr Druck und Intensität gewünscht. 2017 hat es wohl zur Ernte Regen gegeben. Um die Gefahr von Fäulnis zu verhindern haben sie ca. 3 Tage früher geerntet, als sie es sich eigentlich gewünscht haben. Deshalb fehlt hier evtl. das letzte Quentchen. Trotzdem, ein schöner Wein.
Grauer Burgunder Alte Reben Qualitätswein trocken - Weingut Neder 2017:
Der hat mir noch etwas besser gefallen. Ein Teil der geernteten Trauben wird möglichst lang maischevergoren, so lange bis die Gefahr von oxidativen Bedingungen besteht (wohl bis zu 3 Wochen). Anschließend wird der maischevergorene Teil dem restlichen Wein wieder zugeführt. Das führt zu einer sehr schönen Gerbstoffstruktur. Die Wein ist von den Aromen her recht minimal ausgestattet und gefällt mir gerade durch seine straffe, griffige Struktur. Eine schöne Spannung hat der Wein, ich kann mir auch vorstellen, dass er gut reift.
Der Jungwinzer vom Weingut Anton Six in Wirmsthal erwähnte, dass sie nach 2017 in 2019 wieder hart vom Spätfrost getroffen waren und sagte, dass es im benachbarten Ramsthal ebenso der Fall war. Das tut mir für beide sehr leid.
Ein weiterer Winzer, der mir positiv aufgefallen ist, ist das
Weingut Stefan Bardorf - Randersacker. Er ist auch Demeter-Zertifiziert, was ich sehr positiv finde, dann zahle ich gern etwas mehr.
Randersacker Marsberg - Silvaner Spätlese Alte Reben trocken - Weingut Stefan Bardorf 2017:
Der Wein ist vom Typ nicht druckvoll oder straff, sondern in Richtung Faust im Samthandschuh. Insgesamt macht Stefan Bardorf für meine Wahrnehmung viel mit Fassreife, wobei toasting Aromen hier wenig eine Rolle spielen, sondern er es für die Struktur und die Weichheit einsetzt. Die Weine sind jedenfalls nicht parfürmiert.
mehr bald, Grüße, Josef