weinaffe hat geschrieben:Die eigenen Weine von Jürgen Hofmann sind im übrigen absolut empfehlenswert und für Eleganztrinker fast ein Muss. Vor allem was er aus der Rebsorte Tauberschwarz herausholt ist wirklich außergewöhnlich.
Hallo zusammen,
kurz nach Ostern bin ich bei Fam. Hofmann in Röttingen gewesen und habe ein paar Weine probieren können. Röttingen liegt ein bisschen abseits an der Romantischen Straße, ist von Bad Mergentheim aber gut zu erreichen und hübsch gelegen. Das Weinprogramm ist ziemlich breit gefächert mit einem breiten Rebsortenspektrum und größtenteils für die gute Qualität recht niedrigen Preisen (bis auf die Holzfass-gereiften Rotweine und edelsüße Weine findet sich kein Wein über 10 Euro, Kabinett-Qualitäten liegen bei 5 Euro). Probiert habe ich aus 2010 einen Silvaner und einen Riesling Kabinett sowie die weiße Cuvée Flint, aus 2009 ebenfalls den Riesling Kabinett und den Riesling *** (Spätlese), aus 2008 eine Spätlese Cuvée aus Silvaner und Riesling sowie den Röttinger Feuerstein Tauberschwarz R und aus 2007 die Cuvée Sophie Marie (Cabernet Franc und Merlot). Nicht probieren konnte ich den Basis-Tauberschwarz (ausverkauft) und den Tauberschwarz R aus der Lage Markelsheimer Probstberg, wo das Gut nur eine Handvoll Stöcke Tauberschwarz hat.
Alle probierten Weißweine fielen tatsächlich in die von Bodo genannte "Eleganz"-Kategorie, waren sehr feingliedrig, hübsch mineralisch und nur dezent im Hintergrund fruchtig. Beim 2010 Riesling Kabinett (besser als der 2009er, der aber ohnehin ausverkauft war) fiel die wirklich schöne Kombination aus dezenter Exotik und Mineralik auf. Der Kracher aus meiner Sicht war die Cuvée aus Silvaner und Riesling aus 2008, die mehr vom Silvaner hatte, aber unglaublich komplex, kraftvoll, dabei aber sehr trinkanimierend ausfiel. Die Rieslinge haben übrigens alle etwas Restsüße und liegen geschmacklich irgendwo zwischen trocken und feinherb, sind allerdings erheblich schlanker und säurebetonter als z.B. Weine von Heymann-Löwenstein oder Van Volxem (das ist jetzt kein besonders guter Vergleich, ich habe aber diese beiden Betriebe mal zum Vergleich herangezogen, weil sie bei der Restsüße ebenfalls flexibel sind).
Die probierten Roten waren sehr eigenwillig. Die Sorte Tauberschwarz dürfte nicht allen gefallen. Sie ist eine echte Seltenheit, wird nur (noch bzw. wieder) auf insgesamt 12 ha im Taubertal angebaut und wurde von Slowfood in die Arche des Geschmacks aufgenommen, das Programm zur Erhaltung vom Aussterben bedrohter Kulturpflanzen und -tiersorten. Sie hat zwar ein durchaus fruchtiges Bouquet mit viel Wildkirsche, ist am Gaumen aber wirklich bitter mit massig Tannin, das solo getrunken etwas gewöhnungsbedürftig, wenngleich nicht unangenehm ist. Zwei Flaschen habe ich mitgenommen, zu bestimmtem Essen könnte er passen, wenn das Essen die bitteren Tannine etwas auffängt. Die Cuvée Sophie-Marie (m.W. benannt nach den beiden Töchtern) war da schon etwas zugänglicher und deutlich vom Cabernet Franc geprägt. Vergleichbar war der Wein eher mit einem Chinon oder Bourgeuil als mit einem Cabernet Franc geprägten Bordeaux.