... und weiter geht's mit den (alt) fränkischen Sätzen:
9.) 2013er "Uralte Reben" Seinsheimer Hohenbühl Silvaner trocken (Weingut Emmerich, Iphofen)
Die Familie Emmerich, die im Vollerwerb ein Weingut in Iphofen betreibt und schon mehrfach mit gelungenen Gewürztraminern auf sich aufmerksam gemacht hat, konnte einen altes Silvanerflurstück (ca. 1.000qm, Pflanzjahr um 1900) im Seinsheimer Hohenbühl ergattern, das mit den Silvanerspielarten (offensichtlich viel gelber Silvaner) bepflanzt ist. Der Wein hat ohne Zweifel Klasse: absolut nicht vordergründig, aber sehr tiefe Nase mit Mirabelle und Birne, auf der Zunge extrem mineralisch und straff, trotz gut 5 gr. Restzucker wirkt der Wein absolut trocken und fordernd, noch frisch und jugendlich, man kann sich wunderbar in diesen Wein trinken. Gefällt mir ausnehmend gut. Der Wein ist meines Wissens nach noch im Weingut erhältlich (ca. 12 EURO).Kauftipp für Liebhaber mineralischer und straffer Silvaner.
2011er Ickelheimer Schlossberg Alter Satz (Markus Meier, Ulsenheim)
stammt aus einer Anlage von 1910, 8 beteiligte Sorten mit Schwerpunkt weißer und roter Elbling, Holzfassausbau. Die Weine von Markus Meier haben eine spezielle Stilistik, wobei auch im Hinblick auf die Alterungsfähigkeit Wert gelegt wird. Leicht laktisch vom BSA, aber nicht unsympathisch, etwas Birne und Quitte, ein Hauch Gerbstoff sorgt für Struktur, der Wein kann durchaus noch einige Jahre reifen, sicherlich zum Essen noch beeindruckender.
2013er Alter Satz (Alfred Blank, Homburg)
79 Grad Öchsle, S:6,8. Alle vier Silvanerspielarten sowie Riesling, Muskateller und Traminer.
Sehr sauberer, dezent fruchtiger Wein mit einem Hauch Gerbstoff, der aber für angenehme Struktur sorgt.
2013er Buchbrunner "Alte Reben" (Winzerhof Geißendörfer, Buchbrunn)
Hier handelt es sich nicht um einen alten Weinberg, sondern um eine zeilengenaue Wiederbepflanzung altfränkischer Sorten (ca. 1.300 qm, ein gutes Dutzend Sorten incl. Heunisch, Lämmerschwanz und anderen Kuriositäten). Da jede Zeile beschriftet ist und die Rebsorten noch erklärt werden, ist das ein gutes Ausflugsziel, vor allem zur Erntezeit, um mal ein paar Träubel zu naschen
.
Der Wein macht auch richtig Spass: sehr klar und sauber, angenehm fruchtig bis leicht muskatig, sehr animierende Säure, weder zu fett noch zu leicht, hoher Trinkfluss. Den Wein gibt es aber nicht im offiziellen Verkauf, sondern er dient in erster Linie für Repräsentationszwecke der Gemeinde Buchbrunn.
2013er Ur-Ramsthaler Alter Satz (Agnes und Adolf Keller, Ramsthal)
1910 gepflanzter Weinberg u.a. mit der sehr seltenen Ahorntraube und einem hohen Elblinganteil. Allerdings muss in diesem Satz sich auch ein Direktträger eingeschmuggelt haben. Unverkennbare Uhudler-Note (erinnert mich immer an den Huba-Buba-Kaugummi), die zwar nicht ganz im Vordergrund steht, den Wein aber doch sehr in diese Richtung beeinflusst. Nicht schlecht, wenn man diese Noten akzeptiert.
2013er Alter Satz (Schülerprojektwein der Bayr. Landesanstalt, Veitshöchheim)
Bei diesem Projekt der Schüler wurden alte Sorten im Barrique, die traditionellen Sorten im grossen Holzfass ausgebaut. Gelungener, nicht übertriebener Holzeinsatz, klare Gelbfrucht, glockenklar mit einigem Schmelz und guter Länge. Ein gelungener Wein in internationaler Stilistik.
2013er Silvaner "Alte Reben" (Max Müller, Volkach)
Pflanzjahr des Weinbergs 1963. Sehr typischer, tieffruchtiger und eleganter Silvaner mit Spassfaktor.
Und zum Abschluss noch ein roter Satz aus dem dafür prädestinierten Mainviereck:
2013er "Vinum Franconium Purpureum" Alter Satz" Rotwein trocken (Stritzinger, Klingenberg)
ein nur 550 großer Terrassenweinberg mit sehr alten Rebstöcken, ca. 16 Rebsorten u.a. Blauer Kölner, Blauer Urban, Tauberschwarz, Schwarzer Trollinger, Fleischtraube, Roter Franke).
Ein sehr typischer Klingenberger im durchscheinenden Rubinrot, eher leichtgewichtig, aber keineswegs dünn, angenehme Dunkelfrucht mit einem Hauch kantigen Tannin, ein sehr trinkiger Wein.
Das war es wieder in aller Kürze.
Nicht unerwähnt bleiben sollten die ebenfalls gereichten Produkte von:
Hofkäserei Theo Mantel ,Scheinfeld (sehr leckere Hartkäse)
Wild- und Wurstmanufaktur Friedbert Bauer, Bergtheim (die besten Wildprodukte weit und breit, ein Gedicht die Wildsülze mit hohem Muskelfleischanteil und wenig Sulz)
Bäckerei Engel, Retzstadt (ein handwerklich produziertes Holzofenbrot vom Feinsten).
Wie im letzten Jahr eine sehr gelungene und lehrreiche Veranstaltung ! Es ist für das nächste Jahr eine Fortsetzung in etwa zur gleichen Zeit geplant. Ein Schmankerl: Josef Engelhard will die eine oder andere Probe von reinsortig ausgebauten "Urviechern" wie z. B. Adelfränkisch zur Verkostung mitbringen. Da bin ich mal sehr gespannt.
P.S.: Den mutmaßlich ältesten fränkischen Rebstock (ca. 350 Jahre alt) kann man am Gutsgebäude von Schloß Castell bewundern (Rebsorte: Agostenga = weiße Seidentraube).
Grüsse
Bodo