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Bernhard Huber

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Gast1

Re: Bernhard Huber

BeitragFr 29. Mär 2019, 19:30

Hallo Karsten,

danke für Deine wirklich lesenswerte Kritik an Hubers beiden 2016er Chardonnay. Ich kann das so gut nachvollziehen und teilen. Bei mir ist es so, dass der Bienenberg als Essensbegleiter zu Fisch überragend mundet und perfekt ist. Hattest Du die Weine in Begleitung von Food, welches?

ich frage mich, ob diese Stilistik möglicherweise der Versuch ist, Chardonnay für Rieslingtrinker zu machen


Ich glaube, dass Julian Huber versucht, die besten und teuersten weissen Chardonnay Frankreichs zu kopieren. Ich gehe davon aus, dass er sich durch die renommiertesten Produzenten durchgetrunken hat und deren Geschmacksausprägungen kennt. Weine, die in einer Preisklasse von 200 Euro/Fl. und darüber liegen und durch Namen wie Meursault, Montrachet, Pouilly-Fuissé und Corton-Charlemagne berühmt und weltweit begehrt sind. Es heisst, dass diese Weine erst mit mehrjähriger Lagerung die Komplexität erlangen. Leider habe ich persönlich damit keinerlei Trinkerfahrung. Vielleicht kann hier jemand die besten und berühmtesten Chardonnay Produzenten aus dem Burgund nennen. Danke schon mal dafür!

Beste Grüsse
Christian
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amateur des vins

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Re: Bernhard Huber

BeitragFr 29. Mär 2019, 20:03

Hallo Christian,
Invest hat geschrieben:Bei mir ist es so, dass der Bienenberg als Essensbegleiter zu Fisch überragend mundet und perfekt ist. Hattest Du die Weine in Begleitung von Food, welches?
Nein, solo. Ich mache das gerne, wenn ich mich auf den Wein fokussieren möchte. Ganz zum Ende habe ich es mit höhlengereiftem Greyerzer auf sehr gutem Biovollkornbrot versucht. An meinen Eindrücken hat das nichts geändert. Ich kann mir gut vorstellen, daß er zum Fisch gewinnt. Aber ein anderer Wein wird es dadurch auch nicht.
Invest hat geschrieben:Ich glaube, dass Julian Huber versucht, die besten und teuersten weissen Chardonnay Frankreichs zu kopieren. Ich gehe davon aus, dass er sich durch die renommiertesten Produzenten durchgetrunken hat und deren Geschmacksausprägungen kennt.
So liest man. Die besten und teuersten sind nicht meine Kragenweite a.k.a. Preisklasse, und so kann ich dazu nichts sagen. Ich wäre aber erschrocken, wenn die diese Stilistik aufwiesen. Ich hatte letztens die Gelegenheit, Roulot zu probieren ("Bourgogne" und Village iirc), und während die Weine straff waren, waren sie bei weitem nicht derart auf die Spitze getrieben. Ich habe etliches von Henri Boillot im Keller; ganz bewußt, weil das für mich in eine ähnliche Richtung geht, aber geschickt mit der Grenzlinie spielt, aber auch, weil es für mich gerade noch bezahlbar ist. Das ist auch heftig reduziert, aber ich finde da so viel mehr anderes im Glas als i.W. Zitrone! Klar, der Bienenberg kostet die Hälfte eines Boillot 1er...
Invest hat geschrieben:Weine, die in einer Preisklasse von 200 Euro/Fl. und darüber liegen und durch Namen wie Meursault, Montrachet, Pouilly-Fuissé und Corton-Charlemagne berühmt und weltweit begehrt sind. Es heisst, dass dies Weine erst mit mehrjähriger Lagerung die Komplexität erlangen. Leider habe ich persönlich damit keinerlei Trinkerfahrung. Vielleicht kann hier jemand die besten und berühmtesten Chardonnay Produzenten aus dem Burgund nennen. Danke schon mal dafür!
An der Côte in weiß vermutlich nach Romanée-Conti neben Roulot noch Leflaive und Coche-Dury. Und dann knapp dahinter eine Reihe anderer. Schau z.B. hier.
Besten Gruß, Karsten

Gast1

Re: Bernhard Huber

BeitragFr 29. Mär 2019, 20:35

Ich hatte letztens die Gelegenheit, Roulot zu probieren ("Bourgogne" und Village iirc), und während die Weine straff waren, waren sie bei weitem nicht derart auf die Spitze getrieben. Ich habe etliches von Henri Boillot im Keller; ganz bewußt, weil das für mich in eine ähnliche Richtung geht, aber geschickt mit der Grenzlinie spielt,... Das ist auch heftig reduziert, aber ich finde da so viel mehr anderes im Glas als i.W. Zitrone!


Wie gesagt, ich habe keine Trinkerfahrung mit französischen Chardonnays. Eine Probe und ein Kennenlernen würde mich deshalb schon reizen. Wie schätzt Rolf ala der Weinschwede das ein? Vielleicht liest er mit. Ich meine mich erinnern zu können, dass er die Franzosen im Vergleich zu Hubers Bienenberg schlechter sieht. Die Frage ist, welche er dort verglichen hat?

Beste Grüsse
Christian
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amateur des vins

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Re: Bernhard Huber

BeitragSa 30. Mär 2019, 15:51

amateur des vins hat geschrieben:Bernhard Huber, Alte Reben 2016
Bernhard Huber, Bienenberg 2016
[+1d] Update:
Bei beiden ist die schweflige Reduktion weitgehend einer würzigen Note gewichen:

Beim A Richtung feines Darjeeling-Blatt; Frucht ziemlich weg, insbes. keine grüne Zitrone mehr. Am Gaumen erst ähnliche Richtung, aber dann doch wieder eindeutig von Zitrone dominiert.

Beim B ist im Vergleich mehr Frucht übrig, heute eher "orange" Richtung Mandarine/Nektarine. Die Säure sticht hier kaum hervor, auch wenn sie immernoch kräftig ist. Dafür hat er leider deutlich an Komplexität und Ausdruck eingebüßt.

Unerwartet und spannend, in welche Richtung sich beide (auseinander) entwickelt haben. Es ist noch einiges übrig, stay tuned!
Besten Gruß, Karsten

Gast1

Re: Bernhard Huber

BeitragSa 30. Mär 2019, 18:28

Hallo Karsten,

die wahre Qualität werden wir erst in 10 Jahren wissen. Ich glaube niemand weiss, welches Ergebnis dabei herauskommen wird, nicht einmal das WG Huber selbst. Das gleiche gilt auch für viele Rieslinge, die in jüngster Zeit ihren Stil so dramatisch auf modern, reduktiv, mineralisch und dem Zeitgeschmack entsprechend angepasst haben.

Das Thema Chardonnay und seine unterschiedlichen Qualitäten bzw. -spitzen macht mich sehr neugierig. Ich muss mal schauen, was da möglich ist. ;-)

Viele Grüsse
Christian
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amateur des vins

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Re: Bernhard Huber

BeitragSa 30. Mär 2019, 19:17

Invest hat geschrieben:die wahre Qualität werden wir erst in 10 Jahren wissen. Ich glaube niemand weiss, welches Ergebnis dabei herauskommen wird, nicht einmal das WG Huber selbst.
Ersteres mag so sein, letzteres ist sogar ganz bestimmt so, denn: "Prognosen sind schwierig, besonders, wenn sie die Zukunft betreffen." ;)
Aber sollten wir deshalb die Flaschen zu und uns in 10 Jahren komplett überraschen lassen? Ich denke nicht. Ich jedenfalls weiß ganz gerne ungefähr, wofür ich Geld und Platz aufwende.
Besten Gruß, Karsten
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Der Wein-Schwede

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Re: Bernhard Huber

BeitragSo 31. Mär 2019, 01:39

Invest hat geschrieben:
Wie gesagt, ich habe keine Trinkerfahrung mit französischen Chardonnays. Eine Probe und ein Kennenlernen würde mich deshalb schon reizen. Wie schätzt Rolf ala der Weinschwede das ein? Vielleicht liest er mit. Ich meine mich erinnern zu können, dass er die Franzosen im Vergleich zu Hubers Bienenberg schlechter sieht. Die Frage ist, welche er dort verglichen hat?

Beste Grüsse
Christian

Hallo Christian,

wie früher in diesem Forum geschriben, sind meine vorortigen Burgunder Erfahrungen umfangsreich, aber leider heute ziemlich überfällig. Ich habe Burgund zwischen 1992 und 2007 15-20 Mal besucht, aber die Errinnerungen wie die Weine waren ist heute schwierig zu beurteilen. Ich habe heute sowohl viel mehr "Übung" als geänderten Geschmackspreferenzen. Im Verhältnis zu damals, will ich heute meine Weine trockener, straffer und mineralischer haben. Aber etwas errinnert man doch schon.
Ich habe sehr gute Domaines besucht und wiederbesucht (aber nicht die "High-Flyers") und hauptsächslich 1er Crus gekauft. Beispiele unten.
In Chassagne-Montrachet Michel Niellon (5-Sterne Producent laut R. Parker mit 1er Crus im 95 Punkten Bereich) und Guy Amiot et Fils.
In Mersault Joseph Matrot und Patrick Javillier.
In Saint-Aubin Marc Colin und Hubert Lamy.
In Pouilly-Fuissé die besten Domaines der Region, Daniel Barraud, Robert Denogent, Valette, und Ferret (diese Maconnais Produzenten haben auch bei Parker bis 94-95 Punkte bekommen).
Die Côte d'Or Weine waren typisch "nussiger", "exotischer" und "vollmundiger".
Die Pouilly-Fuissé's waren mehr "mineralisch" und "zitrus-fruchtig" (Zitron), vor allem Daniel Barraud und Robert Denogent. Vallette und Ferret waren eher "kräftiger" und "runder".

Aber, keine waren wie die Huber Chardonnay's - reduktiv waren die damaligen Burgunder auch nicht. Hätte es damals die Huber Ch Weine gegeben, hätten die mir wahrscheinlich auch nicht so gut gefallen wie die heute machen.

..... und dann zum Wein des Abends bei mir zu Hause:

Bernhard Huber - Chardonnay GG Bienenberg 2014!

Fünf Stunden nach dem Öffnen.
Klare noch ziemlich helle Goldfarbe (keine Alterszeichen).
Die Nase zeigt ein bisschen Reduktion, sehr gut integriertes Holz, ein bisschen Pflanzlich (Fenschel), Salzigkeit!, die superfeine "Huber-Gewürze", Clementine (hier unterscheidet sich der Bienenberg vom AR).
Am Gaumen super konzentriert und elegant, die "Kreide" fliest auf die Zunge runter, sehr langer Nachhall. Die Säure ist nocht nicht ganz integriert aber schon ein bisschen "abgerundet", und hat eine gewisse Cremigkeit bekommen.
Im leeren Glas kann ich jetzt kleine Kristallen sehen (unfiltrierter Wein).
Dieser Wein hat wahrscheinlich noch einige Jahre bis zum Höhepunkt, gar keine Alterzeichen. Im Verhältnis zu den 2015er von Huber sind die 2014er mehr auf die Mineralische Linie gezogen, die 2015er sind intensiver mit mehr Frucht.
…. und der Wein ist besser als alles was ich vom Burgund probiert habe - 94 W-S Punkte.

Aber, den besten Chardonnay ich von Huber probiert habe, ist der Ch Schlossberg 2013!
Das war der letzte Jahrgang vom Vater Bernhard Huber.
@ Karsten:
Ich glaube Du hättest diesen Wein besser finden können als die Chardonnay's von Julian Huber. Der Vater machte die Chardonnays einen Tick runder und weniger Säurescharf.
Noch ein Kommentar, Du schreibst dass bei Huber Ch fehlt die Komplexität - das kann ich nicht verstehen. Diese vielfaltige Gewürze und Kräuter sind für mich wirklich eine grosse Komplexität, und in dem Bereich stehen die Huber Chardonnay's in Deutschland alleine auf dem Podest - ohne Konkurrenz!
Weder Knewitz oder Rebholz kann hier mitmachen.

Viele Grüsse
Rolf
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amateur des vins

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Re: Bernhard Huber

BeitragSo 31. Mär 2019, 18:37

amateur des vins hat geschrieben:Bernhard Huber, Alte Reben 2016
Bernhard Huber, Bienenberg 2016
[+2d] Update:
Heute wieder deutlich präsentere Reduktion in der Nase. War das gestern meine Tagesform?

Beim A heute die Zitrone etwas reifer und etwas weniger bissig. Beim B dafür ein wieder präsenterer Zitronen-Orangen-Mix. Am Gaumen weiterhin sehr von den Zitrusnoten dominiert, und zwar so, daß ich nicht viel anderes ausmachen kann. Aber immerhin ist die Struktur heute ein wenig stimmiger, so daß ich von guten Weinen sprechen würde (aber nicht sehr gut, und schon garnicht großartig).
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins

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Re: Bernhard Huber

BeitragSo 31. Mär 2019, 18:39

Der Wein-Schwede hat geschrieben:Ich glaube Du hättest diesen Wein besser finden können als die Chardonnay's von Julian Huber. Der Vater machte die Chardonnays einen Tick runder und weniger Säurescharf.
nach allem, was ich hier lese, vermute ich das auch. Leider war es mir bisher nicht vergönnt.
Der Wein-Schwede hat geschrieben:Du schreibst dass bei Huber Ch fehlt die Komplexität - das kann ich nicht verstehen. Diese vielfaltige Gewürze und Kräuter sind für mich wirklich eine grosse Komplexität
Ach - bei Dir sind die ganzen Gewürze und Kräuter gelandet! In meinen Flaschen nur die Streichhölzer und Zitronen. :lol:

Spaß beiseite: Möglicherweise - CMIIAW - betrachtest Du die reduktiven Noten in der Nase als würzig? Das könnte ich evtl. nachvollziehen, aber für mich sind sie eben - reduktiv (sic!), und das ist nichts, was die Weine für mich per se aufwertet. Am Gaumen hingegen finde ich eben außer Zitrus praktisch nix in puncto Aromen. Und die Struktur ist eben nicht balanciert, sondern wegen der dominanten Säure aus dem Gleichgewicht.
Der Wein-Schwede hat geschrieben:und in dem Bereich stehen die Huber Chardonnay's in Deutschland alleine auf dem Podest - ohne Konkurrenz!
Weder Knewitz oder Rebholz kann hier mitmachen.
Tja, für mich ganz und garnicht. Ja, ich weiß, daß das eine Minderheitenmeinung ist. Ich steh' dazu. :) :ugeek:
Besten Gruß, Karsten
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Re: Bernhard Huber

BeitragMo 1. Apr 2019, 20:16

amateur des vins hat geschrieben:Bernhard Huber, Alte Reben 2016
Bernhard Huber, Bienenberg 2016
[+3d] Update:
Wenig verändert: Reduktion und Zitrone.
Beim A nehme ich heute erstmalig "Kreide" wahr. B heute recht eindeutig zitronig; die "orangen Obertöne" sind weitgehend verschwunden.

Achso, wenn ich euch peste, müßt ihr mir das sagen. Ansonsten müßten die Reste noch für zwei weitere Updates reichen. :ugeek: :P
Besten Gruß, Karsten
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